Gottes Design entdecken - was der Geist den Gemeinden sagt
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Gottes Design entdecken - was der Geist den Gemeinden sagt

Theologie und Praxis einer gabenorientierten Pastoral

  1. 186 Seiten
  2. German
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Theologie und Praxis einer gabenorientierten Pastoral

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Dieses Buch möchte grundsĂ€tzlich ĂŒber die Gabenorientierung im Kontext einer zukunftsfĂ€higen Kirchenentwicklung nachdenken.Denn Gabenorientierung steht fĂŒr einen Ansatz partizipativer Kirchenentwicklung und verĂ€ndert auch und gerade das RollengefĂŒge und den Dienst der Priester und Hauptberuflichen. Und vor allem: Sie fördert das Werden und Wachsen des Volkes Gottes.Aus dem Inhalt: - EinfĂŒhrung - der Hype der Gabenorientierung im deutschsprachigen (kirchlichen) Raum- Charisma - Gabe: eine theologische BegriffsklĂ€rung- Steuerbarkeit versus Unsteuerbarkeit - Risiken der Neuausrichtung- Mitarbeitergewinnung oder Ekklesiogenesis?- Wie wĂ€chst Kirche aus der Entdeckung der Gaben?- Die Frage nach der Rolle der Leitung in einer gabenorientierten Pastoral- Aus der Praxis: ein Gabenseminar

HĂ€ufig gestellte Fragen

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Information

Verlag
Echter
Jahr
2017
ISBN
9783429063351
I. Entdeckungen und Herausforderungen
1. Gabenorientierung schillert – Zu den Ambivalenzen einer Neuentdeckung und ihrer Agenda
Was fasziniert, schillert oft in den buntesten Farben, ist verheißungsvoll. Und wie schon beschrieben gilt das auch fĂŒr Charismenorientierung oder Gabenorientierung. Es weckt pastorale Fantasie, und in Zeiten, in denen ein gewachsenes System endgĂŒltig ins Wanken gerĂ€t, greift man schnell nach neuen Methoden und Rezepten. Was im besten Fall gelingen kann, ist dann eine VerlĂ€ngerung der Sterbeprozesse. Das ist nur zu verstĂ€ndlich. Zu fragen ist aber: wer will das?
Und es ist ja klar: die Kirche befindet sich in einem epochalen Sterbeprozess, und das ist fĂŒr die meisten eine Katastrophe. Denn fĂŒr sie – Gemeinden, die sich engagieren, und Priester und Bischöfe, die sich sorgen – wird immer mehr deutlich, dass dieser Prozess irreversibel ist. Lange genug hat man sich bemĂŒht, die Sterbeprozesse zu ignorieren und zu bekĂ€mpfen. Nun ergibt man sich mit wenig Hoffnung. Die Kirche wird kleiner, es gibt keine patentierten Nachfolger fĂŒr das System einer Gemeindekirche. Und was erst ein europĂ€isches Problem zu sein schien – und darin vor allem ein katholisches nördlich der Alpen –, das spĂŒren inzwischen auch evangelische Landeskirchen. Und natĂŒrlich stemmt man sich dagegen, versucht von anderen zu lernen, findet immer wieder neue Rezepte. Und es lĂ€sst sich nicht sagen, dass man nicht alles versucht hĂ€tte. Und selbst dann, wenn Bischöfe und andere von hoffnungsvollen AufbrĂŒchen sprechen, hat man oft den Eindruck, sie wĂŒrden es selbst nicht wirklich glauben, bestenfalls hervorsagen wollen.
Dabei wird hĂ€ufig eines nicht gesehen. Dieser Sterbeprozess, der nun schon seit mehr als zwei Generationen voranschreitet, fĂŒhrt zwar zum Ende einer bestimmten Konfiguration der Kirche. Er betrifft dabei nicht nur Äußerlichkeiten, sondern das gesamte GrundgefĂŒge einer vornehmlich hochinstitutionalisierten und hochprofessionalisierten (und dennoch nicht immer sehr professionellen) Kirche. Dieser Prozess fĂŒhrt aber zugleich auch in eine tiefgreifende Verwandlung und somit zu einer Erneuerung.
Noch besser: diese Erneuerung ist schon im Gang, seit einiger Zeit. Doch sie fĂ€llt zu wenig auf. Es scheint, als ob unsere Augen nicht sehen könnten, was schon ist. Und auch die, die von ermutigenden AufbrĂŒchen sprechen, tun dies hĂ€ufig mit der Hoffnung auf eine neuerliche FortfĂŒhrung einer nur zu gewohnten Form kirchlichen Lebens. Wenn man aber einmal unbefangen hinschaut, dann zeichnen sich Umrisse einer Erneuerung ab, die deutlich machen, dass nun auf einmal Horizonte aufreißen und ein Szenario evangelischer Freiheit sich öffnet. Eine solche Perspektive befreit aus einer unfruchtbaren Kampfdialektik gegen Formen, die einfach zu eng geworden sind und den Zeiten nicht entsprechen.
Es geht um eine Reformation10, die an RadikalitĂ€t nichts zu wĂŒnschen ĂŒbrig lĂ€sst. Und vor ihr kommt man leicht ins FĂŒrchten: Geht dabei nicht unsere ganze Tradition vor die Hunde? So fĂŒrchten Traditionalisten, so fĂŒrchten aber auch jene, die nicht gĂ€nzlich vom Geist einer sehr spezifischen und damit relativen Vergangenheit (der nicht identisch ist mit dem Heiligen Geist) durchdrungen sind.11 Nein, unsere Tradition ist vielmehr neu zu durchdenken, ist vielmehr neu zu sehen, gerade auch in ihren sensibelsten Bereichen.
Und genau dahinein, in diese brodelnde Situation der Unsicherheit, fĂ€llt die Rede von der Gabenorientierung. Und wĂ€hrend die einen sie noch als Pflaster oder neueste Beatmungsmaschine einsetzen und damit eine Antwort auf die Frage suchen, wie heute, in der Postmoderne, Ehrenamtliche zu gewinnen, zu rekrutieren oder zu werben sind, damit gewachsene und neuere Erfahrungen, Sozialformen und Projekte der Kirche weiter funktionieren können, könnte man umgekehrt anhand der Gabenorientierung auch die Reformation illustrieren, in der wir stehen. Das hat aber eine Konsequenz : es reicht dann nicht, Gaben- und Charismenorientierung irgendwie einzubauen in das Bild einer Kirche, das weithin von ihrer versorgenden InstitutionalitĂ€t geprĂ€gt ist – man muss dieses Bild verlassen. Und das wollen wir hier tun, in der gebotenen KĂŒrze.12
Vielleicht wird dann deutlich, dass dabei ein faszinierendes neues Bild entsteht. Eine Kirche, die nicht mehr so sehr im Mittelpunkt steht, angstvoll um sich selbst bemĂŒht und voller Furcht, den eigenen Ursprung zu verlieren. Das – in der Tat – wĂ€re der Weg, sich wirklich zu verlieren. Und dann ringt man um das AmtsverstĂ€ndnis, um die Sakramente, um das Lehramt, um die Rolle der Laien, um die Sozialformen der Gemeinden und gerĂ€t von Unklarheit zu Unklarheit. Genau das ist zu beobachten. Und was ist, wenn man Vertrauen investiert und der Tradition und ihrer katholischen Weite mehr zutraut, als doch nur die eigene Statik zu zementieren?
Die Dynamik des Evangeliums, die in jeder Zeit immer wieder neu das Ganze des Glaubens in neues Licht rĂŒckt, fĂŒhrt dann auch zu einer neuen Entdeckung der eigenen Tradition. Und das kann man im Kontext der Gabenorientierung bestens illustrieren.
Kirchenentwicklung: wie Gabenorientierung ĂŒber die Kirche hinauswĂ€chst
Die Ambivalenzen der Gabenorientierung lassen sich leicht illustrieren, wenn man sie zusammenbringt mit den Entwicklungsdimensionen des Kircheseins, wie sie karikierend und treffend weltkirchlich ins GesprÀch gebracht werden und so einen Bewusstseinsbildungsprozess ermöglichen.13
Versorgungskirche als Versuchung
Diese erste Entwicklungsphase der Kirche zeigt eine deutliche Dominanz. Oft kommt man darauf, dass hier ein vorvatikanisches Paradigma geerdet wird. So sei es gewesen, als Priester (und die Person auf dem Podest ist ein Priester!) von oben das Volk versorgten, und dieses Volk sich versorgen ließ. Ein klares Oben – Unten. Aber es wĂ€re zu leicht, dieses Bild in eine ungefĂ€hrliche Vergangenheit zu transferieren. Drei GrĂŒnde sprechen dagegen.
Zum einen ist es unglaublich wirkmĂ€chtig. Selbst wenn diese Konstellation der Vergangenheit angehören sollte, sie ist dennoch noch sehr prĂ€sent und bildet prĂ€zise Kampfzonen und AutoritĂ€tskonflikte ab. Sie wirken unterschwellig weiter, wenn etwa Priester den ihnen anvertrauten GlĂ€ubigen verbieten wollen, sich zum Gebet zu treffen, weil sie doch alleine fĂŒr Gottesdienste zustĂ€ndig seien. Sie wirken nach, wo Gemein-dereferentInnen Eltern und Kindern ihre geniale Erstkommunionvorbereitung aufnötigen (und diese sie gerne aushalten oder unwillig ertragen), sie zeigen sich im massiven Misstrauen von Seiten einiger Verantwortlicher in der Kirche gegen NeuaufbrĂŒche. Und sie sind leider auch dann im Spiel, wenn ProfessionalitĂ€t in einer Weise in Stellung gebracht wird, die andere sofort zu Unprofessionellen macht, zu „Laien“ im abschĂ€tzigen Sinn des Wortes. Und sie zeigt sich auch dort, wo Ehrenamtlichkeit gegen „passives Christentum“ ins Spiel gebracht wird. Es ist geradezu verrĂ€terisch, wie sehr hier Hierarchien ins Spiel kommen: multitaskende Ehrenamtliche versus SonntagskirchgĂ€nger versus Gelegenheitschristen und UnglĂ€ubige. Summa summarum: all das ist schrecklich prĂ€sent, und wie! Leider!
Zum anderen: es entspricht einem Bild der Kirche, dass diese zu einer Institution degenerieren lĂ€sst. Entscheidend ist hier die Institution. Sie besteht aus Professionellen, die fĂŒr die anderen sorgen. Und das soll ewig so bleiben. Das Groteske dieses Bildes ist eindrĂŒcklich, wenn man es als Standfoto einer menschlichen Entwicklungsphase betrachtet. NatĂŒrlich ist es wichtig, dass LebensanfĂ€nger mit allem Nötigen versorgt werden – Kleinkinder leben von ihren Eltern. Aber eben nur am Anfang. Es ist doch fatal, wenn Christen in Kirchengemeinden angesichts der Herausforderungen der heutigen Zeit nach neuen Hauptberuflichen, nach Versorgern rufen und dies als die Lösung der schwierigen Lage ansehen. Es ist paradox, weil viele doch gar nicht AnfĂ€nger im Glauben sind, sondern profilierte Christinnen und Christen, die es möglicherweise sehr viel besser könnten als die meisten Hauptberuflichen.
Aber: die PrĂ€gung funktioniert bei einigen bis heute. Und Priester und Hauptberufliche haben dafĂŒr gesorgt, sie sind hĂ€ufig fĂŒr diesen Zustand selbst verantwortlich. Und so sind viele Menschen aus den Kirchengemeinden gegangen, weil in ihrem Entwicklungsweg nicht Versorgung, sondern individuelle Selbstverantwortung von Anfang an eingeĂŒbt wurde – und eine solche Pastoral extrem bevormundend, wenn nicht ĂŒbergriffig erscheint. Wer geblieben ist, erleidet diese prĂ€potenten Anwandlungen und ringt um mehr Erlaubnisse zur Selbstgestaltung. Das ist keine Vergangenheit. Es hat auch damit zu tun, dass die ProfessionalitĂ€t oder auch das Amt fĂŒr sich in Anspruch nehmen, es besser zu können. Und was dabei fehlt, ist eine ermöglichende Entwicklungsperspektive. Ganz ehrlich: welcher Hauptberufliche in der Kirche, welcher Priester möchte alles dafĂŒr tun, dass das Volk Gottes ĂŒber ihn hinauswĂ€chst? Die Angst ist mehr als spĂŒrbar: „Mache ich mich ĂŒberflĂŒssig?“ „Können die hohen Standards gehalten werden?“ – und mit dogmatischer Keule: „Wird das eine Kirche ohne Priester?“ Was fĂŒr eine Perspektive – aber auch welche abgrundtief schlechte Theologie wird hier zur Wahrung der eigenen Position heraufbeschworen.
Und hier sind wir beim dritten Aspekt – und wĂŒrdigen diesen Anfangszustand mancher Entwicklung. Denn es ist ja auch Wahres in diesem Bild. Das hat damit zu tun, dass am Anfang jeder Entwicklung die Beziehung steht. Und dass es dringend Orientierung, Inspiration und Vertrauen braucht. Und es braucht jemanden, der den Weg öffnet, ermöglicht, RĂ€ume des Ausprobierens schafft und sie schĂŒtzt. Und jemand, der Potentiale hervorsagt, hervorruft oder sieht und wĂŒrdigt. Das ist vornehme Aufgabe geschwisterlichen Miteinanders, die darin besteht, genau dies zu ermöglichen: einen Entwicklungsprozess zu initiieren.
Wir mĂŒssen ehrlich sein: explizit gewusst haben wir das nie. Als Priester, als Pfarrer habe ich gemacht und getan, Projekte gestartet und beendet – aber hatte ich wirklich das Wachsen der BrĂŒder und Schwestern im Sinn? War es wirklich so klar in meiner Ausbildung, was Presbyterorum Ordinis 6 harsch formuliert: „Noch so schöne Zeremonien und noch so blĂŒhende Vereine nutzen wenig, wenn sie nicht auf die Erziehung der Menschen zu christlicher Reife hingeordnet sind.“ Nein, das habe ich nicht gelernt, jedenfalls nicht in der Ausbildung. Und ich wĂŒrde sagen: nur ganz selten ist diese Perspektive einer ermöglichenden Entwicklung auch in anderen Berufsgruppen prĂ€sent. Und wo ist es Programm, dass Emanzipationsprozesse der GlĂ€ubigen angezielt werden? Ich kann es wenig beobachten.
Und damit sind wir mitten in der Diskussion um die Gabenorientierung und eine ihr entsprechende Kirchenkultur. Denn: wer sich ernsthaft mit dem Thema der Gaben und der Charismen beschĂ€ftigt, dem wird schnell deutlich, dass es nicht nur darum gehen kann, die GlĂ€ubigen zu belehren, sie zu versorgen (ob sie wollen oder nicht), sondern mit ihnen Fragende und Suchende zu sein. Vor allem gilt, was Bischof Rouet im Blick auf eine rurale Kirchenentwicklung der örtlichen Gemeinden in seinem Bistum Poitiers gesagt hat: „Wir haben sie gefirmt – glauben wir nicht, dass der Heilige Geist in ihnen wirkt?“ Dieses bestĂ€rkende Vertrauen wĂ€re der richtige Blick. Dieser Blick, der die Potentiale und Fertigkeiten, die Kunst und Kompetenz der Schwestern und BrĂŒder stĂ€rkt, könnte zur Freude am Wachstum beitragen. Auch wenn dann alles anders wird. Aber genau das ist doch die Freude derer, die andere inspirieren: nicht klonen, sondern freisetzen.
Umgekehrt: eine Kirche, die so stark institutionell geronnen und fixiert ist, eignet sich bestens als kindliche ProjektionsflĂ€che fĂŒr Konflikte, wie sie Personen eigen ist, die nicht erwachsen werden durften. Auch das lĂ€sst sich erkennen. Aber ein weiterer Einwand ist hier einzubringen: Möglicherweise weist auch die Kritik derer, die die Kirche auf dem Markt der Weltanschauungen sehen und ihre SchwĂ€che denunzieren, noch auf Reste institutioneller Eierschalen des Bildes einer dominierenden Versorgungsinstitution. Als ginge es darum, dass diese Institution ihre Mitglieder noch einordnen mĂŒsste. Muss sie nĂ€mlich nicht. Auch dann wĂŒrde man noch von einer parallelen societas (imperfecta?) trĂ€umen oder albtrĂ€umen 
 (was eigentlich das Gleiche ist).
Es geht um etwas anderes. Wer von den PotentialitĂ€ten und Gaben aller her denkt, der sprengt das Bild einer institutionell geschlossenen Kirche – wem EntwicklungsrĂ€ume aller wichtig wĂ€ren, der wĂŒrde damit auch dieser Institution und ihren Profis eine andere Rolle zuschreiben. Der mĂŒsste Gemeinde, Gemeinschaft, Sendung, Gaben, Charismen und Talente neu beschreiben. Doch dazu spĂ€ter.
Aufgaben oder Gaben?
Kirchenentwicklung ereignet sich, hat sich ereignet, wird sich ereignen. Ob als geplanter Entwicklungsprozess oder als „normaler“ Weiterentwicklungsweg einer Kirche der Profession: in dieser nĂ€chsten Phase der Kirchenentwicklung geschieht erstmals so etwas wie „In-Dienst-Nahme“: Es gibt so viele Aufgaben, und geeignete Personen werden gesucht, diese Aufgaben durchzufĂŒhren. Klar ist, wer „schickt“: es sind die Profis, die aussuchen, schicken und machen lassen, fĂŒr bestimmte Aufgaben.
Es ist eine klassische Delegationslogik. AuftrĂ€ge werden ĂŒbertragen, und Menschen ĂŒbernehmen – auch sehr gerne – Aufgaben, die ihnen zugetraut oder zugemutet werden. Und man kann ja auch vertrauen, dass diejenigen, die mich anfragen, auch wirklich um meine Gaben und Talente wissen – und mich deswegen ansprechen.
Auf der einen Seite sind wir diesen Entwicklungsschritt lĂ€ngst gegangen – und die klassische Kultur des Ehrenamtes hat hier ihre Wurzeln. Man versteht auch, was hinter diesem Begriff steht. Es ist eine Ehre, Dienste zu tun, mit denen ich betraut, beehrt werde, eben auch gewĂŒrdigt. Eigentlich wĂ€re es nicht meine Aufgabe, aber die Verantwortlichen teilen ihre Aufgaben mit mir – dem Laien, der Laiin. Das fĂŒhrt zu einer ungeheuren Erweiterung und Verlebendigung kirchlichen Lebens. Denn ja, es ist ja unmöglich, dass Hauptamtliche alle diese Dinge tun, und sie nehmen mich in ihre Aufgaben mit hinein. Und ihre umfassende Aufgabe ist die Seelsorge, an der ich nun Anteil haben darf.
Aber auch dieser Entwicklungsschritt ist notwendig, verweist er doch auf eine echte Entwicklungsmöglichkei...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. Einleitung: Gabenorientierung ist „en vogue“! – Zur aktuellen Situation
  6. I. Entdeckungen und Herausforderungen
  7. II. Weitungen
  8. Anhang