Lebendige Seelsorge 2/2021
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Lebendige Seelsorge 2/2021

Bibel lesen

  1. 84 Seiten
  2. German
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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die Bibel ist ein besonderes Buch. Dies soll in diesem Heft anschaulich und greifbar werden. Ihre Texte stehen in vielfältigen Beziehungen zueinander, sie erzählen, sie diskutieren. Eine ganze Erfahrungsgeschichte der Menschenmit Gott und untereinander hat sich in ihr niedergeschlagen. Menschen, die die Bibel lesen, werden auch heute Teil ihrer Erzählungen und machen sie zu einem gelebten Ort in ihren konkreten Zusammenhängen: in der Wissenschaft wie in der Kunst, als Podcast oder auf YouTube, in der katholischen und evangelischen wie auch in der jüdischen Rezeption.Irmtraud Fischer und Johanna Haberer eröffnen das Heft mit einem ökumenischen Aufschlag zum Umgang mit biblischen Texten zwischen kirchlicher Inanspruchnahme und bibelwissenschaftlicher bzw. medialer Ermächtigung.Im dritten Themenartikel erläutert Haim Weiss, warum die Bibel nicht im Mittelpunkt der jüdischen Gelehrsamkeit steht. Im Anschluss werden außergewöhnliche Projekte des Bibellesens vorgestellt: die Sketch-Bibel, in die Helmut Jansen einen Einblick gibt; Filmclips, die Ansgar Wiedenhaus SJ seit der Zeit des Lockdowns entwickelt hat und im Interview erklärt; und die St. Galler Corona-Bibel, die Ann-Katrin Gässlein, eine der Mitinitiatorinnen, präsentiert. Was es bedeuten kann, machtsensibel und im Konzilssinn das "Studium des Heiligen Buches" als "Seele der Theologie"(DV 24) zu verstehen, bedenkt Tobias Nicklas. Wie aktuell dieser Anspruch ist, zeigt Sigrid Eder ausgehend von Gewalttexten des Alten Testaments auf. Gertrud Moser sieht in biblischen Erzählfiguren Möglichkeiten persönlicherIdentifikation mit dem Wort der Heiligen Schrift und Carmen Diller reflektiert über die Bibel im Spannungsfeld zwischen Universität und Pastoral. Eine Horizonterweiterung weit über den religiösen Raum hinaus bietet Johannes Rauchenberger mit der Vorstellung zeitgenössischer Künstler*innen und ihrer kreativen Auseinandersetzung mit biblischen Motiven. Der Beitrag des Bonifatiuswerkes nimmt Sie im Rahmen des bibelpastoralen Projekts Tiere der Bibel sogar mit in den Zoo.Bibel lesen ist vieldeutig, bisweilen anstrengend und unverzichtbar für all jene, die sich auf die Bibel berufen. Zwischenden Beiträgen wird klar, dass es 'die richtige' Bibelrezeption nicht gibt. In diesem Sinne möge die Lektüre des Themenheftes auch dazu führen, dass die Bibel anders, neu und häufiger gelesen wird.

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Information

Verlag
Echter
Jahr
2021
ISBN
9783429065089
PRAXIS
„Das Studium des Heiligen Buches ist gleichsam die Seele der Theologie.“ (Dei Verbum 24)
Eine bibelhermeneutische Skizze
Ich erinnere mich noch sehr gut an meine Gedanken, als ich zum ersten Mal den Satz aus Dei Verbum, der dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung des Zweiten Vatikanischen Konzils, gelesen habe: Ein wunderbarer, auch ökumenisch im Blick auf die Kirchen der Reformation ungemein hilfreicher, befreiender Gedanke, der die katholische Theologie mit Recht auf ihre eigentliche Basis verweist. Ich habe mich seitdem in mehreren Beiträgen unter verschiedenen Perspektiven immer wieder auf ihn bezogen und versucht zu zeigen, was es denn heißen mag, das „Studium des Heiligen Buches“ als „Seele der Theologie“ zu verstehen. Tobias Nicklas
Vielleicht aber ist meine Freude auch einfach nur naiv. Verschließt sie nicht die Augen vor anderen Perspektiven? Zum Beispiel der von James Baldwin: „Mein Umgang mit Juden rückte das Thema der Hautfarbe, das ich bisher so verzweifelt gemieden hatte, ins furchtsame Zentrum meines Bewusstseins. Mir wurde klar, dass Weiße die Bibel geschrieben hatten. Nach Vorstellung vieler Christen war ich ein Nachkomme Hams, des Verfluchten, und deshalb zum Sklaven bestimmt. Das hatte nichts mit dem zu tun, was ich war oder in mir trug oder werden konnte; mein Schicksal war für immer besiegelt, seit Anbeginn der Zeit.“ (Baldwin, 53–54)
Oder der von Alexander J. Probst: „Seine Hand näherte sich meinem Gesicht. Nicht so, als ob er mich schlagen möchte. Eher so, als ob er es halten will. Irgendwie unten am Kinn. Ich zucke zurück, weil das so seltsam ist, und im selben Augenblick zieht er seine Hand weg. Dann sagt er etwas, das ich ebenfalls nicht verstehe: ‚Du wirst sie noch kennenlernen. Ich meine, die anderen.‘ – Für eine Weile herrscht angestrengte Stille. Dann höre ich Cornelius Hafner leise lachen: Wie sagt Jesus in Matthäus 28,20: ‚Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt!‘ – Er hält meinen Blick mit den Augen fest und fügt hinzu: ‚Das bin ich auch, du wirst sehen.‘“ (Probst/Bachmann, 97).
DIE AUTORITÄT DER BIBEL UND DIE MACHT DER INTERPRETIERENDEN
Diese beiden Passagen – eine aus James Baldwins tief bewegendem und beklemmendem autobiographischen Essay The Fire Next Time, einer auch noch Jahrzehnte nach ihrem ersten Erscheinen gültigen Anklage des strukturellen Rassismus in den USA, die zweite ein Dokument über den Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen – repräsentieren ein kaum überschaubares Spektrum von Rezeptionen der Bibel (oder auch nur biblischer Texte), die es für viele Menschen schwer, vielleicht sogar unmöglich machen, die Bibel als in welcher Weise auch immer befreiendes Buch, als (in Menschenworten gefasstes) Wort eines Gottes zu deuten, der Leben schaffen will. Die genannten Beispiele sind besonders herausfordernd, weil sie nicht nur auf die Irrtümer Einzelner verweisen, sondern mit Strukturen verbunden sind, die sich durch den Missbrauch biblischer Autorität auf heillose Weise selbst erhalten und bestärken. Mit solchen Formen der Verwendung biblischer Texte werden und wurden Abhängigkeiten und Ausgrenzungen begründet und erzeugt, die Verstrickung in heillose Schuldgefühle gefördert, aber auch physische Gewalt gerechtfertigt. In der Geschichte der Bibelauslegung stehen sie nicht allein – der Bogen ließe sich von verschiedensten Formen antijüdischer und antisemitischer Bibelauslegung bis hin zur Verwendung der Bibel im Zusammenhang mit spirituellem und sexuellem Missbrauch von Frauen spannen. Wie kommt es, dass sich immer wieder die Autorität des als Gotteswort verstandenen Texts und Machtstrukturen, die menschliche Freiheit zu hindern suchen, miteinander verbinden? Ziehen sie sich vielleicht sogar gegenseitig an? Diese ganz grundlegende Frage wurde meines Wissens wenigstens in den durch weiße Männer geprägten Theologien sogenannter westlicher Gesellschaften bis heute weder gestellt noch angemessen diskutiert. Ruft nicht bereits die Rede vom „Studium des heiligen Buches“ gewollt wie ungewollt die Assoziation einer Bibliothek hervor, in der der Studierende – ich formuliere bewusst maskulin – sitzt und, unterstützt von einer Vielzahl dienender Hände – ich schreibe bewusst nicht von Personen – , den Freiraum genießt, zu lesen und die Welt besser zu verstehen?
Tobias Nicklas
Dr. theol., Prof. für Exegese und Hermeneutik des Neuen Testaments an der Universität Regensburg.
Klar scheint: Das Wort Gottes kann nicht so an Menschenworten, die wir in der Bibel finden, kleben, dass in jedem Zitieren der Bibel einfach Gott spricht.
TROTZ ALLEM GOTTES WORT?
Die folgenden Gedanken bieten keine Antwort auf dieses Problem, sie verändern sich aber schon deswegen, weil sie sich in die offene Frage einschreiben, wen denn ein deutscher, an der Universität beschäftigter Ausleger der Bibel tatsächlich repräsentieren kann, für wen er – erneut bewusst im Maskulin formuliert – sprechen mag und für wen nicht. Gleichzeitig sollen die einleitenden Gedanken vor Augen führen, wie notwendig es ist und bleibt, darüber nachzudenken, was es denn heißt, die Texte der Bibel und das Wort Gottes in Bezug zu setzen. Wo wir praxisrelevante christliche Theologie betreiben wollen, die menschliche Erfahrungen wie die oben angedeuteten wirklich ernst nimmt, müssen wir uns radikaler als bisher die Frage stellen: Ist es möglich, dass die Texte der Bibel für Gottes Wort stehen, wenn sie in der Geschichte ihrer Auslegung so oft dafür herangezogen wurden, menschliche Freiheit einzuschränken, Unterdrückungssysteme zu unterstützen, ja menschliches Leben zu zerstören? Sind die Schriften weiterhin trotz allem als Gottes Wort, das sich in menschlichen Worten ausdrückt, zu verstehen? Oder gibt es eine Grenze, ab der dieser Gedanke nicht mehr verantwortbar ist? Ich stelle diese Fragen nicht als rein rhetorische. Eine solche Grenze wäre das Ende christlicher, nicht nur römisch-katholischer Theologie.
Texte aber sind immer der Interpretation aufgegeben, ja man könnte so weit gehen, dass sie als Zeichensysteme erst dann zu Texten werden.
Klar scheint: Das Wort Gottes kann nicht so an Menschenworten, die wir in der Bibel finden, kleben, dass in jedem Zitieren der Bibel einfach Gott spricht. Wo sich ein Interpret oder eine Interpretin der Bibel in ihrer/seiner Auslegung oder Verwendung der Schrift dabei (meist implizit) an die Stelle Gottes setzt, wie dies im zweiten Eingangszitat recht deutlich der Fall ist, dürfte der Fall klar sein: Die zitierten Worte der Bibel sind hier nicht Gotteswort. Ein solcher Gebrauch der Schrift ist vielmehr diabolisch, wörtlich ‚zerwerfend‘. Auch die Vorstellung, dass Gott nur in der Vergangenheit, bei der Entstehung der Schriften und durch diese, gesprochen habe, führt nicht weiter. Dies würde nur dann Sinn machen, wenn geschriebene Texte für alle Zeiten eindeutig entschlüsselbare und in jeder Situation jedes menschlichen Lebens gleich gültige Botschaften transportieren würden. Texte aber sind immer der Interpretation aufgegeben, ja man könnte so weit gehen, dass sie als Zeichensysteme erst dann zu Texten werden, wo sie in Rezeptionsvorgängen interpretiert werden. Wer sich einmal über die missverständliche Bauanleitung eines Ikea-Schranks geärgert hat, weiß, dass dies selbst für ganz einfache Texte gilt. Umso mehr ist dies für die vielstimmigen Texte der Bibel, die zudem Jahrtausende alt und aus einer anderen Sprachwelt überliefert sind, der Fall.
Dies heißt nicht, dass Texte beliebig ausgelegt werden dürfen. Das hat aber zur Folge, dass sich in verschiedenen, vielleicht auch konträren Interpretationen der Schrift Gottes Wort ereignen kann.
INSPIRATION DER LESER*INNEN UND UNTERSCHEIDUNG DER GEISTER
Dies heißt nicht, dass Texte beliebig ausgelegt werden dürfen. Das hat aber zur Folge, dass sich in verschiedenen, vielleicht auch konträren Interpretationen der Schrift Gottes Wort ereignen kann: ohne inspirierte Leserinnen und Leser, Hörerinnen und Hörer, ja Betrachterinnen und Betrachter bleibt die Schrift toter Buchstabe und kann zum Tod bringenden Wort mit diabolischer Kraft werden. Was in der einen Situation für den einen Menschen und die eine Gruppe Leben spenden und Freiheitsräume kreieren kann, mag in einer anderen Situation blockieren. Die Vorstellung, dass jede Leserin, jeder Hörer biblischer Texte in seiner/ihrer Interpretation inspiriert sein kann, Gottes Wort in seinen/ihren menschlichen Worten zum Sprechen bringen kann, ist großartig. Doch was geschieht, wenn wirklich Frauen, Männer und Kinder verschiedenster Welten, Gesellschaften, Zeiten, Milieus, Sprachen und Bildungsniveaus beginnen, sich von biblischen Bildern, Erzählungen und Gedanken inspirieren zu lassen und wenn dies auf Weisen geschieht, die sicherlich nicht immer mit dem Bild des studierenden Theologen zu tun haben? Eine solche ‚Freisetzung‘ der Interpretation biblischer Texte alleine führt natürlich nicht dazu, dass nun jede Interpretation inspiriert wäre. Sie könnte aber mithelfen, die Bibel aus der Hand derer zu entwinden, die versuchen, mit ihrer Hilfe bestehende Machtstrukturen zu zementieren und andere Menschen unter Kontrolle zu halten. Eine solche Freisetzung ist zweifellos riskant – doch nur sie nimmt ernst, dass der Geist Gottes weht, wo er will (vgl. Joh 3,8). Aus der Erkenntnis, dass der Umgang mit biblischen Texten keine harmlose Angelegenheit darstellt, ergibt sich eine weitere Folgerung: Wo Raum ist für das Wirken des Gottesgeistes, darf der Wille zur Unterscheidung der Geister nicht fehlen. Auch für diese steht keine einfache mechanisch zu befolgende methodische Richtschnur zur Verfügung. Eine kleine Orientierungshilfe mag vielleicht der Gedanke bieten, dass jede sachgemäße Interpretation der Bibel (im Wortsinn) evangelisch, katholisch und orthodox sein sollte. ‚Evangelisch‘ bedeutet dann, dass jede Interpretation der Bibel eine gute Botschaft vermitteln will. ‚Katholisch‘, d. h. umfassend, steht dafür, dass diese gute Botschaft wirklich allen gilt; das Attribut ‚orthodox‘ (‚rechtgläubig‘) schließlich soll daran erinnern, dass sich diese gute Botschaft in rechter Weise am Text der Bibel zu orientieren hat (vgl. Alkier/Karakolis/ Nicklas, i. E.).
Eine solche Vorstellung lässt die Möglichkeit der Inspiration aller Interpretierenden zu. Mit anderen Worten: Jede Leserin, jeder Hörer der Bibel kann im Geist Gottes grundsätzlich in gleicher Weise inspiriert sein wie die Autoren der biblischen Schriften selbst. Aus solchen Gedanken ergibt sich eine Theologie, die sich in ihrer Orientierung an Gott und der Dignität menschlicher Erfahrungen wie eine Ellipse um zwei Brennpunkte bewegt: sie ist einerseits dem Wort des einen Gottes verpflichtet, das jedoch nie in all seiner Fülle auch nur annähernd erfasst, begriffen oder gar besessen werden kann, und andererseits der Idee, dass dieses Wort menschlich in eine unüberschaubare Anzahl komplexester menschlicher Lebenssituationen in unterschiedlichsten Welten hinein gesprochen hat und weiterhin sprechen will. Sie ist gleichzeitig der Struktur der Bibel angemessen, hinter deren Vielfalt wir trotz allem das Wort des einen Gottes erhoffen dürfen, deren Vielfalt aber vor allem keinen Mangel darstellt, sondern eine besondere Stärke. Ich zitiere eine der Leitthesen des Bandes Sola Scriptura Ökumenisch: „Die menschliche Formulierung von Wahrheit zwingt dazu, Wahrheit in menschlicher Vielfalt zu denken. Die durch die Transposition in den Kanon generierte Übersummativität der einzelnen Schriften ermöglicht es in der Vielfalt und Widersprüchlichkeit der menschlich verfassten Zeugnisse das eine Wort Gottes zu hören. Die Vielfalt der biblischen Schriften stellt keinen Abbruch ihrer Wahrheitsfähigkeit dar, sondern ihre historisch bedingte realitätsgesättigte Erdung“ (Alkier/ Karakolis/Nicklas, i. E.).
THEOLOGIE ALS VIELSTIMMIGES, MENSCHLICHES SPRECHEN VON GOTT IM SINNE DER BIBEL
An die Stelle ‚der‘ Theologie im Singular tritt dann ein im Idealfall von Gottes Wort inspiriertes, aufgrund der Vielfalt menschlichen Lebens vielstimmiges Sprechen von Gott, das sich dessen bewusst ist, dass Gottes Wahrheit unendlich größer ist als das, was wir erahnen oder gar besitzen können. Auch wenn es im besten Fall dazu beitragen kann, Gottes Wort zum Ausdruck zu bringen, bleibt dieses Sprechen immer menschliches Wort. Als solches ist es eingebettet in geschichtliche Situationen und damit in eine Geschichte des Sprechens von Gott. Gebunden an konkrete Situationen und Perspektiven ist sich solches Sprechen seiner Verantwortung gegenüber Gott und den Menschen, an die es sich richtet, bewusst, und deswegen offen für jede Kritik, die die Geister zu scheiden sucht.
Ein solches Sprechen von Gott bleibt offen für den anderen, die andere und das andere. Es vermag, auch wenn das schwerfällt, das Unerwartete, Unkontrollierbare auszuhalten und kann so tatsächlich in die Offenheit menschlicher Lebenssituationen in ihrer zum Teil radikalen Unentscheidbarkeit hineinsprechen. Dies liegt daran, dass es nicht in den Ergebnissen von Traktaten, in Lehrsätzen und Normen aufgeht, sondern die vielfältig...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Inhalt
  3. EDITORIAL
  4. THEMA
  5. PROJEKT
  6. INTERVIEW
  7. PRAXIS
  8. SEELSORGE UND DIASPORA: BONIFATIUSWERK
  9. FORUM
  10. NACHLESE
  11. Buchbesprechungen
  12. Impressum
  13. POPKULTURBEUTEL