Starke Mütter - starke Töchter
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Starke Mütter - starke Töchter

Wie sie das Beste aus ihrer Beziehung machen

  1. 155 Seiten
  2. German
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Starke Mütter - starke Töchter

Wie sie das Beste aus ihrer Beziehung machen

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Über dieses Buch

Jede Frau ist Tochter einer Mutter, und weiß damit um die Besonderheit dieser Verbindung, die zu den prägendsten Beziehungen unseres Lebens gehört. Ob es nun eine unbeschwerte Mutter-Tochter-Beziehung ist oder eine manchmal schwierige, eine eher distanzierte oder eine sehr enge, die Herausforderung ist stets die gleiche: Wie nutze ich das, was ich mitbekommen habe, und wie mache ich das Beste daraus?

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783761564134

Liebe braucht Grenzen

Wenn die Tochter einen Zaun zieht:

Magersucht und Bulimie

Vor einiger Zeit bekam die Radiokirche des NDR die Frage einer verzweifelten Hörerin, die ich beantworten sollte:
„Unsere erwachsene Tochter ist seit fast 10 Jahren magersüchtig. Es gab darüber etliche Gespräche mit ihr. Nur leider hilft das nicht. Seit längerer Zeit blockt sie völlig ab, wenn wir das Thema berühren. Ich habe die Befürchtung, dass wir uns nun auch noch entfremden. Wir sind enorm besorgt. Wie sollen wir uns verhalten?“
Magersucht, ein häufiges Problem unter jungen Frauen. Darauf in zweieinhalb Minuten Radiosendung einzugehen, war jedoch eine echte Herausforderung. Hier meine Antwort:
Sie sorgen sich um Ihre Tochter. Zu Recht, denn Magersucht ist eine lebensbedrohliche Krankheit. Manche Menschen sterben daran.
Ihre Tochter ist jedoch nicht nur krank. Sie ist auch stark. Es gehört schon was dazu, konsequent mit sehr wenig Nahrung auszukommen. Sie ist auch mächtig. Sie schafft es, ihrer ganzen Familie Mahlzeiten und Feiern zu verleiden.
Junge Frauen, die sich entscheiden zu hungern, geben ihrer Familie eine widersprüchliche Botschaft. Zum einen: Ich entscheide selbst, was und wie viel bzw. wenig ich esse. Da lass ich mir von keinem reinreden. Zum anderen vermitteln sie aber genau das Gegenteil: Mir geht es schlecht, kümmert euch um mich. – Wie immer Eltern sich also verhalten, liegen sie falsch. Denn flehen sie die Tochter an zu essen, wird diese sauer und pocht auf ihre Selbstbestimmung. Lassen sie sie in Ruhe, heißt es: Ich bin euch wohl ganz egal. Ein nervenaufreibender Drahtseilakt, den Sie da bewältigt haben.
Seit einiger Zeit geht Ihre Tochter verstärkt auf die Seite der Selbstbestimmung. Sie ist erwachsen. Sie hat ihre Magersucht 10 Jahre überlebt. So lange hungert sie ohne zu verhungern. Wie hat sie das geschafft?
Und nun hat sie einen Zaun gezogen. Sie grenzt sich ab. Ihre elterliche Fürsorge stößt an diese Grenze. Das ist schwer für Sie. Ihre Familie ist geprägt von einem hohen Verantwortungsgefühl. Sie wollen doch nur helfen! Und so rennen Sie gegen den Zaun an, wollen ihn einreißen, sich weiter kümmern. Und was passiert? Der Zaun wird verstärkt.
Womöglich ist dieser Zaun jedoch ein Fortschritt. Ein Signal. Ihre Tochter sagt ihnen damit: Traut mir jetzt bitte zu, dass ich das schaffe, auf meine Weise. Alleine! Und ihr, liebe Eltern, ihr habt euch so lange um mich gekümmert, aber jetzt ist das wirklich meine Aufgabe. Darum packt bitte eure Sorgen weg. Wendet euch anderen Themen zu und genießt das Leben. Und das Essen.
Wer weiß: Eines Tages wird Ihre Tochter vielleicht eine Tür in den Zaun schneiden.
Essstörungen sind eine vorwiegend weibliche Reaktion auf seelische Probleme. Warum sie in erster Linie Mädchen und junge Frauen betreffen, ist letztlich noch nicht geklärt.
Bei der Magersucht kreisen alle Gedanken der Betroffenen um das eigene Idealgewicht, das viel zu tief angesetzt wird. Mit verbissener Energie wird alles getan, um dieses oft lebensgefährliche Untergewicht zu erreichen und zu halten. Zwanghaft werden Mini-Kalorien-Diäten eingehalten. Daneben kommt es häufig zu bewusst herbeigeführtem Erbrechen und verstärktem Ausscheiden mithilfe von Abführmitteln. Ab einem kritischen Untergewicht setzt regelmäßig die Monatsblutung aus. Aber das stört diese Mädchen nicht.
Am häufigsten erkranken Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Etwa 5 bis 7 von 1000 jungen Mädchen sind davon betroffen.
Die Bulimie oder auch Ess-Brech-Sucht ist gekennzeichnet durch wiederholte Heißhungeranfälle, ständige Beschäftigung mit dem eigenen Körpergewicht und die Angst, zu dick zu werden. Diese Frauen haben meistens ein normales Gewicht, mitunter auch leichtes Übergewicht. Bei einer Ess­attacke werden vorwiegend kalorienreiche Nahrungsmittel, wie zum Beispiel mehrere ganze Tafeln Schokolade, unkontrolliert hinuntergeschlungen. Anschließend wird alles wieder erbrochen, damit man nicht zunimmt.
Auch diese Form der Essstörung betrifft nahezu ausschließlich Frauen. Die meisten sind 18 Jahre und älter. 2 von 100 jungen Frauen entwickeln eine Bulimie. Die Tendenz ist in den letzten Jahren ansteigend, jedenfalls in den westlichen Industriestaaten.
Im Unterschied zur Magersucht, die sich ohnehin nicht verbergen lässt, versuchen viele junge Frauen mit Bulimie ihre Störung geheim zu halten. Sie entwickeln Scham und Schuldgefühle. Selbst innerhalb der Familie soll keiner davon wissen. Frauen mit Magersucht hingegen machen kein Geheimnis aus ihren Diätplänen. Sie sind stolz darauf, dass sie sich dermaßen unter Kontrolle haben und es schaffen, Gewicht abzunehmen.
Beide jedoch haben ein gestörtes Bild von sich und ihrem Körper. Egal ob sie leicht übergewichtig, normgewichtig oder untergewichtig sind, meist gilt ihre zwanghafte Aufmerksamkeit den sogenannten Problemzonen wie Oberschenkeln und Hüften.
Frauen mit einer Bulimie wechseln ihre Beziehungen häufig oder brechen sie ab. Frauen, die an einer anorektischen Störung leiden, haben dagegen Schwierigkeiten, überhaupt eine Beziehung zu Männern aufzunehmen.
Essstörungen lösen im Familiensystem immer große Aufmerksamkeit und Unruhe aus, wenn sie denn erst einmal bekannt sind. Oft gehen besorgte Mütter, mitunter auch Väter, zusammen mit ihren anorexiekranken Töchtern zum Arzt und wollen das Problem möglichst schnell in den Griff bekommen. Die Töchter sitzen dann meist still dabei und reden wenig. Häufig findet man in diesen Familien eine sehr dominante, leistungsorientierte Erziehung. Die Mädchen haben den Wunsch nach Autonomie, können ihn aber nur über ihren Körper ausleben.
Das gestörte Essverhalten befremdet die Eltern umso mehr, als sie ihre Tochter vor der Erkrankung meist als fleißiges, unauffälliges und angepasstes Kind erlebt haben. Jetzt spüren sie umso bedrückender ihre eigene Hilflosigkeit und ohnmächtige Wut. „Iss doch endlich mal wieder normal“, fordern sie ihre Tochter auf. Aber die will bloß ihre Ruhe haben und ist der Ermahnungen und Bevormundungen überdrüssig. Viele Eltern, insbesondere die Mütter, fragen sich: „Was haben wir nur falsch gemacht?“ Sie fühlen sich schuldig und versuchen oft, durch übersteigerten Aktionismus etwas zu ändern. Sie denken, sie müssten die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Tochter gesund wird, nach dem Motto: Unsere Tochter ist krank. Wir sind schuld. Jetzt müssen wir etwas tun, damit sie wieder gesund wird. Doch das bewirkt nur neue Verstrickungen in der Familie.
Schließlich führen viele verschiedene Faktoren zur Entstehung der Magersucht. Auch Ideale der Gesellschaft spielen dabei eine Rolle. Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Medien. Das alles prägt das Körperbild der Peergroup, der Gruppe der gleichaltrigen Freundinnen. Bei denen will man ja schließlich dazugehören. Oder herausstechen und dafür bewundert werden, dass man die Dünnste ist.
Sicher kann die Suche nach eigenen Fehlern nützlich sein und bewirken, dass sich die Eltern der Tochter gegenüber anders verhalten. Denn alle Eltern machen Fehler. Deshalb sind sie noch lange keine schlechten Eltern.
Zerstörerisch jedoch wirken solche Schuldgefühle, wenn die Mütter alle Versäumnisse wiedergutmachen wollen, indem sie die Tochter verwöhnen und ihr keine Grenzen mehr setzen. Dann werden zwar Auseinandersetzungen vermieden und es wird nach außen Harmonie demonstriert, aber das Mädchen wird in seinen Autonomiebestrebungen behindert und ihr Weg in die Selbstständigkeit wird erschwert.
„In der Pubertät, wenn es um Ablösung und Auseinandersetzung geht, fällt es ihnen schwer, sich ‚abzunabeln‘ und von dieser ‚guten‘ Mutter zu lösen, die doch immer nur das Beste für sie gewollt hat. Diese Tatsache macht die Tochter wütend, weil sie spürt, dass sie dadurch kaum eine Chance hat, eigenständig zu werden. Aufgrund des harmonisierenden Klimas ist jedoch damit zu rechnen, dass diese Wut in der Beziehung zur Mutter nicht erlaubt und daher mit Schuldgefühlen verbunden ist. Die Magersucht oder Bulimie kann in einem solchen Fall die wortlose Botschaft der Tochter sein, sich abzugrenzen und ihren Ärger auszudrücken.“38
Es ist ein gefährlicher Weg, wenn eine junge Frau die Sucht wählt, um ein Gefühl von Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu erleben. Nicht von ungefähr heißt das Krankheitsbild Magersucht und Ess-Brechsucht: Das Essverhalten gerät außer Kontrolle. „Der Teufelskreis aus essen wollen, es sich verbieten, dann zügellos essen und wieder darben, um nicht zuzunehmen, ist leidvoll. Die Betroffenen fühlen sich ihrer Krankheit ausgeliefert, sie halten sich für abartig und nutzlos.“39
Um von der Sucht loszukommen, müssen die Frauen zunächst mit ihrem Suchtverhalten und den daraus erwachsenden Konsequenzen konfrontiert werden. Ein Hauptanliegen der Therapie ist es, dass die Betroffenen selbst die Verantwortung dafür übernehmen, gesund zu werden. Etwa mit Fragen wie diesen: „Wann haben Sie entschieden, Ihre Meinung und Ihre Bedürfnisse lieber mithilfe der Bulimie herunterzuschlucken als sie offen zu äußern?“ Oder: „Angenommen, Sie würden eines Tages entscheiden, das tägliche Brechen aufzugeben, was würden Sie dann anders machen und wem würde das als Erstes auffallen?“ Diese Fragen legen nahe, dass die Betroffenen Einfluss auf ihr Handeln haben und nicht nur tatenlos zusehen müssen. Und sie „implizieren darüber hinaus aktive Entscheidungsprozesse, welche einer einseitigen Beschreibung in Opferrollen entgegenwirken“40.
In einer Therapie lernen essgestörte Frauen, allmählich wieder Zugang zu ihren Wünschen und Gefühlen zu bekommen, ohne dass sie von der Angst überwältigt werden, nicht mehr von Mutter geliebt zu werden. Sie üben Nein zu sagen, wenn sie nein meinen, und sich abzugrenzen, wenn sie etwas zum Kotzen finden. Die Mutter muss lernen, mit dieser offeneren Kommunikation und teilweise auch Konfrontation umzugehen und sie auszuhalten. Das ist für beide Seiten ein Lernprozess. So übernehmen die Töchter schrittweise Fürsorge und Verantwortung für sich, können wieder liebevoller mit sich selbst umgehen und sich auch mit ihren Schwächen akzeptieren. In dem Maße, wie es ihnen gelingt, Kraft und weibliche Identität zu finden, wird ihre suchtartige Essstörung überflüssig.
Das Bild von Egon Schiele zeigt die ambivalente Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die bei vielen essgestörten jungen Frauen besteht. Zwar halten die beiden Frauen sich eng umschlungen, aber es ist keine Wärme in der Umarmung. Es ist eher eine verzweifelte Anklammerung. Die Mutter legt ihre Arme nicht um die Tochter, sie hüllt sie nicht schützend ein, die Tochter bleibt nackt und frierend.
Die Figuren sind kantig, eckig, unerotisch. Sie schweben in einem Nichtraum, scheinen alleine auf sich angewiesen, ohne Beziehung nach außen: Das Bild zei...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. Vorbemerkung und Dank
  5. Einleitung
  6. Mütter haben eine Geschichte
  7. Verbunden oder verunsichert
  8. Starke Mütter – starke Töchter
  9. Mut zum Spießigsein: Mütter und Mädchen in der Pubertät
  10. Wer ist die Schönste? Konflikte erkennen und benennen
  11. Liebe braucht Grenzen
  12. Frieden schließen
  13. „Eine Möhre weniger hätte es auch getan“
  14. Quellenverzeichnis
  15. Impressum