Herausforderungen für die Berufsbildung in der Schweiz
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Herausforderungen für die Berufsbildung in der Schweiz

Bestandesaufnahme und Perspektiven

  1. 256 Seiten
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Herausforderungen für die Berufsbildung in der Schweiz

Bestandesaufnahme und Perspektiven

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Über dieses Buch

Die Berufsbildung in der Schweiz gilt als Erfolgsmodell. Dennoch ist sie zurzeit mehrfach herausgefordert, etwa durch Veränderungen am Arbeitsmarkt, durch demografische Trends, aber auch durch den gewachsenen Einfluss globaler und europäischer bildungspolitischer Entwicklungen. Ohnehin wird von der Berufsbildung - von den Brückenangeboten über die berufliche Grundbildung bis hin zur höheren Berufsbildung - erwartet, dass sie sich ständig wandelt. Dieses Buch geht zehn Herausforderungen nach, die anzupacken sind, damit die Berufsbildung weiterhin den von ihr erwarteten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beitrag leisten kann. Die Autorinnen und Autoren der hier vereinten Beiträge sind alle verbunden mit dem Lehrstuhl für Berufsbildung an der Universität Zürich. Markus Maurer war dort von 2009 bis 2012 als Oberassistent tätig und arbeitet heute als Dozent an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Philipp Gonon ist seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Berufsbildung an der Universität Zürich.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783039059942
Stefanie Stolz
Reibungsverluste an der Schnittstelle Schule – berufliche Grundbildung
Auch wenn man mittlerweile davon ausgehen kann, dass Berufswechsel zur Normalität des Arbeitslebens gehören, kommt der Berufswahl von Jugendlichen weiterhin eine enorme Bedeutung zu. Die Entscheidung für eine Berufsausbildung bzw. für einen Beruf bildet die Grundlage für die eigene Berufsbiografie und ermöglicht, so die Hoffnung, einen reibungslosen Einstieg und die Integration in die Berufs- und Arbeitswelt. Die Berufswahl ist jedoch ein komplexer Prozess, der massgeblich dadurch bestimmt wird, wie die jungen Erwachsenen zu erreichen und zu informieren sind, welche Unterstützungsangebote greifen, welche Akteure in den Berufswahlprozess miteinbezogen werden und wie sie miteinander kooperieren. Gelingt die Berufswahl nicht, können Phasen der Orientierungslosigkeit, Warteschleifen oder auch Lehrabbrüche die Folge sein. Die technischen Entwicklungen, insbesondere das Internet, bieten zudem nahezu unendliche Informationsmöglichkeiten. Dementsprechend vielschichtig ist das Spektrum an Entscheidungsmöglichkeiten für die Jugendlichen. Allein die Informationsflut kann vielfach zu einer Überforderung führen. Mithin wird die Berufswahl einerseits durch die individuellen Interessen und Erfahrungen der Jugendlichen bestimmt, andererseits nehmen verschiedene Akteure und Systeme Einfluss auf den Entscheidungsprozess. Bund, Kantone mit ihren entsprechenden Institutionen und Regelungen, die Schule, Lehrpersonen, die Berufsberatung, die Wirtschaft, Anbieter von Brückenangeboten, Eltern und Freundeskreis beeinflussen den Berufswahlprozess mit ihren eigenen Erwartungen und Interessen. In dieser Phase setzen sich die Schülerinnen und Schüler infolgedessen nicht nur mit ihren eigenen Kompetenzen, Fähigkeiten und ihren beruflichen Zukunftsvorstellungen auseinander, sondern bewegen sich zeitgleich in einem Beratungs- und Unterstützungsumfeld, das durch verschiedene Verantwortlichkeiten und Interessen gekennzeichnet ist.
Eine zentrale Herausforderung ist deshalb die Kooperation und Koordination zwischen den Beteiligten, insbesondere zwischen den verschiedenen Institutionen, um im Sinne der Jugendlichen Reibungsverluste zu vermeiden und nahtlose Übergangsprozesse zu ermöglichen. Der Systemwechsel von der obligatorischen Schule in eine nachobligatorische Ausbildung bildet eine zentrale Schnittstelle, die einen hohen Koordinationsbedarf aufweist. Ist die Abstimmung zwischen den zentralen Akteuren gestört oder gar nicht existent, ist ein reibungsloser Übergang für die Jugendlichen erschwert.
Die sich quantitativ weiter ausdifferenzierenden Brückenangebote1 deuten an, dass in der letzten Dekade zunehmend mehr Schülerinnen und Schüler nicht direkt in eine weiterführende Ausbildung eingetreten sind. Insofern hat sich mit dem Übergangssystem2 eine weitere Schnittstelle mit ebenfalls hohem Koordinationsbedarf herausgebildet.
Entsprechend soll im Folgenden nachvollzogen werden, welche Akteure zu welchen Zeitpunkten und in welcher Form in die Berufswahl- und die Übergangsphase involviert sind, um zum einen die Koordinations- und Kooperationsprozesse analysieren zu können und zum anderen die Reibungsverluste am Übergang zu verdeutlichen. Eingangs werden in orientierender Absicht zunächst die Rahmenbedingungen der Berufswahl und die Übergangsverläufe der Jugendlichen skizziert. Des Weiteren werden die zentralen Instrumente und Massnahmen am Übergang Volksschule – berufliche Grundbildung und ihre institutionelle Verortung dargelegt. Abschliessend werden aus einer akteurszentrierten Perspektive die zentralen Schnittstellenprobleme am Übergang Schule – berufliche Grundbildung verortet.
Berufswahl der Jugendlichen und Übergangsverläufe von der Schule in die berufliche Grundbildung
Der Prozess der Berufswahl und des Übergangs von der Volksschule in eine berufliche Grundbildung ist in einem Schnittfeld situiert, in dem sowohl die Kantone als auch der Bund und die Organisationen der Arbeitswelt als bildungspolitische Akteure Verantwortung tragen. Dementsprechend nehmen sie Einfluss auf die Gestaltung des Schnittfeldes. Nachfolgend werden synoptisch die Rahmenbedingungen der Berufswahl aus gesetzlicher, bildungssystemischer und individueller Perspektive, prägende Einflussfaktoren und die Übergangsverläufe der Jugendlichen dargelegt.
Rahmenbedingungen des Berufswahlprozesses
Aus gesetzlicher Perspektive sind nach dem Berufsbildungsgesetz (BBG, Kapitel 7, Art. 49–51) die Kantone für die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung verantwortlich. Infolgedessen gibt es jeweils kantonale Beratungsstellen und Berufsinformationszentren, die u. a. den Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I zur Verfügung stehen. Diese institutionalisierte Form der Berufsberatung bietet zudem den Schulen und anderen interessierten Personen verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Unterstützung an: Schulhaussprechstunden, Austauschmöglichkeiten für die Lehrpersonen, Elternabende und weitere vielfältige Informationsanlässe usw. Darüber hinaus gibt es beispielsweise im Kanton Zürich zwischen der Berufsberatung und dem Volksschulamt einen verbindlichen Rahmenplan, der aufzeigt, wie und wann die Zusammenarbeit während des Berufswahlprozesses zwischen den Schulen und der Berufsberatung stattfindet (Amt für Jugend und Berufsberatung Kanton Zürich, 2011).
Aus bildungssystemischer Perspektive ist die Berufswahl Bestandteil des Unterrichts auf Sekundarstufe I. Die verschiedenen kantonalen Lehrpläne legen dementsprechend fest, in welcher Form, etwa als eigenes Fach oder fächerübergreifend, und in welchem Umfang der Berufswahlunterricht stattfindet. Ein Vergleich der kantonalen Stundentafeln zeigt, dass bereits bei der Benennung Unterschiede bestehen. Neben der klassischen Berufswahl und dem Berufswahlunterricht oder der Berufswahlvorbereitung finden sich auch Bezeichnungen wie Berufsorientierung, berufliche Orientierung, Beruf und Wirtschaft oder «approche du monde professionnel» in den Lehrplänen wieder. Meist ist der Berufswahlunterricht fächerübergreifend etabliert und/oder wird Fachbereichen wie «Mensch und Umwelt» oder «Individuum und Gesellschaft» zugeordnet (für eine Übersicht aller Stundentafeln vgl. EDK, 2011). Im Zuge des HarmoS-Konkordats und des Lehrplans 21 der deutsch- und mehrsprachigen Kantone der Schweiz wird der Berufswahlunterricht zukünftig als berufliche Orientierung bezeichnet und durch einen überfachlichen Themenlehrplan strukturiert (D-EDK, 2011).
Inhaltlich ist der Berufswahlunterricht sehr vielfältig und reicht von der Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, Besuch der Berufsberatung, Berufsmessen, Betriebsbesichtigungen und anderen Informationsanlässen über das Erstellen von Bewerbungsunterlagen bis hin zu den Schnupperlehren.
Eine Befragung von Schweizer Lehrpersonen im Rahmen des Projektes Brücke3 ergab, dass die «individuelle Unterstützung bei Bewerbungen» von allen Lehrpersonen (100 %) eingesetzt wird, des Weiteren zählen «Schnupperlehren» (95,8 %), «Tests mit elektronischen Tools» (95,8 %) und «spezielle Förderung von Risikoschüler/innen» (95,7 %) zu den Massnahmen, die «häufig» und «sehr häufig» eingesetzt werden. Betrachtet man nur die Massnahmen, die «sehr häufig» angewendet werden, zeigt sich folgendes Bild: Die «Schnupperlehren» (62,5 %) sind zentral für den Berufswahlunterricht, gefolgt von «Tests mit elektronischen Tools» (50%), «Bewerbungstraining» (41,7%), dem «Berufswahl-Portfolio» (37,5 %) und der «Berufsberatung durch externe Berater» (37,5 %).4
Aus individueller Perspektive bzw. aus derjenigen der Schülerinnen und Schüler wird der Berufswahlprozess durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Einerseits sind es die Ressourcen der Jugendlichen selbst, ihre Interessen, schulischen Leistungen, Neigungen und Fähigkeiten, die den Entscheid für einen Beruf beeinflussen. Andererseits wird der Prozess aber auch durch externe Faktoren wie beispielsweise Erwartungen der Eltern, die Situation am Lehrstellen- und Arbeitsmarkt und durch Unterstützungsangebote gesteuert.
Nicht unwesentlich ist während des Berufswahlprozesses, wie die Schülerinnen und Schüler das entsprechende Informationsangebot wahrnehmen und welche Informationsstrategien sie anwenden. Denn die Informationsquellen und -möglichkeiten sind vielfältig; sie reichen von Informationsbroschüren und Berufsmappen der Berufs- und Laufbahnberatung über das Internet, Bezugspersonen und Info-Veranstaltungen bis hin zu Betriebsbesichtigungen und Schnupperlehren. Im Hinblick auf die Relevanz der Informationsquellen zeigte eine Befragung von Schülerinnen und Schülern im Jahr 2001/2002 auf, dass die Jugendlichen Dokumente mit berufskundlichen Informationen in Form von Broschüren u. Ä. der Informationsbeschaffung aus dem Internet vorziehen (Moser, 2004, S. 227). Eine neuere Befragung von Schweizer Schülerinnen und Schülern in der 2. Sekundarstufe von 2011, ebenfalls im Rahmen des Projektes «Brücke», zeigt eine Bedeutungsverschiebung an. Die Jugendlichen wurden um eine Einschätzung hinsichtlich der Unterstützung von Personen und Angeboten bei der Berufswahl gebeten. Mittlerweile benutzen knapp zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler das Internet im Kontext der Berufswahl «zweimal oder mehr». Die Jugendlichen, die das Internet «viermal oder mehr» nutzten, gaben an, dass das Angebot zu 29,7 Prozent «ziemlich hilfreich» und zu 66,2 Prozent «sehr hilfreich» gewesen sei. Entsprechend werden webbasierte Informationsgefässe, wie etwa die von der Schweizerischen Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) unterstützte Webseite www.berufsberatung.ch, zunehmend wichtiger. Ausgehend vom interaktiven Online-Tool «myBerufswahl – 7 Schritte zur Berufswahl», über Informationen zu Schnupperlehren, Lehrstellen (Lehrstellennachweis LENA) und Brückenangeboten bis hin zu Informationen in anderen Sprachen, bietet diese Internetseite ein umfassendes Angebot für Jugendliche und interessierte Eltern. Die Aktualität und die einfache Zugänglichkeit der webbasierten Berufsberatungsinstrumente und Informationen bieten sicherlich Vorteile gegenüber den gedruckten Informationsmaterialien. Die individuelle Nutzung des Internets, die Informationsdichte und -vielfalt können aber auch überfordern. Dementsprechend werden Suchstrategien und Informationskompetenzen der Jugendlichen als Bestandteil des Berufswahlprozesses immer wichtiger. Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass die Aufnahme und Verarbeitung der Informationen durch das Selbstkonzept der Jugendlichen gesteuert wird, das u. a. auf schulischen oder arbeitsweltbezogenen Erfolgserlebnissen und Feedback von Bezugspersonen basiert (Herzog, Neuenschwander & Wannack, 2006, S. 88).
Eine Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler ist zudem der Zeitpunkt der Berufswahl. Die Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Zukunft bzw. der Berufsentscheid erfolgt bereits im Alter von 14 oder 15 Jahren. Schulsystembedingt ist festgelegt, bis wann der Berufswahlprozess zu erfolgen hat, unabhängig davon, ob die Jugendlichen über die entsprechende Berufswahlreife verfügen oder nicht.
Faktoren, die den Berufswahlprozess beeinflussen
Der Prozess der Berufswahl vollzieht sich nicht losgelöst von verschiedenen Einflussfaktoren. Auf den Berufswahlentscheid wirken, wie verschiedene Studien aufzeigen, insbesondere die sozioökonomische Herkunft der Jugendlichen, der besuchte Schultyp, die Situation am Lehrstellenmarkt, die Qualifikationsanforderungen und die Lehrlingssituation der Betriebe ein.
Einen Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler und der Ausbildungswahl zeigt die Studie «Jugendliche zwischen Schule und Berufsbildung» auf, die u. a. die Qualifikationen und Berufsperspektiven von Jugendlichen untersucht und zur Lehrlingsselektion von acht Schweizer Grossunternehmen in Bezug setzt (Moser, 2004). So entscheiden sich «Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien (…) bei gleicher Grundbildung (Lesekompetenzen und mathematische Grundbildung) – entsprechend der Reproduktion von Bildungsverläufen – für Berufe mit geringerem Prestige als solche aus sozioökonomisch privilegierten Familien (Moser, 2004, S. 248). Die Längsschnittstudie «Familie – Schule – Beruf» (FASE B) zeigt ergänzend auf, dass die soziale Herkunft, kombiniert mit den Bildungserwartungen und -werten der Eltern, den schulischen Leistungen in Deutsch und Mathematik und den Bildungsaspirationen der Jugendlichen selbst, die Bildungsentscheidung für die Sekundarstufe II im hohen Mass beeinflusst, und dies bereits ab der Primarschule. Dementsprechend lassen sich hohe Bildungsabschlüsse bzw. die Entscheidung für eine allgemeinbildende oder berufsbildende Ausbildung schon relativ früh prognostizieren (Neuenschwander et al., 2012, S. 166f.).
Einen grossen Einfluss haben zudem die gestiegenen Qualifikationsanforderungen und die Lehrlingssituation in den Betrieben. Durch die Veränderungen in den Formen der Arbeitsorganisation und die kontinuierliche Technisierung und Digitalisierung der Arbeitsprozesse werden auch an «einfache» Arbeiten, zum Beispiel in der Produktion, Fertigung oder Montage, höhere Anforderungen gestellt (technisches Fachwissen, Flexibilität, Qualitätsmassnahmen usw.). Dass die Qualifikationsanforderungen an die Berufslernenden hoch sind, belegt die Analyse der Lehrlingsselektion bei Schweizer Grossunternehmen (Moser, 2004). Demnach besteht nicht nur ein hoher Anspruch an die Jugendlichen, die Ausbildungen im kaufmännischen Bereich oder in der Informatik absolvieren. Die Migros erwartet beispielsweise von den Schülerinnen und Schülern, die eine Lehre als Verkäufer/ in anstreben, eine Allgemeinbildung (Mathematik und Lesen), die weit über den durchschnittlichen Schulleistungen der Realschülerinnen und Realschüler5 liegt (Moser, 2004, S. 233). Insgesamt zeigt die Befragung der Grossunternehmen, dass die Ausbildungschancen in einer eher anspruchsvollen beruflichen Grundbildung für Jugendliche, die eine Realschule besucht haben, eher gering sind (ebd.).
Einen Zusammenhang zwischen den schulischen Leistungen und dem Einstieg in eine nachobligatorische Ausbildung belegt auch die Längsschnittstudie «Transitionen von der Schule in die Erwerbsarbeit» (TREE)6. So sind Berufslernende, die über eine niedrige Lesekompetenz7 verfügen, vor allem in tiefen (36 %) und mittleren (22 %) Ausbildungsniveaus8 zu finden, während sich 53 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit einer hohen Lesekompetenz für die Allgemeinbildung bzw. 28 Prozent für eine Berufsbildung mit hohem Anforderungsniveau entscheiden (Hupka, 2003, S. 41f.).
Eine differenziertere Betrachtung zeigt im Hinblick auf Geschlecht und Migrationshintergrund auf, das...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckel
  2. Urheberrecht
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Herausforderungen für die Berufsbildung in der Schweiz – eine Einleitung
  5. Berufsbildung und Arbeitsmarkt zwischen Tertiarisierung und Fachkräftemangel
  6. «Verbundpartnerschaft» – Schlagwort oder Erfolgsrezept?
  7. Finanzierung der Berufsbildung – eine gemeisterte Herausforderung?
  8. Die Reform von Berufsbildern als ständige Auseinandersetzung über Form und Inhalt
  9. ABU – Allgemeinbildung für die Berufslernenden?
  10. Berufsmaturität als Reform – Hybris oder Erfolgsstory?
  11. Die höhere Berufsbildung unter Profilierungsdruck
  12. Reibungsverluste an der Schnittstelle Schule – berufliche Grundbildung
  13. Berufliche Integration junger Erwachsener: Ziel noch nicht erreicht
  14. Die Europäisierung der Berufsbildung
  15. Herausforderungen für das schweizerische Berufsbildungssystem – ein Ausblick
  16. Autorinnen und Autoren