Rendezvous mit dem Tod - Warum John F. Kennedy sterben musste
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Rendezvous mit dem Tod - Warum John F. Kennedy sterben musste

  1. 243 Seiten
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Rendezvous mit dem Tod - Warum John F. Kennedy sterben musste

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Über dieses Buch

Fesselnde Dokumentation im Stil eines Polit-ThrillersWer erschoss John F. Kennedy? Der Mord an dem amerikanischen Präsidenten zählt zu den spektakulärsten Mordfällen des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Verschwörungstheorien ranken sich um den Fall. Der deutsche Filmemacher und Journalist Wilfried Huismann geht in seinem Buch, zusammen mit dem ehemaligen FBI-Supervisor Laurence Keenan, auf Spurensuche. Keenan wurde nach dem JFK-Attentat zu Ermittlungszwecken nach Mexiko geschickt, kurze Zeit später von Präsident Johnson jedoch wieder zurück beordert. Zusammen mit Huismann nimmt Keenan die verlorenen Spuren wieder auf und plötzlich präsentiert sich den beiden ein völlig neues Bild der Lage. Denn Kennedey-Mörder Oswald soll keinesfalls ein einsamer Spinner, sondern vielmehr das Werkzeug von Fidel Castro gewesen sein..."Der überzeugende Beweis, dass Fidel Castro hinter dem berühmtesten Mord des zwanzigsten Jahrhunderts steckt." – Daily Telegraph"Huismanns Recherche ist dicht, sie ist plausibel und bleibt in sich logisch. Viel mehr kann ein Dokumentarfilm nicht leisten. Ganz sicher wird der Film nicht das letzte Wort zum Thema Kennedy-Mord sein. Aber seine These zu widerlegen dürfte nicht ganz einfach sein." - die tageszeitung-

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Information

Jahr
2020
ISBN
9788726346893

1.
Spuren in Mexiko

»Im Mordfall Kennedy ist Mexiko die Büchse der Pandora.«
Laurence Keenan, FBI
Unten liegt Mexico City im grau-gelben Smog. Schon seit zehn Minuten überfliegen wir ein riesiges Häusermeer. Anfang und Ende der größten Stadt der Welt sind nicht zu erkennen. 26 Millionen Menschen leben in diesem Hexenkessel. Wie soll man darin die Spuren eines schmächtigen Mannes finden, der hier vor über vierzig Jahren mit einem Bus aus New Orleans ankam, um sich als »Soldat der Revolution«, wie er beim Abschied zu seiner Frau Marina gesagt hatte, zu verdingen? Genauso gut könnte man eine Nadel im Heuhaufen suchen. Denn die FBI-Ermittler haben nicht sehr viele Erkenntnisse hinterlassen. Sie bekamen heraus, mit wem Lee Harvey Oswald im Bus nach Mexico City saß, dass er im Hotel Comercio abstieg, in der kubanischen Botschaft einen Visumantrag stellte und wahrscheinlich einen Stierkampf besuchte. Ansonsten verlieren sich Oswalds Spuren im Nichts. Sechs Tage seines Lebens, verschwunden im schwarzen Loch der Zeitgeschichte.
Mexikos Stadtbild wird von grün-weißen VW Käfern beherrscht. Es sind Taxen, hierzulande liebevoll vochos genannt. Sie quälen sich zu hunderttausenden durch die Staus, unverwüstlich und zäh, so wie ihre Besitzer. Laura, eine gute mexikanische Freundin, hindert mich erfolgreich daran, eines dieser praktischen Transportmittel zu besteigen, um auf dem schnellsten Wege zu Oswalds Hotel in der Calle Sahagún zu kommen. »Viel zu gefährlich«, behauptet sie und erzählt mir Geschichten von europäischen Touristen, die von Taxifahrern verschleppt, ausgeraubt und sogar getötet worden seien. Erst als ich ihr versprochen habe, niemals so ein Teufelsgefährt zu besteigen, lädt sie mich in ihren VW-Jetta, tritt das Gaspedal bis zum Anschlag durch und steuert zielsicher einen imaginären Punkt an, während sie gleichzeitig auf mich einredet, um mir die Gefahren der Metropole einzuschärfen. Wir fahren ungefähr eine Stunde im Kreis, bis Laura beschließt, einen Straßenpolizisten zu fragen, wo denn die Calle Sahagún zu finden sei. Der verzieht missbilligend das Gesicht und sagt: »Nach rechts und dann immer geradeaus.« Laura reißt das Steuer energisch nach links und kommentiert meinen ratlosen Blick mit den Worten: »Jeder weiß doch, dass mexikanische Polizisten rechts und links nicht voneinander unterscheiden können, also mache ich genau das Gegenteil von dem, was er sagt.«
Als das Rot der Sonne mit dem Schwarz der Nacht verschmilzt, stehen wir endlich vor dem Hotel Comercio, ganz in der Nähe der Metrostation Revolución. Ein Blick auf den Stadtplan verrät mir: Mit dem Taxi wären es höchsten 10 Minuten gewesen. »Aber«, kontert Laura, »bei meiner Methode bist du immerhin am Leben geblieben.« Dagegen ist nun wirklich kein Einwand möglich. Das Viertel voller fliegender Händler, Zuhälter, Huren und Drogendealer gilt als unsicher. Selbst der kleine Getränkekiosk neben dem Hotel ist mit dicken Eisenstangen verbarrikadiert. Nachfrage bei der verstört wirkenden Empfangsdame des Hotels. Sie zuckt mit den Schultern und wirft einen ängstlichen Blick in Richtung Treppe. Sie selbst habe Oswald nicht gekannt. Nur der Besitzer des Hotels, Herr Guerrero, dürfe zu diesem Thema Auskunft geben. Der sei schon 1963 Eigentümer des Hotels gewesen. Im Moment sei er aber auf Auslandsreise und niemand wisse, wann er wiederkomme.
Im Hintergrund lärmen ein paar Huren mit ihren Freiern. Das Comercio ist heute ein schäbiges kleines Stundenhotel, am Rande der Legalität. Ein Zimmer kostet hier 6,50 Dollar, zu Oswalds Zeiten waren es nur 1,28. Filmen und Fotografieren, so belehrt mich die Empfangsdame, seien in diesem Hotel grundsätzlich verboten. Es wird fast ein Jahr Verhandlungen und eine hübsche Stange Geld kosten, bis wir endlich das Zimmer Nummer 18 betreten und auch filmen dürfen. Die spartanische Einrichtung der sechziger Jahre: Abgewetzte Möbel in rötlichem Holz mit schwarzen, von Zigaretten eingebrannten Löchern. Das Zimmer ist dunkel, mit Fenster zum Hof. Nur die Holzvertäfelung sei neu, so die Empfangsdame. Sonst ist alles so wie zu Oswalds Zeiten. Hier also hat der Mörder Kennedys gewohnt.

Silvia Durán

Am 27. September 1963 kam er am Vormittag gegen 10 Uhr im Hotel an, um sich gleich darauf in die kubanische Botschaft aufzumachen. Dort traf er auf Silvia Durán, die seinen Visumantrag für Kuba entgegennahm. Silvia Durán war eine mexikanische Kommunistin, die für die Kubaner arbeitete und das unbedingte Vertrauen des Botschafters genoss. »Revolutionär und sexy« sei sie gewesen, so der ehemalige US-Söldner Gerry Hemming, der an Fidel Castros Seite kämpfte und Silvia Durán 1962 kennen lernte.
Silvia Durán wurde für die kubanische Regierung, aber auch für die Warren-Kommission, die das Attentat untersuchte, eine Art Kronzeugin für Oswalds Aufenthalt in Mexiko. Immer wieder erzählte sie die gleiche Geschichte: Oswald verlangte ein Visum für Kuba und zwar sofort. Er gab sich als amerikanischer Kommunist mit großen Verdiensten für die kubanische Revolution aus. Sie habe ihm gesagt: Visumsanträge werden in Havanna entschieden. Er müsse warten, wie alle anderen auch. Aber da er schon einmal in der Sowjetunion gelebt habe, könnte sie ihm den Rat geben, zur nahe gelegenen Botschaft der Sowjetunion zu gehen, um dort ein Visum zu beantragen. Sollte er es bekommen, dann würde sie ihm sofort ein Transitvisum für Kuba geben. Doch die Sowjets wollten Oswald nicht wiederhaben und sagten »njet«. Was sollte sie tun: Sie habe ihn bei seinem zweiten Besuch abweisen müssen. Als er wütend wurde, habe der Konsul ihn hinausgeworfen.
Das Drama um das Oswald verwehrte Visum scheint ein Beweis dafür zu sein, dass die Kubaner nichts mit ihm zu tun haben wollten. Die Frage ist nur, ob die Geschichte wirklich so passiert ist, oder ob sie eine geheimdienstliche Fabrikation ist. Eine falsche Spur, um von den wirklichen Vorfällen in der Botschaft abzulenken? Silvia Duráns Aussage ist nie überprüft worden. Außer den Funktionären der kubanischen Botschaft gab es keine Zeugen.
Heute wohnt Silvia Durán in einer geschlossenen gutbürgerlichen Wohnanlage in der Nähe der Autonomen Universität von Mexico City, gut bewacht von einem privaten Sicherheitsdienst. Keine Chance, auch nur in die Nähe ihrer Wohnung zu kommen. Am Telefon ist sie freundlich und abweisend. Nein, ein Interview zum Thema Oswald komme nicht in Frage. Oswald sei für sie das »größte Trauma« ihres Lebens gewesen, das sie auf keinen Fall reaktivieren wolle. Die mexikanische Geheimpolizei verhaftete sie nach dem Mord an Kennedy und die ganze Familie habe sehr darunter gelitten. Sie habe damals alles gesagt, was sie wisse: Oswald sei bei seinem zweiten Besuch in der Botschaft so unverschämt und laut geworden, dass Konsul Azcue ihn schließlich hinausgeworfen hätte. Dann fügt sie von sich aus hinzu, als ob sie sich selbst vergewissern müsste: »Ich habe keinen privaten Kontakt zu ihm gehabt, nicht den geringsten. Schließlich war ich eine verheiratete Frau und mit einem Verrückten wie Oswald hätte ich mich niemals eingelassen. Ich habe ihn nie wieder gesehen.«
Soweit Silvia Duráns Geschichte. Alle beteiligten Regierungen waren mit ihrer Erklärung zufrieden: die mexikanische, die kubanische und die der USA. Auch die Warren-Kommission, die im Dezember 1963 damit begann, den Mordfall Kennedy zu untersuchen. Genauer gesagt bemerkten die ehrwürdigen Mitglieder der von Präsident Johnson eingesetzten Kommission nicht, dass sie von der CIA in die Irre geführt wurden. Denn die Belege über mögliche Kontakte Oswalds zum kubanischen Geheimdienst wurden ihr vorenthalten. Ein inzwischen freigegebenes Geheimtelegramm beweist das. Es wurde vom Direktor der CIA am 20. Dezember 1963 an die CIA-Station in Mexiko geschickt: »Unser Plan ist es, die abgehörten Telefonate aus dem Bericht für die Warren-Kommission zu entfernen. Wir werden uns stattdessen auf die Aussagen von Silvia Durán beziehen ... Das was sie und andere (kubanische) Botschaftsfunktionäre über Oswalds Besuche gesagt haben, soll als wertvolles Beweismaterial gesehen werden.« 2
Bei den Tonbandmitschnitten, die auf Anweisung des CIA-Chefs entfernt wurden, ging es um Telefonate von Lee Harvey Oswald, die er mit der kubanischen Botschaft in Mexico City geführt hatte. Die Bänder sind bis heute verschwunden. In den siebziger Jahren, als ein unabhängiger Untersuchungsausschuss den Mordfall Kennedy noch einmal aufrollte, teilte CIA-Chef Richard Helms den verdutzten Parlamentarien kühl mit, die Bänder mit den abgehörten Telefonaten seien »aus Versehen« gelöscht worden.
Oswalds mögliche Kuba-Connection wurde in den USA zu einer Art Staatsgeheimnis. Alle Hinweise auf eine kubanische Verwicklung verschwanden und alle Zeugen, die etwas anderes zu sagen hatten als Silvia Durán, bekamen Probleme. Zum Beispiel Pedro Gutiérrez, ein mexikanischer Kreditvermittler, der zufällig an dem Tag in der kubanischen Botschaft in Mexico City zu tun hatte, als dort auch Lee Harvey Oswald auftauchte.

Unliebsame Zeugen

Vor der Reise nach Mexiko habe ich bei Recherchen im Nationalarchiv der USA einen Brief gefunden, den der Mexikaner Pedro Gutiérrez am 2. Dezember 1963 an den neuen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson geschrieben hatte. Gutiérrez wollte eine wichtige Zeugenaussage im Mordfall Kennedy machen. Er stellte sich dem amerikanischen Präsidenten als Kreditvermittler des Kaufhauses El Palacio de Hierro vor. Im September 1963 habe er die Kreditwürdigkeit eines Angestellten der kubanischen Botschaft in Mexiko untersucht und sei deswegen mehrmals dort gewesen.
Er erinnere sich, am 30. September, vielleicht war es auch der 1. Oktober, in der Botschaft auf einen Nordamerikaner gestoßen zu sein, den er später auf den Zeitungsfotos eindeutig als Lee Harvey Oswald identifizieren konnte. Er wurde Augenzeuge, wie Oswald gemeinsam mit einem kubanischen Funktionär die Botschaft verließ. Dabei habe Oswald ein Bündel mit Dollar in der Hand gehabt, die er abzählte. Er und der Kubaner waren in ein erregtes Gespräch vertieft. Einige Wortfetzen habe er mithören können, erinnert sich der Zeuge Gutiérrez in seinem Brief an Präsident Johnson: »Es ging um Castro, Kuba und Kennedy. Die beiden gingen auf die Straße, stiegen in ein Auto und verschwanden aus meinem Blickfeld. Aus diesem Grund, sehr geehrter Herr Präsident, glaube ich, dass das Attentat gegen Präsident Kennedy nicht das persönliche Werk eines Fanatikers war, sondern dass es von Fidel Castro befohlen wurde.« 3
Abschließend bittet der Zeuge darum, seine Aussage »strikt vertraulich« zu behandeln. Es folgen die Unterschrift, ein Fingerabdruck und ein Passfoto, dass der Briefschreiber mit braunem Klebeband unter seiner Unterschrift befestigt hat.
Das Weiße Haus beauftragte das FBI, den Zeugen Gutiérrez unter die Lupe zu nehmen. Viermal wurde er von FBI-Beamten vernommen. Die Vernehmungen und auch Befragungen von Nachbarn und Kollegen brachten das FBI zu dem Urteil, der Zeuge sei »sehr glaubwürdig und ernsthaft«. 4 Trotzdem wurde die Spur nicht weiterverfolgt. Im Gegenteil. Die CIA nahm sich des Zeugen an und übergab ihn an die mexikanische Geheimpolizei. Was die mit dem Zeugen Gutiérrez angestellt hat, weiß niemand. Jedenfalls war er hinterher ein anderer Mensch und wollte sich an nichts mehr erinnern. Als der Untersuchungsausschuss Politische Morde (House Select Committee on Political Assassination, HSCA) des US-Kongresses im Jahr 1978 nach Mexiko flog, um Pedro Gutiérrez erneut zu vernehmen, widerrief der seine ursprüngliche Zeugenaussage. 5
Der Untersuchungsausschuss hakte nicht weiter nach. Er stellte sich auch nicht die Frage, warum Gutiérrez sich an nichts mehr erinnerte. Im Jahr 1978 hatte keiner der Abgeordneten und Ermittler des Untersuchungsausschusses ein ernsthaftes Interesse daran, Spuren nach Havanna zu verfolgen. Niemand konnte oder wollte sich vorstellen, dass Fidel Castro so verrückt gewesen sein könnte, Lee Harvey Oswald als Auftragsmörder anzuheuern.
Ich berate den Fall Gutiérrez mit meinem mexikanischen Kollegen Mauricio Laguna Bérber. Er gehört seit heute zum Rechercheteam, frisch rekrutiert. Ich bin durch einen seiner Artikel in der mexikanischen Zeitschrift Crisis auf ihn aufmerksam geworden. Eine brillante Arbeit über den schmutzigen Krieg des mexikanischen Geheimdienst DFS (Dirección Federal de Seguridad) gegen die Opposition in den sechziger Jahren. Mauricio ist einer der besten investigativen Journalisten Mexikos und sofort bereit, mitzuarbeiten. Wir treffen uns auf der Terrasse des Hotels Majestic, im Herzen der Stadt.
Unter uns einer der größten Plätze der Welt, der Zócalo. In seiner Mitte flattert die riesige Nationalflagge hoch im Wind. Auf der anderen Seite des Platzes der lange und flache Nationalpalast, im Jahr 1523 von den spanischen Eroberern auf den Ruinen der Aztekenhauptstadt Tenochtitlán errichtet. In der Ferne wächst aus dem grauen Dunst der Metropole 5000 Meter hoch und stolz der Vulkan Popocatepetl. Es ist noch früh am Abend, doch schon zieht die Kälte eisig in die Hosenbeine. Denn die Stadt liegt auf 2300 Meter Höhe. Um uns aufzuwärmen, bestellen wir einen sieben Jahre alten Tequila.
Wir entscheiden uns dafür, den Fall Pedro Gutiérrez noch einmal aufzurollen. Irgendetwas ist mit seinem Widerruf von 1978 faul. Lebt der Mann noch – und wie können wir ihn finden? Gleich morgen früh wollen wir zu der Adresse fahren, die Pedro Gutiérrez damals in seinem Brief an Präsident Johnson angegeben hat.
Die Calle Florida liegt gleich hinter der Stierkampfarena, mit 60 000 Plätzen die größte der Welt. Das Haus Nummer 9 ist eine Mietskaserne im Stil der fünfziger Jahre. »Untere Mittelklasse«, konstatiert Mauricio nach einem abschätzenden Blick. Am Haupteingang herausgerissene Klingelknöpfe. Die Klingeln, die noch da sind, verfügen über Außenleitungen, die wie Efeu an der Mauer in die Höhe klettern, um dann in den Fenstern zu verschwinden. Kein Klingelschild mit dem Namen Gutiérrez.
Als eine Frau mit zwei Dobermännern das Haus verlässt, können wir hineinschlüpfen. Wir finden die in Gutiérrez’ Brief angegebene Wohnungsnummer im dritten Stock. Sie liegt zum Innenhof. Die Fenster sind mit Vorhängen zugezogen. An der Tür kleben Bildchen von Heiligen und von der Jungfrau Maria. Niemand öffnet, als wir klopfen, aber drinnen sind schlurfende Schritte zu hören. Also ist jemand da, will aber nicht aufmachen. Erst als ich mich auf die christliche Barmherzigkeit und auf die weite Reise berufe, die wir hinter uns haben, öffnet sich die Tür einen winzigen Spalt. Eine Frauenstimme erklärt: »Sie haben sich geirrt. Hier wohnt kein Pedro Gutiérrez. Wir kennen ihn nicht.«
Wir gehen enttäuscht weg. Doch unten an der Treppe entdecken wir auf dem Fenstersims einen Haufen Briefe – Post für die Hausbewohner, die in Ermangelung eines Briefkastens hier abgelegt wurden. Beim Durchblättern entdecke ich einen Brief an Pedro Gutiérrez – mit der alten Wohnungsnummer. Zurück zur Tür. Diesmal verlangen wir ohne katholische Höflichkeitsfloskeln Auskunft: Wo ist Pedro Gutiérrez?
Die Frau hinter der Tür gibt kleinlaut zu, sie sei Blanca Lopez, die Enk...

Inhaltsverzeichnis

  1. decken
  2. Titel
  3. Kolophon
  4. Vorwort
  5. Einleitung – Unter Krokodilen
  6. 1. Spuren in Mexiko
  7. 2. Lee Harvey Oswalds Lehrjahre
  8. 3. Das Duell: Kennedy und Castro
  9. 4. Post vom KGB
  10. 5. Soldat der Revolution
  11. 6. John F. Kennedys Versuchung
  12. 7. Lee Harvey Oswalds Reise nach Mexiko
  13. 8. Auftrag Mord
  14. 9. Rendezvous mit dem Tod
  15. Literaturauswahl
  16. Abbildungsnachweis
  17. Danksagung
  18. Über Rendezvous mit dem Tod - Warum John F. Kennedy sterben musste
  19. Anmerkungen