Teil II
Strategien der Bewältigung
„Ärmel hochkrempeln und umsetzen“ heißt unsere Devise für Teil II. Ein ganzes Füllhorn hochwirksamer Strategien erwartet Sie, mit denen Sie Ihre Gefühle und Ihre Körperreaktionen beeinflussen können. Auch bisher hat Ihr Körper auf Ihr Kommando gehört, jedoch haben Sie ihm die falschen Anweisungen gegeben – nämlich diejenigen, die zu Furcht, intensivem Erröten und Anspannung geführt haben. Jetzt können Sie Strategien lernen, die Ihren Körper entspannen und Ihre Gefühle angenehmer machen. Sie werden erfahren, wie hilfreiche Selbstgespräche aussehen, wie Sie Anspannung abbauen, Ihr Selbstvertrauen aufbauen und Ihre Meidung aufgeben können.
Verschaffen Sie sich erst einmal einen Überblick über die einzelnen Methoden und entscheiden Sie dann, welche Strategien Sie zuerst erproben möchten. Sie können ganz sicher die Strategien finden, die Ihrem Erröten und Ihrer Furcht am ehesten den Garaus machen.
Noch eine gute Nachricht gleich zu Beginn:
Sie benötigen für Ihre Veränderung:
•die Fähigkeit, Ihre Körperreaktionen, Ihre Gefühle und Ihr Verhalten zu steuern, und
•die Fähigkeit, Ihre Gedanken und Phantasien zu kontrollieren.
Und diese beiden Fähigkeiten besitzen Sie bereits.
Nicht immer wird es Ihnen gelingen, das Rotwerden bereits am Entstehen zu hindern. Doch auch dann haben Sie noch großartige Einflussmöglichkeiten.
Sie können bestimmen,
•ob Sie es weiter verstärken oder abschwächen,
•ob Sie sich dafür verurteilen oder es akzeptieren,
•ob Sie Situationen, die Ihnen Freude machen könnten, vermeiden oder sich in sie hineinbegeben,
•ob Sie aus der Situation flüchten oder Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Ziele richten,
•ob Sie Ihren Blick auf Ihre Stärken statt Ihre Schwächen lenken,
•ob Sie der möglichen Ablehnung anderer viel Einfluss auf Ihr Leben einräumen oder die Ablehnung lediglich als Meinung anderer ansehen.
Sie besitzen bereits alle Fähigkeiten, Ihr Erröten und die Furcht vor dem Erröten zu beeinflussen.
8Ich verstehe, weshalb ich mich so fühle und verhalte!
Sie profitieren am meisten von den folgenden Kapiteln, wenn Sie beim Lesen Ihre Gedanken, Gefühle und Körperreaktionen beim Rotwerden genau vor Augen haben. Ich habe Ihnen einen kleinen Fragebogen zusammengestellt, der Ihnen bei Ihrer Entdeckungsreise behilflich ist. Er ist lediglich für Sie bestimmt und gibt Ihnen einen Eindruck von Ihren derzeitigen Gefühls- und Verhaltensmustern. Sie können ihn auch später immer einmal wieder ausfüllen, um Fortschritte besser zu erkennen. Kreuzen Sie die auf Sie zutreffenden Alternativen im Kästchen an und schreiben Sie Ihre Erfahrungen in Satzform nieder, wo sie erfragt werden.
Meine Erfahrungen mit dem Erröten
Bitte kreuzen Sie alle zutreffenden Punkte an.
1.Wie stark ist Ihr Erröten in der letzten Zeit?
extrem starksehr starkstarketwaskaum 2.Wie stark leiden Sie unter Ihrem Erröten?
extrem starksehr starkstarketwaskaum 3.Wie oft erröten Sie?
täglichfast jeden Tagzwei bis dreimal die Wocheeinmal die Wochezweimal im Monatbis zu einmal im Monat 4.In welchen Körperregionen erröten Sie?
5.Was ist Ihrer Meinung nach die Ursache Ihres Errötens?
Sie können mehrere Alternativen ankreuzen. Angst vor Ablehnung Mangel an Selbstvertrauen Mangel an sozialen Fertigkeiten wie ________________
andere Gründe wie______________________________
6.Erröten Sie, wenn Sie alleine sind?
janein 7.In welchen Situationen reagieren Sie mit Erröten?
•in Situationen, in denen andere Menschen zugegen sind •wenn ich einer Person des anderen Geschlechts begegne •wenn ich mit einer Autoritätsperson oder einem Vorgesetzten zu tun habe •wenn ich etwas reklamieren, fordern oder kritisieren soll •wenn ich im Mittelpunkt stehe, einen Vortrag halte, vorgestellt werde •wenn ich bewertet, kritisiert oder verglichen werde •wenn ich Menschen begegne •wenn ich mit unbekannten Menschen zu tun habe •wenn ich vertrauten Menschen begegne •wenn ich angesprochen oder angesehen werde •wenn mir etwas Peinliches passiert •andere Situationen _________________________________
8.Was geht Ihnen durch den Kopf, bevor Sie erröten?
9.Verspüren Sie, wenn Sie erröten, noch andere körperliche Reaktionen?
10.Was geht Ihnen durch den Kopf, nachdem Sie errötet sind? Kreuzen Sie alle zutreffenden Alternativen an:
•finde es ganz normal, zu erröten
•konzentriere mich darauf, was ich will •konzentriere mich auf das Erröten, wie stark es ist •verurteile mich und komme mir minderwertig und dumm vor •denke, die Situation ist schrecklich, ich will raus •mache mir Gedanken, was die anderen denken, dass sie mich ablehnen oder nicht ernst nehmen könnten •fordere, dass das Erröten endlich aufhört •lenke mich ab, denke an andere Dinge, die ich tun könnte •frage mich, wie ich die Situation retten kann, welchen Einfluss ich auf die Meinung anderer nehmen könnte •flüchte aus der Situation •andere Strategien _______________________________________
11.Welche negativen Folgen hat das Erröten für Sie bisher gehabt? Kreuzen Sie alle zutreffenden Alternativen an:
•habe wenig oder keine Kontakte •meide soziale Situationen •nehme Beruhigungstabletten •komme beruflich nicht voran •äußere meine Meinung und Wünsche nicht •werde als arrogant und unnahbar angesehen •werde immer unsicherer und ängstlicher •grüble immer mehr über mein Rotwerden und Versagen nach •kann mich schlecht konzentrieren •habe meine Stelle verloren •habe psychosomatische Beschwerden •andere können mich nicht näher kennenlernen, da ich Nähe meide •stelle keine Fragen und kann nicht vom Wissen anderer profitieren •andere negative Konsequenzen _____________________________
12.In welcher Situation haben Sie das allererste Mal Ihr Erröten bewusst erlebt und als negativ angesehen? Beschreiben Sie die Situation. Wer war dabei? Wie haben Sie Ihr Erröten bewertet? Wie haben Sie sich gefühlt? Ordnen Sie das Erlebnis am besten gleich in das ABC der Gefühle (siehe Kapitel 5) ein. Anfangs kann es Ihnen etwas Schwierigkeiten machen, Ihre Gedanken herauszufinden, weil Sie nicht darin geübt sind. Stellen Sie sich dann einfach die Frage: Was musste ich denken, um mit Anspannung und Erröten zu reagieren? Was habe ich als gefährlich an dieser Situation gesehen?
A: Situation: In welcher Situation? Wer war dabei?
Zum Beispiel: Ich sollte vor meinen Großeltern ein Gedicht aufsagen und es fiel mir nicht ein.
B: Bewertung: Was ging Ihnen damals durch den Kopf?
Zum Beispiel: Entsetzlich! Blamage! Die denken, ich bin dumm.
C: Gefühle, Körperreaktionen und Verhalten:
Wie haben Sie sich gefühlt? Wie hat Ihr Körper reagiert?
Wie haben Sie sich verhalten?
Zum Beispiel: Scham, Erröten, Angst, habe Kopf gesenkt und geweint.
13.Hat jemand in dieser Situation dazu beigetragen, dass Sie sich besser oder schlechter fühlten? Wer? Womit?
Zum Beispiel: Meine Großmutter, sie sagte: „Mädchen, du brauchst doch nicht rot werden und gleich losweinen.“
14.Was hat sich nach diesem ersten Erlebnis in Ihrem Leben verändert?
Zum Beispiel: Ich habe nie mehr ein Gedicht aufgesagt und vor anderen gesprochen; habe Angst vor ...