Handbuch Schulbibliothek
eBook - ePub

Handbuch Schulbibliothek

Planung – Betrieb – Nutzung

  1. 288 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Handbuch Schulbibliothek

Planung – Betrieb – Nutzung

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Selbstlernzentrum, Schulmediothek, Leseinsel oder Lernatelier – die Schulbibliothek hat viele Namen. Eines jedoch ist gewiss: Schulen brauchen heute einen Ort, an dem die Lese- und Medienkompetenz der Schüler gefördert wird. Bücher, E-Medien, Datenbanken – eine gut ausgestattete Bibliothek ist das Fundament für selbstorganisiertes Lernen. Wer eine Schulbibliothek aufbauen oder modernisieren möchte, kommt an diesem Handbuch nicht vorbei.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Handbuch Schulbibliothek von Angelika Holderried, Birgit Lücke, Angelika Holderried, Birgit Lücke im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Pedagogía & Educación general. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2018
ISBN
9783954141753

Angelika Holderried, Birgit Lücke, Andreas Müller

1. Vom Nutzen der Schulbibliothek für die Schule und die Schüler

Mittendrin. Diesen Lagevorteil hat die Schulbibliothek als Ort des Lernens für Schüler gegenüber einer räumlich getrennten Öffentlichen Bibliothek. Aber das ist kein Vorteil gegenüber anderen Räumen in der Schule. Wo kann im Vergleich die Schulbibliothek ihren Platz finden?
Der Klassenraum ist der Ort, an dem fast der gesamte Unterricht stattfindet. Man hat als Schüler seinen festen Platz, seine Nachbarn, seinen Blickwinkel auf den Lehrer, auf die Tafel, auf das zentral gesteuerte Unterrichtsgeschehen. Insofern ist der Klassenraum auch identitätsstiftend für den Einzelnen. Wenn der Lehrer mit den Schülern den Klassenraum bewusst als gemeinsamen Lernraum gestaltet, indem er zum Beispiel Schülerprodukte aus dem Projektunterricht aushängt, wird auch Klassengemeinschaft und damit Gruppenidentität dokumentiert. Der Klassenraum ist so im Idealfall ein wenig die Heimat des Schülers in der Schule.
Der Fachraum ist der Ort, an dem bestimmter Fachunterricht stattfindet: Turnhalle, Chemieraum, Physikraum, Biologieraum, Kunstraum und Musikraum, das sind die Klassiker. Der Fachraum hat die jeweils passende Ausstattung: Kletterwände und Basketballkörbe die Turnhalle, zahlreiche Wasser-, Strom- und Gasanschlüsse und Schränke mit Reagenzgläsern der Chemieraum. Der Fachraum lenkt den Blick auf die Besonderheiten des jeweiligen Fachs, der Blick geht damit auch weg vom Frontalunterricht hin zu anderen Sozial- und Arbeitsformen, zur Gruppe zum Beispiel als Mannschaft im Sport, zum Projekt zum Beispiel beim Versuch im naturwissenschaftlichen Unterricht.
Es gibt einen weiteren Unterrichtsraum in der Schule, der weder Klassennoch Fachraum ist: der Computerraum. Er wird nur punktuell für bestimmten Unterricht und deshalb von vielen verschiedenen Lerngruppen genutzt und ist insofern vom Klassenraum als „Heimat“ verschieden. Aber er kann andererseits in vielen verschiedenen Fächern gute Dienste leisten und unterscheidet sich insofern vom Fachraum. Ist also die Schulbibliothek eine Art Computerraum mit Büchern und anderen Medien als „Zugabe“? Die Frankfurter Erklärung des Deutschen Bibliotheksverbandes (Abdruck, S. 257) dreht den Spiess um, indem sie feststellt: „Die moderne Schulbibliothek ist der ideale Knotenpunkt für das Medienangebot und die Medienpädagogik der Schule. Sie führt gedruckte und digitale Angebote an einem Ort zusammen: aktuelle Bücher und Internet, Lesen und Surfen. Indem die Schulbibliothek neben Büchern die digitalen Ressourcen bündelt, ersetzt sie den wenig flexiblen konventionellen Computerraum (jenseits des Informatikunterrichts)“ (Frankfurter Erklärung 2015, 1). Die moderne Schulbibliothek ist heute also ein Ort der Medienbildung und der Leseförderung, doch was heisst das konkret?

1.1 Was die Schulbibliothek alles kann

„Eine Schulbibliothek ist ein zentral gelegener Marktplatz, ein im Herzen der Schule gelegenes Wissenszentrum. Einzeln oder in Gruppen wird hier Wissen geholt, geliefert, getauscht, gesucht und gefunden. Entweder mit Hilfe neuer Medien oder auf traditionellere Weise durch Bücher“ (G. Fischer-Kosmol 2009, 33). Bei dieser Definition der Schulbibliothek steht die Funktion der Bibliothek im Mittelpunkt und man kann sich gut vorstellen, dass es auf diesem Markplatz bunt und lebendig zugeht. Schüler und Lehrer treffen sich dort, um in Gemeinschaft oder alleine zu recherchieren, zu arbeiten und zu lernen. Wer hätte nicht gern ein solches Wissenszentrum in der Schule?
Und in der Tat ist der Gedanke an eine Bibliothek, die alle Bücher und Medien zentral sammelt, verzeichnet und für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts zugänglich macht, immer der erste, wenn es um die Neueinrichtung einer Schulbibliothek geht. Die traditionelle Funktion einer Bibliothek, Bücher und Non-Books bereitzuhalten, gilt unbestritten auch für Schulbibliotheken.
Die Schulbibliothek ist „… zentraler Medienraum, zentraler Informationsbereich, Ort der Leseförderung, Unterrichtsraum und Kommunikationsraum“, definiert das Fachportal www.schulmediothek.de (Abruf 28.08.2017) und erweitert damit das „Wissenszentrum“ um die Funktionen „Leseförderung“, „Unterricht“ und „Kommunikation“. Wenn man den Marktplatz ernst nimmt, ist zumindest die Kommunikation aus dem Bild nicht wegzudenken.
Grundlegend für die Schulbibliothek ist jedoch nach wie vor die Leseförderung, die vor allem in Grundschulen einhergehen muss mit Sprachförderung. „Auf der Basis bundesweiter Elternbefragungen konnte wiederholt gezeigt werden, dass knapp ein Viertel der vor der Einschulung stehenden Kinder in einem Sprachtest als förderbedürftig im Deutschen diagnostiziert wurde“ (Bildung in Deutschland 2016, 66). 21% der Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung stammen dabei aus deutschsprachigen Haushalten (vgl. ebd., 66). Zur Leseund Sprachförderung lässt sich vorwiegend in weiterführenden Schulen noch eine Erweiterung ergänzen, die der Leitfaden der LAG Hessen auf den Punkt bringt, indem er die Schulbibliothek auch als „kulturelles Zentrum“ definiert (LAG-Bausteine für ein hessisches Schulbibliothekswesen 2006, 10). Was das tatsächlich heissen kann, ist überall dort zu besichtigen, wo Schulbibliotheken Veranstaltungen anbieten – von der klassischen Autorenlesung über den Poetry Slam bis hin zur Aufführung von Filmen der Film-AG.
Bei entsprechender Ausstattung und Betreuung kann man von Schulbibliotheken sogar „Produkte“ erwarten. „Makerspaces*“, also Bereiche, in denen die verschiedensten Dinge entwickelt und produziert werden, gibt es in Schulen schon lange: Werkraum, Physiksaal, Handarbeitsraum oder Chemielabor. Für die Schulbibliothek muss definiert werden, welche Produkte dort entstehen sollen und welche Ressourcen hierfür zur Verfügung gestellt werden. Naheliegend ist die Schulbibliothek als digitale Kreativwerkstatt. Wichtig dabei: die technische Ausstattung muss den konzeptionellen Vorgaben dienen. So hat zum Beispiel die amerikanische Big Walnut Middle School in Sunbury, Ohio, die Aktivitäten der Schulbibliothek streng auf die Unterstützung der Unterrichtsinhalte hin ausgerichtet und bietet hierfür moderne digitale Technik an vom interaktiven Touchscreen über Digitalkameras bis hin zum als Monitor nutzbaren TV-Gerät (vgl. Gonzales 2016).
Bleibt noch eine letzte Funktion, die die Schulbibliothek vor allem in der Ganztagsschule erfüllen sollte, sie kann nämlich auch ein Ort für Freizeit und Entspannung sein. Das Spielen von Spielen – traditionell oder digital –, das Hören von Hörbüchern und das Schmökern in einem Kinder- oder Jugendbuch gehören in vielen Schulbibliotheken zum Programm. Von den Schülern wird dieses Angebot gerne in Anspruch genommen, durchaus auch, weil man sich so im Schulalltag eine Auszeit nehmen, sich zurückziehen und sammeln kann. Damit einher geht oft die soziale Funktion der Schulbibliothek, in der Schüler auch jenseits von Schule und Lernen vielfach ein offenes Ohr finden. Diese Funktion ist zwar im Zeitalter von Schulpsychologen und Schulsozialarbeit nicht beabsichtigt, lässt sich aber nicht ganz ausblenden. Es bedarf einer bewussten Entscheidung, wie weit das Personal, ggf. mit entsprechender Schulung, hier gehen kann, darf und will.
Betrachtet man diese Bandbreite, so lassen sich die folgenden zentralen Funktionen der Schulbibliothek ausmachen:
Ort der Leseförderung und der Sprachförderung
Trainingsort für den Umgang mit neuen Medien und dem Internet
Informationszentrum
Lernzentrum und Unterrichtsraum
Kommunikationsplattform und Treffpunkt
Kulturelles Zentrum, Veranstaltungsraum
Makerspace
Ort für Entspannung und Rückzug, soziale Funktion
Geht es um die Verwirklichung einer Schulbibliothek, sollte man diese Möglichkeiten kennen, um dann für das eigene Konzept fundiert entscheiden zu können.
Die wichtigste Entscheidungsgrundlage ist die pädagogisch-didaktische Gesamtkonzeption der jeweiligen Schule, mit deren Hilfe zum Beispiel Aussagen zur Rolle der Schulbibliothek bei der Erreichung der Lernziele getroffen werden können. „Es muss z.B. festgestellt werden, in welchen Bereichen Lernziele ohne Schulbibliothek nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen erreicht werden können“ (Deutsches Bibliotheksinstitut: Materialien 1994, H. 11, 2).
Ideal ist es, wenn an der inhaltlichen Definition der Schulbibliothek die Schulgemeinschaft insgesamt beteiligt werden kann, denn so erreicht man eine breite Akzeptanz der Massnahme. Schliesslich handelt es sich oft um eine beträchtliche Investition an Zeit und Geld und diese knappen Ressourcen müssen zielgerichtet eingesetzt werden. Was erwarten die Lehrer, die Schüler, die Eltern, der Träger von der Schulbibliothek? Erst wenn die Sammlung der Erwartungen vorliegt und in Beziehung gesetzt wurde zu den möglichen Funktionen der Bibliothek, können die zentralen Fragen beantwortet werden:
Welche Aufgaben soll die Schulbibliothek in unserer Schule erfüllen?
Welche Ressourcen (räumlich, personell, Sachmittel, Geld) können dafür zur Verfügung gestellt werden?
Je nachdem, wie die Antwort auf diese Fragen ausfällt, kann man entweder sofort in die Verwirklichung eintreten oder einen Stufenplan entwickeln. Häufig ist ein schrittweises Vorgehen erforderlich, weil die Räume, in denen die Schulbibliothek entstehen soll, zu klein sind. Je erfolgreicher die Bibliothek arbeitet, desto eher wird es gelingen, bei passender Gelegenheit (Erweiterungsbau, Umstrukturierung) zusätzliche Räume zu erhalten. Aktive Bibliotheken haben die Chance, sich zum „Standortfaktor“ für die Schule zu entwickeln.

1.2 Warum Schulbibliothek? – ein Beispiel

Wie die Gründung einer Schulbibliothek vonstatten gehen kann, verdeutlicht ein Interview mit dem Schulleiter des Fürstenberg-Gymnasiums Donaueschingen, Herrn OStD Mario Mosbacher. Das Fürstenberg-Gymnasium ist Teil einer Schullandschaft der Stadt Donaueschingen (ca. 22.000 Einwohner) und des Schwarzwald-Baar-Kreises, die alle Schularten incl. gewerbliche, kaufmännische und technische Schulen bietet. Aktuell besuchen rund 850 Schüler das Fürstenberg-Gymnasium, ein grosser Teil davon im „offenen Ganztag“. Das Interview führte Angelika Holderried.
Herr Mosbacher, Sie haben sich dazu entschlossen, die sechs kleinen Bibliotheken, die es an Ihrer Schule gab, zu einer grossen Bibliothek zusammenzuführen und ein neues Bibliothekskonzept zu verwirklichen. Was hat Sie dazu bewogen, diesen Schritt zu gehen?
In den vergangenen Jahren wurde unsere Schule von Grund auf generalsaniert, d.h. bis auf den Rohbau zurück- und dann wieder aufgebaut. Leitend und bindend bei dieser Sanierung war ein von der Schule in einem mehrmonatigen Prozess ausgearbeitetes Pädagogisches Konzept. Hier haben alle am Schulleben Beteiligten gemeinsam festgehalten, welche Anforderungen ein neues Schulgebäude für den Unterricht von heute und auch von morgen erfüllen muss. Wichtige Überlegungen in diesem Zusammenhang waren u.a.:
in der Schule Räume für erlebnishaltiges Lernen zu schaffen,
im Rahmen des offenen Ganztages Aufenthalts- und Freizeiträume zu schaffen,
universitäres Lernen vorzubereiten,
im gesamten Haus durch Licht, Farbe und Materialien eine Atmosphäre zum Wohlfühlen zu schaffen,
innerhalb des Hauses eine klare funktionale Gliederung der Räume zu finden.
Alle diese Aspekte haben zum jetzigen Bibliothekskonzept beigetragen. Vor der Sanierung hatten wir in der Tat sechs kleinere Bibliotheken: eine für die Unterund Mittelstufe, eine für die Oberstufe, zwei Selbstlernräume in einem Nebengebäude, eine Lehrerbibliothek und eine historische Bibliothek. Die Flächen dieser Räume und auch ein Grossteil des Buchbestandes sind nun in einer grossen Bibliothek zusammengeführt. Der neue Ort gab uns gestalterisch, aber auch inhaltlich ganz neue Möglichkeiten.
Können Sie uns bitte den Entstehungsprozess schildern?
Im Rahmen der Sanierung sollte eine neue Bibliothek zentral im Mittelpunkt des Schulhauses geschaffen werden. Auf der „didacta“ 2012 traf ich nun durch Zufall auf einen Bibliotheksplaner und wir kamen ins Gespräch. Ein ausgesprochener Glücksfall, denn wir stellten beide schon bei der ersten Tasse Kaffee fest, dass wir denselben Blick auf das Thema „Schulbibliothek“ hatten. Erstens waren wir sicher, dass gerade in Zeiten der Digitalisierung Schulen und Schüler einen Ort benötigen, an dem es Begegnungen mit dem Medium Buch gibt, an dem Schüler das Lesen zum Le...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrechte
  4. Inhalt
  5. Vorwort zur zweiten Auflage
  6. Vorwort
  7. 1. Vom Nutzen der Schulbibliothek für die Schule und die Schüler
  8. 2. Wo man gerne hingeht – die Schulbibliothek als Raum
  9. 3. Passgenau ausgewählt – Grundlagen und Inhalte der Schulbibliothek
  10. 4. Alles kein Science Fiction! Digitale und multimediale Technik in der Schulbibliothek
  11. 5. Betriebsform, Personalmodelle und Finanzierung der Schulbibliothek
  12. 6. Aktivitäten in und mit der Schulbibliothek
  13. 7. Selbstständig lernen durch Recherche – Fachunterricht mit der Schulbibliothek als analoger und digitaler Medienvermittler
  14. 8. Wie bleibt die Schulbibliothek lebendig?
  15. 9. Von Inseln und Netzen – Formen schulbibliothekarischer Versorgung
  16. 10. Die Rolle der Schulbibliothek in der zukünftigen Schule
  17. Glossar
  18. Empfohlene weiterführende Literatur und Links
  19. Autorinnen und Autoren
  20. Bildnachweis
  21. Register