Netzwerke in pastoralen Räumen
eBook - ePub

Netzwerke in pastoralen Räumen

Wissenschaftliche Analysen — Fallstudien — Praktische Relevanz

  1. 250 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Netzwerke in pastoralen Räumen

Wissenschaftliche Analysen — Fallstudien — Praktische Relevanz

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Wie gestalten kirchliche AkteurInnen ihre Beziehungen in pastoralen Räumen? Welche Strukturen entstehen, und wie lassen sich diese zielorientiert modellieren? PlanerInnen und SeelsorgerInnen stehen vor der Frage, wie pastorale Nähe in vergrößerten pastoralen Räumen sichergestellt werden kann.Dieser Band präsentiert Ergebnisse des Forschungsprojektes "Denken in Netzwerkdynamiken" des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (ZAP) in Kooperation mit dem Erzbistum Paderborn. Die Idee: Pastorale Räume können als Netzwerke konzipiert und modelliert werden.Als eines der ersten Bücher zum Thema geht es über einen metaphorischen Gebrauch des Netzwerkbegriffes hinaus: Es stellt ein konkretes Konzept sozialer Netzwerke für soziologische und pastoraltheologische Forschung und Praxis vor. Eine empirische Fallstudie analysiert reale Netzwerkstrukturen und -prozesse. Für kirchliche Netzwerkarbeit werden durch Moderations-, Rollen- und Kompetenzförderungsmodelle praktische Ansätze entwickelt.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Netzwerke in pastoralen Räumen von Miriam Zimmer, Matthias Sellmann, Barbara Hucht im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Theologie & Religion & Christlicher Dienst. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Verlag
Echter
Jahr
2017
ISBN
9783429063313
Wissenschaftliche Analysen
Miriam Zimmer
Netzwerkforschung und Pastoraltheologie
Eine Diskursanalyse aus Sicht der Soziologie
1 EINLEITUNG
Der Netzwerkbegriff, der in der kirchlichen Konzeptarbeit und pastoraltheologischen Auseinandersetzung zunehmend herangezogen wird, bezieht sich, wenn auch lose, immer wieder auf die soziologische Netzwerktheorie. Deren Ursprünge sind wiederum fast so alt wie das Fach Soziologie selbst und entspringen einer intensiven Debatte um ihren eigentlichen Gegenstand, ihre Theorien und folgerichtig auch ihre Methoden. Heute ist die Netzwerksoziologie eine der etablierten Strömungen der Soziologie, die in ihrer Geschichte immer wieder methodische Weiterentwicklungen und theoretische turns erlebt hat.
Um die theologischen Referenzen adäquat einordnen und die pastoralplanerischen Anliegen verstehen und bewerten zu können, bedarf es zumindest einer überblicksartigen Darstellung der netzwerksoziologischen Entwicklungen. So können am Ende dieses Textes eine Bewertung bisheriger „theologischer Netzwerkbegriffe“ und ein „produktiver Ausblick“ auf den zukünftigen Umgang mit Netzwerkkonzepten erfolgen.
Dieses Kapitel dient somit zunächst vor allem dazu, ein theoretisches Fundament, einen common ground, zu schaffen, auf dessen begrifflicher Konkretion theologische und kirchensoziologische Debatten, pastoralplanerische Konzepte und Evaluationsinstrumente auftauen können. Des Weiteren stellt sich dieses Kapitel auch der Herausforderung, zwischen den jeweiligen Fachsprachen – der pastoraltheologischen und der soziologischen – zu übersetzen, um die in der Einleitung erwähnte Kluft zwischen den beiden Fachtraditionen zu überwinden und somit an die Debatten beider Fächer anschließen zu können.
Im Folgenden wird zunächst die Genese der Netzwerksoziologie als theoretisches und methodisches Konzept nachgezeichnet. Anschließend werden die bisherigen Anwendungen der Netzwerkperspektive in der Kirchensoziologie und Pastoraltheologie dargestellt. Am Schluss soll eine Beurteilung über die Adäquatheit des Netzwerkkonzepts in der aktuellen Kirchensoziologie und Pastoraltheologie stehen.
2 DIE URSPRÜNGE DER SOZIOLOGISCHEN NETZWERKANALYSE
Die Begründung der Netzwerktheorie und -analysepraxis ist ein Gemeinschaftswerk. Die heutige Netzwerkforschung stammt aus der Zusammenführung paralleler, unterschiedlichen Fachtraditionen entspringender Entwicklungen vornehmlich in Deutschland und im angelsächsischen Raum. In Deutschland können wir Grundlagen der Netzwerktheorie in der Begründungsdebatte um die Soziologie als neue Fachdisziplin zu Beginn des 20. Jahrhunderts finden, während in Großbritannien und den USA die Netzwerkperspektive in der Psychotherapie und Anthropologie eher aus instrumentellem Interesse vorangetrieben wurde.
2.1 DEUTSCHLAND
Georg Simmel wird mit seiner Gegenstandsbestimmung der Soziologie (1908) als Begründer der relationalen Soziologie und theoretischer Ideengeber der Netzwerkanalyse betrachtet. Er beschreibt die Herausforderungen der damals neu zu begründenden Disziplin Soziologie in einem Dreischritt.
Simmel postuliert zunächst, dass Soziologie sich als Wissenschaft, welche die Gesellschaft zum Gegenstand hat, mit deren Konstitution und Formen beschäftigen muss. Diese Formen sind allerdings neben den vergesellschafteten Individuen vor allem die Wechselwirkungen zwischen ihnen.1 Somit ist Gesellschaft bei Simmel „einmal der Komplex vergesellschafteter Individuen, das gesellschaftlich geformte Menschenmaterial […]. Dann aber ist ‚Gesellschaft‘ auch die Summe jener Beziehungsformen, vermöge deren aus den Individuen eben die Gesellschaft im ersten Sinne wird“2.
Obwohl Simmel den Netzwerkbegriff nicht explizit benutzt, zeigen seine Ausführungen über die gesellschaftskonstituierenden Wechselwirkungen zwischen Individuen, dass der Begriff den Gedanken Simmels nicht fernliegt:
„[…] daß sie im allgemeinen noch nicht zu festen, überindividuellen Gebilden verfestigt sind, sondern die Gesellschaft gleichsam im status nascens zeigen – natürlich nicht in ihrem überhaupt ersten, historisch unergründbaren Anfang, sondern in demjenigen, der jeden Tag und zu jeder Stunde geschieht; fortwährend knüpft sich und löst sich und knüpft sich von neuem die Vergesellschaftung unter den Menschen, ein ewiges Fließen und Pulsieren, das die Individuen verkettet, auch wo es nicht zu eigentlichen Organisationen aufsteigt. Hier handelt es sich gleichsam um die mikroskopisch-molekularen Vorgänge innerhalb des Menschenmaterials, die aber doch das wirkliche Geschehen sind, das sich zu jenen makroskopischen, festen Einheiten und Systemen erst zusammenkettet oder hypostasiert. […] – all die tausend, von Person zu Person spielenden, momentanen oder dauernden, bewußten oder unbewußten, vorüberfliegenden oder folgenreichen Beziehungen […] knüpfen uns unaufhörlich zusammen. In jedem Augenblick spinnen sich solche Fäden, werden fallen gelassen, wieder aufgenommen, durch andere ersetzt, mit anderen verwebt.“3
In diesem Zitat wird zweierlei deutlich: Zum einen konstruiert Simmel bereits eindeutig die Beziehungsstruktur zwischen den Individuen als Mikro-MakroLink, was die spätere Netzwerkforschung weiter ausbauen und differenzieren wird. Zum zweiten ist seine Sprache, wenn von Fäden, Verknüpfen und Verweben die Rede ist, schon damals nahe an der Netz-Metapher.
In den folgenden Kapiteln seines Buches untersucht Simmel spezielle Formen und Dynamiken dieser Wechselwirkungen. Er leitet soziale Prozesse innerhalb von Beziehungs-Triaden, also Beziehungskonstellationen zwischen drei Individuen, ab. Diese bilden, bekannt als die „Simmel’schen Triaden“, bis heute die mikroskopische Grundlage für netzwerktheoretische Ableitungen.4 Zudem betrachtet er den Zusammenhang von Gruppengröße und -kohäsion.5
Auch der Kölner Professor Leopold von Wiese schlug mit seinen Arbeiten „Allgemeine Soziologie als Lehre von den Beziehungsbedingungen der Menschen“ (1924)6 und „Soziologie – Geschichte und Hauptprobleme“7, das 1926 erstmalig erschienen und bis 1971 in neun Auflagen herausgegeben wurde, eine ähnliche Richtung ein. Sein Konzept der beziehungswissenschaftlichen Soziologie war auch sein Forschungsprogramm:
„Für die beziehungswissenschaftliche Soziologie ist diese Art der Verbundenheit das Objekt der Forschung, zu dem auch jene geschichtlichen Zeitabschnitte Stoff darbieten. Man kann es auch so ausdrücken: Nicht das Produkt, sondern die Beziehungen der Produzenten sind das Forschungsgebiet. […] Die Bindungs- und Lösungsakte, die Näherungen und Entfernungen sind die Vorgänge, in denen sich das ganze zwischenmenschliche Dasein abspielt.“8
Dieses Zitat zeigt, dass eine auf sozialen Beziehungen beruhende soziologische Theoriebildung die Dynamik dieser Wechselbeziehungen einbinden muss.
Von Wiese grenzt sich dabei dezidiert einerseits von substantialistischen, sich an der Lehre biologischer Organismen orientierenden Ansätzen9 und andererseits von individualistische Gegenstandsbestimmungen10 ab. Rückblickend ist er als Ausgangspunkt für die Netzwerkanalyse insofern relevant, als er die Beziehungsstruktur schon seinerzeit als Netz erkannt und bezeichnet hat:
„Die Soziologie hat vielmehr das soziale und zwischenmenschliche Geschehen zum Gegenstande. […] Es gibt eine soziale Sphäre des menschlichen Lebens; es besteht neben den Körpern und Seelen von Einzelmenschen ein unsubstanzielles Netz von Beziehungen zwischen ihnen.“11
Zudem bemerkte von Wiese die Nähe der beziehungswissenschaftlichen Soziologie zu ihrer grafischen Veranschaulichung: „Schon die hier vorgenommene Heraushebung der Bedeutung der sachlichen Beobachtung zeigt, wie eng die beziehungswissenschaftliche Soziologie mit der Soziographie verknüpft ist.“12
Wie in diesen beiden Darstellungen zu erkennen ist, war die relationale Perspektive von der ersten Stunde an in der Fachdiskussion um die Definition der soziologischen Disziplin verankert. Die beiden Vordenker beschrieben den Stoff, aus dem die Gesellschaft ist – das Beziehungsnetz –, mit der Intention zur Theoriebildung. Die Untersuchungseinheiten, die Wechselwirkungen oder Verknüpfungen, charakterisierten sie als dynamisch und prozesshaft. Die auf dieser ersten Exploration beruhende theoretische Tradition der relationalen Soziologie ist bis heute vor allem im deutschsprachigen Raum fortgeschrieben worden.13
2.2 USA/ENGLAND
Parallel zu den theoretische...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Wissenschaftliche Analysen
  7. Fallstudie
  8. Praktische Relevanz
  9. Literaturverzeichnis
  10. Abbildungsverzeichnis
  11. Tabellenverzeichnis