Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11
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Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11

  1. 485 Seiten
  2. German
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Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11

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Über dieses Buch

Spannung pur!Unter dem Eis in einem alten Ruderboot, das ans Ufer des Norsminde Fjords getrieben ist, wird ein toter Teenager gefunden. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Iris Bøgh Lykkegaard aus Malling, die seit über zwei Monaten vermisst wurde. Sie verschwand in Aarhus, wo sie zusammen mit Freundinnen ihren 16. Geburtstag feierte. Auf dem Eis über dem toten Mädchen liegen Blumen. Blaue Iris. Hat der Mörder sie dorthin gelegt? Warum wurde das junge, beliebte Mädchen mit den außergewöhnlich schönen blauen Augen gefoltert, brutal ermordet und in dem Boot zurückgelassen?Es wird Rolando Benitos erster schwerer Fall als neuer Hauptkommissar bei der ostjütländischen Polizei, wo er nach seinen Jahren als Ermittler bei der Unabhängigen Polizeibehörde gleichzeitig gegen das Misstrauen seiner Kollegen ankämpfen muss. Im Laufe der Ermittlungen zeigt sich, dass es mehrere mögliche Motive für den Mord an Iris gibt. Langsam wird immer mehr über ihr Leben bekannt und nichts ist, wie es scheint. Aber der Mörder ist näher, als Roland klar ist. Kann er die beschützen, die er liebt?-

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Information

Kapitel 1

Es hatte leicht zu schneien angefangen, als Roland Benito an der Stelle am Norsminde Fjord ankam, wo die Frau von ein paar Kindern gefunden worden war, die auf den schneebedeckten Feldern Schlitten fahren wollten. In der Sonne sahen die Flocken wie feine, weiße Daunen aus, die langsam vom Himmel fielen. Ein hübscher Anblick vor dem Eis des Fjordes, das wie Gold glänzte.
Mein erster Fall, dachte er, während er durch die Schneewehen zu den Kriminaltechnikern in blauen Schutzanzügen stapfte, die sich zusammen mit der Rechtsmedizinerin Natalie Davidsen hinter dem Hügel befanden. Waren die Anzüge heute blau statt gewohntermaßen weiß, damit sie sich vom Schnee abhoben oder dachte sein Gehirn nach längerer Abwesenheit vom normalen Polizeidienst bloß an etwas anderes, bevor er mit dem Anblick konfrontiert werden sollte, vor dem er in den knapp vier Jahren als Ermittler bei der Unabhängigen Polizeibehörde überwiegend verschont geblieben war? Eine Leiche.
Er war bei seinem Auto selbst auch in einen Anzug geschlüpft. Er knisterte beim Laufen im Frost. Roland versuchte, nicht in die vor ihm liegenden Fußspuren zu treten, die bald vollständig von frisch gefallenem Schnee bedeckt sein würden. Neben die am deutlichsten sichtbaren hatten die Kriminaltechniker gelbe Schildchen mit Nummern gestellt.
Die Frau war als Martha Bæk identifiziert worden. Man hatte ihr Auto im Starupvej gefunden.
Selbstverständlich war das nicht sein erster Fall. So fühlte es sich allerdings an, obwohl er in der Mordkommission im Polizeipräsidium in Aarhus viel länger gearbeitet hatte als bei DUP. Er hatte dem Angebot des Polizeipräsidenten nicht widerstehen können und Irene hatte recht, wenn sie sagte, dass er es vermisst hatte, wirkliche Verbrechen aufzuklären, statt gegen Polizeibeamte zu ermitteln, die das Gesetz übertreten hatten. Der Ermittlungsleiter bei DUP, Viktor Enevoldsen, war natürlich von seiner Kündigung überrascht gewesen, hatte dann kurz darauf aber lächelnd den Kopf geschüttelt und gesagt, er habe geahnt, dass das eines Tages passieren würde, da Roland sich nie daran hatte halten können, nur gegen Polizeibeamte zu ermitteln, sondern immer stärker in die Fälle selbst involviert gewesen war, mit denen man ihn in der Behörde betraut hatte. Manche seien einfach geborene Ermittler und Roland einer von ihnen. Er würde Viktor Enevoldsen, Karina Ottesen, Mark Haldbjerg und all die anderen bei DUP vermissen, aber nun würde er wieder mit seinen alten Kollegen zusammenarbeiten und den neuen, die in den Jahren seiner Abwesenheit dazugekommen waren.
Schneeflocken trafen sein Gesicht, eine landete auf dem einen Augenlid und schmolz. Er blinzelte das Wasser weg, bevor er die kleine Gruppe erreichte, die um Martha Bæks Leiche stand. Sie lag im Schnee, als ruhte sie sich nur aus. Die Lippen waren bläulich und die Haut fast so weiß wie der Schnee, ebenfalls mit einem bläulichen Schimmer, der dem Widerschein des indigoblauen Steppmantels geschuldet sein konnte. Schneeflocken überzogen ihr Gesicht wie Eiskristalle und ließen es aussehen, als ob sie lange in einer Gefriertruhe gelegen hätte; sie hingen an den Augenbrauen, den Wimpern und den weit geöffneten Augen, die ebenfalls blau waren. Ihre goldgefasste Brille lag ein Stück entfernt, daneben stand ein gelbes Schild. Sie hatte eine beigefarbene Strickmütze auf dem Kopf, eine mit einer Bommel, wie Kinder sie oft tragen. Die Haare, die unter der Mütze rausguckten, waren weiß und fielen nass auf den türkisfarbenen Schal. In beiden Ohrläppchen trug sie weiße Marmorohrstecker, die wie Tropfen geformt waren. Er dachte darüber nach, dass das Ganze beinahe inszeniert aussah, als ob sie passend zu der kalten Schneelandschaft angezogen worden wäre. Das Einzige, was sich in einem warmen Ton markant abhob, war das Blut, das den Schnee um sie herum rot gefärbt hatte. Natalie Davidsen sprach in ihr Diktiergerät. Sie kniete neben der Frau, als ob sie ihr einen Antrag machen wollte.
Roland stellte sich diskret neben einen Kriminaltechniker, den er nicht kannte.
„Frau Ende sechzig. Fünf Messerstiche in der Brust und …“ Natalie hielt inne, als sie ihn bemerkte. Es sah aus, als wollte sie etwas sagen, schwieg aber, als fiele ihr ein, dass es jetzt gerade nicht passend war. Er nickte ihr mit einem kleinen Lächeln zu, als Zeichen weiterzumachen und sich nicht stören zu lassen. Er schaute einigen Beamten nach, die unten am Fjordufer herumliefen. Dann sah er wieder zu der Frau im Schnee.
„Die Todesursache ist vermutlich Blutverlust, verursacht durch die Messerstiche im Brustkorb. Sie hat eine Menge Blut verloren und seit heute früh hier gelegen, den genauen Todeszeitpunkt wird die Obduktion zeigen.“ Natalie stand auf, strich Schnee vom Knie und schaltete das Diktiergerät aus. Roland hatte mitbekommen, dass sie lange gearbeitet hatte.
Natalie ging zu ihm und sah ihm direkt in die Augen.
 
„Na, dann bist du also zurück, Benito. Glückwunsch zu deiner neuen Stellung. Hauptkommissar. Wow. Damit solltest du gelockt werden, was?“
„Danke, Natalie.“
„Und dann wirst du obendrein direkt mit einer Leiche konfrontiert, aber das hat wohl kaum der Polizeipräsident für dich arrangiert.“
Roland lächelte schief und versuchte einzuschätzen, wie viel Sarkasmus sich hinter diesen Worten verbarg. „Nein, ich glaube, das würde er wohl am liebsten vermeiden. Wurde sie hier überfallen?“ Er nickte, die Hände in den Manteltaschen, in Richtung Leiche. Er hatte die Handschuhe im Auto vergessen.
Natalie schaute wieder zu Martha Bæk. Schneeflocken lagen auf den Schultern und der Kapuze ihres Schutzanzugs.
„Sieht nicht so aus, als wäre die Rede von einem Überfall, sondern fast, als ob sie im Schnee gelegen hätte, als es passierte, wie du an dem, was von den Fußspuren übrig ist, sehen kannst.“ Natalie deutete in den Schnee. „Ihre scheinen vom Hügelkamm zu kommen und dann sieht es aus, als sei sie ausgerutscht. Hier finden sich außerdem neue Fußspuren.“ Sie deutete wieder auf die entsprechende Stelle. „Sie müssen vom Täter stammen. Leider sind sie bald von neuem Schnee bedeckt, aber der Richtung nach zu urteilen kommen sie vom Fjord. Die Kriminaltechniker haben sie sich angeschaut, aber sie haben nicht viel Hoffnung, dass das was nutzt.“
„Hätte es nicht angefangen zu schneien, wären das optimale Fußabdrücke gewesen“, rief ein Kriminaltechniker in der Nähe, der Natalie gehört haben musste.
„In ihrer Manteltasche steckt eine Hundeleine, also ist sie hier offenbar Gassi gegangen.“
War das eine normale Stelle zum Gassi gehen? Er blickte über die Felder und den Fjord. Angolo würde es ganz sicher lieben.
„Aber keine Pfotenabdrücke“, wandte Roland ein. „Wo ist der Hund?“
Natalie schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Die meisten seiner Spuren sind verweht.“
„Was ist mit den Kindern, die sie gefunden haben?“
„Die haben sich nicht bis nach unten getraut, sie sind oben auf dem Hügel stehen geblieben, als sie die Frau in dem ganzen Blut liegen sahen, und schnell heim zu ihren Eltern gerannt. Sie wohnen auf dem Hof, den du hier zu deiner Rechten erahnen kannst. Die Felder gehören wohl dazu. Die Eltern haben sofort die Polizei gerufen.“
„Dann ist sie offenbar hingefallen. Ist was gebrochen?“
„Das kann ich nicht sagen, bis ich sie auf dem Tisch hatte. Leider trägt sie Handschuhe, daher werden wir nichts unter ihren Nägeln finden, falls sie sich verteidigt hat, aber das sehen wir dann.“
Sie schauten beide nach unten auf den Fjord und die Beamten; es sah aus, als ob sie etwas gefunden hatten. Ein Kriminaltechniker fotografierte irgendetwas im Schnee.
Roland tätschelte Natalie leicht die Schulter, sodass der Schnee rieselte und begann die Wanderung den Hügel hinab. Es war kein Wunder, falls die Frau gestürzt war; hier war es glatt wie auf einer Schlittschuhbahn.
Roland hatte ebenfalls Eis im Magen, als er sich den Beamten und Kriminaltechnikern näherte. Er hatte sich Sorgen gemacht, wie er nach der Zeit bei DUP im Polizeipräsidium empfangen werden würde. Mehrere der alten Kollegen sahen ihn schief an, empfanden ihn als Verräter. Viktor Enevoldsen hatte ihn genau davor gewarnt, aber Roland hatte geglaubt, es sei vor allem gewesen, um ihn am Gehen zu hindern. Jetzt war es spannend, wie schlimm es werden würde. Er wusste, sie warfen ihm vor, dass sein langjähriger ehemaliger Partner Mikkel Jensen während eines Falls, in dem DUP ermittelte, angeschossen und invalide geworden war. Heute saß er im behindertengerechten Bereich der Institution Enner Mark, wie das Staatsgefängnis Ostjütland mittlerweile hieß, weil das Wort Gefängnis für die Insassen und deren Familien anstößig war. Aber Mikkel Jensen saß nicht unverschuldet dort, auch wenn einige das nicht einsehen wollten. Hauptsächlich hatte Roland befürchtet, auf Isabella Munch zu treffen, oder Isabella Munch Jensen, wie sie nun genannt werden wollte, nachdem sie Mikkel Jensen geheiratet hatte- kurz bevor es passierte. Es fiel Roland schwer zu beurteilen, wie sie zu ihm stand, jetzt, wo er wieder da war. Bei der Morgenbesprechung hatte sie nichts gesagt.
Als er am Fuß des Hügels angekommen war, sah er, was der Techniker fotografierte. Den Hund. Er war im Schnee schwer zu erkennen, weil das Fell genauso weiß war, aber der rote Strom aus seinem Hals sprang ihm ins Auge. Auf eine bizarre Weise sah es aus, als ob der Hundekopf lächelte.
Niemand sagte etwas, man hörte nur das Klacken der Kamera in der Frostluft.
„Wir gehen davon aus, dass es der Hund des Opfers ist, oder?“, fragte er, um etwas zu sagen und auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen.
Der Kriminaltechniker nickte und sah ihn kurz an.
„Er muss natürlich obduziert werden. Wir warten auf den Tierarzt. Ich konnte einige Fasern zwischen seinen Zähnen sehen, daher hat er den Täter vermutlich gebissen oder jedenfalls nach ihm geschnappt. Vielleicht können wir das gebrauchen.“
Roland schaute sich um. Die Fußspuren des mutmaßlichen Täters und des Hundes kamen vom Ufer. Es sah aus, als hätten sie im Schnee gespielt, aber das war höchstwahrscheinlich nicht der Fall gewesen. Aber wieso einen Hund töten? War es jemand mit einer kurzen Zündschnur? Er folgte den Spuren ans Fjordufer. An einer Stelle konnte er sehen, dass der Hund gepinkelt hatte. Ein gelbes Loch war in den Schnee geschmolzen. Alle Fußspuren liefen bei einem alten Ruderboot zusammen, das ein Stück vom Ufer entfernt lag.
Roland streckte den Hals. Es sah aus, als wäre das Boot mit Wasser gefüllt, das zu Eis gefroren war.
„Pass auf, das Eis ist vielleicht nicht sicher“, rief eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um. Es war Hafid Ahmed, der gerade angekommen sein musste. Am Morgen zuvor, als er sein altes Büro wieder bezogen hatte, war Polizeipräsident Birger Gudbergsen hereingekommen, um ihn willkommen zu heißen. Er hatte die Neuen und ihn einander vorgestellt, darunter auch Hafid. Es wirkte nicht, als ob er Vorurteile gegen Rolands Arbeit in der Polizeibehörde hätte, so wie die alten Kollegen anscheinend, aber mit seiner Hautfarbe und einem marokkanischen Vater kannte er Vorurteile vermutlich nur zu gut und nahm sicher von so etwas Abstand.
„Sieht aus, als ob Fußspuren auf dem Eis sind, also wohl nicht vomBesitzer?“, meinte er.
„Ob der Täter wohl darüber gelaufen ist? War er beim Boot?“
„Scheint so. Da liegt irgendwas drin“, antwortete Roland und trat prüfend auf das Eis. Es wirkte fest genug. Er versuchte einen weiteren Schritt, dann noch einen. Das Eis knackte, aber dann war er fast am Ruderboot. Die beiden Ruder steckten in den Rudergabeln. Sie sahen ziemlich neu aus, und irgendwie wirkte das Boot nicht ausrangiert, obwohl es alt war. Als er dort angekommen war, blieb er verwundert stehen.
„Was ist los, Benito? Was kannst du sehen?“, rief Hafid neugierig vom Ufer. Offenbar ging er davon aus, dass das Eis nicht zwei Personen tragen konnte.
„Das Boot ist voller Wasser, es ist komplett zugefroren, aber es liegen blaue Blumen auf dem Eis. Iris, glaube ich.“
„Blumen? Warum liegen die da?“
„Gute Frage“, murmelte Roland und beugte sich über den Steven. Das Boot war unerschütterlich im Eis festgefroren. Unter den Blumen und dem dicken Eis, das mit frisch gefallenem Schnee gepudert war, erahnte er eine Gestalt. Mit der Hand fegte er vorsichtig den Puderschnee weg, ohne die Blumen zu bewegen. Dann zuckte er mit einem lautlosen Keuchen unwillkürlich zurück. In der Tiefe kam ein Gesicht zum Vorschein. Die aufgerissenen Augen waren so blau, dass sie selbst durch das dicke Eis deutlich zu sehen waren.
Sie waren genauso blau wie die Iris-Blumen.

Kapitel 2

Das Büro war anders eingerichtet als in den vielen Jahren, in denen er es innehatte und die Zustände bloß normal und nie besser geworden waren. Das Büro hatte der nun ausgeschiedene Vizepolizeidirektor Anker Dahl mit seiner Übernahme geändert. Es war ein kleiner Konferenztisch in die eine Ecke gekommen und ein Whiteboard, sodass sie für ihre Briefings nicht in den Konferenzraum gehen mussten. Warum war er da nicht draufgekommen? Aber da hatte ja der große Kasten von einem Drucker gestanden, fiel ihm ein. Der war nun durch ein kleineres Tischmodell ersetzt worden.
Roland nickte zufrieden. Er hatte darauf bestanden, sein altes Büro zu bekommen, obwohl der Polizeipräsident ihm ein größeres angeboten hatte, jetzt, da er zum Hauptkommissar ernannt worden war. „Es wird mehr Papierkram“, hatte er gesagt, und Roland hatte betont, dass er dann ja kein großes Büro bräuchte, wenn er nur an seinem Schreibtisch sitzen sollte. Diese Einstellung hatte Birger Gudbergsen nicht, was sich auch deutlich in den Büros der Führungsriege widerspiegelte; je mehr Papierarbeit sie hatten, desto größer das Büro.
Roland lehnte sich ein paarmal prüfend auf dem Stuhl zurück, sodass das Leder knarzte. Warum hatte er damals nicht auch um einen neuen Stuhl gebeten? Der alte war so abgenutzt, dass die Gaspatrone nicht mehr funktionierte. Selbstverständlich, weil er gar nicht so viel gesessen hatte. Er fühlte sich draußen im Einsatz am wohlsten. Dieser Stuhl war echt bequem. Viel Papierkram? Er hoffte trotzdem, dass er nicht den lieben langen Tag auf seinem Hintern sitzen würde. Er schaute auf die Uhr. Wo blieben die Mitarbeiter? Er hatte alles für die morgendliche Besprechung vorbereitet. Die Fotos von Martha Bæk, dem Hund und dem Mädchen unter dem Eis hingen an der Pinnwand, auf dem Tisch standen Tassen und Thermoskannen.
Am Abend zuvor war niemand hier gewesen, als er von der Pressekonferenz zurückgekommen war, die er gemeinsam mit dem Vizepolizeidirektor abgehalten hatte. Eine weitere Sache, an die sich Roland wieder gewöhnen musste. Die Presse. Er musste an das Nützliche denken, das die Journalisten trotz allem taten, sie als seinen Schlüssel zur Bevölkerung sehen, wie es der Vizepolizeidirektor ausgedrückt hatte. Glücklicherweise hatte er den Chef überreden können, nicht allzu offen zu sein. Unter anderem hatten sie sich darauf geeinigt, die frischen, blauen Iris-Blumen, die auf dem Eis über der Leiche gelegen hatten, nicht zu erwähnen.
Natürlich war es spät geworden, bis er zurück in der Abteilung war, aber wie viel hatte sich im Laufe der Jahre im Polizeipräsidium geändert? Seinerzeit war es selten gewesen, dass die Leute einfach nach Hause gingen, wenn sie an einem großen Fall arbeiteten. Sie arbeiteten in der Gruppe, aber vielleicht hatten sie sich an etwas anderes gewöhnt unter Anker Dahl, den die Polizeibehörde nun hinter Gitter gesteckt hatte. Wenn es jemand verdiente, dort zu sitzen, dann er.
Der Erste, der auftauchte, war Hafid Ahmed. Er wünschte Roland einen guten Morgen und setzte sich auf seinen Platz im Nachbarbüro.
„Wann kommen die anderen?“, rief Roland ihm zu und sah wieder auf die Uhr.
„Die müssten eigentlich schon hier sein. Wenn nicht, sind sie bestimmt auf dem Weg“, antwortete Hafid und schaute sich um, als gla...

Inhaltsverzeichnis

  1. decken
  2. Titel
  3. Kolophon
  4. Other
  5. Kapitel 1
  6. Kapitel 2
  7. Kapitel 3
  8. Kapitel 4
  9. Kapitel 5
  10. Kapitel 6
  11. Kapitel 7
  12. Kapitel 8
  13. Kapitel 9
  14. Kapitel 10
  15. Kapitel 11
  16. Kapitel 12
  17. Kapitel 13
  18. Kapitel 14
  19. Kapitel 15
  20. Kapitel 16
  21. Kapitel 17
  22. Kapitel 18
  23. Kapitel 19
  24. Kapitel 20
  25. Kapitel 21
  26. Kapitel 22
  27. Kapitel 23
  28. Kapitel 24
  29. Kapitel 25
  30. Kapitel 26
  31. Kapitel 27
  32. Kapitel 28
  33. Kapitel 29
  34. Kapitel 30
  35. Kapitel 31
  36. Kapitel 32
  37. Kapitel 33
  38. Kapitel 34
  39. Kapitel 35
  40. Kapitel 36
  41. Kapitel 37
  42. Kapitel 38
  43. Kapitel 39
  44. Kapitel 40
  45. Kapitel 41
  46. Kapitel 42
  47. Kapitel 43
  48. Kapitel 44
  49. Kapitel 45
  50. Kapitel 46
  51. Kapitel 47
  52. Kapitel 48
  53. Kapitel 49
  54. Kapitel 50
  55. Kapitel 51
  56. Kapitel 52
  57. Kapitel 53
  58. Kapitel 54
  59. Other
  60. Über Blaue Iris – Roland Benito-Krimi 11
  61. Anmerkungen