Willy Garaventa
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Willy Garaventa

Biografie des Schweizer Seilbahnpioniers

  1. 240 Seiten
  2. German
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Willy Garaventa

Biografie des Schweizer Seilbahnpioniers

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Über dieses Buch

Der italienische Tunnelarbeiter Giuseppe Garaventa, 41 Jahre alt, ein Mann, der weder lesen noch schreiben kann, heiratet 1877 die 22-jährige Maria Dorothea Mettler - Tochter seines Zimmervermieters in Goldau (SZ). Damit beginnt eine Erfolgsgeschichte über drei Generationen hinweg: Sohn Karl Garaventa baut in den 1920er-Jahren einfache Transportseilbahnen und den Enkeln Karl jun. und Willy Garaventa gelingt in den 1960er-Jahren der Sprungin die Weltliga. Im Gleichschritt mit dem sich ausbreitenden Tourismus erobern Garaventa-Seilbahnen die Schweizer Alpen und bald auch andere Gipfel in der ganzen Welt. Die Schweizer Seilbahnpioniere Garaventa arbeiten monatelangauf Baustellen in Grönland, Kanada und den USA.Auf der Basis zahlreicher Interviews erzählt Rebekka Haefeli anschaulichdie aussergewöhnliche Biografie von Willy Garaventa und die Firmengeschichte. Ein spannender, reich bebilderter Beitrag zur Schweizer Seilbahngeschichte, der bis in die Gegenwart reicht.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783039199495

Garaventa-Bahnen werden zum Geschäft

Vater und Sohn spannen zusammen
Karl Garaventa gewährte seinen Söhnen schon früh Einblick in die Arbeit, mit der er sein Geld verdient. Seinen jüngeren Sohn nimmt der Vater so oft es geht mit, wenn er im Wald Holz schlägt und dieses mit den ersten, einfachen Seilbahnen abtransportiert. Der kleine Willy Garaventa ist fasziniert. Was er sieht, imponiert ihm. In die Zeit seiner Kindheit fällt die Mitarbeit des Vaters am Bau des Klosterkraftwerks in Engelberg. Die Benediktiner lassen ein eigenes Wasserkraftwerk mit Staubecken errichten, damit die Stromversorgung des Klosters auch in unsicheren Zeiten gesichert ist. Karl Garaventa baut einen Kabelkran, um die Druckleitung zu verlegen. Dank einer Werkseilbahn, mit der Werkzeug und Material auf den Berg transportiert werden, kann das Bauvorhaben beschleunigt werden.
Im Jahr 1941 ist Willy Garaventa sieben Jahre alt. Karl Garaventa nimmt den Sohn in den Schulferien mit auf die Baustelle. Willy Garaventa hat die Zeit in Engelberg in lebhafter Erinnerung. «Ich lernte dort oben Velo fahren, mit einem Herrenvelo, das viel zu gross für mich war», erzählt er. Einmal verliert er die Kontrolle über das Fahrrad und prallt beim Klostereingang gegen eine Mauer. Er bleibt unverletzt, und das Velo kann zurechtgebogen werden. Diese Wochen in Engelberg sind für den kleinen Willy Garaventa beeindruckend. Er bekommt einen Einblick in das Leben der Benediktiner. Die Mahlzeiten nehmen Vater und Sohn gemeinsam mit den Ordensbrüdern im Kloster ein.
Während Sohn Willy grösser wird, die Primarschule absolviert, eine Zeit lang im Internat ist und schliesslich seine Lehre und die Rekrutenschule absolviert, wird der Vater versiert im Seilbahnbau. Mit seinem technischen Verständnis, seinem Einfallsreichtum und seiner Freude am Experimentieren schafft er die Basis für den Erfolg der Firma Garaventa. Dabei verdient er zu dieser Zeit nicht viel Geld, sondern muss jeden Rappen umdrehen. «Ich weiss noch, wie mir der Vater zeigte, wie man mit dem Hammer krumme Nägel gerade schlägt, um sie wiederverwenden zu können», sagt Willy Garaventa. «Verschwenderisch zu sein, konnten wir uns nicht leisten.» Indem der Vater dem Sohn zeigt, worauf es in der Werkstatt ankommt, weckt er sein Interesse. Später, als Willy älter ist, sieht ihn der Vater auch als Arbeitskraft. Wenn Karl Garaventa viel zu tun hat und die Arbeit kaum mehr ohne Unterstützung bewältigen kann, leiht er seinen Sohn eine Zeit lang beim Lehrbetrieb aus und zahlt den Lehrmeister dafür. Der Lehrling geht selbstverständlich leer aus, macht sich aber keine weiteren Gedanken darüber.
Unter der Federführung von Vater Karl Garaventa werden in der folgenden Zeit in der Zentralschweiz zahlreiche Seilbahnen gebaut. In der Werkstatt im Haus an der Artherstrasse in Immensee entstehen viele kleinere Materialseilbahnen, die für die Forst-, Alp- und Landwirtschaft unwegsames Gebiet erschliessen.30 Karl Garaventa montiert die Anlagen und baut sie auf. Manchmal verkauft er sie, teilweise vermietet er sie und nimmt sie, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben, wieder zurück. Mittlerweile ist er in der ganzen Schweiz tätig und bietet Seilbahnen und seilgestützte Baustellenmaschinen für unterschiedliche Verwendungen an. Darunter sind Bauseilbahnen, Kabel- und Holzseilkräne. Im Krieg bezieht die Armee einige Bahnen für Transporte im Gebirge bei ihm.
Karl Garaventa plant und realisiert auch Umbauten von Seilbahnen. In den 1940er-Jahren baut er eine Materialseilbahn in eine Zwei-Personen-Seilbahn um.31 Sie geht als erste Garaventa-Personenseilbahn in die Geschichte ein. Die Kapazität reicht schon bald nicht mehr, und die Anlage wird 1959 für den Transport von vier Personen neu erstellt und Jahre später, 1971, auf 15 Personen erweitert. Karl Garaventa beschäftigt in seinem Unternehmen gegen Kriegsende bereits bis zu vier Mitarbeiter.32 Später baut er auch Seilbahnen für Lawinenverbauungen.
In Rickenbach im Kanton Schwyz steht eine Bahn, die ursprünglich für Milchtransporte gebaut wurde. Bald schleicht sich eine Unsitte ein: Verbotenerweise und gegen Trinkgeld wird sie für Personenfahrten genutzt. Als die Nachfrage nach den Seilbahnfahrten zusehends steigt, siegt der Pragmatismus, und die Bahn wird auch aus Sicherheitsgründen ersetzt. 1952 wird eine neue Pendelbahn erstellt, die mit kantonaler Konzession für den Transport von vier Personen zugelassen ist. Fünf Jahre später folgt der Neubau der zweiten Sektion zwischen Huserenberg und Rotenfluh mit eidgenössischer Konzession für zehn Personen.
Die Auftragslage ist gut in jenen Jahren. Willy Garaventa erinnert sich allerdings daran, dass sein Vater lange nicht wirklich ernst genommen wurde. «Niemand glaubte an ihn. Als ehemaliger Holzakkordant, der auf Seilbahnen umgesattelt hatte, galt er als Aussenseiter.» Bekannte Namen im Seilbahngeschäft sind zu dieser Zeit Niederberger, Von Roll, Küpfer, Oehler, Bell und später Habegger und Städeli. «Mein Vater arbeitete zwischendurch auch für einige dieser Unternehmen oder übernahm für sie Aufträge», weiss Willy Garaventa. Umgekehrt beschäftigte Karl Garaventa manchmal Arbeiter, die zuvor Erfahrungen bei den anderen Firmen gesammelt hatten. Es gibt also eine gewisse Zusammenarbeit in der Branche sowie einen Austausch von Personal und Expertise. «Da liegt es auf der Hand, dass der eine dem anderen einmal etwas abschaute», sagt Willy Garaventa mit einem Augenzwinkern. Verschiedene Formen der Kooperation werden in den späteren Jahren fortgesetzt, bis es schliesslich zu einer Konzentration in der Seilbahnbranche kommt. Bis es so weit ist, wird es aber noch mehrere Jahrzehnte dauern.
Willy Garaventa steigt also 1953, nach der Rekrutenschule und dem Abschluss der Lehre, ins Geschäft des Vaters ein. Sofort packt er mit an, ist von einem Tag auf den anderen voll dabei. Er erinnert sich, wie hart die Arbeit an den Transportseilbahnen damals war. Helikopter werden noch nicht eingesetzt. «Wir mussten das ganze Material, inklusive der schweren Seile, zu Fuss den Berg hinauftragen.» Manchmal schliesst sich eine Gruppe von Männern zu einer Seilschaft zusammen:Jeder nimmt ein Stück des aufgerollten Seils an sich und trägt die Last, nur wenige Schritte hinter dem Vordermann gehend, den Berg hinauf. Ein einzelner Seilring wiegt allein schon rund zwanzig Kilogramm, das ganze Seil hat ein Gewicht von vielleicht 150 bis 200 Kilogramm. Am Ziel angekommen, haspeln die Männer das Seil auf eine Seilwinde auf. Die improvisierte Bergstation ist damit eingerichtet. Mit dieser Windenseilbahn wird Material wie zum Beispiel Holz für die Stützen in Regionen über der Baumgrenze transportiert. Die Seilwinde wird mit einem Benzin- oder Dieselmotor angetrieben.
Nach dem Aufhaspeln des Seils befasst sich der Chef – meistens der Vater – näher mit der Umgebung. Von Auge beurteilt er die Topografie und muss sich für eine Seillinie ins Tal entscheiden. Dabei verlässt er sich auf seine Erfahrung und Intuition. Er wählt die Linie, die optisch am günstigsten erscheint. «Geräte zur Vermessung der Landschaft wie Theodoliten standen uns damals nicht zur Verfügung», erzählt Willy Garaventa, «die Anschaffung war für die Firma zu teuer.» Also gehen zwei oder drei Männer, mit Kompass und Landkarte ausgerüstet, los, um die Seillinie mit Pfählen abzustecken. Manchmal zieht man auch nur einen Bleistiftstrich auf der Landkarte und macht sich mit einer langen Schnur auf den Weg, um die Strecke abzulaufen. Die Männer sind bei Kälte und Wind draussen. «Hin und wieder mussten wir die Arbeit unterbrechen, weil es zu sehr stürmte», erinnert sich Willy Garaventa. «Wenn möglich suchten wir in einer Alphütte Zuflucht. Mit etwas Glück konnten wir uns dort bei einem Kaffee mit Schnaps wieder aufwärmen.» Die Ausrüstung ist damals noch viel einfacher als heute. Ein alter Militärmantel schützt vor Regen und Schnee. Schuhe gibt es schon zu dieser Zeit gute, sie kosten aber ein halbes Vermögen. Nicht jeder kann sich ein Paar Schuhe für über hundert Franken leisten.
Das Gelände ist herausfordernd, denn stets ist es steil. Das Unfallrisiko ist hoch, vor allem, wenn neue, unerfahrene Arbeiter dabei sind. Manchmal stellt sich erst auf der Baustelle heraus, dass sie nicht gut geschult sind. Mit jeder Transportbahn sammeln die Männer neue Erfahrungen. Noch handelt es sich bei jeder Bahn um eine Einzelanfertigung, die dem Zweck und den topografischen Gegebenheiten angepasst wird. Erst zu einem späteren Zeitpunkt beginnen die Garaventas, mit vorfabrizierten Antrieben, vorfabrizierten Umlenkstationen und vorfabriziertem Mastenmaterial zu arbeiten. Die Seilspannung und die Dicke des Seils werden in den Anfängen anhand von Faustregeln geschätzt. Erst später, als sich der Seilbahnbau zur Industrie zu entwickeln beginnt, existieren von Ingenieuren entwickelte Tabellen, mit denen man gewisse Berechnungen anstellt.
Eine der ersten Arbeiten, die Willy Garaventa im Auftrag seines Vaters erledigt, führt ihn Mitte der 1950er-Jahre in den Kanton Uri, in die Nähe von Gurtnellen. Er ist an der Montage einer Vier-Personen-Seilbahn von Intschi nach Arni beteiligt. Die Seilwinde, die er für die Montage der Tragseile zur Verfügung hat, ist zu schwach. Eine stärkere einzusetzen, kommt aber nicht infrage: Ohne Helikopter würde man es nicht schaffen, sie auf den Berg zu transportieren. Willy Garaventa behilft sich mit einer Flaschenzugkonstruktion und halbiert damit das Gewicht. Um das Problem ein für alle Mal zu lösen, konstruiert er später eine Seilwinde, die sich in etwa fünfzig tragbare Teile zerlegen lässt. Einzelne Stücke wiegen zwischen zwanzig und fünfzig Kilogramm. Das schwerste Teil, der Zweizylindermotor, ist ungefähr achtzig Kilogramm schwer. Die Seilspule, im Jargon «Trommel» genannt, wiegt 150 Kilogramm. Vier Männer sind in der Lage, diese, an einer Stange befestigt, mit vereinten Kräften bergwärts zu tragen.
Mit Karl Garaventas Unternehmen, in dem jetzt auch Willy Garaventa aktiv ist, geht es in den folgenden Jahren aufwärts. Durch den Bau von Kraftwerken gibt es viel Arbeit in der Schweiz. Staumauern entstehen, die mithilfe von Lastseilbahnen gebaut werden, und für die Stromverteilung braucht es Masten und Stromleitungen. Später, in den 1960er-Jahren, kommt der Nationalstrassenbau mit Brücken dazu. Die Auftragsbücher füllen sich, da sich die Garaventas immer mehr auf den Einsatz von schwenkbaren Kabelkränen spezialisieren und diese auch vermieten und verkaufen. Kabelkräne werden im Strassenbau, aber ebenso für den Brückenbau über Schluchten eingesetzt, wo ein normaler Baukran nicht aufgestellt werden kann, weil die zu überwindenden Distanzen zu gross sind. Kabelkräne eignen sich besonders für Baustellen, auf denen grosse Spannweiten und Höhen abgedeckt werden müssen.33 Zwischen zwei Masten, die an Seilen im Boden verankert sind, werden Tragseile gespannt. An diesen wird ein Bauteil, das als «Laufkatze» bezeichnet wird, befestigt. Am Hubseil dieser Laufkatze wird die Last angehängt und gehoben oder gesenkt. Mit einem Fahrseil kann sie horizontal das Seil entlang bewegt werden. Die Firma Garaventa entwickelt Kabelkräne, deren Masten beidseitig ausschwenkbar sind.34 Damit kann eine Baustelle nicht nur in der Längsrichtung, sondern auch quer bedient werden.
Das Unternehmen hat in kurzer Zeit eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Karl Garaventa, der eigentlich Bauer werden sollte, hat im Seilbahnbau reüssiert und eine solide Grundlage für das Wachstum der Firma geschaffen. Im Jahr 1956, im Alter von 68 Jahren, zieht er sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurück und übergibt den Betrieb seinem jüngeren Sohn Willy. Dieser führt weiter, was der Vater in den zurückliegenden Jahren aufgebaut hat. Es ist jetzt sieben Jahre her, seit sich sein Bruder Karl jun. selbstständig gemacht hat. Damals ging der Vater davon aus, dass sein älterer Sohn im Holzschlag, Holztransport und Holzhandel tätig sein und für die Arbeiten ebenfalls Materialseilbahnen einsetzen würde. Er nimmt an, dass sich Karl jun. von der Gegend um Immensee fernhalten und keine Personenseilbahnen bauen wird, um innerhalb der Familie keine Konkurrenz entstehen zu lassen.
Auch als sich Karl Garaventa im Ruhestand befindet, verfolgt er die Tätigkeit der Söhne mit grossem Interesse. Dass sich die Geschäftstätigkeiten der beiden Brüder bald grundlegend verändern werden, ahnt zu diesem Zeitpunkt niemand.
Karl Garaventas’s Söhne übernehmen
Auch Karl Garaventa jun. betreibt sein Geschäft in diesen Jahren erfolgreich. Er stellt ebenfalls Materialseilbahnen her. Zum Geschäft des Vaters gibt es in der ersten Hälfte der 1950er-Jahre ansonsten keine Berührungspunkte. Einmal übernimmt Karl jun. umfangreiche Aufräumarbeiten nach einem Orkan, der im Dezember 1954 über das Weisstannental im Sarganserland gefegt ist. Der Einsatz findet Eingang in den Bericht einer lokalen Zeitung. Daraus geht hervor, wie schwer die Schäden waren, die der orkanartige Föhnsturm in den Wäldern verursachte und wie komplex sich die Aufräumarbeiten gestalteten. Ganze Waldparzellen waren zerstört, Stämme geknickt und Bäume entwurzelt. Die Fotos, mit denen der Artikel illustriert ist, zeigen die Baumstämme, die wie Zündhölzer kreuz und quer auf dem Boden liegen.
«Ein Wirrwarr ohnegleichen, ein Schlachtfeld eigener Art!» schreibt der Berichterstatter, der die Zerstörung vor Ort begutachtet hat. «Seit Wochen sind nun emsige Hände daran, das Holz aufzuarbeiten und zu Tale zu bringen. Da es an einheimischen Kräften fehlte, um die grosse Masse Holz rechtzeitig zu Tal zu bringen und die bestehende Waldung vor der Borkenkäfergefahr zu schützen, hat der Ortsverwaltungsrat Mels die Aufarbeitung und das Abseilen eines grossen Teiles des Holzes der für solche Zwecke besteingerichteten Firma K. Garaventa in Immensee übertragen. Zirka 30 bis 40 junge Italiener, meist aus dem Veltlin, sind daran, das Holz zu hauen und für den Abtransport bereit zu stellen.»35 In dem Bericht heisst es weiter, ein Grossteil des Holzes werde zu Papierholz gerüstet und an Papierfabriken geliefert. Auch als Bauholz fänden die Bäume guten Absatz.
In die Zeit, in der Willy Garaventa den väterlichen Betrieb übernommen hat, fällt die Ausschreibung für den Bau einer Zehn-Personen-Seilbahn, die von Küssnacht am Rigi auf die Seebodenalp führen soll. Seit 1954 fährt bereits eine Luftseilbahn mit zwei Kabinen für je vier Personen auf die Seebodenalp; diese war durch die Steffisburger Seilbahnfirma Küpfer erstellt worden. Sie soll nun durch eine grössere Bahn – mit Kabinen für je zehn Personen – ersetzt werden.36 Vater Karl Garaventa hatte damals mit einer anderen Firma den Seilzug übernommen.
1957 reicht Willy Garaventa für den Umbau eine Offerte ein. Sein Bruder macht, wie sich bald herausstellt, dasselbe. Für Willy Garaventa und seinen Vater kommt der Schritt überraschend. Sie nehmen zur Kenntnis, dass eine direkte Konkurrenzsituation entstanden ist. «Ich suchte dann das Gespräch mit meinem Bruder», erzählt Willy Garaventa. «Wir kamen überein, dass es nicht schlau sei, gegeneinander zu arbeiten, auch mit Blick auf die Zukunft.» Die Brüder einigen sich auf ein gemeinsames Projekt. Der Umbau der Seilbahn auf die Seebodenalp ist der erste Auftrag, den die Brüder zusammen ausführen. Neben den beiden Kabinen müssen die Trag- und Zugseile sowie der Antrieb ausgewechselt werden. Am Umbau ist auch die Seilbahnfirma Küpfer beteiligt.
Die beiden Brüder beschliessen, ihre Betriebe zusammenzulegen, und am 1. Januar 1957 entsteht die Kommanditgesellschaft Karl Garaventas’s Söhne, Seilbahn-Maschinenbau, 6405 Immensee. Willy und sein Bruder Karl besiegeln damit ihre Zusammenarbeit. Der Personalbestand wird ab diesem Zeitpunkt stetig erweitert. Als kaufmännischen Direktor stellen die Brüder mit Karl Trütsch eine externe Führungsperson ein. Trütsch überzeugt durch sein korrektes und entschlossenes Auftreten und die Perfektion, die er in kaufmännischen Belangen zeigt. Willy Garaventa sagt: «Er hatte die Ein- und Ausgaben jederzeit im Griff und war die Schlüsselperson für das wirtschaftliche Funktionieren des Unternehmens.» Die beiden Brüder schenken Trütsch ihr Vertrauen.
Allmählich beschäftige...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Aufbruchstimmung
  7. Die ersten Garaventa-Seilbahnen
  8. Garaventa-Bahnen werden zum Geschäft
  9. Die Reise um die Welt beginnt
  10. Berg-und-Tal-Fahrt
  11. Ein Wendepunkt kündigt sich an
  12. Ein Gespräch zur Zukunft der Seilbahnen
  13. Schlusswort
  14. Autorin und Dank
  15. Anhang
  16. Anmerkungen
  17. Bildnachweis
  18. Informationen zu einigen wichtigen Pendelbahnen