Grundlagen der chinesischen Heilkunst
Neben dem Konfuzianismus und dem Buddhismus wirkte sich der Daoismus entscheidend auf China aus. Seine Ursprünge werden in das 4. Jahrhundert vor unserer Zeitschreibung datiert. Das fundamentalste Werk hierzu ist das Daodejing (Tao Te King). Die Schrift wird dem sagenumwobenen Laotse zugeschrieben, der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll und dessen Biografie bis heute umstritten ist. Seine Spruchsammlung mystischer Aphorismen ist wahrscheinlich erst um 400 v. Chr. entstanden. Gemäß daoistischer Vorstellung ist der Mensch neben Himmel und Erde Teil einer kosmischen Ordnung, und der Quell körperlicher Gesundheit ist die Harmonie zwischen Mensch und Natur.
Das Wechselspiel von Yin und Yang
Das Prinzip von Yin und Yang ist tief in der chinesischen Philosophie verankert, seine Ursprünge sind mindestens bis ins 11. Jahrhundert v. Chr. zurückzuverfolgen. Im I-Ging (Yì Jīng), das auch unter der Bezeichnung Das Buch der Wandlungen bekannt ist, wird anhand einer Sammlung von Strichzeichen das Konzept des sich immer wieder neu formenden Gleichgewichts des Gegensatzpaares beschrieben. Dabei steht alles in einem Zusammenspiel und ist einem kontinuierlichen Wandel unterzogen. Das gilt für den universell existierenden Makrokosmos ebenso wie für den Mikrokosmos eines jeden Geschöpfes. Das Wirken der beiden Kräfte ist allgegenwärtig und bestimmt unser Leben.
Die dualen Gegensätze Yin und Yang sind eng miteinander verwoben, bedingen sich gegenseitig und gehen auseinander hervor. Sie verkörpern zwei Phasen einer zyklischen Bewegung, bei welcher das eine dem anderen immer entgegenstrebt. Steigt Yin, sinkt Yang und andersherum. Ein absolutes Yin oder Yang existiert nicht. Wenn der Tag vorübergeht, kommt die Nacht und diese mündet schließlich wieder in den Tag, dabei sind die Übergänge fließend.
Ursprünglich stellen die beiden Schriftzeichen für Yin und Yang die Schattenbzw. die Sonnenseite des Hügels dar. Yin steht unter anderem für Mond, Nacht, Dunkelheit, Winter, Herbst, Ruhe, Kälte, Regen, Alter, Tod, Passivität und für das Weibliche. Im Gegensatz dazu verkörpert Yang Sonne, Tag, Helligkeit, Sommer, Frühling, Feuer, Wind, Jugend, Wachstum, Aktivität und das Männliche.
Das Wissen des Gelben Kaisers
Das Buch des Gelben Kaisers (Huang Di Nei Jing) zählt zu den wichtigsten und ältesten überlieferten Standardwerken der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es enthält insgesamt 81 Abhandlungen unbekannter Autoren, die in einem Zeitraum von etwa 400 Jahren zu einem Gesamtwerk kombiniert wurden, und liefert kostbare Informationen zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren. Dieses wertvolle Wissen wird dem Leser in Form von Frage- und Antwortdialogen zwischen dem Gelben Kaiser Huang Di und seinem Arzt Chi Po vermittelt.
Yin und Yang im menschlichen Körper
Auch der menschliche Körper folgt dem Muster der beiden Pole. So werden alle Körperteile, Organe und deren Funktionen jeweils nach Yin oder Yang klassifiziert.
Die Vorderseite sowie die rechte Seite des Körpers, das Körperinnere, der Unterkörper und die Zang-Organe (Lunge, Niere, Milz, Leber, Herz) präsentieren Yin. Hingegen werden die Rückseite sowie die linke Seite des Körpers, das Körperäußere, der Oberkörper und die Fu-Organe (Harnblase, Magen, Gallenblase, Dickdarm und Dünndarm) Yang zugeordnet.
Befindet sich das System in einer dynamischen Balance und sind Yin und Yang ausgewogen, bedeutet das Gesundheit. Eine Disharmonie führt schließlich zu Krankheit. Um diesen Einklang zu bewahren oder wiederherzustellen, leitet der TCM-Arzt verschiedene Prozesse ein, die je nach Bedarf Yin oder Yang fördern.
Chronische sowie degenerative Erkrankungen weisen auf ein Übermaß von Yin hin. Typische Symptome sind eine blasse Zunge, klarer Urin, weicher Stuhlgang, blasses Gesicht, Schläfrigkeit, Antriebslosigkeit und ein schleichender Krankheitsbeginn. Patienten leiden in der Regel unter einem unangenehmen Kältegefühl und haben das Bedürfnis nach Wärme.
Hingegen sind akute Zustände ein Indiz für überschüssiges Yang. Die Krankheitsprozesse gehen meist mit Entzündungen einher. Die Zunge ist häufig rot oder gelb belegt, der Urin ist dunkel und stark konzentriert. Verstopfung, Schlaflosigkeit und Unruhe sind nicht selten, das Gesicht ist gerötet, Hitzesymptome treten auf, und die Krankheit äußert sich sehr plötzlich.
Das Yin-Yang-Symbol Taijitu verkörpert das sensible Zusammenspiel der Kräfte. Ein absolutes Yin oder Yang existiert nicht. Das Symbol verdeutlicht die Anlegung der Geburt des Yin im Yang und andersherum.
Die fundamentalen Substanzen des Körpers
Zwischen dem Gegensatzpaar Yin und Yang fließt die Lebensenergie Qi. Sie gehört neben der Vitalessenz (Jing), den Säften (Jin-Ye), dem Blut (Xue) sowie der Vitalität (Shen) zu den fünf Grundsubstanzen, die den Organismus durchdringen. Diese Substanzen bestimmen die Lebensfunktionen und wirken auf Körper, Geist und Seele. Bei einem gesunden Menschen befinden sie sich im Sinne der Yin-Yang-Theorie im Einklang.
Urkraft und Lebensenergie – Qi
Qi ist die Vereinheitlichung von Materie und Energie. Es ist eine Urkraft, die den Ursprung und die Quelle allen materiellen und spirituellen Lebens darstellt. Qi umhüllt und ...