Im Fahr
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Im Fahr

Die Klosterfrauen erzählen aus ihrem Leben

  1. 300 Seiten
  2. German
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Im Fahr

Die Klosterfrauen erzählen aus ihrem Leben

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

"Keine Kinder haben zu können, wog schwer", sagt Schwester Matthäa. Siebzehn Benediktinerinnen des Kloster Fahr erzählen aus ihrem Leben und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. So fordert Schwester Fidelis: "Es muss etwas geschehen in der katholischen Kirche." Die Frauen berichten über ihre Herkunft, ihre Entscheidung fürs Kloster, ihren Alltag im Rhythmus von Arbeit und Gebet und das Leben in einer Gemeinschaft, die man sich nicht ausgesucht hat. Entbehrungen, Enttäuschungen, aber auch Freuden kommen dabei zur Sprache. Die berührenden Porträts geben den Blick frei hinter die Klostermauern, in eine fremde, faszinierende Welt. Sie dokumentieren eine Lebensweise, wie sie in dieser Form vielleicht schon bald nicht mehr existieren wird. Der Fotograf Christoph Hammer begleitete die Frauen während eines Jahres. Seine Bilder vervollständigen die Porträts. Und ein Text der Historikerin Denise Schmid setzt das Kloster Fahr und seine Geschichte in einen grösseren Zusammenhang.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783039199433
Leben im Kloster Fahr – lange Tradition, langsamer Wandel
Denise Schmid, Historikerin
Glocken spielen im Kloster Fahr bis heute eine grosse Rolle. Sie sind Ausdruck und Symbol eines jahrhundertelang gepflegten Lebensrhythmus, den die säkularisierte und industrialisierte Welt rund um die fünfzig Hektar grosse Landwirtschafts- und Klosterwelt vor den Toren Zürichs längst abgestreift hat. Sechsmal am Tag ruft die Glocke des Kirchturms die zwanzig Nonnen zum Gebet. Beim Mittag- und Abendessen läutet die Priorin mit einer kleinen Tischglocke Anfang und Ende der Mahlzeit ein. Und in den breiten Klostergängen der barocken Anlage hört man da und dort eine alte Standuhr die Stunde schlagen. Das Leben im Kloster hat klare Strukturen.
Vor 888 Jahren wurde das Kloster gestiftet, seit mehr als 750 Jahren beten und arbeiten hier katholische Nonnen. Unterbrüche und Wandel gab es in dieser langen Zeit auch, aber die Veränderungen waren, gemessen an den vielen Jahrhunderten, gering; das zeigt der Fortbestand der vielen Traditionen.
Die Benediktinerinnen im Kloster Fahr leben nach der Regel des heiligen Benedikt von Nursia aus dem Jahr 540. Sie tragen den langen schwarzen Habit mit Schleier und weissem Kragen wie im Mittelalter und wohnen in einer 300-jährigen barocken Klosteranlage. Sie weben Stoffe auf mechanischen Webstühlen und nähen Messgewänder. Sie trocknen Kräuter und Apfelringe, brennen Weine und Schnäpse, leben und arbeiten auf einem grossen Gutsbetrieb wie Generationen vor ihnen. Der oft bemühte Vergleich, das Fahr sei eine Insel in der Hektik des modernen Alltags, gilt nicht nur für die grüne Oase inmitten des überbauten und verkehrsgeplagten Limmattals. Die Ordensschwestern führen ein Leben, das tief verankert ist in einer jahrhundertealten Tradition, und so ist der streng regulierte Alltag im Wechsel von Gebet und Arbeit – Ora et labora – auch heute noch eine anschauliche Form von täglich gelebter Geschichte. Aber nicht nur. Das Fahr ist auch ein nach modernen Managementprinzipien verwalteter vielfältiger Betrieb mit 25 Mitarbeitenden.
Veränderung, Öffnung, Modernisierung waren in den vergangenen Jahren wichtige Stichworte für das Kloster und seine Gemeinschaft. Auch in den Porträts der Ordensfrauen wird davon berichtet. Längst siezen sich die Schwestern nicht mehr, Mitsprache gehört zum Gemeinschaftsleben, und die früher strikte Klausur ist mehr Freiheiten wie der Möglichkeit von Spaziergängen und eines zweiwöchigen Urlaubs gewichen. Die Neuzeit hielt auch mit modernen Küchen- und Landwirtschaftsgeräten Einzug, mit Internetzugang, Computernetzwerk und einem Flachbildschirm an der Wand der Konventstube. Seit der Renovation 2016 gibt es sogar fliessendes warmes Wasser in den Klosterzellen. Solche Entwicklungen wirkten schon immer erst mit Verzögerung in das Klosterleben hinein. Sie stehen hier nicht im Zentrum des Interesses. 1918 brannte beispielsweise das erste Mal elektrisches Licht im Kloster Fahr, mehr als drei Jahrzehnte nach dem ersten Aufkommen in der Schweiz Anfang der 1880er-Jahre. Im Eintrag vom 19. Juni 1918 heisst es in der Klosterchronik: «Eine grosse Aufregung und Neuigkeit erfüllt das ganze Kloster: Das elektrische Licht brennt zum ersten Mal, während der Vesper bis etwa um 5 Uhr, mit Ausnahme von der Kirche. Die Klosterfrauen finden es schön und wunderbar.»1
Die Frauenklöster balancieren seit Jahrhunderten auf einem schmalen Grat zwischen Selbstständigkeit und Freiräumen – die es im Mittelalter in dieser Form für Frauen nur im Kloster gab – und der Unterordnung und Abhängigkeit von der patriarchalen katholischen Hierarchie, die es Frauen verbietet, Messen zu lesen oder die Beichte abzunehmen. Der Umstand, dass Jesus sich nur Männer als Apostel erwählte, dient bis heute als Rechtfertigung, dass Frauen keine geweihten Kirchenämter bekleiden dürfen. Seit seiner Gründung 1130 gehört das Kloster Fahr zum Kloster Einsiedeln und unterstand bis 2005 immer der Verwaltung und Hoheit eines Einsiedler Propsts. Er führte den ansehnlichen Betrieb. Die Priorin, die früher «Meisterin» hiess, war vor allem für das Spirituelle der Frauengemeinschaft zuständig.
Das Leben nach der Benediktinerregel verlangt Gehorsam, Beständigkeit und klösterlichen Lebenswandel. Darunter versteht man ein eheloses, besitzloses, auf Gott in Gebet, Schriftlesung, Liturgie und Betrachtung bezogenes Leben. Für die Frauen wurden diese Regeln zusätzlich zurechtgebogen. Nach dem «Speculum Virginum» aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts – einer Art Handbuch für Geistliche, die Frauenklöster betreuen – ist die wichtigste Tugend einer benediktinischen Nonne Demut, gefolgt von Liebe und Keuschheit.2 Doch es gab Phasen im 14. und 15. Jahrhundert, in denen das Gebot der Armut und des gemeinsamen Tisches nicht mehr eingehalten wurde. Klosterfrauen aus wohlhabenderen Familien verwalteten ihre eigenen Pfründe, hatten Mägde und bildeten eigene Hausgemeinschaften.3 Vor der Reformation «verweltlichte» das Klosterleben in Männernsowie in Frauenklöstern. Man missachtete die Klausur – also das Verbleiben im abgeschlossenen, den Nonnen vorbehaltenen Bereich innerhalb der Klostermauern – und besuchte beispielsweise gerne die warmen Quellen in Baden. Das gehörte zum Lebensstil der bürgerlichen und adligen Oberschicht, aus der die Mönche und Klosterfrauen damals stammten.4
Nach der Auflösung des Klosters Fahr während der Reformation und der Wiederetablierung Ende des 16. Jahrhunderts griffen wieder strengere Regeln. Die Einbindung in die stabile Organisation der katholischen Kirche und die Anziehungskraft dieses besonderen Orts und seiner speziellen Lebensart waren am Ende immer wieder stärker. Auch einer zweiten Auflösung 1841 widerstand das Fahr, und wenn heute noch zwanzig Benediktinerinnen dort leben, dann ist das nicht wenig, sondern entspricht etwa dem Durchschnitt der vergangenen Jahrhunderte. Neu ist nur, dass die Schwesterngemeinschaft überaltert ist, der Nachwuchs fehlt und die Zukunft nach 888 Jahren ungewiss ist.
Klosterleben im Mittelalter
Das asketische Leben in einer geschlossenen Gemeinschaft, im Rhythmus von Arbeit und Gebet, übte schon im Frühmittelalter eine starke Anziehung aus. Auch Frauenklöster entstanden schon früh. In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts sind sie in Italien belegt, meist wurden sie von Frauen aus der Aristokratie gegründet. Ende des 11. und zu Beginn des 12. Jahrhunderts gab es eine starke weibliche Frömmigkeitsbewegung, aber noch viel weniger Frauenals Männerklöster. Die Kirche setzte sich für mehr Frauenklöster ein, nicht zuletzt, weil die bisherigen Klöster meist hochadligen Frauen vorbehalten waren und nun vermehrt Frauen von adligen Dienstleuten, städtische Patrizierinnen und Frauen aus bürgerlichen Familien in die Klöster drängten.5
Weshalb trat man im Mittelalter in ein Kloster ein? Da die meisten Mädchen schon im Alter von vier oder fünf Jahren fürs Kloster bestimmt wurden und mit acht bis zwölf Jahren eintraten, kann man davon ausgehen, dass die väterliche Familienplanung den Ausschlag gab. Der Klostereintritt war günstiger als eine Mitgift. Ausserdem herrschte Frauenüberschuss. Doch es gab auch immer wieder Witwen, die das Klosterleben anzog und die diesen Weg selbst wählten. Der Wunsch nach wirtschaftlicher Sicherheit und sozialer Geborgenheit mag mitgespielt haben. Frauenklöster eröffneten Frauen Freiräume; die Freiheit von der Fron der Ehe allerdings lösten sie ein gegen die Unterordnung unter ein System von Regeln und Geboten und den bedingungslosen Dienst an Gott.
Dennoch gab es im Kloster einen Freiraum, den es sonst in dieser Form für Frauen kaum gab: den geistigen Freiraum. Klöster boten Frauen die Möglichkeit, sich zu bilden. Hier konnten sie lesen, schreiben und Latein lernen. Besassen sie intellektuelle Fähigkeiten, liessen sie sich wohl nur im Kloster ausleben. Berühmtestes Beispiel dafür ist die 1098 geborene Hildegard von Bingen. Sie verfasste naturkundliche und medizinische Schriften, komponierte geistliche Lieder, hielt öffentliche Predigten und wird bis heute in der katholischen Kirche als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt. Sie war eine geistliche Intellektuelle, die sich ihr Rüstzeug im Kloster aneignete und ihre Möglichkeiten dort auch ausleben konnte. Hilpisch spricht von einer Blütezeit der Frauenklöster vom 8. bis Mitte des 13. Jahrhunderts und sagt, sie hätten den Frauen einen Lebensinhalt gegeben, der weit über das geistige Niveau von Bürgersfrauen oder Adligen hinausgegangen sei.6
Gründungszeit des Klosters Fahr
Die Geschichte des Klosters Fahr beginnt im Jahr 1130, also in der Hochphase des Klosterwesens im deutschsprachigen Raum. Nie wurden mehr Klöster gegründet als Ende des 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, darunter allein siebzig Benediktinerinnenklöster.7 Und zwischen 1100 und 1250 entstanden insgesamt nochmals rund 350 Frauenklöster.8
Im Gebiet der heutigen Schweiz gab es damals fünf bis sieben benediktinische Frauenklöster. Die Fraumünsterabtei in Zürich bestand schon seit dem 9. Jahrhundert. Das Kloster Muri war 1027 von Ita von Lothringen und ihrem Mann, dem habsburgischen Grafen Radbot, als Doppelkloster mit Nonnen und Mönchen gestiftet worden; das Frauenkloster siedelte um 1200 nach Hermetschwil um. St. Agnes in Schaffhausen entstand 1080. Und 1120 gründete Konrad von Sellenbüren ein benediktinisches Doppelkloster in Engelberg. Zehn Jahre später schenkte Freiherr Lütold von Regensberg dem Kloster Einsiedeln das Gebiet «Vare» an der Limmat mitsamt der dortigen Kapelle, den Leuten, Gebäuden, Einrichtungen, Rechten und mit der Auflage, dort ein Frauenkloster zu errichten und zu erhalten.
Solche Gründungen liefen immer ähnlich ab. Ein Feudalherr stiftete das Kloster, übergab ihm Land, Leute und die dazugehörigen Zinsen und Einnahmen, behielt aber die Vogtei, das heisst die Gerichtsbarkeit. Das Kloster wurde damit Grundherr im Feudalstaat und war Teil der politischen Hierarchie, gleichzeitig war es Teil der kirchlichen Hierarchie, im Fall der Frauenklöster aber eigentlich immer in Abhängigkeit eines Männerklosters. Das Fraumünsterstift in Zürich mit seiner Äbtissin bildete eine Ausnahme. Die Frauenklöster des 11. und 12. Jahrhunderts waren keine selbstständigen Abteien, sondern rechtlich, wirtschaftlich und geistlich an ein Mönchskloster angeschlossen. Die frühen Doppelklöster wie Engelberg oder Muri gab man früher oder später wieder auf. Die zu grosse Nähe von Mönchen und Nonnen bewährte sich nicht. Doch trotz räumlicher Verlegung blieb die Abhängigkeit lange Zeit bestehen. Der oberste Herr über das Frauenkloster war der Abt des Hauptklosters. Das gilt für das Kloster Fahr nach wie vor. Heute bilden Einsiedeln und Fahr das einzige noch verbliebene Doppelkloster weltweit. Der Abt von Einsiedeln war und ist Herr über beide Klöster. Seine Aufgaben nahm im Fahr über viele Jahrhunderte ein Propst wahr, der aus den Reihen der Mönche gewählt wurde.9 Der Frauenkonvent wurde im Mittelalter von einer Meisterin geleitet, heute von der Priorin. Die Abhängigkeit der Nonnen von einem Mönchskloster war Spiegel der patriarchalen Organisationsstrukturen in Kirche und Staat, band die Frauenklöster aber auch in die bestehenden Strukturen ein und bot ihnen Schutz.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Klosterleben im Fahr einzog. Hundert Jahre nach der Stiftung durch die Regensberger wird 1224 von einer «Cellula», also einem bescheidenen Kloster, gesprochen. Ab 1243 ist ein voll funktionierendes Klosterleben mit einer Meisterin, einem Propst und einem Beichtvater nachweisbar.10 Das Kloster Fahr kannte zwar keine Ständeklausel wie das Fraumünsterkloster in Zürich, das eine hochadlige Abtei war, doch von den 141 Nonnen, die von 1243 bis zur Reformation im Kloster Fahr lebten, kamen nur 22 aus lokalen Bauernfamilien, einige waren bürgerlicher Herkunft, die Mehrheit aber entstammte ebenfalls ritterlichem Adel. Im 14. und 15. Jahrhundert zeichnete sich eine Entwicklung in Richtung «Damenstift» ab, mit der zuvor erwähnten wirtschaftlichen Selbstständigkeit einiger vermögender Klosterfrauen.11
Einfach war das Klosterleben im Mittelalter nie. Das Kloster Fahr erlebte viele Höhen und Tiefen: die spätmittelalterliche Agrarkrise, klimatische Ausschläge, die Pest, Überschwemmungen und vieles mehr. Dazu kamen im 14. Jahrhundert Spannungen zwischen der Priorin, dem Propst und dem Abt von Einsiedeln, weil die Aufgabenteilung nicht immer klar war. Auffällig ist, mit wie viel Selbstvertrauen die mittelalterlichen Meisterinnen des Klosters die Zeitumstände bewältigten, wie sie Land verkauften und kauften, Nachbarn des Klosters vor Gericht zogen oder sich gegen Entscheidungen des Propsts wehrten und selbstbewusste Testamente verfassten. Auffällig auch, dass das Vertrauen in die Frauengemeinschaft immer gross war. Das Kloster wurde während der oft blutigen Fehden zwischen Eidgenossen und Habsburgern im 14. und 15. Jahrhundert immer wieder als Treffpunkt für Waffenstillstands- und Friedensgespräche genutzt.12 Doch dann kündigte sich langsam eine neue Zeit an. 1450 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern, eine Medienrevolution, die in den folgenden Jahrzehnten die Verbreitung von Büchern und damit von neuen Ideen einfacher machte.
Die Missbräuche in der katholischen Kirche riefen Anfang des 16. Jahrhunderts die Reformatoren auf den Plan. Ulrich Zwingli besuchte das Kloster Fahr 1524 und empfahl den Klosterfrauen, die Heilige Schrift in «tütscher Sprach» zu lesen. Sie könnten auch heiraten und ihr eingebrachtes Gut beim Verlassen des Klosters mitnehmen. Offenbar gab es damals nur noch wenige Nonnen im Fahr, und diese verliessen nach und nach das Kloster, einige heirateten. Doch während sich die Kirche in Zürich radikal wandelte, Heiligenverehrung, Bilderkult, Prozessionen und Zölibat abgeschafft und die Klöster in und um Zürich aufgelöst wurden, hielt das kleine Frauenkloster Fahr länger stand. Die Meisterin, Veronika Schwarzmurer, war die letzte, die 1543 das Fahr verliess.13 Einen Propst gab es nicht mehr, die Verwaltung lag danach einige Jahre in den Händen des Schaffners, also des Meisterknechts.
Auch das Kloster Einsiedel...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Inhalt
  4. Vorwort
  5. Die benediktinische Tagesordnung
  6. Schwester Fidelis. Die ehemalige Priorin und Leiterin der Klosterführungen
  7. Schwester Beatrice. Die Gemüsegärtnerin und Hirtin
  8. Schwester Marie-Theres. Die Imkerin und Organistin
  9. Schwester Matthäa. Die Töpferin und Kunsthandwerkerin
  10. Schwester Gabriela. Die Schaffnerin, Malerin, Köchin
  11. Schwester Martina. Die Pförtnerin und Gästebetreuerin
  12. Schwester Veronika. Die Krankenpflegerin und Kräuterfrau
  13. Schwester Raimunda. Die Pförtnerin und Fachfrau Reinigung
  14. Schwester Petra. Die Hauswirtschaftslehrerin und Näherin
  15. Leben im Kloster Fahr – lange Tradition, langsamer Wandel
  16. Schwester Franziska. Die Schneiderin und Sakristanin
  17. Schwester Michaela. Die Köchin und Sekretärin
  18. Schwester Bernadette. Die Weberin und Imkerin
  19. Schwester Verena. Die Chräpfli-Bäckerin und Kräutergärtnerin
  20. Schwester Christa. Die Blumengärtnerin und Floristin
  21. Schwester Andrea. Die Subpriorin und Sterbebegleiterin
  22. Schwester Josefa. Die Küchenchefin und Bäckerin
  23. Priorin Irene. Die Chefin und ehemalige Leiterin der Bäuerinnenschule
  24. Schwester Monika. Die Allrounderin und Obstbäuerin
  25. Schwester Ruth. Die Pförtnerin und Verkäuferin
  26. Schwester Daniela. Die Näherin und stille Beterin
  27. Nachwort
  28. Anhang