Jeder stirbt für sich allein
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Jeder stirbt für sich allein

  1. 664 Seiten
  2. German
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Jeder stirbt für sich allein

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Jeder stirbt für sich allein von Hans Fallada erschien erstmals 1947 und schildert den aussichtslosen Widerstand des Berliner Ehepaars Anna und Otto Quangel während der Zeit des Nationalsozialismus. Auf der Suche nach Gerechtigkeit ahnen die Eheleute nicht, dass sie bereits im Visier der Gestapo sind.

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Information

Verlag
Nikol
Jahr
2018
ISBN
9783868209006
Zweiter Teil

DIE GESTAPO

19. Kapitel
DER WEG DER KARTEN

Der Schauspieler Max Harteisen hatte, wie sein Freund und Anwalt Toll sich auszudrücken beliebte, aus vornazistischen Zeiten noch reichlich viel Butter auf dem Kopf. Er hatte in Filmen mitgespielt, die von jüdischen Regisseuren geleitet waren, er hatte in pazifistischen Filmen mitgespielt, und eine seiner Hauptrollen auf dem Theater war jener verdammte Schwächling gewesen, der Prinz von Homburg, den jeder wahre Nationalsozialist nur anspucken kann. Max Harteisen hatte also allen Anlaß, sehr vorsichtig zu sein; eine Zeitlang war es ja sehr zweifelhaft, ob er unter den braunen Herren überhaupt noch spielen durfte.
Aber das hatte dann ja schließlich doch geklappt. Natürlich mußte der gute Junge eine gewisse Zurückhaltung üben und erst einmal echt braun gefärbten Schauspielern den Vortritt lassen, wenn sie auch lange nicht so viel konnten wie er. Aber grade an dieser Zurückhaltung hatte er es fehlen lassen; der ahnungslose Knabe hatte so gespielt, daß dies sogar dem Minister Goebbels aufgefallen war. Ja, der Minister hatte sogar einen Narren an dem Harteisen gefressen. Und was es mit solchen Vorlieben des Ministers auf sich hatte, das wußte ja jedes Kind, denn es gab keinen launischeren, unberechenbareren Menschen als den Doktor Josef Goebbels.
Zuerst hatte es wie eitle Freude und Glanz ausgesehen, denn wenn der Minister jemanden zu verehren geruhte, so machte er keinen Unterschied, ob dies eine Frau oder ein Mann war. Wie bei einer Geliebten hatte Doktor Goebbels jeden Morgen bei dem Schauspieler Harteisen angerufen, er hatte sich nach seinem Schlaf erkundigt, er hatte ihm wie einer Diva Blumen und Konfekt gesandt, und es durfte kein Tag vergehen, ohne daß der Minister wenigstens kurze Zeit mit Harteisen zusammen war. Ja, er nahm den Schauspieler sogar nach Nürnberg auf den Parteitag mit, er erklärte ihm den Nationalsozialismus »richtig«, und der Harteisen verstand auch alles, was er verstehen sollte.
Er verstand nur nicht, daß zum richtigen Nationalsozialismus auch gehört, daß ein einfacher Volksgenosse einem Minister nicht widerspricht. Denn ein Minister ist schon einfach durch die Tatsache, daß er Minister ist, zehnmal klüger als jeder andere. Bei irgendeiner ganz belanglosen Filmfrage widersprach Harteisen seinem Minister und behauptete gradezu, es sei Quatsch, was der Herr Goebbels da geredet habe. Es soll dahingestellt bleiben, ob die wirklich belanglose und dazu auch noch rein theoretische Filmfrage den Schauspieler in so zornigen Eifer gerissen hatte oder ob ihm die verstiegene Anhimmelei des Ministers einfach über war und ob er darum einen Bruch wünschte. Jedenfalls blieb er, trotz mancher Ermahnung, bei seinem Satz, Quatsch sei es, und Quatsch bleibe es, ob Minister oder nicht, ganz egal!
Oh, wie änderte sich da die Welt für Max Harteisen! Keine morgendlichen Erkundigungen mehr nach der Güte seines Schlafes, keine Pralinen, keine Blumen, keine Besuche bei Herrn Doktor Goebbels mehr, auch nichts mehr von Belehrungen über den richtigen Nationalsozialismus! Ach, das wäre alles noch zu ertragen gewesen, ja, vielleicht war es sogar erwünscht, aber plötzlich gab es für den Harteisen auch keine Engagements mehr, schon fest abgeschlossene Filmverträge zerplatzten, Gastspiele zerrannen in nichts, es gab nichts mehr zu tun für den Schauspieler Harteisen.
Da Harteisen ein Mann war, der seinen Beruf nicht nur des Geldverdienens halber schätzte, sondern da er ein wirklicher Schauspieler war, dessen Leben seine Höhepunkte auf der Bühne, vor der Kamera finden mußte, so war er über diese erzwungene Untätigkeit ganz verzweifelt. Er konnte und wollte es nicht glauben, daß der Minister, der anderthalb Jahre lang sein bester Freund gewesen war, nun zu einem so bedenkenlosen, ja, gemeinen Feind geworden war, daß er die Macht seiner Stellung dazu benutzte, wegen eines Widerspruchs einem andern alle Lebensfreude zu nehmen. (Er hatte im Jahr 1940 noch immer nicht begriffen, der gute Harteisen, daß jeder Nazi zu jeder Zeit bereit war, jedem Deutschen, der eine von seiner abweichende Meinung hatte, nicht nur alle Lebensfreude, sondern auch das Leben selbst zu nehmen.)
Aber wie die Zeit dahinging und keinerlei Arbeitsmöglichkeit auftauchte, mußte Max Harteisen schließlich daran glauben. Freunde berichteten ihm, daß der Minister auf einer Filmkonferenz erklärt hatte, der Führer wolle diesen Schauspieler nie wieder im Rock eines Offiziers auf der Leinwand sehen. Nicht viel später hieß es schon, der Führer wolle diesen Schauspieler überhaupt nicht mehr sehen, und dann wurde ganz offiziell erklärt, der Schauspieler Harteisen sei »unerwünscht«. Aus, zu Ende, mein Lieber, mit sechsunddreißig Jahren auf die Schwarze Liste gesetzt – für ein ganzes Tausendjähriges Reich!
Jetzt hatte der Schauspieler Harteisen wirklich Butter auf dem Kopf. Aber er ließ nicht nach, er bohrte und fragte, er wollte um jeden Preis erfahren, ob diese vernichtenden Urteile wirklich vom Führer ausgingen oder ob sie sich der kleine Mann nur ausgedacht hatte, um einen Feind zu erledigen. Und an diesem Montag war Harteisen nun völlig siegesgewiß zu seinem Anwalt Toll gestürzt und hatte gerufen: »Ich hab’s! Ich hab’s, Erwin! Der Schurke hat gelogen. Der Führer hat den Film, in dem ich den preußischen Offizier spiele, überhaupt nicht gesehen, und er hat nie ein Wort gegen mich geäußert.«
Und er berichtete eifrig, daß diese Nachricht ganz gewiß sei, denn sie stamme von Göring selbst. Eine Freundin seiner Frau habe eine Tante, und deren Kusine sei zu Görings nach Karinhall eingeladen gewesen. Da habe sie den Fall zur Sprache gebracht, und Göring habe sich wie berichtet geäußert.
Der Anwalt sah den Aufgeregten ein wenig spöttisch an. »Nun, Max, und was ist dadurch geändert?«
Der Schauspieler murmelte ganz verdutzt: »Aber der Goebbels hat doch gelogen, Erwin!«
»Und? Hast du je geglaubt, alles, was Hinkebeinchen sagt, sei wahr?«
»Nein, das natürlich nicht. Aber wenn man den Fall vor den Führer bringt ... Er hat doch den Namen des Führers mißbraucht!«
»Ja, und weil er das getan hat, wird der Führer einen alten Parteigenossen und Propami rausschmeißen, bloß weil er dem Harteisen Kummer gemacht hat!«
Der Schauspieler sah den überlegenen, spöttischen Anwalt hilfeflehend an. »Aber es muß doch was geschehen in meiner Sache, Erwin!« sagte er. »Ich will doch arbeiten! Und der Goebbels hindert mich zu Unrecht daran!«
»Ja«, sagte der Anwalt. »Ja!« Und schwieg wieder. Als aber Harteisen ihn so erwartungsvoll ansah, fuhr er fort: »Du bist ein Kind, Max, ein richtiges, groß gewordenes Kind!«
Der Schauspieler, der stets viel von seiner Weitläufigkeit gehalten hatte, warf unmutig den Kopf zurück.
»Wir sind ja hier unter uns, Max«, fuhr der Anwalt fort, »diese Tür ist gut gepolstert, wir können also offen miteinander sprechen. Du wußtest doch auch, wenigstens ein ganz klein bißchen, wieviel schreiendes, blutiges, herzzerreißendes Unrecht heute in Deutschland geschieht – und kein Hahn kräht danach. Im Gegenteil, sie rühmen sich noch laut ihrer Schande. Aber weil der Schauspieler Harteisen ein ganz kleines Wehwehchen hat, entdeckt er plötzlich, daß Unrecht in der Welt geschieht, und schreit nach Gerechtigkeit. Max!«
Harteisen sagte niedergedrückt: »Aber was soll ich denn tun, Erwin? Es muß doch etwas geschehen!«
»Was du tun sollst? Nun, das ist doch ganz klar! Du ziehst dich mit deiner Frau an einen hübschen Ort auf dem Lande zurück und hältst dich fein still. Vor allem hörst du mit diesem unsinnigen Gerede über ›deinen‹ Minister auf und unterläßt die Verbreitung des Göring-Interviews. Sonst kann es geschehen, daß dir der Minister noch etwas ganz anderes antut.«
»Aber wie lange soll ich denn da tatenlos auf dem Lande sitzen?«
»Die Launen eines Ministers kommen und gehen. Sie gehen auch, Max, sei sicher. Eines Tages wirst du wieder in Glanz und floribus sein.«
Der Schauspieler schauderte. »Nicht das!« bat er. »Nur nicht das!« Er stand auf. »Und du meinst wirklich nicht, daß du in meiner Sache etwas tun kannst?«
»Nicht das geringste!« meinte der Anwalt lächelnd. »Es sei denn, du hättest den Wunsch, als Märtyrer für deinen Minister ins KZ zu gehen.«
Drei Minuten darauf stand der Schauspieler Max Harteisen im Treppenhaus des Bürogebäudes und hielt verwirrt eine Karte in der Hand: »Mutter! Der Führer hat mir meinen Sohn ermordet ...«
Um Himmels willen! dachte er. Welcher Mensch schreibt denn so was? Er muß wahnsinnig sein! Er schreibt sich ja um seinen Kopf! Unwillkürlich drehte er die Karte um. Aber dort stand kein Absender oder Empfänger, sondern: »Gebt diese Karte weiter, daß viele sie lesen! – Stiftet nichts für das Winterhilfswerk! – Arbeitet langsam, noch langsamer! – Tut Sand in die Maschinen! Jeder Handschlag weniger getan hilft diesen Krieg früher beenden!«
Der Schauspieler sah hoch. Lichterglänzend fuhr der Fahrstuhl an ihm vorbei. Er hatte das Gefühl, daß viele Augen auf ihn sahen.
Rasch steckte er die Karte in die Tasche, und rascher noch riß er sie wieder hervor. Er wollte sie schon auf die Fensterbank zurücklegen – und Bedenken überkamen ihn. Vielleicht hatten ihn die vom Fahrstuhl aus hier stehen sehen, die Karte in der Hand – und sein Gesicht kannten viele. Die Karte wurde gefunden, es fanden sich welche, die beeideten, er habe sie hingelegt. Er hatte sie ja wirklich hingelegt, wieder hingelegt, hieß das. Aber wer würde ihm glauben, grade jetzt, wo er diesen Streit mit dem Minister hatte? Er hatte so viel Butter auf dem Kopf, und nun dies noch!
Schweiß trat auf seine Stirn, plötzlich begriff er, daß nicht nur der Kartenschreiber, daß auch er in naher Lebensgefahr war, er vielleicht am meisten. Seine Hand zuckte; er wollte die Karte hinlegen, er wollte sie doch lieber fortnehmen, er wollte sie zerreißen, hier an Ort und Stelle ... Aber vielleicht stand einer oben auf der Treppe und beobachtete ihn? Er hatte in den letzten Tagen schon ein paarmal das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden, er hatte es für Nervosität gehalten, wegen dieser Gehässigkeit von Minister Goebbels ...
Und vielleicht war das Ganze eine Falle dieses Mannes, für ihn zurechtgebaut, daß er sich ganz gründlich fing? Um aller Welt zu beweisen, wie recht der Minister mit der Beurteilung des Schauspielers Harteisen hatte? O Gott, er war ja schon wahnsinnig, er sah Gespenster! Das tat doch ein Minister nicht! Oder tat er grade das?
Aber er konnte hier nicht ewig stehenbleiben. Er mußte sich entschließen; er hatte jetzt keine Zeit, an Goebbels zu denken, er mußte nur an sich denken!
Er stürmt die halbe Treppe wieder hinauf, niemand steht dort und beobachtet ihn. Aber er klingelt schon beim Rechtsanwalt Toll. Er stürmt an der Vorzimmerdame vorbei, er knallt die Karte auf den Tisch des Anwalts, er ruft: »Da! Was ich hier eben im Treppenhaus gefunden habe!«
Der Anwalt wirft nur einen kurzen Blick auf die Karte. Dann steht er auf und schließt sorgfältig die Doppeltür seines Büros, die der Aufgeregte offen gelassen hat. Er kehrt zu seinem Schreibtischplatz zurück. Er nimmt die Karte wieder auf und liest sie lange und sorgfältig, während Harteisen auf und ab läuft und ungeduldig Blicke auf ihn wirft.
Jetzt läßt Toll die Karte sinken und fragt: »Wo, sagtest du, hast du die Karte gefunden?«
»Hier auf der Treppe, eine halbe Treppe tiefer.«
»Auf der Treppe! Auf den Stufen also?«
»Sei nicht so wortklauberisch, Erwin! Nein, nicht auf den Stufen, sondern auf der Fensterbank!«
»Und darf ich dich fragen, warum du mir dieses reizende Angebinde auf mein Büro schleppen mußtest?«
Die Stimme des Anwalts klingt schärfer, der Schauspieler sagt bittend: »Aber was sollte ich denn tun? Die Karte lag da, ich habe sie ganz gedankenlos aufgenommen.«
»Und warum hast du sie nicht zurückgelegt? Das wäre doch das Selbstverständlichste gewesen!«
»Ein Fahrstuhl fuhr an mir vorbei, während ich las. Ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Mein Gesicht ist so bekannt.«
»Noch besser!« sagte der Anwalt bitter. »Und dann bist du vermutlich mit dieser Karte offen in der Hand zu mir gelaufen?« Der Schauspieler nickte düster. »Nein, mein Freund«, sagte Toll entschlossen und hielt ihm die Karte wieder hin, »bitte, nimm sie wieder. Ich will damit nichts zu schaffen haben. Wohlgemerkt, du kannst dich nicht auf mich berufen. Ich habe diese Karte nie gesehen. Nimm sie doch endlich wieder!«
Harteisen starrte den Freund mit blassem Gesicht an. »Ich denke«, sagte er dann, »du bist nicht nur mein Freund, du bist auch mein Anwalt, du nimmst meine Interessen wahr!«
»Nicht dies, oder sagen wir besser: nicht mehr. Du bist ein Unglückshuhn, du hast ein unglaubliches Talent, in die schlimmsten Geschichten zu tappen. Du wirst auch andere ins Unglück reißen. Also nimm endlich deine Karte zurück!«
Er bot sie ihm wieder an.
Aber Harteisen stand noch immer da, mit weißem Gesicht, die Hände in die Taschen gebohrt.
Nach einem langen Schweigen sagte er leise: »Ich traue mich nicht. Ich habe in den letzten Tagen schon mehrfach das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Tu mir den Gefallen und zerreiße die Karte. Wirf sie unter das andere Zeug in deinem Papierkorb!«
»Zu gefährlich, mein Lieber! Der Bürobote oder eine schnüffelnde Reinemachefrau, und ich säße drin!«
»Verbrenne sie!«
»Du vergißt, daß wir hier Zentralheizung haben!«
»Nimm ein Streichholz, verbrenne sie über deinem Aschenbecher. Niemand würde es wissen!«
»Du würdest es wissen.«
Mit blassen Gesichtern starrten sie sich an. Sie waren alte Freunde, schon seit der Schulzeit, aber nun war die Angst zwischen sie gekommen, und die Angst hatte das Mißtrauen mit sich gebracht. Sie sahen einander stumm an.
Er ist ein Schauspieler, dachte der Anwalt. Vielleicht hat er mir hier was vorgespielt, will mich hereinreißen. Kommt im Auftrag, meine Zuverlässigkeit auf die Probe zu stellen. Neulich, bei dieser unglückseligen Verteidigung vor dem Volksgerichtshof, bin ich mit knapper Not noch durchgekommen. Aber seitdem wird mir mißtraut ...
Inwiefern ist Erwin eigentlich mein Anwalt? dachte unterdessen finster der Schauspieler. In der Sache mit dem Minister will er mir nicht helfen, und jetzt will er sogar gegen die Wahrheit aussagen, er hätte die Karte nie gesehen. Er nimmt nicht meine Interessen wahr. Er handelt gegen mich. Wer weiß, ob nicht diese Karte – überall hört man von Fallen, die den Leuten gestellt werden. Aber, Unsinn, er ist immer mein Freund gewesen, ein zuverl...

Inhaltsverzeichnis

  1. Jeder stirbt für sich allein
  2. Titelblatt
  3. Copyright-Seite
  4. Inhalt
  5. Vorwort des Verfassers
  6. Erster Teil: DIE QUANGELS
  7. Zweiter Teil: DIE GESTAPO
  8. Dritter Teil: DAS SPIEL STEHT GEGEN DIE QUANGELS
  9. VIERTER TEIL: DAS ENDE