Frieden kann man übrigens, ebenso wie Krieg, einseitig und von sich aus erklären, damit er vollzogen wird. Eigentlich muss man dafür nur über seinen Schatten springen und sich etwas überwinden. Hierzu folgendes Beispiel von der Leserin Maria B., die allein mit meiner Audio-CD ein Selbstcoaching durchführte.
Ich hatte Mittwoch ein Reframing und einen Aha-Effekt, ein irres Gefühl! An diesem Morgen ging ich durch einen verschneiten Wald spazieren. Seit Tagen war ich völlig durcheinander und sehr schlecht drauf, weil meine Mutter im Sterben lag und das Verhältnis zu meiner Schwester sehr angespannt ist. Sie nervt mich tierisch.
Ich hatte meinen mp3-Player in der Jackentasche und überlegte hin und her, was ich mir anhören könnte, was mich herunterbringen könnte. Während ich noch überlege, höre ich schon die Stimme von Andreas Winter auf der CD „Heilen durch Erkenntnis“ und dachte, nun gut…
Bis dahin hatte ich mir das Stück nie komplett angehört, weil man aufgefordert wird, dem Coach zu antworten, also mit der CD zu sprechen, das war mir immer zu doof. Da ich aber die Tage davor innerlich so aufgewühlt war, dachte ich mir, bei dem Wetter ist ohnedies keiner im Wald unterwegs, machst du das einfach mal.
Irgendwann wurde der Hörer dann aufgefordert, zu beschreiben, was los sei. Mir fiel wie so oft meine Schwester ein, die mich klein hält, bevormundet und kontrolliert. Die Erinnerungen waren so heftig, dass sie in mir ein Beben im Magen auslösten. Mein Herz raste und klopfte, dass es herauszuspringen drohte, hinzu kam auch noch ein Husten. Bislang war ich bereits wütend und eingeschüchtert, wenn ich nur eine SMS oder einen Anruf von meiner Schwester bekam. Ich dachte: „Was will sie denn schon wieder von mir?“
Ich hörte weiter die CD an und achtete darauf, welches Gefühl dies in mir auslöst, dachte etwas nach … und dann kam ganz klar: Panik, pure Panik! Aber warum? Dann kamen nach und nach Bilder, die ich schon in den letzten Tagen hatte, als sie mich gegängelt, geärgert, erpresst und bedroht hatte (sie ist elf Jahre älter als ich). In der Erinnerung spüre ich, wie sie mich in dem Kissenbezug die Treppe hinunterschubst, mich im Bettkasten einsperrt, um zu sehen, wie lange ich Luft bekomme. Da war ich erst drei oder vier Jahre alt. Diese Quälerei wurde dann als Kinderstreich abgetan. Aber für mich war es die Hölle. Meine Schwester war da schon 14 oder 15 Jahre alt. Ich konnte mich nicht an ihr Gesicht erinnern, aber sie war es definitiv. Und dann wurde mir klar, dass ich nur diese Bruchstücke sehen kann … sonst habe ich keine bewusste Erinnerung an sie, als ich klein war.
Dann erinnerte ich mich an eine Situation, als meine Mutter am Kopfteil meines Bettes kauert und Angst hat, und mein Vater steht vor ihr und schreit sie an, vielleicht wollte er sie auch schlagen. Er war offenbar wieder betrunken und laut … und ich war zu dem Zeitpunkt etwa vier oder fünf Jahre alt. Ich bin aufs Bett gesprungen und habe ihm mit einem Kleiderbügel aus Eichenholz auf den Kopf geschlagen und geschrien: „Tu meiner Mama nicht weh! Lass meine Mama in Ruhe!“ Ich hatte keine Angst vor ihm, nur Wut, und er hat von ihr abgelassen, und danach hat sie fürchterlich geweint… und ich habe mich gefragt, warum sie jetzt so weint, wo es doch vorbei ist?
Dann dachte ich daran, dass es gar keine Schwangerschaft … Fotos von mir gibt, zumindest habe ich nie welche gesehen … dann erinnerte ich mich daran, dass meine Tante mir einmal erzählte, dass Mama sie damals angerufen und ihr gesagt habe, dass sie schwanger sei, und dabei habe sie fürchterlich geweint. Aber meine Tante habe nur gesagt: „Ach, freu dich doch!“ Aber was wäre gewesen, wenn meine Mutter meinen Vater verlassen wollte, weil er immer wieder trank und ihr Angst machte? Und sie Angst hatte, dass sie mit zwei Kindern und einem Baby gar nicht von ihm wegkäme? Und wenn sie in der damaligen Zeit Angst hatte, mit 41 noch ein Baby zu bekommen, 11 Jahre nach der letzten Schwangerschaft?
Mir wurde schlagartig klar, dass ich gar nicht gewollt, dass ich ein Unfall war, dass ich nicht willkommen war. Deshalb gibt es auch kein Foto von meiner Mutter, als sie mit mir schwanger war.
Und dann ging meine Erinnerung immer weiter zurück, und ich wusste nicht, ob es sich nur um meine Fantasie handelte oder ob es echte Erinnerungen waren. Mir wurde klar, dass meine Schwester mich auch nicht wollte. Sie wollte mit 10 Jahren kein Geschwisterchen mehr, sie wollte die Kleine bleiben. Das waren die Impulse, die die CD in mir auslösten: Meine Mutter wollte mich nicht, und meine Schwester auch nicht. Mutter hat irgendwann einmal erwähnt, dass es eine ruhige Schwangerschaft gewesen sei. Kein Wunder, dachte ich, ich habe ja auch keinen Mucks von mir gegeben, und dann stieg die gleiche Panik wie am Anfang wieder in mir noch. Panik: Ich wollte gar nicht raus aus dem Bauch. Ich wollte nicht zu denen da draußen. Dann fiel mir ihr Spruch wieder ein, den sie vor Kurzem von sich gab: „Wer hätte das gedacht, dass aus dir doch noch mal was wird?!“ Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht! Zunächst hatte ich den Satz gar nicht verstanden und nur gedacht, wie kann die so etwas zu mir sagen?
Mittlerweile denke ich, dass sie es eher anerkennend meinte, dass aus mir etwas geworden ist, obwohl sie mich nie gefördert hat. Da musste ich mitten im Wald plötzlich fürchterlich weinen, aber nicht, weil ich traurig war, sondern vor Erleichterung. Und dann kam noch mal das Bild in mir hoch, warum Mutter damals so geweint hatte, weil meine Geschwister, wenn Papa rumbollerte, wegliefen und zu Oma flüchteten. Aber ich, die Mutter eigentlich gar nicht mehr bekommen wollte, ich war die einzige, die ihr zur Seite stand und sie beschützte. Und deshalb hat sie so geweint, weil sie ein unglaublich schlechtes Gewissen hatte und Schuldgefühle. Und dann versiegten meine Tränen, und der Schnee erschien mir plötzlich viel weißer und die Luft klarer, und mein Rücken tat nicht mehr weh, und ich habe mich ganz leicht und beschwingt gefühlt, und ich hätte vor Freude hüpfen können wie eine Fünfjährige.
Dann habe ich am Nachmittag mit Mutters Foto gesprochen und ihr gesagt, dass es okay wäre – wenn sie nicht mehr leben will, dann soll sie loslassen und gehen. Und genau in der Zeit ist sie dann auch eingeschlafen! Zwei Stunden später rief mich meine Schwester an, um mir zu sagen, dass Mutter tot ist. Sie sei ganz friedlich eingeschlafen.
Mein Aha-Effekt hat jedenfalls wirklich nachhaltig etwas gebracht. Ich wundere mich noch immer.
Gestern klingelte wieder fünf- oder sechsmal das Telefon. Doch diesmal konnte ich mit ganz ruhigem Gefühl das Gespräch entgegennehmen. Die Panik ist weg! Ich habe meiner Schwester meine Meinung zu dem gesagt, was sie mit mir besprechen wollte, und es war gut.
Und plötzlich ist der Spieß umgedreht! So hat beispielsweise meine Schwester die Traueranzeige getippt und sie mir zum Korrekturlesen geschickt! So etwas hat sie noch nie getan. Sonst war ich immer für die „niederen“ Arbeiten zuständig, und sie hat alles wieder verworfen. Diesmal war es anders herum. Aber ich hatte keine Revanchegefühle dabei. Ich habe einfach nur die Rechtschreibung korrigiert und einige Anmerkungen zum Text gemacht und es ihr zurückgeschickt. Was sie davon übernimmt, ist mir gleichgültig.
Einige Tage später schickte sie mir noch eine SMS: „Der Pastor hat angerufen: Wir sollen ihm mitteilen, was Mama wichtig war in ihrem Leben, Hobby, Arbeit usw. Ich möchte es ihm bis zum Wochenende mailen. Also denk einmal nach!“ Mein Freund, der unsere Streitigkeiten zur Genüge kennt, argwöhnte: „Da hast du es! Von wegen, es ist vorbei! Die dirigiert schon wieder!“
Doch ich beschwichtigte ihn und sagte: „Na und… denk einmal mit! Vielleicht fällt dir ja zu Mama auch noch etwas ein?“ Im Anschluss daran haben wir meiner Schwester eine ellenlange SMS geschickt, mit allem, was uns eingefallen ist. Denn im Gegensatz zu ihr fällt uns was ein. Ich denke, ich habe ihr einfach das gegeben, was sie wollte. Ich habe einfach einmal getan, was die Große verlangt. Damit breche ich mir kein Zacken aus der Krone, und ich hab meine Ruhe. Seither ist das Verhältnis zu ihr irgendwie viel entspannter. Der Stress ist total verschwunden. Ich habe völlig losgelassen.
Soweit der Bericht von Maria. Bis heute bleiben nach eigenen Angaben ihre Panikattacken aus. Frieden schließen lohnt sich offenbar!
Audio-CD „Was deine Angst dir sagen will“
Für das Hörbuch habe ich eine Coaching-Traumreise entwickelt, bei der die bildhafte Erlebnisfähigkeit genutzt wird, um den eigenen Ängsten und Blockaden auf die Spur zu kommen. So kann ich Sie „an die Hand nehmen“, um herauszufinden, was hinter Ihrer Angst steckt und wie wir sie gemeinsam loswerden können.
| Andreas Winter Was deine Angst dir sagen will Blockaden verstehen und überwinden Audiocoaching mit Selbsthypnose-Anleitung 1 Audio-CD, Jewelbox, Gesamtdauer ca. 70 Min. ISBN 978-3-86374-332-1 |
Warum sich Angst nicht lohnt
Abgesehen davon, dass Angst immer eine Ursache hat, die weit in der Vergangenheit liegt – meist steckt ja ein Kindheitstrauma dahinter –, so gibt es auch eine Menge Ängste, die niemand zu haben bräuchte, wenn er genug darüber wüsste und entsprechend informiert wäre. Im Folgenden einige Beispiele von Ängsten, die man allein durch Aufklärung loswird:
Sie ist unnötig. Tumore wachsen nur dort, wo das gesunde Körpergewebe durch oxidativen Stress geschädigt wurde, und entsäuern dieses absterbende Gewebe. So wird verhindert, dass sich zu viele Giftstoffe im Körper verteilen und man ernsthaft krank wird. Der Tumor ist wie eine Art Abfalleimer in der Küche: Entfernt man ihn, liegt der Müll in der Küche herum.
Die eigentliche Krankheit ist also nicht der Krebs, sondern das, was ihn erzeugt hat. Tumoren verschwinden von allein, wenn man den Grund ihres Wachstums aufgelöst hat und dieser Grund Angst war. Übrigens können Sie an einem Tumor nicht sterben, genauso wenig, wie Sie eine Chemotherapie heilt, sondern lediglich Zellen tötet. Zum Tode führen entweder das Organversagen aufgrund von Zellschädigungen oder die Folgen der medizischen Therapie.3
Diese Angst ist ebenfalls sinnlos. Machen Sie sich kurz bewusst, dass ein Mensch, der Ihnen mit Verlassen droht, Sie nicht etwa liebt, sondern manipuliert. Sobald Ihnen das klar ist, fällt Ihnen eine Trennung viel leichter. Laufen Sie nicht jemandem hinterher, der Ihre Gefühle misshandelt, es gibt Hunderte Menschen in Ihrem Umfeld, mit denen Sie glücklich sein könnten.
Auch sie ist absolut unnötig. Es gibt wirklich genug Arbeit. Warten Sie nicht darauf, dass man Ihnen Arbeit gibt, sondern machen Sie sich für diejenigen nützlich, die das brauchen, was Sie sind und was Sie können. Wenn Sie für etwas bezahlt werden wollen, was Sie nicht können oder was unnütz ist, sollten Sie vielleicht etwas an Ihrer Einstellung zu dieser Gesellschaft ändern. Wenn jemand Sie aus seiner Firma wirft, dann sollten Sie froh darüber sein, dass er Ihnen diese Entscheidung abgenommen hat, denn dann waren Sie dort fehl am Platz.
Auch diese Angst brauchen Sie nicht zu haben. Jemand, dessen Körper tot ist, ist noch lange nicht weg. Sie können jederzeit mit ihm kommunizieren. Denken Sie einfach intensiv an den Verstorbenen, und vertrauen Sie Ihren eigenen Gedanken – Ihr Gehirn kann über die Zirbeldrüse mehr, als Sie in der Schule gelernt haben! Außerdem ist es auch nicht verboten zu sterben. Wenn Lebendigsein für die Psyche keinen Sinn mehr macht, ist das Leben zu Ende. Wenn Sie jemanden aus Angst vor dem Verlust zum Leben nötigen (etwa Ihre im Sterben liegende Mutter), laufen Sie Gefahr, durch diesen Druck ein friedliches Ableben zu verhindern und den Tod in einen K(r)ampf zu verwandeln.
Dies ist etwas schwieriger, weil Kriege ja in der Regel nicht zufällig, sondern ganz gezielt von Herrschaftssystemen geführt werden, die tatsächlich ein Interesse daran haben, dass wir in Bedrängnis geraten. Dennoch lohnt es sich nicht, Angst davor zu haben, zumal das einen König, Papst oder Diktator ohnehin nicht sonderlich beeindrucken würde. Und wenn Sie sich an die weihnachtliche Schützengrabenszene von 1914 in der belgischen Stadt Ypern erinnern, als deutsche und britische Soldaten zusammen Weihnachtslieder sangen, statt befehlsgemäß aufeinander zu schießen, dann wissen Sie auch, dass Kriege nicht von Menschen geführt, sondern nur ausgeführt werden. Geführt werden sie von menschenverachtenden Systemen.
Homophobie bzw. die Angst vor allem „Unmännlichen“ hat in der Geschichte entsetzlich viel Leid unter die Menschheit gebracht. Gefängnisstrafen, ja sogar Todesstrafen für Homosexuelle gibt es in einigen „Kulturen“ noch immer! Hart sein, stark und durchsetzungsfähig, bloß nicht verweichlicht und schwul! Diese Angst ist übrigens keine reine Männerangst, auch viele Frauen glauben, „tough“ sein zu müssen. Erzeugt wird dieser Terror meist durch brutale Gewalterfahrungen der Väter, die ihre Kinder mit einer Art „Härtetraining“ davor bewahren wollen, Schwäche zu zeigen! Wer „soft“ ist, schwebt in Gefahr, so lautet der falsche Glaubenssatz.
Dabei wird übersehen, dass in einer bedrohlichen Welt voller Herausforderungen und Gefahren nicht etwa die eisenharten Schläger die Gewinner sind, sondern diejenigen, die ganz souverän und selbstsicher die meiste Unterstützung bekommen, weil sie ihre Verletzbarkeit eingestehen und zeigen. Die homophobe Erziehung erzeugt zumeist das genaue Gegenteil: verstörte und verängstigte Krankheitsanfällige, die ein gefundenes Fressen für die Medizinindustrie sind. Machos sind kinderleicht manipulierbar, Selbstsichere nicht.
Sie sehen, Angst ruft das Problem, vor dem sie Sie bewahren sol...