Rheinsberg
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Rheinsberg

  1. 86 Seiten
  2. German
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Rheinsberg

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Über dieses Buch

Eine Liebesgeschichte über ein junges unverheiratetes Paar, das einen Wochenendausflug ins Brandenburgische Rheinsberg macht: Die Berliner Claire und Wolfgang geben sich als "Ehepaar Gambetta" aus, um ein ungestörtes Wochenende in der Natur verbringen zu können. Sie fahren Boot, besichtigen das Schloss Rheinsberg und amüsieren den Leser mit ihrer vor Ironie und bisweilen Sarkasmus strotzenden Umgangssprache. -

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Information

Jahr
2020
ISBN
9788726540192
Seinen eigentlichen Anfang nahm das Abenteuer erst, als sie in Löwenberg ausstiegen. Der D-Zug ruhte lang und dunkel in der Halle unter dem Holzdach – sie durchschritten einen Tunnel; oben, in hellem Sonnenlicht, stand die Kleinbahn, wie aus Holz gefügt, steif und verspielt.
Sie stiegen ein.
„Claire?“
„Wolfgang?“
„Diese Bahn scheint noch lange hier zu stehen . . . machen wir einen kleinen Spaziergang?
„Setz dich hin und falte die Hände! Sie geht gleich ab.“
Der Zug ruckte und ruckelte sich gemächlich durch Salatgärten, Hofmauern. Der Horizont flimmerte blendend weiß . . . War es eine Schönheit, diese Landschaft? – Nein: da standen Baumgruppen, durch nichts ausgezeichnet, das Land wurde wellig in der Ferne, versteckte ein Wäldchen und zeigte ein anderes – man freute sich im Grunde, daß alles da war . . . Das Maschinehen schob und klingelte zornig, durch den staubigen Rauch hindurch klingelte es melodisch, wie eine läutende Kirchturmsglocke bei Sturm.
„Wolf, den Reiseführer!“
Sie hatten ihn im D-Zug liegen lassen – er hatte ihn im D-Zug liegen lassen.
Sie hielten, mitten im Walde, auf der Strecke.
Die Köpfe heraus; die Beamten waren zurückgelaufen, hatten Schaufeln mitgenommen: die Lokomotive mußte Funken ausgeworfen haben, ein kleiner Brand war entstanden . . .
„Ich will mitlöschen!“
Er kugelte den sandigen Abhang hinunter; die Reisenden lachten. Oben stand Claire und verdrehte die Augen.
„Du mußt ja . . .!“
Er kam zurück, ganz bestaubt, lächelnd, glücklich. Er hatte sich wieder einmal betätigt. Die Beamten kamen, stiegen auf, der Zug ruckte an . . .
„Eigentlich . . .“
„Na?“
„Ich finde es heiter. Denk mal, mein Papa und mein’ Mama sitzen jetzt im Kontor, fahren in der Stadt herum und glauben ihr Töchterchen wohlgeborgen im Schoß der treusorgenden Freundin. Hingegen . . .“
„Hingegen . . .?“
„Na ja, treusorgen sorgst du ja für mich . . .“
Der Jäger nebenan hatte schon lange in sich hineingelacht. Er saß da, grün, bepackt, schwer und braungebrannt. Man hatte, wenn man ihn sah, die Empfindung von ganz frühen, feuchten Morgen, ein Mann tappt durch den halbdunklen Wald, es riecht kräftig und gut . . . Das kleine, runde Loch der Büchse guckte unheilverkündend, schwarz und dunkel in die Luft: kleine Kugeln werden herausfliegen, das Reh, auf das es morgen gerichtet wird, lief vielleicht jetzt gerade mit seinen Gefährten zur Quelle, trank und war zierlich im Walde verschwunden . . . Der Jäger stand auf, stopfte sich eine Pfeife und sagte beim Hinausgehen: „Schonzeit, junger Mann, Schonzeit!“ – und trampfte lachend davon.
Das Kupee war erfüllt von ihrem Schreien, das die rumpelnden und klirrenden Geräusche übertönen sollte.
Man verständigte sich nur schwer:
„ . . . Sonne weit über das Land . . .“
„ . . . wie? Sonne reit’ über das Land? . . .“
„ . . . nein . . . Sonne weeiit . . . Land . . . Seh mal: ’ne Akazie! ’ne blühende Akazie, lauter blühende Akazien!“
„Is gar keine, is ’ne Magnolie!“
„Hach! Also wer weiß denn von uns beiden in der Botanik Bescheid? Ich oder ich?“
„’ne Magnolie is es.“
„Meine Liebe, ich müßte bedauern, es mit einem kräftig geführten Schlag gegen Sie nicht bewenden lassen zu können. Alle Wesensmerkmale der Akazie deuten auch bei diesen Bäumen auf eine solche hin.“
„Is aber ’ne Magnolie.“
„Herr Gott, Claire! Siehst du denn nicht diese typisch ovalen Blätter, die weißen, kleinen, traubenförmigen Blütenstiele! – Mädchen!“
„Aber . . . Wölfchen . . . wo es doch ’ne Magnolie is . . .“
Sie erstickte in Küssen.
Dann galt es noch eine Bauersfrau nachzuahmen, die auf der letzten Station hochgeschürzt und breitbeinig stehengeblieben war, um sich vermittels ihres zweiten Unterrocks zu schneuzen. Claire erwies sich hierbei als geschickt und brauchbar.
Endlich kamen sie aber doch an.
Es zeigte sich, daß das Hotel, das sich schon durch einen Anschlag im Zuge als altbekannt und mit einer gepflegten Küche versehen angepriesen hatte, durch einen Wagen, zwei Pferde und einen Bediensteten vertreten war. Dieser Mann mußte die Gepäckstücke holen, die man in Berlin sorgfältig aufgegeben hatte: zwei winzig kleine Köfferchen. Sie wurden verladen; die Reisenden stiegen ein. Sie rutschten auf den schwarzen, hier und da ein wenig aufgeplatzten Wachstuchkissen der Sitze herum; die Fenster klirrten, die beiden machten sich durch weitausladende Handbewegungen verständlich. Der Wagen war leer, die Chaussee staubig und öde. Einige hundert Meter saßen sie manierlich; aber schon an der Ecke, die das Anwesen des Gütlers Johannes Lauterbach und das der Post bilden, lagen sie in lautem Hader, wessen Koffer durch seine Kleinheit am meisten Verdacht erregen werde. Sie nannten diese Reisegegenstände „Segelschweine“, und die Claire rang die Hände, Wolf sei ein Schandfleck. Sie, ihrerseits, wahre das Dekorum. Sie schwatzten fortwährend, die Claire am heftigsten. Ihr Deutsch war ein wenig aus der Art geschlagen. Sie hatte sich da eine Sprache zurechtgemacht, die im Prinzip an das Idiom erinnerte, in dem kleine Kinder ihre ersten lautlichen Verbindungen mit der Außenwelt herzustellen suchen; sie wirbelte die Worte so lange herum, bis sie halb unkenntlich geworden waren, ließ hier ein „T“ aus, fügte da ein „S“ ein, vertauschte alle Artikel, und man wußte nie, ob es ihr beliebte, sich über die Unzulänglichkeit einer Phrase oder über die andern lustig zu machen. Daß sie Medizinerin war, wie sie zu sein vorgab, war kaum glaubhaft, jedoch mit der Wahrheit übereinstimmend. Sie spielte immer, gab stets irgendeiner lebenden oder erdachten Gestalt für einige Augenblicke Wirklichkeit . . .
Der Wagen hielt. Während sie ausstiegen:
„Paß auf, Frauchen, wo ist der Koffer mit dem falschen Geld? – Ah, da . . .“
Der Hausknecht ließ den Mund weit offenstehen, sperrte die Augen auf . . .
Freundlich geleitete sie der alte Wirt in ein Zimmer des ersten Stockwerks. Es war kahl, einfach, blumig tapeziert. Holzbetten standen darin, ein großer Waschtisch, eine Vase mit einem künstlichen Blumenstrauß – an der Wand hingen zwei Pendants: „Eroberung Englands durch die Normannen“ und in gleichartigem Rahmen und symmetrisch aufgeh...

Inhaltsverzeichnis

  1. decken
  2. Titel
  3. Kolophon
  4. RHEINSBERG
  5. Chapter
  6. Über Rheinsberg