Risikomanagement
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Risikomanagement

Grundlagen - Instrumente - Unternehmenspraxis

Ute Vanini,Robert Rieg

  1. 430 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Risikomanagement

Grundlagen - Instrumente - Unternehmenspraxis

Ute Vanini,Robert Rieg

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Risikomanagement betrifft längst nicht mehr ausschließlich den Finanzsektor, sondern ist eine wichtige Aufgabe jedes Unternehmens. Dabei dient ein modernes Risikomanagement nicht mehr nur der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, sondern soll maßgeblich zur Schaffung von Unternehmenswert beitragen.Das kompakte Lehrbuch erläutert die theoretischen, konzeptionellen und methodischen Grundlagen für ein ganzheitliches, wertschaffendes Risikomanagement. Es stellt eine Vielzahl relevanter Instrumente für ein unternehmensweites Risikomanagement vor, wie- Simulations- und Szenarioanalysen, - Früherkennungssysteme, - Risiko-Kennzahlen, - Derivate und Versicherungen.Lernziele zu Beginn jedes Kapitels, anschauliche Praxisbeispiele und über 100 Übungsfragen helfen, das Gelernte zu vertiefen und den Wissensstand zu überprüfen. Lösungen zu den Wiederholungsfragen und Berechnungstabellen stehen zum Download auf myBook+ zur Verfügung.Die zweite Auflage wurde aktualisiert, grundsätzlich überarbeitet und neu strukturiert.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9783791045276
Auflage
2

1 Risiken, Chancen und Risikomanagement

LERNZIELE
Wenn Sie dieses Kapitel durchgearbeitet haben, können Sie:
  • die Allgegenwart von Risiken im persönlichen und wirtschaftlichen Umfeld nachvollziehen und das Risikoparadox erläutern,
  • die Begriffe Risiko, Chance, Verlust und Krise definieren und voneinander abgrenzen,
  • begründen, warum in Unternehmen ohne Risiken auch keine Chancen realisiert werden können,
  • Risiken anhand ausgewählter Merkmale systematisieren,
  • Begriff, Ziele und Aufgaben des Risikomanagements und des Risikocontrollings erläutern und voneinander abgrenzen und
  • die Notwendigkeit eines Risikomanagements beschreiben.

1.1 Das Risikoparadox

Risiken sind allgegenwärtig. Auch schon vor der Corona-Pandemie von 2020 fürchteten viele Deutsche nicht nur um ihre Gesundheit und nahmen zahlreiche Bedrohungen durch Krankheiten, Terrorismus, Gifte in Lebensmitteln und Seuchen wie auch eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lebensbedingungen und den Verfall der Demokratie, des Rechtsstaats und der Bildung wahr. Bei objektiver Betrachtung stellen diese Entwicklungen jedoch vielfach keine Risiken dar. Sowohl die Gesundheit wie die Lebenserwartung der Deutschen verbessern sich seit Jahren. Vielen Menschen geht es ökonomisch besser als früher. Wir leben in einem weiterhin sehr sicheren Land, in dem sich viele Bürgerinnen und Bürger auch für ein soziales Miteinander engagieren. Offensichtlich nehmen Menschen Risiken nicht so wahr, wie es den Tatsachen entspricht, und fürchten sich vor dem Falschen. Das wird sich durch die Corona-Pandemie vermutlich nicht grundsätzlich ändern. Dieses Risikoparadox ist für Normalbürger gut dokumentiert und untersucht (vgl. ausführlich Renn, 2014).
Auch in der Unternehmenswelt gibt es Risikowahrnehmungen und -handlungen, die nicht den Fakten entsprechen, sodass man auch hier von einem Risikoparadox sprechen kann.
Risikoparadox
Allerdings ist hier eher eine Unterschätzung der Risiken zu konstatieren:
  • Die meisten Existenzgründer überschätzen ihre Erfolgschancen und Einkommensaussichten. So sind fünf Jahre nach der Gründung nur noch ungefähr die Hälfte und nach acht Jahren ein Fünftel der neu gegründeten Unternehmen am Markt (vgl. Luo/Mann, 2011; Åstebro et al., 2014). Das Medianeinkommen von Selbstständigen ist oft geringer als das von Angestellten, obwohl sich Selbstständige einem höheren wirtschaftlichen Risiko gegenübersehen und daher als Kompensation eine Risikoprämie erzielen müssten (vgl. Åstebro/Elhedhli, 2006).
  • Nahezu zwei Drittel aller Mergers & Acquisitions-Transaktionen bleiben hinter ihren Erwartungen zurück (vgl. Gerds/Schewe, 2013, S. 5). So haben Mega-Fusionen wie in den 1990er-Jahren zwischen BMW und Rover oder Anfang der 2000er Jahre zwischen Daimler und Chrysler viele Milliarden Euro an Kapital vernichtet (vgl. Kutschker/Schmid, 2011, S. 903 ff.).
Insgesamt sehen sich Unternehmer und Manager vielen Risiken gegenüber, da nicht alle relevanten Entwicklungen der Unternehmensumwelt vollständig prognostiziert werden können und die Auswirkungen vieler Entscheidungen auf die Unternehmensziele unsicher sind. So sind beispielsweise die Entwicklung und Markteinführung eines neuen Produkts immer riskant, da zu Entwicklungsbeginn nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob das neue Produkt technisch realisierbar ist. Zudem lässt sich die Entwicklungsdauer nicht exakt planen. Selbst bei einer erfolgreichen technischen Umsetzung ist der Markterfolg eines Produkts unsicher, da trotz umfangreicher Marktforschungsaktivitäten die Akzeptanz der Kunden und alternative Produktentwicklungsaktivitäten des Wettbewerbs nicht vollständig bekannt sind. Ein Beispiel für Risiken, die mit der Entwicklung und Markteinführung eines neuen Produkts verbunden sind, liefert der Fall des Großraumflugzeugs A380 von Airbus.
AUS DER PRAXIS: ENTWICKLUNG DES A380
Der Airbus A 380 ist das größte Flugzeug der zivilen Luftfahrt. In der Basisversion finden 555 Fluggäste auf zwei Etagen Platz. Der A 380 wird u. a. von Singapore Airlines, Quantas, Emirates und der Lufthansa eingesetzt. Insgesamt hat die Entwicklung des A 380 mehr als 12 Mrd. € gekostet, ca. 4 Mrd. € mehr als ursprünglich geplant. Während der gesamten Entwicklungszeit traten technische Probleme auf, z. B. an den Triebwerken sowie in der Kabinenelektronik, sodass der Erstflug, der Produktionsbeginn und die Erstauslieferung an Singapore Airlines mehrfach verschoben werden mussten. Insgesamt beläuft sich die Verzögerung der Auslieferung des A 380 gegenüber dem ursprünglichen Plan auf 22 Monate. Die Lieferverzögerungen haben das Konzernergebnis von Airbus zwischen 2006 und 2010 mit 4,8 Mrd. € belastet. Bis jetzt haben die Kunden ihre Bestellungen nicht storniert. Per Februar 2011 lagen 244 Bestellungen für den A 380 vor. Aufgrund der Produktions- und Lieferverzögerungenerreicht der A 380 jetzt ab etwa 420 entgegen der ursprünglich angenommenen 250 verkauften Flugzeugen die Gewinnzone. Zudem belasten weitere technische Pannen insbesondere bei den Triebwerken, den Treibstofftanks und den Stromkabeln den Betrieb des A 380. Im Jahr 2019 hat Airbus schließlich die Produktionseinstellung für das Jahr 2021 verkündet. Der wirtschaftliche Erfolg blieb letztlich gering, es konnten nicht genügend Kunden gewonnen werden und die Aussichten scheinen offenbar so dürftig, dass sich das Management gegen eine Weiterführung entschied. Quelle: www.spiegel.de/thema/airbus_a380; www.flugrevue.de/zivil/ende-des-grossraumjets-besiegelt-a380-wird-2021-eingestellt.

1.2 Unsicherheit, Risiko und Chance

Vor der weiteren Diskussion ist es zweckmäßig, sich über die Grundbegriffe klar zu werden. Der Risikobegriff wird in der Literatur uneinheitlich verwendet (vgl. Winter, 2007c, S. 78). Tabelle 1-1 gibt einen Überblick über mögliche Risikodefinitionen. Danach werden die verschiedenen Risikobegriffe diskutiert sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet.
Autor Definition des Risikobegriffs Zuordnung
Gesetzgeber
KonTraG § 91 (2) AktG. »… den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen« Risiko i. e. S.
IDW PS 340 Nr. 2 (3). »die Möglichkeit ungünstiger künftiger Entwicklungen« Risiko i. e. S.
Unternehmenspraxis
Beiersdorf AG in: Diederichs et al., 2009, S. 267. »der Sachverhalt […], dass Ereignisse oder Entscheidungen, Handlungen und Unterlassungen die Beiersdorf AG daran hindern, definierte Ziele zu erreichen bzw. Strategien erfolgreich zu realisieren« Risiko i. e. S.
BASF SE, 2019, Geschäftsbericht 2018, S. 123. »Als Chancen definieren wir mögliche Erfolge, die über unsere definierten Ziele hinausgehen. Unter Risiko verstehen wir jedes Ereignis, welches das Erreichen unserer kurzfristigen operativen oder unserer langfristigen strategischen Ziele negativ beeinflussen kann.« Risiko i. w. S.
IGC/ICV in: Knuppertz/Ahlrichs, o.J., S. 6. »die Kombination von Eintrittswahrscheinlichkeit und Größe der daraus entstehenden Konsequenzen […] in Bezug auf die Abweichung von einem geplanten, meist finanziellen Ziel« Risiko i. w. S.
Wissenschaft
Bartram, 2000, S. 242. »Schwankungen der betrachteten Variablen […], die mittels der statistischen Maßgröße der Varianz oder Standardabweichung quantifiziert werden können« Risiko i. w. S.
Mikus, 2001, S. 7. »Gefahr von Fehlentscheidungen oder auf Entscheidungen folgendem Fehlverhalten, die bzw. das zur Nicht-Erreichung der gesetzten Ziele führen« Risiko i. e. S.
Rosenkranz/Missler-Behr, 2005, S. 5 f. »Wahrscheinlichkeit, dass die Unternehmensziele durch unternehmerische Entscheidungen entweder nicht erreicht oder übertroffen werden« Risiko i. w. S.
Gleißner, 2017a, S. 17. »die aus der Unvorhersehbarkeit der Zukunft resultierende, durch ›zufällige‹ Störungen verursachte Möglichkeit, von geplanten Zielen abzuweichen« Risiko i. w. S.
Diederichs, 2018, S. 9. »die Gefahr […], dass Ereignisse, Entscheidungen, Handlungen oder Unterlassungen das Unternehmen daran hindern, angestrebte Ziele zu erreichen oder Strategien erfolgreich zu realisieren« Risiko i. e. S.
Klein/Scholl, 2012, S. 117. »die Gefahr des Erzielens unerwünschter Ergebnisse (…). Als Chance fassen wir umgekehrt die Möglichkeit der Erzielung von Ergebnissen auf, die günstiger als der Referenzpunkt eingeschätzt werden« Risiko i. w. S.
Hubbard, 2020, S. 110. »a state of uncertainty where some of the possibilities involve a loss, injury, catastrophe, or other undesirable outcomes (i.e., something bad could happen)« Risiko i. e. S.
Tab. 1-1: Risikodefinitionen
Zielabweichung als Risiko
Allen Definitionen ist das Verständnis gemeinsam, dass ein Risiko eine zukünftige Abweichung von den geplanten Unternehmenszielen impliziert. Einige Autoren betonen zudem, dass Risiken sowohl kurzfristige operative Ziele als auch langfristige strategische Ziele beeinträchtigen können (vgl. Diederichs et al., 2009; BASF SE, 2019). Es besteht dagegen Uneinigkeit, inwieweit auch positive Zielabweichungen im Sinne von Chancen in den Risikobegriff einbezogen werden sollten, ob nur existenzgefährdende Entwicklungen relevant sind und ob Risiken nur finanzielle Ziele betreffen. So beschränken sich die International Group of Controlling (IGC) und der Internationale Controllerverein (ICV) auf die Verfehlung von finanziellen Zielen und schließen somit z. B. Imagerisiken aus ihrer Betrachtung aus.
Risiko i. e. S. versus Risiko i. w. S.
Das Risiko im engeren Sinne (Risiko i. e. S.) bildet lediglich die Möglichkeit eines Verlusts ab. Positive Abweichungen von einer geplanten Zielgröße werden als Chancen bezeichnet. Das Risiko im weiteren Sinne (Risiko i. w. S.) umfasst positive und negative Abweichungen von einem betrieblichen Ziel und somit Chancen und Risiken i. e. S. Das Risiko i. e. S. betont das Risiko der Verlustgefahr (Downside Risk) und kombiniert dazu die negative Zielabweichung mit negativen Konsequenzen für einen Entscheidungsträger (vgl. Gebha...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Hinweis zum Urheberrecht
  3. Impressum
  4. Inhalte zum Download
  5. Vorwort
  6. Abbildungsverzeichnis
  7. Abkürzungsverzeichnis
  8. 1 Risiken, Chancen und Risikomanagement
  9. 2 Entscheidung unter Risiko
  10. 3 Risiken: Messung und finanzielle Bewertung
  11. 4 Risikomodelle und Modellrisiken
  12. 5 Gesetzliche, quasi-gesetzliche und betriebswirtschaftliche Anforderungen an das Risikomanagement
  13. 6 Ansätze und Probleme des strategischen Risikomanagements
  14. 7 Ansätze und Probleme der Risikoidentifikation
  15. 8 Ansätze und Probleme der Risikobewertung
  16. 9 Ansätze und Probleme der Risikoberichterstattung
  17. 10 Ansätze und Probleme der Risikosteuerung
  18. 11 Ansätze und Probleme der Risikoüberwachung
  19. 12 Organisation und Trends des Risikomanagements
  20. Literaturverzeichnis
  21. Stichwortverzeichnis
  22. Autoren
  23. Arbeitshilfen Online