Das Schuljahr nach Corona (E-Book)
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Das Schuljahr nach Corona (E-Book)

Was sich nun ändern muss

Armin Himmelrath, Julia Egbers

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  1. 192 Seiten
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Das Schuljahr nach Corona (E-Book)

Was sich nun ändern muss

Armin Himmelrath, Julia Egbers

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Über dieses Buch

Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen."Endlich wieder richtig Schule haben", sagen die einen. "Regelbetrieb nach der Stundentafel, soweit es das Infektionsgeschehen zulässt", die anderen. Allen aber ist der Wunsch nach einer Perspektive, nach Alltag und Gewohnheit gemein und danach, Schule wieder als berechenbar und verlässlich zu erleben.Wie weit sind wir davon entfernt? Was haben wir aus der Krise gelernt? Wie weiter in der "neuen Normalität"? Eltern, Expert*innen, Lehrkräfte und Betroffene schildern, was sie während der Krise erlebt haben, und leiten daraus Forderungen für eine gestärkte Schule nach Corona ab.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783035518665
Organisationsebene
Wie Schulen sich jetzt ändern können – und müssen
Oliver Hauschke
Das herkömmliche Schulsystem fördert Kinder und Jugendliche unzureichend, sich selbstständig Wissen und Kompetenzen anzueignen. Überholte Inhalte, zu volle Curricula, keine anregenden Lernräume: Es gibt viel, was sich in Zukunft an Schulen ändern sollte. Corona kann als Zäsur gesehen werden, um endlich über ebendiese Aspekte kritisch wie konstruktiv nachzudenken – und zu handeln.
Was lange Zeit nicht einmal im Ansatz denkbar war, nämlich auf den verpflichtenden Präsenzunterricht zu verzichten, wurde in kürzester Zeit und mit einer einfachen ministeriellen Entscheidung für eine gewisse Zeit für alle Schüler*innen Wirklichkeit. Wofür Eltern, die ihre Kinder selbst zu Hause unterrichten möchten, vergeblich gestritten haben, war plötzlich für alle verordnet. Diese völlig neue Situation hat sowohl die Stärken als auch die vielen Schwächen von Schule und herkömmlichem Unterricht deutlich sichtbar gemacht, genauso wie es die Chancen und Schwierigkeiten häuslichen Lernens offenlegte. Dass viele Kinder und Jugendliche einen professionell ausgebildeten Menschen benötigen, der sie beim Lernen begleitet, in einem Raum, in dem auch der soziale Austausch mit etwa Gleichaltrigen gewährleistet ist, hat sich ebenso gezeigt wie dass es Kinder und Jugendliche gibt, die sehr gut selbstbestimmt und mit deutlich höherer Motivation auch zu Hause erfolgreich arbeiten können. Beides sind keine neuen Erkenntnisse, aber in dieser virusverursachten Krise konnten alle Eltern, Schüler*innen sowie in und an Schule Beteiligten diese praktisch vor Ort und oft auch am eigenen Leib erfahren.
Schule ist ein Ort, an dem sich Veränderungen nur sehr mühsam und schwerfällig über viele Jahrzehnte vollziehen.
Die Beharrungskräfte in Schule sind derart stark, dass man sich mit echten, strukturändernden Reformen sehr schwer tut. Umso mehr sollten wir die außergewöhnliche Situation der mehrmonatigen Schulschließung und der nur eingeschränkten Wiederöffnung von Schule, ja diese vermutlich einmalige Chance, die uns ein kleiner Virus beschert hat, nutzen und alle Regelschulen so weitgehend verändern, wie es ein laufender Betrieb möglich macht. Dabei sollte uns ermutigen, dass dieser Betrieb, entgegen aller Erwartung, einfach so zum Stillstand und unter unbekannten Bedingungen in die häusliche Umgebung gebracht werden konnte, ohne dass der große Teil unserer Kinder plötzlich jeglichen Bezug zur Bildung und zum Lernen verloren hat. Und das, obwohl die meisten Schulen große Anlaufschwierigkeiten hatten, die Leistungen der Schüler*innen in den meisten Fällen nicht bewertet und auch keine Tests geschrieben werden durften. Trotz dieser Freiheit, haben die allermeisten Schüler*innen weitgehend sorgsam ihre Aufgaben erledigt. Das sollte unser Bild von der Lernhaltung unserer Schüler*innen nachhaltig verändern, die auch ohne Druck und ohne Noten bereit sind, die an sie gestellten Aufgaben zu bearbeiten, also im klassischen Verständnis der Schule zu lernen. Auf dieser veränderten Wahrnehmung von Kindern und Jugendlichen können wir unseren Veränderungsprozess in Schule aufbauen. Wie aber genau kann, ja muss sich Schule ändern, um gestärkt aus dieser kritischen Phase hervorzugehen und sich erfolgreich für die Zukunft der lernenden Generationen zu positionieren?
Obwohl es einer der Ansprüche von Schule ist, Schüler*innen zu selbstständigem Arbeiten und Lernen zu führen, zeigte sich in der Phase des Lernens zu Hause, dass Schule auf diesem Gebiet deutlichen Nachholbedarf hat.
Entgegen dem eigenen Anspruch hilft die Schule Schüler*innen nicht ausreichend, die Kompetenz des selbstbestimmten Arbeitens zu entwickeln. Ganz im Gegenteil. Dabei wäre es wichtig, dass Schüler*innen nicht nur selbstbestimmt, sondern vor allem auch selbstgesteuert lernen. Das starre Korsett der überfüllten Curricula jedoch, mit den in regelmäßigen Abständen für alle gleichen und zur gleichen Zeit zu erbringenden Wissensüberprüfungen, der tägliche Rhythmus der vorbestimmten Unterrichtsstunden im 45- oder 90-Minuten-Takt, die akribisch von Lehrkräften vorbereitet und geleitet werden, machen unsere Kinder zu reinen, wenig agilen Konsumenten leblosen Wissens. Weil Schule es ihnen nicht beigebracht hat, tun sich so viele Schüler*innen zu Hause schwer, sich von allein an die wenig motivierenden Aufgabenblätter zu setzen. Weil sie nicht gelernt haben, sich einem Thema selbst forschend und fragend zu nähern, Fehler zu machen, falsche Wege zu gehen, umzudrehen und neu zu starten, haben Eltern das Gefühl, ihre Kinder bräuchten die leitende Hand der Lehrkräfte. Hier muss sich Schule in Zukunft deutlich verändern. Ziel einer Lehrkraft im Lernprozess muss sein, sich immer mehr überflüssig zu machen, von einer haltenden und steuernden Hand zu einer auffangenden zu werden. Je älter Schüler*innen werden, umso mehr müssen sie in der Lage sein, ihren Lernprozess selbst und individuell zu steuern.
Echtes, nachhaltiges Lernen, also das Aneignen von Wissen und Kompetenzen, auf die ein Mensch auch noch nach etlicher Zeit zurückgreifen kann, ist deutlich mehr als das, was der herkömmliche Unterricht unseren Kindern bietet. Da aber genau dieses Wissen und diese Kompetenzen das sind, was unsere Kinder für eine erfolgreiche Teilnahme am zukünftigen gesellschaftlichen Leben benötigen, muss es zuvörderst Aufgabe der Schule sein, diese beiden zu ermöglichen und zu stärken. Das kann nur gelingen, wenn wir die vollgestopften obligatorischen Curricula massiv entrümpeln. Wir müssen uns auf ein stark reduziertes Grundgerüst an allgemeinem Wissen und allgemeinen Fertigkeiten verständigen, das für alle Schüler*innen obligatorisch ist, auf dem dann eine umfangreiche Auswahl an fakultativen Themen- und Wissensgebieten, aus denen die Schüler*innen individuell auswählen können, aufbaut. Da es vor allem auf Kompetenzen ankommt, die Schüler*innen entwickeln sollen, können wir getrost eine freie Wahl der Fach- und Themenbereiche zulassen, denn die benötigten Kompetenzen lassen sich beinahe in allen erwerben. Weil am Ende einer Schulkarriere dann zwar alle Jugendlichen über die gleichen Kompetenzen, nicht aber mehr über das gleiche Wissen verfügen müssen und können, muss Schule die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Schüler*innen sich individuell entwickeln können. Das aktuelle Konzept «Füralle-Schüler*innen-das-Gleiche-zur-gleichen-Zeit» wird dieser Anforderung nicht gerecht. Insofern muss es Konzept der Schule sein, es Schüler*innen möglich zu machen, eigene Interessen, Talente und Fähigkeiten zu erkennen, zu entwickeln und zu fördern, damit sie sich im Verlauf der Schulzeit immer stärker selbstbestimmt und selbstständig diesen widmen und diese erweitern sowie vertiefen können und auf diese Weise die notwendigen Kompetenzen entwickeln. Die heutigen Lehrkräfte sind also gefordert, ihre eigene Rolle weg von der Lehrperson hin zu einer in breiter Facette begleitenden Person zu vollziehen, damit sie den Schüler*innen die selbstbestimmte und eigene Entwicklung ermöglichen. Ihre Aufgabe ist es, Talente zu erkennen, Interessen zu entwickeln, unbekannte Tore aufzustoßen und Fähigkeiten zu fördern, sodass Kinder und Jugendliche lernen, selbst damit umzugehen und eine Entscheidung über den von ihnen einzuschlagenden Weg zu treffen. Für diesen ausgewählten Weg muss Schule die notwendigen Ressourcen bereitstellen.
Selbst in den Ministerien und Schulleitungen hat man keine große Angst davor, auf Inhalte zu verzichten, was gleichzeitig bedeutet, dass viele von ihnen weit weniger relevant sind als allgemein behauptet. Das zeigt die gegenwärtige Diskussion darüber, worauf Schulen aktuell und nach den Sommerferien ihre Schwerpunkte legen sollen, um die erzwungene Phase des häuslichen Lernens zu kompensieren. Auch hier, wie schon bei der plötzlichen Schließung von Schule, ist man bereit, ohne große Bedenken auf bisher Unumstößliches zu verzichten. Man will den Fokus auf die Hauptfächer legen, und um das zu schaffen und die Schüler*innen schneller voranzubringen, soll in vielen Fächern auf etliche Inhalte verzichtet und deutlich mehr exemplarisch gearbeitet werden. Dieser Ansatz, gepaart mit einem veränderten Verständnis von Bildung und Lernen, ermöglicht es der Schule, ihre Strukturen deutlich in Richtung stärkerer individueller Lernprozesse zu entwickeln. Dazu gehört auch, sich von der Jahrgangsbindung der Schüler*innen zu verabschieden, denn je individueller der eigene Lernprozess ist, desto individueller müssen auch die Lernpartner und die lernbegleitenden Personen auswählbar sein. Für Schüler*innen spielt es dann eben weniger eine Rolle, ob der Lernpartner im gleichen Alter ist, als vielmehr, ob er am gleichen Thema, im gleichen Fachgebiet oder am gleichen Projekt arbeitet, ob er die gleichen Interessen entwickelt und ähnliche oder sogar spannendere Fragen stellt. Für Schüler*innen ist es relevanter, ob sie eine lernende Person haben, von der sie selbst lernen und an der sie sich entwickeln können. Diese Lernperson kann sowohl älter als auch jünger sein. Mit beiden entwickelt die/der Schüler*in eigene Kompetenzen, die es im weiteren eigene Lernprozess voranbringt.
Diese Art, zu lernen und sich zu entwickeln, funktioniert nicht mit den herkömmlichen Mitteln der Schulbücher und Arbeitsblätter. Diese haben sich während der Coronazeit erneut als wenig motivierend und herausfordernd gezeigt. Wer möchte, dass Schüler*innen auch ohne Noten- und Klausurdruck, also um des Lernens und Wissens willen arbeiten, darf sie nicht mit langweiligen Arbeitsblättern und vorgeschriebenen Themen versorgen. Er muss sich etwas einfallen lassen und muss Wege und Mittel wählen, die bei Kindern und Jugendlichen Neugierde auslösen und den Lerndrang herausfordern. Der verstärkte und richtige Einsatz und Umgang mit den technischen Mitteln schafft hierfür eine sehr gute Voraussetzung. Die Technik ermöglicht es den Schüler*innen zum Beispiel, ihre Arbeitsergebnisse in einer deutlich größeren Vielfalt zu präsentieren. Gleichzeitig unterstützt die Technik die stärkere Individualisierung des Lernprozesses. Weil man viel Wissen schnell und einfach recherchieren kann, weil es Software gibt, die Inhalte anders und motivierender zugänglich macht, als es der herkömmliche Unterricht kann, ist es nicht mehr notwendig, alle Schüler*innen eines Jahrgangs zur gleichen Zeit mit dem gleichen Thema zu konfrontieren. Der richtige Umgang mit den vorhandenen Ressourcen führt auch in einem individuellen Lernprozess viele Schüler*innen an die gleichen Orte der Erkenntnis. Sie gehen lediglich andere Wege. Es führen eben viele Wege nach Rom.
In einer stark auf individuelles Lernen ausgerichteten Lernumgebung können klassische Räume des Lernens, also Klassenzimmer, nicht mehr existieren, denn sie tragen den Notwendigkeiten dieses Lernens in keiner Weise Rechnung. Schulen sollten diese vermutlich längere Phase des Übergangs von häuslichem Lernen hin zu mehr schulischem Lernen dazu nutzen, auch die vorhandenen Räumlichkeiten umzuwidmen und, wo möglich, bautechnisch zu verändern. Individuell lernende Schüler*innen brauchen eben keine jahrgangsgleichen Klassenräume. Sie brauchen Orte der Stille, der Zusammenkunft, des Austausches, der Erholung, des Nachdenkens, der Kreativität. Auf fachlicher, aber auch auf der so wichtigen sozialen Ebene. Diese Räume gilt es in Schule zu schaffen. Auch wenn es wünschenswert wäre, muss man dazu nicht unbe...

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