Burnoutvorsorge ist Chefsache
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Burnoutvorsorge ist Chefsache

Gesunde Führung als Leitungsaufgabe in Kirche und Diakonie

  1. 240 Seiten
  2. German
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Burnoutvorsorge ist Chefsache

Gesunde Führung als Leitungsaufgabe in Kirche und Diakonie

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Über dieses Buch

Die Krankheit "Burnout" hat längst auch Kirche und Diakonie erfasst. Schwere Erschöpfungszustände der Betroffenen und lange Fehlzeiten sind meist die Folge. Dem gilt es, rechtzeitig und umfassend vorzubeugen!Der Zusammenhang von Gesundheit und Führung ist unbestritten. Den Wettbewerb um die besten Mitarbeitenden wird zukünftig nur gewinnen, wer ein Konzept zur Vermeidung von Burnout hat und ein Arbeitsfeld schafft, das chronische Erschöpfungszustände erst gar nicht aufkommen lässt.Beispiele aus der Praxis verdeutlichen, wie diese Methode in den Arbeitsalltag integriert werden kann, um Strukturen zu ändern und aktiv dem Burnout bei Führungskräften und Mitarbeitenden entgegenzuwirken.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783761566145
II
Wie kann gesunde Führung gelingen?
1 Auf die Diagnose kommt es an: Erschöpfung, Burnout oder Depression
1.1 Differenzialdiagnostik für Führungskräfte
Man kann nicht mehr drum herumreden. In Kirche und Diakonie gibt es immer mehr erschöpfte Mitarbeitende und Führungskräfte. Eine hohe Arbeitsbelastung und spezifische Stressfaktoren aufgrund der hohen Erwartungen an sich selbst fördern diese Erschöpfungssyndrome.
Hinzu kommt, dass fast alle Leitungsgremien paritätisch mit Ehrenamtlichen besetzt sind. Was theologisch richtig ist und für unser Verständnis von Kirche sinnvoll erscheint, fördert paradoxerweise, was es doch eigentlich verhindern sollte. Denn gerade, dass die Arbeit auf haupt- und ehrenamtlichen Schultern liegt, erleben viele eher als belastend denn als entlastend.
Ein Superintendent bringt es auf den Punkt: „Lange habe ich meine chronische Erschöpfung nicht wahrgenommen. Und wenn ich dann mal wieder todmüde und völlig ausgepowert in der Sitzung des Kreissynodalvorstands saß, habe ich verstohlen zu Herrn Dr. M. geschaut. Der ist Vorstandsvorsitzender einer Versicherung. Und engagiert sich ehrenamtlich in seiner Freizeit im KSV. Und während ich ihn ansah, hab ich mir selber gesagt: ‚Stell dich nicht so an. Das bisschen Erschöpfung. Nimm dir mal ein Beispiel an den Ehrenamtlichen.‘ Ja, das habe ich mir immer wieder vorgehalten – bis ich dann zusammengebrochen bin.“
Als Hauptamtlicher erschöpft sein – obwohl sich die Schar der Ehrenamtlichen so intensiv um die frohe Botschaft bemüht –, das passt nicht. Aufopferung steht hoch im Kurs. Sonntags wird zwar gepredigt, dass allein der Glaube gerecht macht. Aber werktags zählen dann vor allem die Taten. Nur was jemand leistet, erscheint relevant. Die gute alte Werkgerechtigkeit in Reinform könnte man das nennen. Widersprüchlicher könnten Reden und Handeln kaum sein.
Daher nimmt es nicht wunder, dass bis heute das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20,1-16) den kirchlichen Mitarbeitenden eine immerwährende Anfechtung ist. Ist es nicht wahnsinnig ungerecht, dass alle Arbeiter im Weinberg denselben Lohn erhalten, obwohl einige den ganzen Tag und andere nur eine Stunde gearbeitet haben? So viel Glaubensgerechtigkeit ist dann doch zu viel.
Und selbstverständlich bleibt die Geschichte von Maria und Marta (Lukas 10,38-42) ein Skandal. Wo kämen wir denn hin, wenn wir alle wie Maria wären, die einfach dasitzt und zuhört, während Martha die Arbeit erledigt?
In kirchlichen Kontexten ist es hoch angesehen, nur für Gottes Lohn zu arbeiten. Wer will da schon unangenehm auffallen und Ermüdungserscheinungen zeigen und derart schwächeln. Dabei könnte man sich gut auf biblische Texte berufen: Moses Schwiegervater Jitro ermahnt Mose, dass es überhaupt nicht sinnvoll ist, sich zu müde zu arbeiten (2.Mose 18,13-27). Das Predigerbuch unterstützt mit dem hilfreichen und weisheitlichen Ratschlag: „Sei nicht allzu gerecht und allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest“ (Prediger 7,16). Oder auch: „Besser eine Hand voll Ruhe als beide Fäuste voll mit Mühe und Haschen nach Wind“ (Prediger 4,6).
Aber mit den Hohelied der Ruhe kann man in kirchlichen Kontexten kaum landen. Zwar wird immer wieder das Ruhegebot am Sabbat- und das Doppelgebot der Liebe zitiert. Aber echte Selbstsorge oder gar Selbstliebe sind immer noch ein Tabu und geschehen eher versteckt.
Eine Abteilungsleiterin der Diakonie schildert: „In einem Seminar zur Burnoutprävention wurde gefragt, wie viel freie Zeit jeder am Tag für sich persönlich zur Verfügung hätte. Ich habe mich gar nicht getraut, ehrlich zu antworten. Die anderen hatten maximal eine Stunde. Wenn ich preisgegeben hätte, dass ich ein paar Stunden habe, wäre das nächste Projekt direkt an mich delegiert worden.“
In Diakonie und Kirche herrscht immer noch die Einstellung: Zeiten der Muße sind etwas für Faule. Wer für die Sache brennt, kennt keinen Feierabend und kein Wochenende. Ganz nach dem Gusto eines bekannten Kirchenliedes: „Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinne, ich singe mit, wenn alles singt …“ (EG 503,8). Gemeindearbeit gilt im Grunde nicht als Arbeit. Denn es ist den Ehrenamtlichen schwer zu vermitteln, dass das, was für sie sinnvolle Freizeitgestaltung ist, von den Hauptamtlichen als harte Arbeit erlebt wird. Und weil viele Ehrenamtliche auch über ihre Leistungsgrenzen gehen, wird das selbstverständlich von jedem bezahlten Mitarbeitenden erwartet. Und dann wird Selbstsorge schwer. Schön zu beobachten ist das bei Terminabsprachen. Es ist ein „no go“, einen Terminvorschlag abzulehnen, weil man frei hat. Eine Absage wird nur akzeptiert, wenn es bereits eine andere dienstliche Verpflichtung oder einen wirklich wichtigen privaten Termin gibt.
Manchmal werden selbst präventive Angebote auf diese Weise konterkariert:
Ein Pfarrkonvent plant einen Weiterbildungstag zum Thema Burnout-Prophylaxe. Datiert wird die verpflichtende Fortbildung auf einen Samstag, weil der oft frei ist von dienstlichen Terminen. So wird der gut gemeinte Präventions-Workshop zu einer zusätzlichen Belastung im pfarramtlichen Alltag.
Diese Doppelbödigkeit findet sich immer wieder.
Im Synodenbericht schreibt eine Gemeinde, dass sie das Thema Entschleunigung und Gesundheitsförderung in das gemeindliche Leitbild einfließen lassen will. Dieser Satz provoziert hinter vorgehaltener Hand Nachfragen nach dem Motto: Das ist ja schön, aber wie soll das gelingen? Die anstehenden Aufgaben sind so groß, da müsse man sich halt zusammenreißen.
Die hohen Ansprüche an sich selbst und an andere erzeugen eine Atmosphäre der Selbstausbeutung. Es verwundert nicht, dass immer mehr kirchliche Mitarbeitende mit und ohne Leitungsfunktion chronisch erschöpft sind.
Weil mittlerweile so viele Mitarbeitende von drohender Arbeitsunfähigkeit durch selbstdiagnostizierten Burnout betroffen sind und das Phänomen der Überanstrengung fast inflationär erscheint, ist es für Führungskräfte manchmal wirklich schwer zu entscheiden, ob es sich um eine normale, vorübergehende Erschöpfung, ein behandlungsbedürftiges Burnout oder eine therapiebedürftige Depression handelt.
Während Depression immer noch als Stigma erlebt wird, ist Burnout mehr und mehr gesellschaftsfähig geworden. Wer ein chronisches Erschöpfungssyndrom vorweisen kann, empfindet weniger Scham. Doch hinter der Selbstdiagnose Burnout verbirgt sich nicht selten eine manifeste Depression.
Jetzt könnte man fragen: Warum sollte eine Führungskraft zwischen Erschöpfung, Burnout und Depression differenzieren können? Der Grund ist einfach. Die Behandlungsstrategien widersprechen sich, obwohl die Symptomatiken nah beieinanderliegen.
Es ist wie bei rein körperlichen Erkrankungen. Da erwarten wir bei Symptomgleichheit auch eine ordentliche Differentialdiagnostik und möchten wissen, ob wir nur eine Magenschleimhautentzündung oder ein Magengeschwür haben. Wenn nicht ordentlich diagnostiziert wird, liegt auch bei psychischen Erkrankungen ein Kunstfehler vor. Es ist essentiell, exakt zu unterscheiden. Manchmal wird nämlich viel zu schnell von Burn-out gesprochen, wenn es um ganz normale Müdigkeit und Erschöpfung geht, die eben auch Teil des Arbeitslebens sind. Andererseits werden tatsächlich krankheitswertige psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen nicht erkannt und bagatellisiert.
Leitende Mitarbeitende sollen natürlich nicht in die Diagnostik einsteigen. Aber zur eigenen Sicherheit ist es sehr hilfreich, mehr über Erschöpfung, Burnout und Depression zu wissen, um kompetenter und sicherer mit Verdachtsdiagnosen umgehen können.
1.1.1 Erschöpfung – Wenn es einfach zu viel ist
Manchmal meint es das Leben nicht so gut mit einem. Gefühle von Erschöpfung, Niedergeschlagenheit, Angst und Trauer gehören zum Leben – ob wir das wollen oder nicht.
Durch die intensive mediale Berichterstattung über Burn-out werden klinisch nicht behandlungsbedürftige Befindlichkeitsstörungen dramatisiert und pathologisiert.1 Eine längere Zeit mal „nicht gut drauf zu sein“, ist ganz normal. Allerdings scheint es einen gesellschaftlichen Druck zu geben, der das Steh-aufmännchenprinzip als selbstverständlich vorauszusetzen scheint. Ein Blick auf die Zeitungsauslage an der Supermarktkasse genügt: Jede zweite Illustrierte wirbt mit Überschriften wie: „Glückssuche – leicht gemacht“, „Stress muss nicht sein“, „Kraftquellen für jedermann“, „Eigene Widerstandskräfte nutzen“, „Das Geheimnis innerer Stärke“. Damit wird suggeriert, dass wir aus jeder Krise gestärkt hervorgehen. So a...

Inhaltsverzeichnis

  1. Table of Contents
  2. Inhalt
  3. Titelei
  4. Impressum
  5. Warum dieses Buch?
  6. Ein Selbsttest zum eigenen Führungsverhalten
  7. Was haben Gesundheit und Führung miteinander zu tun?
  8. 1 Auf die Diagnose kommt es an: Erschöpfung, Burnout oder Depression
  9. 2 Gesundheitsmanagement in Veränderungsprozessen
  10. 3 Gesundheitsförderung als Führungsaufgabe
  11. Selbstsorge für Führungskräfte
  12. Kirchenpolitische Konsequenzen