ANHANG ANMERKUNGEN
Seite 7: Schule springender Waleältere Bezeichnung für Tümmler, Delfine und Schwertwale
Seite 11: Schinderhannes der Schnapphähneschwed. snapphanar, Bezeichnung für die Aufrührer, Partisanenverbände, die im schwedisch-dänischen Grenzgebiet des 17. Jahrhunderts auf dänischer Seite kämpften
Seite 12: Donkeymanzuständig für Hilfskessel, Ballastwasserpumpe und Ankerspill eines Dampfschiffs, im Hafen auch an der Winsch tätig, also beim Be- und Entladen
Seite 13: Juggernaut-WagenJaggernaut – europäisierte Form von Jagannatha, einem der Namen des Gottes Vishnu. Im Vishnukult wird das Bild des Gottes auf einem schweren Prozessionswagen gezeigt, unter dem viele Prozessionsteilnehmer zermahlen werden. Bezeichnung für ein unausweichliches, unerbittliches Schicksal
Seite 15: die Raben Hugin und Munindie beiden Raben Odins (Wotans) in der nordischen Mythologie
Seite 18: HallandProvinz im südwestlichen Schweden
Seite 18: HallandsåsenBergrücken zwischen Halland und Schonen an der schwedischen Westküste, ein besonders hartes Felsgestein, das der Durchbohrung für die Schnellbahntrasse der Westküstenbahn zwei Jahrzehnte lang Widerstand leistete
Seite 23: Nifelheim»die in Nebel gehüllte Welt«, in der nordischen Mythologie das Reich des Eises und der Kälte im Norden, gleichgesetzt mit der Unterwelt Hel, dem Totenreich
Seite 35: Myriapodenwissenschaftliche Bezeichnung für Tausendfüßler
Seite 41: seit den Tagen des dänischen Arztes Harpestrengdänischer Arzt des 13. Jahrhunderts, Kanonikus in Roskilde, gest. 1244. Von ihm sind zwei lateinische Medizintraktate erhalten sowie zwei dänische Kräuterbücher über pflanzliche Heilmittel.
Seite 44: Knäuel der NornenDie drei Nornen spinnen in der nordischen Mythologie die Schicksalsfäden.
Seite 75: Allzeithainschwed. Alltidhult, Dorf in der Nähe von Olofström, wo Martinson in den Jahren 1913 und 1914 einquartiert war. Allgemeiner aufgefasst erhält es die begriffliche Bedeutung eines Namenszusatzes wie in dt. »holz«, »hain«, eine Art Ruheplatz, abgeleitet von einem in der Nähe gelegenen Wäldchen.
Seite 78: Gaurisankar7145 m hoher Gipfel im Himalaja
Seite 79: Bertil Malmbergs ZeilenMalmberg (1889–1958), schwedischer Lyriker, Dramatiker und Übersetzer Thomas Manns, der in den 1920er Jahren in München lebte. Als schwedischer Zeitungsreporter berichtete er auch über das KZ Dachau und engagierte sich gegen Hitler. Mitglied der Schwedischen Akademie.
Seite 83: die schnakengleiche, fadenbeinige MückenstinkwanzeEmpicoris culiciformis, eine Raubwanzenart
Seite 83: Eselskinnbackenmit dem Simson tausend Philister erschlug (Buch Richter 15,15)
Seite 85: MilchhasenMilchhasen sind eine Erfindung des mittelalterlichen Hexenglaubens, sie finden sich auf Fresken in Kirchen Upplands aus dem 15. Jahrhundert und werden noch in Hexenprozessen aus dem 17. Jahrhundert erwähnt. Zauberkundige Frauen sandten sie aus, um Kühe von Nachbarn zu melken, aus dem gestohlenen Rahm verfertigten sie Butter. Auch Schmetterlinge galten im Aberglauben als verkleidete Hexen und Milchdiebe oder Molkenstehler. Vgl. Bengt af Klintberg, Påskharen. Folklore om årets dagar, månens fläckar och nedpålade döda. Stockholm 2018, S. 7–26
Seite 89: Strömmendie Verbindung zwischen Mälarsee und Ostsee, also zwischen Süß- und Salzwassersee
Seite 97: Papanins LagerPapanin war ein russischer Polarforscher, der sich im Jahr 1937 auf dem Packeis des Nordpols aussetzen ließ, um sich mit dem Eis treiben zu lassen.
Seite 105: Galionzwischen dem 16. und 19. Jahrhundert verwendetes Bauteil, ein Vorbau, der über den Bug von Segelschiffen hinausragend das Bedienen bestimmter Segel erleichterte und an dem eine plastische Galionsfigur zur Abwehr von Unheil angebracht war
Seite 105: SmygehukOrt an der Südspitze Schwedens
Seite 105: TanaküsteDer norwegisch-finnische Grenzfluss Tana bzw. Teno mündet ins Eismeer.
Seite 106: mit den langen, kräftigen MarlspiekernHohlspieker, Spleißwerkzeug der Takler im Schiffsbau
Seite 107: auf JohannesdalIn den Jahren 1928 bis 1939 lebte Harry zusammen mit Moa Martinson in ihrer Kate Johannesdal in Ösmo, Sörmland, südlich von Stockholm.
Seite 112: Gemälde im Nationalmuseumbezieht sich auf Adolf Ulrik Wertmüllers Gemälde »Danae und der Goldregen«
Seite 113: BrachpieperIm Schwedischen dem Namen nach auch eine Lerche: fältpiplärka
Seite 119: Erdrauch, der Fumariae herbaErdrauchkraut oder Ackerraute, schmeckt bitter und salzig
Seite 119: braunschwarze, herb riechende NiedermooreHarry Martinson benutzt den nur in Blekinge gebräuchlichen Begriff odalmosse: Torfmoor, das zum Besitz eines Vollbauern gehörte.
Seite 120: SpörgelUnkrautsamen u. a. von Spörgel wurden im Magen des Tollund-Manns von seiner Henkersmahlzeit gefunden.
Seite 126: Rudolf Söderbergveröffentlichte 1932 eines der meistgelesenen Vogelbestimmungsbücher, das 16 Auflagen erzielte: Våra fåglar och hur man känner igen dem
Seite 140: Wacholdertrankschwed. enbärsdricka: leicht alkoholisches, mit Wacholderbeeren versetztes Metgetränk zum täglichen Gebrauch
Seite 149: Skolopendertropische Hundertfüßler, meist giftig
Seite 157: Severin Schiölers herrliches Buch über Pilze, Flechten und MooseSvampar, lavar, mossor: några kapitel ur svensk flora. Stockholm 1934
Seite 180: Gehe hin zur Ameise, sieh ihre Weise!vgl. Sprüche 6,6
Seite 183: die drei Böcke Brausewindbezieht sich auf ein norwegisches Volksmärchen von Asbjørnsen und Moe
Seite 184: Heinkel 112deutsches Jagdflugzeug, das 1935 entwickelt und im Spanischen Bürgerkrieg bei der Legion Condor erstmals eingesetzt wurde
Seite 191: Wesenberg-Lunds ArbeitenCarl Wesenberg-Lund, dänischer Zoologe, Seine Biologie der Süßwasserinsekten erschien 1915 (dt. 1943).
NACHWEISE
Aus Svärmare och harkrank (Schwärmer und Schnaken, 1937)
»Wasserbrief«, »Von Seen«, »An den Waldsümpfen«, »Rodung«, »Schwärmer und Schnaken«, »Alte Zechen«, »Sonne und Summe«, »Die Gewissheit des Todes für alle«
Aus Midsommardalen (Mittsommertal, 1938)
»In der Schlickbucht«, »Beginnen wir im Wassersaum«, »Sonne«, »Mohnsamen«, »Fichten im Sturm«, »Mistkäfer«, »Ameisenhügel«, »Einzug«, »Sommermorgen«, »Schwarzspecht«, »Probe«, »Drei schöne Schmetterlinge«, »Waldkammer«, »Abendgerank«, »Singdrossel«, »Winterweiß«, »Ende November«
Aus Det enkla och det svåra (Das Einfache und das Schwere, 1939)
»Die vertraute Natur«, »Winterstück«, »Februar«, »März«, »Lerchen«, »Disteln zwischen Straußgras«, »Mensch und Insekten«, »Einige Bäume«, »Dürre«, »Kerbel«, »Erdgeruch«, »Auerhahn«, »Romantischer Rückfall«, »Hochgewachsene Stauden«, »Quelle«, »Herbst«, »Der Bach rinnt in der Finsternis«, »Eintagsfliegen«
Aus Utsiktfrån en grästuva (Ausblick von einer Grassode, 1963)
»Über Naturschilderung« (geschrieben um 1942), »Brief«
ZUR EDITION VON HARRY MARTINSONS NATURESSAYS
Der im Jahr 2000 erschienene Sammelband der schwedischen Werkausgabe von Harry Martinson umfasst vier Sammlungen von Essays zur Natur aus den Jahren 1937, 1938, 1939 und 1963, insgesamt 99 Texte. Der hier vorgelegte Querschnitt von 45 Texten auf Deutsch orientiert sich vor allem an den ersten drei Bänden, nimmt aber aus dem Jahr 1963 auch die beiden Aufsätze »Brief« und »Über Naturschilderung« mit auf – Letzterer jedoch lag im Wesentlichen bereits 1942 vor.
Die Texte sind überwiegend chronologisch angeordnet, wobei der »Wasserbrief« bereits aus dem Jahr 1935 stammt und mit dem Essay »Von Seen« vorab in der Zeitschrift BLM (Bonniers Litterära magasin) veröffentlicht wurde und im Ton noch an Martinsons Reisen ohne Ziel anknüpft. Die Anordnung folgt im ersten Teil der Wasserthematik und den Resten von Zivilisation, die Mittelachse dieses Bandes bilden drei poetologische Texte und im dritten Teil wurde eine eher jahreszeitliche Abfolge von Betrachtungen gewählt. Im Gang der Übersetzung nahm ich bis zuletzt Umstellungen vor und lotete die Reihung der einzelnen Texte gleichsam tastend neu aus.
Ganz an den Anfang stellte ich einen kurzen repräsentativen Text namens »Sonne«, der auf den späteren lakonischen Stil Martinsons verweist. Im ersten Band Schwärmer und Schnaken von 1937 nehmen den gesamten zweiten Teil eher komplexe, abstrakt-philosophische Texte zu Fragen des Truismus ein, offenbar ein Lieblingswort Martinsons in dieser Zeit. Stellvertretend dafür steht ein Essay wie »Die Gewissheit des Todes für alle«, der – lange vorher entstanden – der tiefen Depressivität Martinsons Ausdruck verleiht. Die hier getroffene Auswahl legt den Schwerpunkt aber weniger auf solche zeittypischen Essays wie »Das truistische Leben«, sondern weit stärker auf konkrete, ausziselierte Miniaturen wie »Kerbel«, »Schwarzspecht« oder »Mohnsamen«: der letzte Titel stammt von mir, diese Miniatur ist der leuchtende Brocken innerhalb eines Zyklus von vier Texten namens »Sonne« (ein Titel, der verwirrenderweise mehrfach vorkommt).
Im Konkreten zeigen sich auch die größten Übersetzungsschwierigkeiten, denn vielfach ist es nicht leicht zu entscheiden, ob es sich bei manchen Ausdrücken um Dialekt, Neologismus oder privaten Sprachgebrauch Martinsons handelt. In einigen wenigen Fällen habe ich zuallerletzt noch meinen Kreis von Experten, Freunden und Bekannten in Schweden, Finnland und Dänemark zu Rate gezogen. Meine Fragen galten etwa in »Erdgeruch« einer bestimmten Form von »Torfmoor«: eigentlich das Moor eines Eigenkätners. In »Februar« galten sie dem »weißen Panschaum« der Birken: »der weiße Schaum des Waldgottes Pan nach einer gewaltigen Eruption des Baumes«? Und in »Einige Bäume« den »Grünalgen« (Cladophora): »Die Eberesche schlägt die Blütentrauben zusammen, dreht die helle Blätterseite nach außen und verneigt sich bis ganz nach unten, bis sie passiv winkend in der Windströmung liegt, genau wie es Hornblatt und Grünalgen am Grund von rastlosen Flüsschen tun.«
Exaktheit und Einfühlung – wobei Fühlen für Martinson eng verknüpft ist mit dem Werden und als »tentakles Universum des Werdens« gilt – sind natürlich auch für die Übersetzung Richtschnur. Für zentral erachte ich dabei mit Bengt ...