Keine Angst vorm Verzicht
eBook - ePub

Keine Angst vorm Verzicht

Ein Plädoyer für die wichtigste Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts

  1. 200 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Keine Angst vorm Verzicht

Ein Plädoyer für die wichtigste Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Verzicht ist in etwa so beliebt, wie Zahnschmerzen zu haben. Niemand mag ihn, schon gar nicht, wenn man Verantwortliche in Politik und Wirtschaft fragt. Aber werden wir ohne ihn auskommen? Klimaschutz, Schonung von Umwelt und Ressourcen, Zusammenhalt der Gesellschaft, gute Gesundheitspolitik: Für all diese Ziele bietet sich Verzicht als eines der wirkungsvollsten Instrumente an – oft sogar als das einzige. Ulrich Wegst hat sich die wichtigsten Themenfelder angesehen und seine These lautet: Verzicht wird zur wichtigsten Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts. Wie aber soll das gehen? Zumal in einer Demokratie. Lässt sich Verzicht überhaupt durchsetzen, wenn man dafür Mehrheiten benötigt? Wegsts Antwort ist ein klares Ja. An zahlreichen Beispielen belegt er, dass wir auch jetzt schon manchen Verzicht üben – völlig unaufgeregt. Meist stellt sich heraus: Bedrohlich und als Zumutung erscheint das Thema nur, solange man theoretisch darüber diskutiert. In der Praxis stellt sich oft schnell Gewöhnung ein. Was anfangs als Verzicht wahrgenommen wurde, fällt später gar nicht mehr auf. Das stimmt versöhnlich: Alles halb so schlimm, sobald man einmal damit begonnen hat.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Keine Angst vorm Verzicht von Ulrich Wegst im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Politics & International Relations & Political History & Theory. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Wie geht das? Verzicht in der Praxis – Teil 1

Einsicht

In der Vergangenheit waren Not und Verzicht wie siamesische Zwillinge. Alleine hat man keinen der beiden je angetroffen. Wo sie in Erscheinung traten, taten sie das stets zusammen. Das hat sich geändert. Heute gehen sie getrennte Wege. Denn die Not, die der Klimawandel momentan auslöst, ist in den allermeisten Ländern noch überschaubar. Aber die Notwendigkeit zum Verzicht besteht bereits jetzt. Der eine Zwilling ist schon da, der andere kommt später – viel später. Der Charakter des Verzichts ändert sich dadurch grundlegend. War er früher schlichtweg ein Diktat, das durch physisch erfahrbare Zwangslagen erbarmungslos ausgeübt wurde, so ist er heute zuvorderst eine intellektuelle Leistung, die sowohl individuell als auch kollektiv erbracht werden muss. Die Einsicht in die unausweichliche Notwendigkeit des Verzichtes muss jeder für sich selbst gewinnen, denn die momentanen Umstände tun es nicht für ihn. Kurz gesagt: Im Unterschied zu allen früheren Verzichtsphasen könnten wir uns heute auch gegen den Verzicht entscheiden. Menschen, die während des 30-jährigen Krieges gelebt hatten, konnten gar nicht anders, als zu verzichten. Die Umstände ließen ihnen keine Wahl. Der Mensch im Zeitalter des Klimawandels könnte sich gegenwärtig auch anders entscheiden, denn noch lassen die Umstände ihm die Wahl. Es ist ähnlich wie bei einer Diät: Man kann es jeden Tag einfach sein lassen. Daher auch die hohen Abbruchraten bei Diäten, die laut Studien um die 30 Prozent liegen.217 Verzicht für Klimaschutz, bedeutet, eine ganze Gesellschaft auf Diät zu setzen. Und bisher zeigt sich: Die Abbruchraten hier sind noch höher. Vielleicht auch deshalb, weil das mit dem kollektiven Abspecken gar nicht funktionieren kann. Weil eine Ökonomie ohne Wachstum und Wohlstand, wie wir sie kennen, unmöglich ist. Das folgende Kapitel befasst sich mit dieser Frage.

Wachstumsschmerz

Die multiplen ökologischen Probleme legen die Axt an unser Wirtschaftsmodell. Denn früher oder später landet man bei der Frage, ob Wachstum vielleicht die Ursache sein könnte. Es erscheint ja logisch nachvollziehbar, dass ökologische Grenzen einerseits und nie endendes Wirtschaftswachstum andererseits unvereinbar sind. Endlosigkeit und Grenzen sind natürliche Widersprüche. Die Mehrheit der Ökonomen dagegen bringt das noch problemlos zusammen.
Dabei ist schon heute, wo nur die Industrienationen im High End-Bereich leben, das Klima bereits beängstigend geschädigt. Zudem sind viele Ressourcen erschöpft oder nahe davor. Von diesem Konto kann man nur abheben, was drauf ist, und den Kontostand verringern wir in rasendem Tempo. So hat sich der Stoffdurchsatz der Weltwirtschaft alleine im 20. Jahrhundert um gewaltige 800 Prozent gesteigert.218 Wer so wirtschaftet, hat bald nichts mehr. Was für uns Wachstum ist, erweist sich damit als schmerzliche Angelegenheit für den Planeten. Man reißt alles aus ihm heraus, was verwertbar ist: Metalle, Kohle, Seltene Erden und Diamanten. Man amputiert ihn: Tag für Tag werden ihm ganze Wälder abgetrennt, gehäckselt und zerschnitten. Auch die Schutzschicht des Planeten, seine Haut sozusagen, nämlich die Atmosphäre, lassen wir nicht in Ruhe. Wir traktieren sie mit aggressiven Gasen und Giften, so dass sie löchrig und durchlässig wird und eines garantiert nicht mehr gewährleisten kann: Schutz. In den Adern des Planeten, den Flüssen und wasserführenden Schichten, schwappen Gifte und Nitrate, die das Wasser zum Schadstoff werden lassen, der in alle Verästelungen des planetarischen Organismus gelangt. Was wäre, wenn auch Schwellen- und Entwicklungsländer zu unserem Lebensstil aufschlössen? Aus und vorbei wäre es.
Hinzu kommt, dass die Fixierung auf Wachstum zunehmend wirtschaftlicher Unsinn ist. Denn die Kosten übersteigen den Nutzen in einigen Fällen deutlich.219 Ein Beispiel: Das Land Niedersachsen ist mit einem Anteil von 11,77 Prozent an der Volkswagen AG beteiligt. Im Jahr 2015, als der Abgasskandal begann, hat diese Beteiligung dem Land Einnahmen von rund 6,5 Millionen Euro beschert.220 Im selben Jahr hat Niedersachsen deutlich mehr, nämlich 18,5 Millionen Euro für den Küstenschutz, also vor allem Deiche, ausgegeben.221 Nun muss man wissen, dass der Küstenschutz nicht nur, aber auch durch den Klimawandel so hohe Ausgaben verursacht. Schon heute wird bei allen Erhöhungen und Neubauten von Deichen ein Anstieg des Meeresspiegels um 50 cm in den nächsten 100 Jahren berücksichtigt. Und die Sperrwerke werden so ausgelegt, dass sie um bis zu einem Meter in der Höhe nachgerüstet werden können.222 Das alles kostet Geld und ist in den 18,5 Millionen Euro enthalten. Das Land gibt also mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Geld für die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels aus, als es direkte Einnahmen aus der Verursachung des Klimawandels durch den Autokonzern VW hat. Ökonomisch macht das gar keinen Sinn.
Die Autoindustrie bietet überhaupt eine ganze Fülle an Beispielen dafür, dass die Wachstumsstory eine tragische Wende genommen hat. Das mag auch daran liegen, dass die Branche Opfer ihres eigenen Erfolges geworden ist. Immerhin trägt sie mit fast acht Prozent direkt und indirekt zum Bruttoinlandsprodukt bei.223 Sie bietet im Kernbereich und bei den Zulieferern insgesamt 1,75 Millionen Arbeitsplätze, was vier Prozent aller Erwerbstätigen im Land entspricht.224 Aber die Kundenbasis erodiert langsam, und zwar von unten her. Der Nachwuchs ist nicht mehr autoaffin. Zumindest der in den Städten. Dort sagen die Bewohner zwischen 18 und 25 Jahren, wenn man sie fragt, nur noch zu 36 Prozent, dass der eigene Pkw ihnen wichtig sei.225 Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass die Leute es satthaben. Denn der verfügbare Straßenraum kann mit der Masse an Fahrzeugen nicht mehr Schritt halten. In allen größeren deutschen Städten ist das schon lange der Fall, und die öffentliche Hand baut bereits seit Jahrzehnten ebenso hilflos wie vergeblich, aber mit enormem Mittelaufwand dem immer rasanter steigenden Bedarf hinterher. Die Folge: zubetonierte, verkehrslastige Stadtlandschaften, und trotzdem weiterhin Dauerstau sowie Verkehrschaos. Wachstum, das an seine Grenzen stößt.

Wandel statt Reparaturen?

Kann es also sein, dass da mit Reparaturen gar nichts mehr zu machen ist? Muss man stattdessen an den Grundmechanismus heran: das Wachstum an sich? Die Denkschulen gehen da weit auseinander: Die einen sagen, man müsse nur auf die richtige Art wachsen, nämlich grün, dann könne das schon alles weitergehen. Dann gibt es andere, die meinen, ein Stopp – also Nullwachstum – wäre die Lösung. Und aus der ganz radikalen Ecke kommen sogar Forderungen nach einer Schrumpfung der Ökonomie. Da will man quasi den Zeitstrahl der Wirtschaftsgeschichte umdrehen. Die Vertreter dieses Ansatzes gehen davon aus, dass wir schon heute viel weiter gegangen sind, als wir es je hätten tun dürfen. Deshalb sei nun das Zurückschrumpfen auf ein normales wie verträgliches Maß angesagt.226 Wenn die Ökonomie dann entschlackt sei, könne man vom erreichten, niedrigeren Niveau aus verträglich wirtschaften. Dabei sei jedoch streng darauf zu achten, dass kein neues Fett in Form von erneutem Wachstum angesetzt wird. Die Ökonomie der Zukunft, die uns da entgegenkommt, ist ein eher hagerer Geselle. Ihm sieht man den Wohlstand und die Völlerei der Vergangenheit nur noch an seinem trauernden Gesichtsausdruck an.
Der Mensch assoziiert die guten Zeiten seiner Geschichte immer mit Wachstum, Aufbau und Zugewinn. Obwohl der Planet so offensichtlich unter unserem Wachstum leidet, können wir deshalb schlecht davon lassen. Wir haben folglich ein Wirtschaftsmodell geschaffen, in dem Verzicht systemfremd ist. Es basiert auf stetigem Wachstum, und das ist nur mit dauernder Nachfrage, also dem Gegenteil von Verzicht, zu erreichen. Die herrschende Lehrmeinung, genauso wie die überwiegende öffentliche Meinung, besagt deshalb, dass Wachstum für die Volkswirtschaft essentiell sei. Diese Haltung hat es sogar bis ins Grundgesetz geschafft. Dort ist das Wirtschaftswachstum ausdrücklich als Förderziel ausgewiesen.227 Eine statische oder gar schrumpfende Ökonomie wird als Fehlentwicklung betrachtet, die es zu korrigieren gilt. Deshalb erhebt sich selbst dann, wenn die Ökonomie nur geringfügig und kurz ins Minus dreht, bereits ein vielstimmiges Wehklagen von Medien und Wirtschaftsverbänden. So wurde im August 2019 bekannt, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten um 0,1 Prozent gefallen war. Im Vergleich zum Vorjahr musste eine Stagnation festgestellt werden. Wenig Dramatisches also. Trotzdem wurde vom Bundesverband der Deutschen Industrie umgehend die Forderung erhoben, mit einem groß angelegten Konjunkturprogramm »das Schlimmste zu verhindern«.228 Das Betriebssystem der ökonomischen Lehre heißt auch bei den Lobbyisten »Wachstum«. Der Begriff davon und das Verständnis darüber wurde im Laufe der Zeit modernisiert. Es ist jedoch nicht entscheidend, ob heute »Wachstum 4.0« oder eine ältere Version läuft, denn das Grundprinzip bleibt stets dasselbe: eine Expansion an allen Fronten. Das betrifft sowohl die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes als auch die stete Ausweitung des Systems »Wirtschaft« zu Lasten des Ökosystems.
Der Grund dafür ist gar nicht schwer zu begreifen: Wachstum löst viele Probleme. Es schafft Arbeitsplätze und bringt die nötigen Steuermittel zur Finanzierung der Sozialsysteme sowie anderer staatlicher Leistungen. Das wiederum führt zu gesellschaftlicher Stabilität, was sich bei den zufriedenen Kunden der Politik schlussendlich in der begehrtesten aller Währungen auszahlt: Wählerstimmen. Vordergründig profitieren alle von Wachstum. Das Verständnis dafür, dass die Wirtschaft nicht das System selbst ist, sondern nur ein Teilsystem der planetaren – endlichen und begrenzten – Ökologie229 setzt sich dagegen nur langsam durch. Der ehemalige Weltbank-Ökonom und Träger des Alternativen Nobelpreises, Herman E. Daly, hat das schon im Jahr 1996 wie folgt formuliert: »Die Welt bewegt sich von einer Ära, in der das vom Menschen produzierte Kapital der beschränkende Faktor war, hin zu einer Ära, in der das verbliebene natürliche Kapital der beschränkende Faktor ist.«230
Statements wie dieses haben durchaus zu lebhaften Debatten geführt. Die Publikationen zum Themenfeld »Wachstum und Ökologie« sind zahlreich. Das Problem ist: Die Debatte wird auch schon recht lange geführt. Spätestens mit der Veröffentlichung der für ihn erstellten Studie »Die Grenzen des Wachstums« im Jahr 1972 hat der Club of Rome sie im globalen Maßstab angestoßen. Wir diskutieren nun also seit nahezu fünfzig Jahren – und sind immer noch nicht zu einem Ergebnis gekommen. Außer, man würde es als Ergebnis betrachten, dass stur weiter am hergebrachten ökonomischen Wachstumsmodell festgehalten wurde. Das Bruttoinlandsprodukt aller OECD-Staaten betrug in dem Jahr, als »Die Grenzen des Wachstums« veröffentlicht wurde, 4 183 Dollar pro Kopf. Im Jahr 2018 lag es bei 45 651 Dollar. Die Linie dazwischen ist – abgesehen vom Jahr 2009 als Folge der Finanzkrise – nahezu eine Gerade.231

Der Traum vom Grünen Wachstum

Wie ausgeprägt die Abhängigkeit vom Wachstum ist, zeigt sich daran, dass selbst klimaschutzaffine Gruppierungen wie die Grünen nicht so recht davon lassen können. Jedenfalls seitdem sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Dort nämlich will man das Klima durchaus schützen, aber man will auch weiter Wachstum. Letzteres gehört zur DNA der Mittelschicht. Das ist leicht erklärbar, wann man sich ihre Position vergegenwärtigt: Einerseits grenzt sie sich, so gut es geht, nach unten ab gegenüber dem Prekariat. Das ist eine kulturelle, wie materielle Abgrenzung, die unter anderem der steten Angstvorstellung geschuldet ist, womöglich dorthin abrutschen zu können. Symbolisiert das Prekariat doch vor allem ein Leben von der Hand in den Mund, mit einer auf das Minimum zusammengeschrumpften Selbstbestimmung. Die Abgrenzung zu diesem Milieu nimmt bisweilen schon die Form einer Abschottung an. So beispielsweise im Jahr 2010 in Hamburg anlässlich eines Volksentscheides gegen eine von allen Parteien im Parlament gutgeheißene Schulreform. Diese hatte im Kern vorgesehen, die Grundschulzeit von vier auf sechs Jahre zu verlängern. Damit hätten alle Schülerinnen und Schüler zwei Jahre länger gemeinsam gelernt, bevor sie auf die verschiedenen nachfolgenden Schularten aufgeteilt werden. Die Initiatoren der Reform hatten sich dadurch mehr soziale Gerechtigkeit versprochen, da schwächere und benachteiligte Schüler länger mit bessergestellten zusammen seien, und dadurch in ihrer Entwicklung und im Lernerfolg profitierten.232 Die Gegner, vorwiegend aus dem bessergestellten Hamburger Bürgertum, hatten dagegen die Befürchtung, dass ihre Kinder von den sozial Schwächeren ausgebremst und in ihrer Entwicklung behindert würden. Sie waren im Grund dafür, dass die Kinder möglichst früh selektiert werden und dann wieder unter ihresgleichen sind. Die längere Grundschule war aus ihrer Sicht eine Statusbedrohung.233 Diese letztere Gruppe hat dann einen Volksentscheid initiiert und auch gewonnen. Das Ziel war erreicht, die bestehenden Verhältnisse zementiert, die Abgrenzung durchgesetzt. Fazit: Die Mittelschicht will möglichst weit weg vom Prekariat sein.
Dann gibt es aber noch die Oberschicht. Ihr...

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. Verzicht, Freiheit und Demokratie
  3. Vermeidungsstrategien
  4. Bequeme Auswege
  5. Verzicht für das Klima
  6. Verzicht für die Umwelt
  7. Verzicht für die Gesundheit
  8. Verzicht aus sozialen Gründen
  9. Wie geht das? Verzicht in der Praxis – Teil 1
  10. In medias res – die Herausforderungen (eine Auswahl)
  11. Wie geht das? Verzicht in der Praxis – Teil 2
  12. Von Lifestyle, Gutsherren und Trittbrettfahrern
  13. Über Konsumenten und andere Extremisten
  14. Nicht erschrecken – es ist nur Verzicht
  15. Jetzt mal grundsätzlich …
  16. Die Quintessenz
  17. Endnoten