Der Zweikampf
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Der Zweikampf

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Der Zweikampf

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Über dieses Buch

Ein Zweikampf in Adelskreisen im Heiligen Römischen Reich während des Spätmittelalters: Herzog von Breysach wird von einem Heckenschützen ermordet. Ist der Täter wie vermutet von Breysachs Bruder, Graf Jakob, der Rotbart, der aufgrund eines Erbfolgestreits zum Mörder wurde? Doch vor Gericht in Basel zieht Graf Jakob ein ziemlich brisantes Alibi aus der Tasche, das einen ritterlichen Zweikampf zur Folge hat...Heinrich von Kleist (1777-1811) gehörte einem altpommerschen Adelsgeschlecht an, hatte jedoch trotz günstiger Voraussetzungen Zeit seines Lebens mit Problemen zu kämpfen und beging schließlich Selbstmord. Einerseits als Vertreter der Aufklärung verstanden, wird er auch oft der Weimarer Klassik und Romantik zugeordnet. Seine bekanntesten Werke sind u.a. "Die Marquise von O...", "Der zerbrochene Krug", "Michael Kohlhaas" und "Das Erdbeben von Chili".

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Information

Jahr
2020
ISBN
9788726755725

Der Zweikampf

Herzog Wilhelm von Breysach, der seit seiner heimlichen Verbindung mit einer Gräfin, namens Katharina von Heersbruck aus dem Hause Alt-Hüningen, die unter seinem Range zu sein schien, mit seinem Halbbruder, dem Grafen Jakob dem Rotbart, in Feindschaft lebte, kam gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts, da die Nacht des heiligen Remigius zu dämmern begann, von einer in Worms mit dem deutschen Kaiser abgehaltenen Zusammenkunft zurück, worin er sich von diesem Herrn in Ermangelung ehelicher Kinder, die ihm gestorben waren, die Legitimation eines mit seiner Gemahlin vor der Ehe erzeugten natürlichen Sohnes, des Grafen Philipp von Hüningen, ausgewirkt hatte. Freudiger als während des ganzen Laufs seiner Regierung in die Zukunft blickend, hatte er schon den Park, der hinter seinem Schlosse lag, erreicht: als plötzlich ein Pfeilschuss aus dem Dunkel der Gebüsche hervorbrach und ihm dicht unter dem Brustknochen den Leib durchbohrte. Herr Friedrich von Trota, sein Kämmerer, brachte ihn, über diesen Vorfall äusserst betroffen, mit Hilfe einiger andern Ritter in das Schloss, wo er nur noch in den Armen seiner bestürzten Gemahlin, die Kraft hatte, einer Versammlung von Reichsvasallen, die schleunigst auf Veranstaltung des letzteren zusammenberufen worden war, die kaiserliche Legitimationsakte vorzulesen; und nachdem nicht ohne lebhaften Widerstand, indem infolge des Gesetzes die Krone an seinen Halbbruder, den Grafen Jakob den Rotbart, fiel, die Vasallen seinen letzten bestimmten Willen erfüllt und unter dem Vorbehalt, die Genehmigung des Kaisers einzuholen, den Grafen Philipp als Thronerben, die Mutter aber, wegen Minderjährigkeit desselben, als Vormünderin und Regentin anerkannt hatten: legte er sich nieder und starb.
Die Herzogin bestieg nun ohne weiteres unter einer blossen Anzeige, die sie durch einige Abgeordnete an ihren Schwager, den Grafen Jakob den Rotbart, tun liess, den Thron; und was mehrere Ritter des Hofes, welche die abgeschlossene Gemütsart des letzteren zu durchschauen meinten, vorausgesagt hatten, das traf wenigstens dem äusseren Anschein nach ein: Jakob der Rotbart verschmerzte in kluger Erwägung der obwaltenden Umstände das Unrecht, das ihm sein Bruder zugefügt hatte; zu mindesten enthielt er sich aller und jeder Schritte, den letzten Willen des Herzogs umzustossen, und wünschte seinem jungen Neffen zu dem Thron, den er erlangt hatte, von Herzen Glück. Er beschrieb den Abgeordneten, die er sehr heiter und freundlich an seine Tafel zog, wie er seit dem Tode seiner Gemahlin, die ihm ein königliches Vermögen hinterlassen, frei und unabhängig auf seiner Burg lebe; wie er die Weiber der angrenzenden Edelleute, seinen eignen Wein und in Gesellschaft munterer Freunde die Jagd liebe und wie ein Kreuzzug nach Palästina, auf welchem er die Sünden einer raschen Jugend, auch leider, wie er zugab, im Alter noch wachsend, abzubüssen dachte, die ganze Unternehmung sei, auf die er noch am Schluss seines Lebens hinaussehe. Vergebens machten ihm seine beiden Söhne, welche in der bestimmten Hoffnung der Thronfolge erzogen worden waren, wegen der Unempfindlichkeit und Gleichgültigkeit, mit welcher er auf ganz unerwartete Weise in diese unheilbare Kränkung ihrer Ansprüche willigte, die bittersten Vorwürfe: er wies sie, die noch unbärtig waren, mit kurzen und spöttischen Machtsprüchen zur Ruhe, nötigte sie, ihm am Tage des feierlichen Leichenbegängnisses in die Stadt zu folgen und daselbst an seiner Seite den alten Herzog, ihren Oheim, wie es sich gebühre, zur Gruft zu bestatten; und nachdem er im Thronsaal des herzoglichen Palastes dem jungen Prinzen, seinem Neffen, in Gegenwart der Regentin Mutter, gleich allen andern Grossen des Hofes, die Huldigung geleistet hatte, kehrte er unter Ablehnung aller Ämter und Würden, welche die letztere ihm antrug, begleitet von den Segnungen des ihn um seine Grossmut und Mässigung doppelt verehrenden Volks wieder auf seine Burg zurück.
Die Herzogin schritt nun, nach dieser underhofft glücklichen Beseitigung der ersten Interessen, zur Erfüllung ihrer zweiten Regentenpflicht, nämlich wegen der Mörder ihres Gemahls, deren man im Park eine ganze Schar wahrgenommen haben wollte, Untersuchungen anzustellen, und prüfte zu diesem Zweck selbst mit Herrn Godwin von Herrthal, ihrem Kanzler, den Pfeil, der seinem Leben ein Ende gemacht hatte. Inzwischen fand man an demselben nichts, das den Eigentümer hätte verraten können, ausser etwa, dass er auf befremdende Weise zierlich und prächtig gearbeitet war. Starke, krause und glänzende Federn steckten in einem Stiel, der, schlank und kräftig, von dunkelm Nussbaumholz gedrechselt war; die Bekleidung des vorderen Endes war von glänzendem Messing, und nur die äusserste Spitze selbst, scharf wie die Gräte eines Fisches, war von Stahl. Der Pfeil schien für die Rüstkammer eines vornehmen und reichen Mannes verfertigt zu sein, der entweder in Fehden verwickelt oder ein grosser Liebhaber von der Jagd war; und da man aus einer, dem Knopf eingegrabenen Jahreszahl ersah, dass dies erst vor kurzem geschehen sein konnte: so schickte die Herzogin auf Anraten des Kanzlers den Pfeil, mit dem Kronsiegel versehen, in allen Werkstätten von Deutschland umher, um den Meister, der ihn gearbeitet hatte, aufzufinden und, falls dies gelang, von demselben den Namen dessen zu erfahren, auf dessen Bestellung er gedrechselt worden war.
Fünf Monden darauf lief an Herrn Godwin, den Kanzler, dem die Herzogin die ganze Untersuchung der Sache übergeben hatte, die Erklärung von einem Pfeilmacher aus Strassburg ein, dass er ein Schock solcher Pfeile samt dem dazu gehörigen Köcher vor drei Jahren für den Grafen Jakob den Rotbart verfertigt habe. Der Kanzler, über diese Erklärung äusserst betroffen, hielt dieselbe mehrere Wochen lang in seinem Geheimschrank zurück; zum Teil kannte er, wie er meinte, trotz der freien und ausschweifenden Lebensweise des Grafen, den Edelmut desselben zu gut, als dass er ihn einer so abscheulichen Tat, als die Ermordung eines Bruders war, hätte für fähig halten sollen; zum Teil auch, trotz wieder andern guten Eigenschaften, die Gerechtigkeit der Regentin zu wenig, als dass er in einer Sache, die das Leben ihres schlimmsten Feindes galt, nicht mit der grössten Vorsicht hätte verfahren sollen. Inzwischen stellte er unter der Hand in der Richtung dieser sonderbaren Anzeige Untersuchungen an, und da er durch die Beamten der Stadtvogtei zufällig ausmittelte, dass der Graf, der seine Burg sonst nie oder nur höchst selten zu verlassen pflegte, in der Nacht der Ermordung des Herzogs daraus abwesend gewesen war: so hielt er es für seine Pflicht, das Geheimnis fallen zu lassen und die Herzogin in einer der nächsten Sitzungen des Staatsrats von dem befremdenden und seltsamen Verdacht, der durch diese beiden Klagpunkte auf ihren Schwager, den Grafen Jakob den Rotbart fiel, umständlich zu unterrichten.
Die Herzogin, die sich glücklich pries, mit dem Grafen, ihrem Schwager, auf einem so freundschaftlichen Fuss zu stehen, und nichts mehr fürchtete, als seine Empfindlichkeit durch unüberlegte Schritte zu reizen, gab inzwischen, zum Befremden des Kanzlers, bei dieser zweideutigen Eröffnung nicht das mindeste Zeichen der Freude von sich; vielmehr, als sie die Papiere zweimal mit Aufmerksamkeit überlesen hatte, äusserte sie lebhaft ihr Missfallen, dass man eine Sache, die so ungewiss und bedenklich sei, öffentlich im Staatsrat zur Sprache bringe. Sie war der Meinung, dass ein Irrtum oder eine Verleumdung dabei stattfinden müsse, und befahl, von der Anzeige schlechthin bei den Gerichten keinen Gebrauch zu machen. Ja, bei der ausserordentlichen, fast schwärmerischen Volksverehrung, deren der...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Kolophon
  3. Der Zweikampf
  4. Über Der Zweikampf