Geist & Leben 1/2017
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Geist & Leben 1/2017

Zeitschrift für christliche Spirtualität

  1. 110 Seiten
  2. German
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Geist & Leben 1/2017

Zeitschrift für christliche Spirtualität

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Auch im 90. Jahrgang bleibt GEIST & LEBEN dem Hl. Geist auf der Spur: Mit Berichten über die jüngste Generalkongregation des Jesuitenordens (Stefan Kiechle SJ/Notiz) und das lectio-divina-Projekt des Kath. Bibelwerks (Egbert Ballhorn), Beobachtungen zur geistlichen Ökumene zwischen Kath. Kirche und Orthodoxie (Daniel Galadza), einer Nachlese zum Jahr der Barmherzigkeit (Oliver Tanzer), einem Bericht zur Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Theologie der Spiritualität (Katharina Karl) und einem Literaturbericht über Neuerscheinungen zur Theologie des Gebets (Hilda Steinhauer), widmet sich das erste Heft des neuen Jahres ausführlich aktuellen und bleibend wichtigen Ereignissen und Themen in der Kirche. Ein Schwerpunkt zu den islamisch-christlichen Beziehungen beleuchtet das Leben Louis Massignons (Carol Cooke Eid dmm) sowie den theologischen Ansatz Paolo Dall'Oglios (Eva-Maria Lika). Ein Vortrag von Medard Kehl SJ beschäftigt sich mit "Altern in Würde"; Bernhard Knorn SJ hat einen Artikel des us-amerikanischen Jesuiten Kevin Leidich zur Bestätigung im Pilgerbericht des Ignatius übersetzt. In der Jungen Theologie schreibt Daniela Feichtinger über Ikone und Gebet bei Jean-Luc Marion; Martin Breul fragt, ob es klug ist, auf die Wahrheit des Naturalismus zu wetten; Kees Schepers stellt eine kaum bekannte Reformbewegung aus dem 16. Jh. vor, die Arnheimer Mystik. In der Lektüre erscheinen ab diesem Heft in Folge drei kurze Auslegungen von Luther-Texten aus der Feder des im Juli 2016 verstorbenen Theologen Alex Stock.

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Information

Verlag
Echter
Jahr
2017
ISBN
9783429063184
Medard Kehl SJ | Frankfurt a.M.
geb. 1942, Priester, Seelsorger,
Prof. em. für Dogmatik
Altern in Würde
Als es sich bei uns in St. Georgen vor einiger Zeit herumsprach, dass ich zu diesem Thema sprechen würde1, meinte ein deutlich älterer Mitbruder: „Du bist doch noch gar nicht so alt! Was verstehst du denn schon davon?“ In der Tat, eine gute Frage, die gleich zum Thema hinführt: Wer ist eigentlich alt? Wann gilt man als alt? Gibt es klare, generelle Kennzeichen des Alters? Bloß eine bestimmte Zahl von Lebensjahren dürfte wohl nicht hinreichend sein. Auf diese Frage geht der erste Teil meines Vortrags ein. Er erläutert die beiden Begriffe „alt sein“ bzw. „alt werden“ und „in Würde“. Im zweiten Teil möchte ich einige geistlich-praktische Anregungen für dieses In-Würde-Altern geben. Manches davon ist mir v.a. in den letzten drei Jahren durch zwei ziemlich schwere und langwierige Erkrankungen zuteil geworden. Der dritte Teil bietet einige theologische Überlegungen, worin die besondere Chance des Alters als eigene Lebensphase liegt.
Alt sein – Alt werden – das Alter
Für diese Worte gibt es keine eindeutigen Definitionen, die auf alle „alten“ Menschen gleichermaßen zutreffen. Es handelt sich um ausgesprochen relative Begriffe, die ganz verschieden bestimmt werden können. Dies hängt im Einzelnen von sehr vielen Faktoren und Umständen ab2, z.B. vom Alter dessen, der jemanden als alt bezeichnet. Kinder und Jugendliche verstehen unter „alt“ etwas völlig anderes als ihre vierzigjährigen oder fünfzigjährigen Eltern.
Die individuelle Lebenssituation, wie lange man gesund und fit ist (oder auch nicht), färbt auf das Lebensgefühl ab. So sagte P. Nell-Breuning SJ, der mit 101 Jahren starb und bis zuletzt sehr gesund war, mit 96 Jahren, als er ein paar Tage ins Krankenhaus musste: „Jetzt bin ich definitiv alt geworden …“. Auch die sich verändernden sozialgeschichtlichen Verhältnisse nehmen Einfluss auf die Defini tion „alt sein“. Als die drei Generationen Großeltern – Eltern – Kinder noch viel enger und dauerhafter beisammen lebten, begann das Altsein damit, dass sich die Großeltern auf ihr „Altenteil“ zurückzogen und die Verantwortung abgaben.
Demographische Veränderungen („Alterspyramide“) führen zu geänderten Sichtweisen: Wenn die über Sechzigjährigen immer mehr, die unter Dreißigjährigen dagegen immer weniger werden, verschiebt sich das gesellschaftliche Bewusstsein von „alt“ in Richtung auf eine immer höhere Zahl von Lebensjahren. Hinzu kommt, dass die Lebenserwartung aufgrund besserer Ernährung, gesünderem Lebensstil und guter medizinischer Versorgung ständig steigt.
Darum bestimmt man heute weitgehend das Alter eines Menschen weniger nach der Zahl der Lebensjahre, sondern stärker nach der prägenden Lebensphase, in der ein Mensch steht: Der Zeit der Kindheit, des Heranwachsens und der Ausbildung (1) folgt die lange Phase der beruflichen Tätigkeit und der Verantwortung in Familie und Gesellschaft, wenn ein Mensch in der „Vollkraft“ seines Lebens steht (2). Die sog. „jungen Alten“ stehen am Ende der beruflichen Tätigkeit. Im Ruhestand besitzen viele Menschen noch genügend Zeit, Kraft, Vitalität und Gesundheit, um sich in den verschiedensten Bereichen zu betätigen: Reisen, Hobbys, soziale, kirchliche oder andere ehrenamtliche Engagements. Diese Altersstufe, die zehn bis zwanzig Jahre und mehr dauern kann, trägt heute großteils das Leben der Pfarrgemeinden, bei den Laien wie bei den Priestern (3). Schließlich spielen sich körperliche, seelische und geistige Beeinträchtigungen, Erkrankungen und Schmerzen so in den Vordergrund, dass der Abschied von vielen gewohnten Tätigkeiten ansteht. Die Sorge um ein einigermaßen gutes oder zumindest erträgliches Leben – bis hin zur Pflegebedürftigkeit – tritt zunehmend in den Vordergrund. Das Leben insgesamt wird mühsam (4).
Ausgehend von meiner eigenen Lebenssituation konzentriere ich mich auf die Zeit des Übergangs von der dritten zur vierten Lebensphase: Wie lässt sich diese Zeit geistlich-menschlich so gestalten, dass ein Altern in Würde möglich wird? Damit kommen wir zu diesem zweiten Begriff, der zu klären ist: dem Altern „in Würde“. Heute wird dieser Begriff meist im Zusammenhang mit dem Sterben gebraucht: in Würde sterben. Gemeint ist in der Regel ein Sterben in Selbstverantwortung und Selbstbestimmung. „Menschenwürdig“ heißt, „das Heft selbst in die Hand zu nehmen und sein Ableben möglichst mit Hilfe eines kompetenten Dienstleisters eigenständig zu organisieren“.3 Kein Wunder, dass eine bekannte Schweizer Sterbehilfeorganisation sich den Namen Dignitas (Würde) zugelegt hat. Ein Beispiel für dieses Verständnis von Würde gibt Hans Küng. Im dritten Band seiner Autobiografie berichtet er (inzwischen über 85 Jahre alt), dass er an Parkinson erkrankt ist und ihm Erblindung droht. Dazu bemerkt er: „Ein Gelehrter, der nicht mehr schreiben und lesen kann? Was dann? Der Mensch hat ein Recht zu sterben, wenn er keine Hoffnung mehr sieht auf ein nach seinem ureigenen Verständnis humanes Weiterleben.“4 Offensichtlich ist das humane Leben für Küng und viele andere Menschen heute nicht mehr gegeben, wenn sie nichts mehr in ihrem gewohnten Metier leisten können, wenn ihre Kräfte deutlich nachlassen und sie obendrein mehr und mehr von anderen abhängig werden. Humanes, menschenwürdiges Leben als Leben weithin in Gesundheit und ohne größere Einschränkungen – ein enger und elitärer Begriff von Würde! Demnach ist das Leben sehr vieler Älterer, Kranker oder Behinderter nicht menschenwürdig. Es wundert darum nicht, dass nach einer Umfrage etwa 50 % unserer Bevölkerung den assistierten Suizid einem Alter vorziehen, in dem sie mehr oder weniger bettlägerig sind.
In früheren Zeiten haben Christen bewusst eine ars moriendi kultiviert, die „Kunst des guten Sterbens“: Sie bedeutete, gut vorbereitet und im Kreis geliebter Menschen, die für einen beten, zu sterben. Zusätzlich bräuchten wir heute eine ars senescendi, eine „Kunst des Altwerdens“. Diese dürfte bewusst nicht am jeweiligen Grad der Leistungsfähigkeit, der Unabhängigkeit und der Selbstbestimmungsmöglichkeit ihr Maß nehmen. Sie müsste sich vielmehr an einem Menschenbild orientieren, das die Würde jedes Menschen begründet sieht in dessen Gottebenbildlichkeit: Er oder sie ist und bleibt in allen Lebensphasen ein geliebtes und wertgeschätztes Kind Gottes, dem er oder sie das eigene Leben als Leihgabe verdankt, um es ihm am Ende zurückzugeben (aber nicht in einem Akt der Vernichtung).5
Häresie des Leistenmüssens
Eine Kunst des Altwerdens hat einen zentralen Gesichtspunkt: das Selbstwertgefühl, zumal wenn die vierte Lebensphase spürbar näher rückt oder man schon voll in ihr steht. Wovon nährt sich mein Selbstwertgefühl, wenn ich nicht mehr (wie viele Jahre lang) so arbeiten und so viel leisten kann? Wenn ich nicht mehr so gefragt bin wie früher und ich auch keine besondere Verantwortung mehr übernehmen kann?
Hier könnte uns die Aktualisierung einer Bibelstelle inspirieren, nämlich eine Dämonenaustreibung Jesu im Neuen Testament: Welche Dämonen würde Jesus hier bei uns, in unseren Gemeinschaften austreiben? Einen vor allem, den Dämon Arbeit! Dreht sich bei uns nicht doch fast alles um ihn? Auch Ordensleute sind Kinder ihrer Zeit. Und da gilt v.a. das Motto: „Man ist, was man leistet.“ Es geht dabei keineswegs darum, unsere wissenschaftliche oder pastorale Arbeit, unseren Willen, etwas Gutes leisten zu wollen, generell zu dämonisieren. Arbeit undLeistung sind jedoch oft so dominant, dass wir uns fast zur Gänze von daher definieren und unser Selbstwertgefühl beziehen – und darin liegt das „Dämonische“. Anderes, zumindest genau so Wichtiges, wenn nicht Wichtigeres, verkümmert allmählich darunter: zwischenmenschliche Beziehungen; die Zeit und die Aufmerksamkeit, die wir für die Pflege unserer Beziehung zu Gott und zu unserem Nächsten, der uns braucht, aufwenden; der ganze musisch-kulturelle Bereich unserer Freizeit (Lektüre, Musik, Kunst etc.); die notwendige Sorge für Erholung, entspannende Bewegung etc. Mit der „Häresie des Leistenmüssens“ (H. Rotter SJ) bleibt so vieles auf der Strecke!
Darum ist die Frage umso bedeutsamer: Wie reagiere ich als Christ darauf, wenn Arbeit und Leistung (beruflich, privat, ehrenamtlich) alters- oder krankheitsbedingt nicht mehr so im Vordergrund stehen können? Wozu bin ich eigentlich noch nütze? Wo kann man mich noch brauchen, – im Maße meiner Kräfte, ohne mich zu überfordern?
Ein Jesuswort eröffnet hier eine Perspektive: „Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst“ (Joh 21,18). Alt werden in Würde – das geht nicht ohne um das Vertrauen zu beten und zu ringen, dass „der andere“ eben Jesus ist, die menschliche Gestalt der Liebe Gottes, die uns gürten und führen wird, wohin wir nicht unbedingt von uns selbst aus gehen würden.
Nehmen wir noch andere Jesusworte hinzu – etwa die Abschiedsreden (Joh 14–17), wo auch er Abschied nimmt von seinem irdischen Wirken und seinen Freunden; das Fruchtbringen der Reben am Weinstock (Joh 15,1–17); das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt (Joh12,25f.) –, so zeigt sich: Nicht Leistung und Erfolg stehen bei Jesus im Vordergrund, sondern das Fruchtbringen für das Reich Gottes; und das ist unabhängig von Gesundheit und Alter. Pater Arrupe, der frühere Generalobere der Gesellschaft Jesu, lebte dies in seiner langen, schweren Krankheit vor. Am 3. September 1983 richtete er an die versammelte Generalkongregation des Ordens folgende Botschaft: „Liebe Patres, wie sehr hätte ich mir gewünscht, mich für diese Begegnung mit Ihnen in besserer körperlicher Verfassung zu befinden. Wie Sie sehen, kann ich nicht einmal direkt zu Ihnen sprechen. Aber meine Assistenten haben verstanden, was ich jedem von Ihnen sagen will. Mehr denn je befinde ich mich jetzt in Gottes Hand. Das habe ich mir mein ganzes Leben lang von Jugend auf gewünscht. Nun gibt es allerdings einen Unterschied: Heute liegt die Initiative ganz bei Gott. Mich so völlig in seinen Händen zu wissen und zu fühlen, ist wahrhaftig eine tiefe geistliche Erfahrung“.6
Wie kann man zu einer solchen Einstellung gelangen? Denn sie ist auch Pater Arrupe nicht einfach in den Schoß gefallen. Was kann man in der langen oder kurzen Zeit davor tun, um allmählich in eine solche Haltung hineinzuwachsen? Ich nenne drei Verhaltensweisen. Sie klingen selbstverständlich, ja geradezu banal; werden sie jedoch real eingefordert, sind sie gar nicht so einfach.
Die eigene Situation wahrnehmen und annehmen
In der Tat, es ist nicht einfach, die eigene Lage mit all den zunehmenden Einschränkungen und der wachsenden Hilfsbedürftigkeit Schritt für Schritt und realistisch wahrzunehmen und sie anzunehmen. Man wäre vielleicht geneigt, die Si-tuation zu überspielen und so zu tun, als ob es mit größerer Willenskraft in etwa so weitergehen könnte wie bisher („Reiß dich doch zusammen!“). Man wäre vielleicht geneigt, der Versuchung zur Verzagtheit und Mutlosigkeit nachzugeben, zumal in Zeiten schwerer Krankheit oder sich leicht resigniert mit der Situation abzufinden („Ich muss es halt so nehmen, es bleibt mir eh nichts anderes übrig“). Demgegenüber ist das bewusste Annehmen, das Ja-Sagen ein entscheidendes Mehr. Warum? Die Kirchenväter helfen da weiter. Sie haben einst in Bezug auf die Menschwerdung des Wortes Gottes in Jesus Christus das Wort geprägt: „Was nicht angenommen ist, kann nicht erl...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Inhalt
  3. Urheberrecht
  4. Notiz
  5. Nachfolge
  6. Nachfolge | Kirche
  7. Nachfolge | Junge Theologie
  8. Reflexion
  9. Lektüre