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Leben (1759–1805), Werke, Bedeutung

  1. 60 Seiten
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Leben (1759–1805), Werke, Bedeutung

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Friedrich Schiller – Militärarzt und feuriger DramatikerDer erfahrene Autor und Herausgeber Bert Alexander Petzold nimmt uns mit auf eine faktenreiche Literaturreise und erläutert verständlich, unterhaltsam und strukturiert Basiswissen zum wichtigsten deutschen Dramatiker des "Sturm und Drang" Friedrich Schiller: "Kunst ist nur dann schön, wenn sie der Vernunft entspricht."Der Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker Friedrich Schiller (1759–1805) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker, Lyriker und Essayisten und ist in Marbach am Neckar geboren. Bereits seit früher Jugend schreibt er Theaterstücke. Als jungen Militärarzt gelingen ihm mit den Dramen "Die Räuber" und "Kabale und Liebe" vielbeachtete Beiträge zum "Sturm und Drang". Er flieht aus Württemberg, wird Geschichtsprofessor in Jena und heiratet Charlotte von Lengefeld.Seine Freundschaft mit Goethe in Weimar beginnt, beide prägen die "Weimarer Klassik". Schillers Theaterstücke "Don Karlos", "Wallenstein" und "Wilhelm Tell" sind bis heute Standardrepertoire der deutschen Theater. Sie vermitteln einen Schönheitsbegriff von Natur, Vernunft, Sinnlichkeit und Moral. Balladen wie "Der Handschuh" und "Die Bürgschaft" gehören zu den ergreifendsten deutschen Gedichten. Lungenkrank stirbt Schiller mit nur 45 Jahren. Im Amor Verlag ist sein Theaterstück "Die Räuber" als Originalschauspiel veröffentlicht.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9783985870028

1. Schiller, bedeutender deutscher Dramatiker und Lyriker

Heute sind Schillers Werke der Inbegriff des deutschen Literaturkanons und fester Teil der Schulbildung. Sie formten die deutsche literarische Klassik-Epoche und erfreuten sich schon zu Schillers Lebzeiten einer Bekanntheit, die nicht einmal dem Freund Johann Wolfgang von Goethe zuteilwurde. Direkt nach seinem frühen Ableben im Jahr 1805 begann eine Euphorie um die Persönlichkeit Schiller und seine Werke, die in den Folgejahren eine gewisse Verzerrung mit sich brachte.
So wurde die Weimarer Klassik um Goethe und ihn vor allem während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gezielt hochstilisiert und abgegrenzt, um Kaiser Wilhelm II. eine kulturelle Grundlage für seine Reichsvereinigung zu liefern. Gleichzeitig wurde Schiller gewissermaßen Opfer seiner eingängigen, klaren und direkten Sprache, denn viele seiner Dramen, Balladen und Gedichte beinhalten Ein- und Zweizeiler, die auch außerhalb des Kontexts Sinn machen und schlichtweg gut klingen. So wurden Zitate aus seinen Werken bereits kurz nach seinem Tod vielfach für allerlei Belange zweckentfremdet. Nicht ganz ein Jahr nach seinem Tod zum Beispiel wurde anonym die Sammlung „Schiller’s Aphorismen, Sentenzen und Maximen, über Natur, Kunst, Welt und Menschen“ veröffentlicht, die sich großer Beliebtheit und mehrerer Auflagen erfreute.
Schiller wurde vor allem durch das Bürgertum im 19. Jahrhundert stark in Anspruch genommen, denn die Zeiten waren unsicher und die Werke Schillers lieferten eine nachvollziehbare Ethik, orientiert an gewissermaßen unantastbaren Vorbildern. Dabei waren vor allem die späteren Werke – unter den Dramen „Wallenstein“, „Maria Stuart“, „Die Jungfrau von Orleans“, „Die Braut von Messina“ und „Wilhelm Tell“, in der Lyrik „Die Kraniche des Ibyskus“, „Die Bürgschaft“ und „Das Lied von der Glocke“ – Zeugnis der meisterhaften Beherrschung seines Handwerks, die eben jene noch eingängiger machten.
Diese Werke waren auch repräsentativ für die Produktivität der einzigartigen Freundschaft zwischen Goethe und ihm, die ungeachtet aller politischen Instrumentalisierung wirklich sehr besonders war und während dem Sturm und Drang und der Romantik sozusagen im Alleingang eine Rückverortung der deutschen Literaturszene in die Klassik mit sich brachte.
Schon zu Beginn der Freundschaft 1794 hatten sich beide ausdrücklich zum Ziel gemacht, jene Stürmer und Dränger und Romantiker, die in den Augen beider nicht mehr als Unterhaltungsliteratur fabrizierten, zu Gunsten ihrer Weimarer Klassik zurückzudrängen. Zwischen beiden bestand der Konsens, dass Literatur dem antiken Bildungsideal der „schönen Seele“ dienen sollte, anstatt bloß zu belustigen. Wie ernst sie es damit meinten, bewiesen sie 1796 mit ihren berühmt-berüchtigten „Xenien“ – zweizeilige Schmähgedichte, die nicht weniger als ein Rundumschlag gegen die zeitgenössische Literaturszene waren.
Natürlich war auch Schiller Kind seiner Zeit und in jungen Jahren Stürmer und Dränger durch und durch. Ganz dieser Phase verschrieben war sein Debüt 1781, „Die Räuber“, welches im Endeffekt einen spektakulären und für die Zeit ganz und gar unkonventionellen Lebenslauf anstieß, der bedauerlicherweise ebenso kurz und von chronischer Geldsorge und gesundheitlicher Fragilität geprägt war wie eben von seiner Genialität.
Blickt man also heute auf Schiller, war sein später, aber anhaltender Ruhm sicherlich zurückzuführen auf seine Fähigkeit, den Zeitgeist zu lesen und Stücke für die Menschen zu schreiben, die sich aber nicht einfach der Sensationslust unterwarfen, sondern kritisch tiefgreifende Bedürfnisse der Zeit aufarbeiteten, ohne dabei kryptisch zu werden. Gleichzeitig gilt es zu beachten, dass Schiller zu einer historisch immens bewegten Zeit gelebt und gearbeitet hat, die nach seinem Tod nur noch weiter an Fahrt aufnehmen sollte. In dem Sinne reichen die Versuche, Schiller als „kulturelles Kapital“ zu verwenden, von der jüngsten Geschichte Deutschlands bis zum Anfang der 1840er, keine 35 Jahre nach seinem Dahinscheiden.

2. Familie, Kindheit und Jugend (1759–1777)

Am 10. November 1759 wurde Johann Christoph Friedrich Schiller in Marbach am Neckar als zweites Kind seiner Eltern Johann Caspar und Dorothea geboren. Das Geburtshaus, gelegen inmitten der ländlichen Neckar-Idylle, ist bis heute in minutiösem Zustand erhalten. Schiller hatte drei Schwestern: die zwei Jahre ältere Christophine, die nach ihm gefolgte Luise und die jüngste, Nanette.
Die Schillers lebten in bürgerlich-bescheidenen Verhältnissen. Elisabetha Dorothea Kodweiß, geboren am 13. Dezember 1732, war Wirtstochter. Johann Caspar Schiller, geboren am 27. Oktober 1723, war der Sohn eines Schultheißen, einer Art Gemeindevorsteher. Ursprünglich war Johann Caspar ambitioniert zu studieren, doch das frühe Ableben seines Vaters durchkreuzte diese Pläne. Aus der Not heraus folgte ein für die damalige Zeit spektakulärer Lebenslauf.
Die Arbeit auf dem Feld und die Ausbildung zum Barbier hatten sich schnell als wenig rentabel herausgestellt, weshalb er zum Militär wechselte, wo er als Wundarzt ausgebildet wurde sowie als Feldscher – ein Heilkundiger, der Verwundungen von Soldaten chirurgisch versorgte. Nach seiner Teilnahme am Siebenjährigen Krieg im bayrischen Regiment ließ er sich in Marbach als Wundarzt nieder. Hier lernte er Dorothea kennen, die Hochzeit folgte am 22. Juli 1749, Dorothea war sechzehn, Johann Caspar fünfundzwanzig.
Seinem Studienwunsch kam der junge Wundarzt durch seine Ausbildung nicht näher, da die feldmedizinische Ausbildung damals keinen akademischen Hintergrund hatte – sie verhalf ihm aber dabei, 1753 als Soldat in die Dienste des württembergischen Herzogs Karl Eugen einzutreten. Im Dienst des Herzogs machte er Karriere bis zum Rang des Offiziers. Nebenbei erarbeitete Johann Caspar zahlreiche Verbesserungen für die Landwirtschaft, weswegen ihm 1775 die Leitung der höfischen Baumschule übertragen wurde. Johann Caspars Arbeit verbesserte den Obstgewinn im gesamten Herzogtum nachhaltig, man kann sich also unschwer vorstellen, dass der Herzog durchaus gut auf die Schillers zu sprechen war. Trotzdem ist mitnichten von einer Art persönlichen Beziehung die Rede, denn die Schillers waren weiterhin nur Kleinbürgerliche.
Eine solche Reputation wollte bewahrt werden, und so profilierte sich der intelligente Lutheraner in der Erziehung als strenger und rigoroser Vater, der vor allem gegenüber dem einzigen Sohn eine Erwartungshaltung an den Tag legte, die oft nur schwer zu befriedigen war. Vor allem aber wusste er den Wert guter Bildung zu schätzen und war von Anfang an bedacht, Johann Friedrich einmal die beste Lehre zu bieten. Dorothea, die zwar mit ihrer liebevollen Nachsicht mildere Töne in den Haushalt trug, vermochte es nie, als Gegenpol zu Johann Caspars dominantem Einfluss zu agieren. Im Endeffekt jedoch wird der prägnanteste Einfluss weder von der Mutter noch von dem Vater ausgehen, sondern vom Herzog von Württemberg, Karl Eugen.
Zuerst aber zog die Familie Schiller von der Dauerresidenz in Marbach nach Lorch. Johann Friedrich besuchte zum ersten Mal die Schule und musste bereits mit sechs Jahren Latein lernen. Die Studien beim Pastor Moser waren anspruchsvoll, Johann Friedrich wurde früh mit konsequenter Arbeitsdisziplin vertraut. Mit acht Jahren siedelte die Familie nach Ludwigsburg um. Die Kleinstadt in der Nähe des Schlosses Solitude galt als Haupt- und Lieblingsresidenz des Herzogs. Stuttgart war zwar die Landeshauptstadt, Ludwigsburg aber hatte Karl Eugen nach seinem Geschmack geformt. Hier war auch die militärische Pflanzschule, mithilfe dessen er eine Bildungselite heranzog, die den Prunk seiner Kleinstadt bezahlen sollte.
Der Lateinunterricht hatte frühe Ambitionen beim jungen Schiller geweckt, er träumte vom Studium und der Professur. Zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich in Deutschland durchaus einiges getan. So war es mittlerweile auch für Söhne aus bürgerlichen Familien möglich zu studieren. Gleichzeitig musste das kostspielige Studium üblicherweise aus eigener Tasche bezahlt werden. Die einzige Ausnahme dazu machte das Theologiestudium, für das die Kirche die Kosten trug. Eine Zwickmühle, denn die KlerikerAusbildung kam für Johann Friedrich eigentlich nicht in Frage. Zu diesem Zeitpunkt trat der Herzog in sein Leben.
Sicherlich auch, weil sich Johann Caspar bereits als so zuträglich für seinen Hof erwiesen hatte, bestand Karl Eugen darauf, dass Schiller seine Pflanzschule besuchte. Schillers Vater sträubte sich, doch als Bürger waren ihm gegenüber dem Herzog freilich die Hände gebunden. Schillers Jugend und Adoleszenz waren mit seiner Aufnahme am 16. Januar 1773 besiegelt – ginge es nach dem Herzog, würde er sein gesamtes Leben im Dienst des Hofes bleiben. Gleichzeitig ermöglichte die Ausbildung an der Pflanzschule Schiller, zuerst Jura und später Medizin anstatt der Theologie zu studieren.
Johann Friedrichs Beziehung zum Herzog blieb auf Lebzeiten ambivalent. Zum einen war er sich dem Privileg einer vorzüglichen Bildung bewusst, auf der anderen widerstrebte ihm die Fremdbestimmung durch den Herzog bereits von jungen Jahren an.

3. Schiller schreibt das Drama „Die Räuber“ (1777–1782)

Zur Zeit der deutschen Kleinstaaterei waren die vielen Fürstentümer, ob groß oder klein, abhängig von einem effizienten Beamtentum, das dementsprechend gut ausgebildet sein musste. Nicht zuletzt also wegen der hohen Nachfrage wurde der eigene Werdegang oft dadurch bestimmt, welche Positionen im Fürstentum unterbesetzt waren. Schillers zukünftiger Freund und Förderer Christian Gottfried Körner, der aus wohlhabenden, gutbürgerlichen Verhältnissen stammte, beschreibt 1785 seine Möglichkeiten:
„Um diese Zeit musste ich mich für eine der drei Fakultätswissenschaften bestimmen. Theologie würde mich gereizt haben, wenn nicht schon die Philosophie Zweifel in mir erregt hätte. Die unangenehmen Situationen praktischer Ärzte verleidete mir die Medizin. Jurisprudenz blieb allein übrig. Ich wählte sie als Brotstudium.“
Herzog Karl Eugens Interesse an einer funktionalen Beamtenriege und einer höfischen Bildungselite ging aber nicht bloß von einem Sinn für Staats- und Verwaltungsangelegenheiten aus. In Wirklichkeit steckte sein Hof notorisch in finanziellen Schwierigkeiten.
Der Hof von Herzog Karl Eugen galt nämlich mit seinem herausragenden Ballett, der italienischen Oper und dem französischen Theater sowie einem ausgezeichneten Orchester als einer der prunkvollsten in ganz Europa. Die damit einhergehenden Unkosten wollte der Herzog decken, indem er die württembergischen Landeskinder, nicht selten unfreiwillig, an seiner Pflanzschule in den verschiedensten Künsten unterrichtete und so eine an seinen Hof gebundene Elite heranzog.
So entstand mit der „Militärischen Pflanzschule“ eine Akademie von Rang, die ebenso Allgemein- und Handelsschule wie Kunst-, Theater- und Musikakademie war. Ganz nach dem Zeitgeist fand schon 1772 neben den Künsten auch die Wissenschaft ihren Platz im Lehrplan, und so etablierte sich die Akademie ebenfalls im Zeichen der Aufklärung. 1775 zog die Akademie von der Solitude nach Stuttgart und wurde damit vollends zur Militärakademie.
Mit dem Umzug nach Stuttgart schlug die Akademie ihren Weg zur hohen Karlsschule und Universität ein, den sie 1781 mit der Ehrung durch Kaiser Joseph den II. vollendete. Stadt und Akademie beeinflussten sich von Anfang an gegenseitig, so bemerkte Otto Borst bereits 1775: „Mit der aufklärerischen Haltung und mit den Elementen einer rationalen Wissenschaftlichkeit, die aller supranaturalen Verklärung der Herrschaft so entgegensteht und begreifliche Spannungen in der Carlsschule selbst ausgelöst hat, kommt zugleich spezifisch städtisches, urbanes Denken nach Stuttgart, eine Zufuhr, die in ihren historischen Rückwirkungen innerhalb der Stadtgeschichte gar nicht überschätzt werden kann.“
Der breitgefächerte Lehrplan und der moderne Anspruch machte die Akademie zum einmaligen Phänomen und zog Reisende aller Art nach Süddeutschland. Selbst der Herzog konnte sich dem Einfluss nicht entziehen und wandelte sich vom starren Absolutisten und Despot zum aufgeklärten Herrscher nach dem Vorbild Friedrichs des II. von Preußen. Der Wunsch nach einer Gelehrtenrepublik bewegte den Dynasten, er und seine Mätresse Franziska von Hohenheim bemühten sich um die Schüler nach dem Vorbild der bürgerlichen Familie.
An der Akademie selbst herrschte strikt militärische Ordnung. Die Schüler trugen durchgehend Uniform, wurden zu jedem Zeitpunkt überwacht und der Tagesablauf war auf die Sekunde durchgetaktet. Der junge Schiller war am 16. Januar 1773 aufgenommen worden und fühlte sich eingeengt, schon 1774 fehlte ihm der Ehrgeiz für das Jurastudium, oft war er krankheitsbedingt abwesend. Er vernachlässigte die Studien zugunsten der Literatur, schrieb zusammen mit Kommilitonen, die später Freunde wurden. Sie fühlten sich verbunden, nicht zuletzt weil das Schreiben an der Akademie verkannt und der reine Akt zur politischen Haltung wurde.
Für Schiller war 1775 nicht nur wegen des Umzugs der Akademie nach Stuttgart bedeutend, denn Jakob Friedrich Abel übernahm im selben Jahr den Philosophieunterricht. Dessen Lehren, die Aufklärung mit Sturm und Drang verwoben, trafen bei Friedrich auf äußerst fruchtbaren Boden – und so wurde er zum Beispiel von dessen „Rede über das Genie“ schon damals stark beeinflusst. Schiller entschied sich zudem, zur Medizin zu wechseln, fand sich zwar in der Naturwissenschaft eher wieder, blieb aber als Arzt auf Lebzeiten dilettantisch. Seine Aufmerksamkeit galt zu jenem Zeitpunkt vornehmlich den Studien – die erste Dissertation wollte er über die „Wirkung der Materie auf den Geist“ schreiben, sie wurde wegen der höchstens abstrakten Beziehung zur Medizin abgelehnt. Der Herzog sympathisierte zwar mit Schillers forschem Ton, trug ihm aber trotzdem ein weiteres Jahr an der Akademie auf.
Die grobe Idee für „Die Räuber“ hatte Schiller schon 1777 gefasst, schlussendlich geschrieben hat er das Drama aber erst 1780. Sein allumfassender, stände- und generationsübergreifender Erfolg, der mitunter auf die tiefe Verankerung im Zeitgeist und den Protest gegen das Väterliche und alles Etablierte zurückzuführen ist, ließ im ersten Moment jedoch auf sich warten.
Schiller fand keinen Verleger und ließ das Werk daraufhin in Mannheim anonym und auf eigene Kosten drucken. Er musste dafür einen Kredit über 150 Gulden aufnehmen, eine Summe, die bei seinem damaligen Regimentsgehalt von 23 Gulden beachtlich war und für ihn durchaus im Schuldturm enden konnte. Für den jungen Literaten hing also einiges an dem Erfolg seiner Räuber.
Schon in der Druckfassung erfreute sich das Werk einiger Popularität, auch weil Schiller darin das Feudalsystem so offen kritisiert. So war der Andrang groß, als bekannt wurde, dass sich der Mannheimer Intendant Wolfgang Heribert von Dalberg dem Werk angenommen hatte. Die Uraufführung erfolgte am 13. Januar 1782 im Mannheimer Nationaltheater. Schiller reiste heimlich nach Mannheim, um selbst, aber stets anonym, beizuwohnen, und wurde so Zeuge des regelrechten Theaterskandals, den ein anwesender Kritiker wie folgt beschrieb: „Das Theater glich einem Irrenhaus, rollende Augen, geballte Fäuste, stampfende Füße, heisere Aufschreie im Zuschauerraum! Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Thüre. Es war eine allgemeine Auflösung wie im Chaos, aus deßen Nebeln eine neue Schöpfung hervorbricht.“

4. Flucht aus Stuttgart nach Mannheim (1782)

Der Erfolg der „Räuber“ ebbte in den folgenden Monaten nicht ab, im Gegenteil. Regelmäßige Aufführungen erfreuten sich nicht nur eines stetig großen Publikums, sondern einer größtenteils atemberaubenden Resonanz. Ein Kritiker schrieb damals sogar: „Haben wir je einen teutschen Shakespear zu erwarten, so ist es dieser.“
Freilich sprach sich ein solches Spektakel schnell herum, und so waren die „Räuber“ bereits im Frühjahr 1782 auch in Stuttgart in aller Munde. Herzog Karl Eugen hingegen war alles andere als erfreut darüber, dass sein Zögling und angehender Arzt an seiner frisch ernannten Universität im Ausland den Dichter und Drama...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. 1. Schiller, bedeutender deutscher Dramatiker und Lyriker
  6. 2. Familie, Kindheit und Jugend (1759–1777)
  7. 3. Schiller schreibt das Drama „Die Räuber“ (1777–1782)
  8. 4. Flucht aus Stuttgart nach Mannheim (1782)
  9. 5. Durchbruch als Bühnenautor (1783–1785)
  10. 6. Schiller als Historiker (1785–1790)
  11. 7. Schiller schreibt Unterhaltungsliteratur (1785–1789)
  12. 8. Die Weimarer Klassik (1794–1805)
  13. 9. Fremd in der Dichterstadt Weimarer (1787–1798)
  14. 10. Schiller wird adliger Dramenschreiber (1798–1803)
  15. 11. Freundschaft mit Johann Wolfgang von Goethe (1794–1805)
  16. 12. Schillers Berlinreise und seine Geldsorgen (1804)
  17. 13. Krankheit und Tod (1783–1805)
  18. 14. Wichtige Veröffentlichungen und Hauptwerke
  19. 15. Zusammenfassung
  20. 16. Zeitleiste