Oliver Twist
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Oliver Twist

  1. 374 Seiten
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Oliver Twist

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Über dieses Buch

Ein großer Gesellschaftsroman des 19. Jahrhunderts: Das Waisen- und Findelkind Oliver Twist flieht aus einem kleinstädtischen Armenhaus nach London und gerät in die Klauen einer Diebesbande. Als bei einem Diebstahl der unschuldige Oliver von der Polizei erwischt wird, hat er zunächst großes Glück und wird von dem Opfer herzlich aufgenommen. Doch bis zum ersehnten Happy End muss er noch Einiges durchleben...-

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Information

Jahr
2020
ISBN
9788726479812

Achtunddreissigstes Kapitel.

Eine sonderbare Zusammenkunft, die eine Folge von dem ist, was im vorigen Kapitel erzählt worden.
Es war ein glücklicher Umstand für das Mädchen, dass Sikes Geld erhalten hatte, und daher am folgenden Tage durch Essen und Trinken fast fortwährend beschäftigt wurde, was eine so wohlthätige Wirkung auf seine Stimmung äusserte, dass er weder Zeit, noch Neigung hatte, sich um sie und ihr Benehmen sonderlich zu bekümmern. Seinem luchsäugigen Freunde, dem Juden, würde es nicht entgangen sein, dass sie mit der Ausführung irgend eines verzweifelten Entschlusses umging; allein Sikes besass Fagin’s unterscheidende Beurtheilung nicht, ko dass Nancy’s ungewöhnliche Erregtheit und Unruhe seinen Verdacht bei ihm erweckte.
Als der Abend heranrückte, nahm ihre Unruhe zu, und als sie in gespannter Erwartung neben ihm sass und darauf wartete, dass er sich in den Schlaf tränke, wurden ihre Wangen so blass und blitzte ein so ungewöhnliches Feuer aus ihren Augen, dass Sikes endlich aufmerksam darauf werden musste. Er war matt vom Fieber, trank heisses Wasser zu seinem Branntweine, um jenes minder entzündbar zu machen, und hatte Nancy das Glas gereicht, um es zum dritten oder vierten Male von ihr füllen zu lassen, als ihm ihre Blässe und das Feuer in ihren Augen zuerst auffielen. Er starrte sie an, stützte sich auf den Ellenbogen, murmelte einen Fluch und sagte: ,,Du siehst ja wie eine Leiche aus, die wieder zum Leben erwacht ist. Was hast du?“
,,Was ich habe?“ erwiderte sie. „Nichts. Warum seht Ihr mich so scharf an?“
„Was ist das wieder für eine Albernheit?“ fragte er, die Hand auf ihre Schultern legend und sie unsanft schüttelnd. „Was ist dies? Was soll es bedeuten? Woran denkst du, Mädchen?“
„An vielerlei, Bill,“ erwiderte sie schaudernd und die Hände auf die Augen drückend. „Aber was thut’s?“
Der Ton der erzwungenen Heiterkeit, in welchem sie die letzteren Worte gesprochen hatte, schien auf Sikes einen stärkeren Eindruck zu machen, als ihr wilder und starrer Blick vorher.
„Ich will dir was sagen,“ fuhr er verdriesslich fort. „Wenn du nicht vom Fieber angesteckt bist, und es jetzt selbst bekommst, so ist etwas mehr als Gewöhnliches im Winde, und obenein was Gefährliches. Du willst doch nicht hingehen und — nein, Gott verdamm’! das kannst du nimmermehr!“
„Was kann ich nimmermehr?“ fragte das Mädchen. „Es gibt,“ murmelte Sikes, die Blicke auf sie heftend, „es gibt keine zuverlässigere, treuere Dirne in der Welt, als sie, oder ich würde ihr vor drei Monaten die Kehle abgeschnitten haben. Sie kriegt das Fieber — das ist das Ganze.“
Er leerte das Glas und forderte darauf seine Arznei. Nancy sprang rasch auf, bereitete sie, den Rücken ihn zukehrend, und gab sie ihm ein.
„Jetzt setze dich hier an mein Bett,“ sagte er, „und nimm dein eigenes Gesicht vor, oder ich ändere es so, dass du es nicht wieder erkennst, wenn du es selbst braucht.“
Sie that nach seinem Geheiss, er fasste ihre Hand, sank auf das Kissen und heftete die Augen auf ihr Gesicht. Sie fielen ihm zu, er öffnete sie wieder, blickte starr umher, und verfiel endlich in einen tiefen und schweren Schlummer.
„Der Schlaftrunk hat endlich gewirkt,“ murmelte sie; „doch vielleicht ist es schon zu spät.“
Sie stand hastig auf, griff zu ihrem Hute und Shawl, blickte furchtsam umher, als wenn sie trotz des Schlaftrunks jeden Augenblick erwartete, den Druck von Sikes schwerer Hand auf ihrer Schulter zu fühlen, beugte sich über das Bett, küsste den Mund des Räubers, öffnete und verschloss geräuschlos die Thür und eilte aus dem Hause. Ein Wächter rief halb zehn Uhr, und sie fragte ihn, ob es schon lange nach halb zehn wäre. Er erwiderte, eine Viertelstunde; sie murmelte: „und ich kann erst in einer Stunde dort sein,“ und eilte rasch weiter.
Es schlug zehn, und ihre Ungeduld wuchs, zumal da sie vielfach durch das Gedränge in den belebteren Strassen aufgehalten wurde. Sie eilte so ungestüm und rücksichtslos auf Gefahr jeder Art weiter, dass sie von den Fussgängern für eine Verrückte gehalten wurde. Als sie sich dem Westende näherte, nahm das Gedränge ab, und sie beschleunigte ihre Schritte noch mehr. Endlich erreichte sie ihren Bestimmungsort: ein schönes Haus in einer Strasse nicht weit vom Hydepark. Es schlug eben elf. Sie trat in die Hausflur. Der Sitz des Thürstehers war verlassen; sie blickte ungewiss umher, und näherte sich der Treppe.
„Zu wem wollen Sie, junge Frauenzimmer?“ rief ihr eine wohlgekleidete Dienerin, die eine Thür hinter ihr öffnete, nach.
„Zu einer Dame hier im Hause.“
,,Einer Dame!“ lautete die mit einem Blicke der Verachtung begleitete Antwort. „Zu was für einer Dame?“
„Miss Maylie,“ sagte Nancy.
Die Dienerin, die jetzt Zeit gehabt hatte, das Mädchen genauer anzusehen, erwiderte nur durch einen Blick tugendhafter Entrüstung, und rief einen Bedienten, dem Nancy ihre Bitte wiederholte. Er fragte nach ihrem Namen.
„Sie brauchen gar keinen zu nennen.“
„In was für ’nem Geschäft wollen Sie die Dame sprechen?“
„Ich muss sie sehen — das ist genug.“
Der Bediente befahl ihr, sich aus dem Hause zu entfernen, und schob sie nach der Thür hin.
„Nehmen Sie sich in Acht — Sie werden mich nicht lebendig aus dem Hause hinausschaffen!“ rief sie. „Ist denn Niemand hier, der einem armen Mädchen den kleinen Dienst leistet, zu der Dame hinaufzugehen?“
Inzwischen hatte sich die Dienerschaft versammelt. Der gutmüthige Koch legte sich in das Mittel, und forderte den Bedienten auf, das Mädchen Miss Maylie zu melden.
„Wozu denn aber?“ antwortete der Bediente. „Sie werden doch nicht glauben, dass die junge Dame eine solche Person vorlassen wird?“
Diese Anspielung auf Nancy’s verdächtigen Stand erregte ein gewaltiges Mass tugendsamer Entrüstung bei vier Hausmägden, welche mit grosser Wärme erklärten, Das Geschöpf sei eine Schande ihres Geschlechts, und darauf bestanden, sie ohne Gnade in die Strassenrinne zu werfen.
„Macht mit mir, was euch beliebt,“ sagte das Mädchen, zu den Bedienten sich wendend, „nur thut erst was ich verlange; und ich fordere euch auf, meine Botschaft um Gottes willen auszurichten.“
Der weichherzige Koch trat jetzt vermittelnd dazwischen, und das Ende war, dass der Mann, der zuerst zum Vorschein gekommen, die Meldung übernahm.
„Was soll ich meiner Herrschaft sagen?“ fragte er.
,,Dass ein junges Frauenzimmer Miss Maylie unter vier Augen zu sprechen wünscht,“ erwiderte Nancy; „und — dass die junge Dame, wenn sie nur das erste Wort anhören will, sogleich erkennen wird, ob sie das, was ich anzubringen habe, noch ferner anhören muss, oder mich als eine Betrügerin vor die Thür werfen lassen soll.“
„Meiner Six! das heiss’ ich seiner Sache gewiss sein,“ sagte der Bediente.
,,Bringen Sie nur mein Anliegen an, und lassen Sie mich den Bescheid wissen,“ entgegnete das Mädchen fest.
Der Bediente eilte hinauf, und Nancy stand bleich fast athemlos und mit zuckenden Lippen da, indem die sehr hörbaren Ausdrücke von Verachtung ihr Ohr trafen, mit welchen die tugendreichen Hausmägde sehr freigebig waren. Ihre Blässe nahm zu, als der Bediente wieder herunterkam und ihr sagte, dass sie hinaufgehen könne.
„Rechtlich sein hilft zu nichts in dieser Welt,“ bemerkte die erste Hausmagd.
„Messing hat’s besser, als das Gold, das die Feuerprobe bestanden hat,“ sagte die Zweite.
Die Dritte begnügte sich damit, ihre Verwunderung Darüber auszusprechen: „aus welchem besseren Stoffe die Damen wol sein möchten“; und die Vierte übernahm die Sopranstimme im Quartett: „’s ist ’ne Schande“, womit die Dianen schlossen.
Ohne auf dieses Alles zu achten — denn sie hatte wichtigere Dinge auf dem Herzen — folgte Nancy mit Beben dem Bedienten in ein kleines Vorzimmer, das durch eine von der Decke Herabhängende Lampe erleuchtet war, und in welchem ihr Führer sie allein liess.
Sie hatte ihr ganzes Leben in den Strassen und den ekelhaftesten Höhlen des Lasters der Hauptstadt zugebracht, bewahrte aber noch immer einen Rest von der Natur des Weibes; und als sie die leichten, der Thür sich nähernden Fusstritte vernahm, und des weiten Abstandes der Personen gedachte, die das Gemach im nächsten Augenblicke einschliessen würde, fühlte sie sich durch die Last ihrer tiefen Schmach gänzlich zu Boden gedrückt, und fuhr in sich zusammen, wie wenn sie die Gegenwart der Dame kaum zu ertragen vermöchte, bei welcher sie vorgelassen zu werden gebeten hatte.
Allein gegen diese besseren Gefühle kämpfte der Stolz an — die Sünde der Niedrigsten und Verworfensten, wie der Höchststehenden und im Guten befestigt sich Dünkenden. Die elende Genossin von Dieben und Bösewichtern aller Art, die tiefgesunkene Bewohnerin der gemeinsten Schlupfwinkel, die Genossin der Auswürflinge der Gefängnisse und der Galeeren, die selbst im Galgenbereiche Lebende — selbst diese Schmach- und Schande-Beladene empfand zu viel Stolz, um auch nur einen schwachen Schimmer des weiblichen Gefühls zu verrathen, welches ihr eine Schwäche däuchte, während es noch das einzige Band war zwischen ihr und der besseren Menschheit, deren äussere Spuren und Kennzeichen alle ihr wüstes Leben bei ihr vertilgt hatte.
Sie erhob die Augen zur Genüge, um zu gewahren, dass die Gestalt, welche jetzt erschien, die eines zartgebauten, holden Mädchens war; sie senkte die Blicke nieder und sagte, den Kopf mit angenommener Gleichgültigkeit emporwerfend: „Es hat schwer gehalten, zu Ihnen gelassen zu werden, Lady. Wär’ ich empfindlich gewesen und fortgegangen, wie es Viele gethan haben würden, Sie möchten es dereinst bereut haben, und nicht ohne Grund.“
„Es thut mir leid, wenn man Sie unartig behandelt hat,“ erwiderte Rosa. „Denken Sie nicht mehr daran, und sagen Sie mir, weshalb Sie mich zu sprechen wünschen.“
Der gütige Ton, in welchem sie antwortete, ihre freundlich klingende Stimme, ihr sanftes Wesen, und dass sie so gar keinen Hochmuth, kein Missfallen zeigte, überraschte Nancy dergestalt, dass sie in einen Thränenstrom ausbrach.
„O Lady, Lady!“ rief sie, die aufgehobenen Hände Leidenschaftlich zusammenschlagend, „wenn mehrere Ihresgleichen wären, würden weniger Meinesgleichen sein gewiss — gewiss!“
„Setzen Sie sich,“ sagte Rosa; „Ihre Worte gehen mir in der That an das Herz. Wenn Sie in bedürftiger Lage oder sonst unglücklich sind, so werde ich mich glücklich schätzen, Ihnen, wenn ich es vermag, beizustehen — glauben Sie es mir. Setzen Sie sich.“
„Lassen Sie mich nur stehen, Lady,“ sagte das Mädchen, noch immer Thränen vergiessend, „und reden Sie nicht so gütig zu mir, bis Sie mich besser kennen lernen. Doch es wird spät. Ist — ist — jene Thür verschlossen?“
„Ja,“ erwiderte Rosa, einige Schritte zurückweichend, als ob sie im Nothfalle der Hilfe nahe zu sein wünschte. „Weshalb aber?“
,,Weil ich im Begriff bin, mein Leben und das Leben Anderer in Ihre Hände zu legen. Ich bin das Mädchen, das den kleinen Oliver zu Fagin, dem alten Juden, an jenem Abende wieder zurückschleppte, als er das Haus in Pentonville verliess.“
„Sie!“ sagte Rosa Maylie.
„Ja, ich, Lady. Ich bin die Schändliche, von der Sie ohne Zweifel gehört haben, die unter Dieben lebt, und die, Gott helfe mir! so lange ich zurückdenken kann, kein besseres Leben, oder freundlichere Worte, als meine Genossen mir geben, gekannt hat. Ja, weichen Sie nur immerhin entsetzt vor mir zurück, Lady. Ich bin jünger, als Sie nach meinem Aussehen glauben mögen: allein ich bin daran gewöhnt, und die ärmsten Frauen entziehen sich meiner Berührung, wenn ich durch die dicht gedrängten Strassen gehe.“
„Wie schrecklich!“ sagte Rosa, sich von dem Mädchen unwillkürlich noch weiter entfernend.
„Danken Sie auf Ihren Knien dem Himmel, geehrte Lady,“ rief die Unglückliche aus, „dass Sie Angehörige haben, die Sie in Ihrer Jugend bewacht und gepflegt, und dass Sie niemals, wie ich seit der frühesten Kindheit, von Kälte und Hunger, von Böllerei und Trunkenheit, und — und von noch etwas viel Schlinmerem, als dieses Alles, umgeben gewesen sind. Ich darf es sagen, denn elende Gassen und wüste Höhlen sind meine Behausung gewesen, und werden mein Sterbebett sein.“
„Ich bemitleide Sie!“ sagte Rosa mit bebender Stimme. „Es ist ja herzzerreissend, Sie anzuhören.“
„Gottes Segen über Sie und Ihre Güte!“ erwiderte das Mädchen. „Wenn Sie wüssten, wie es mir bisweilen ist, Sie würden mich bedauern, glauben Sie mir. Doch ich habe mich fortgeschlichen von Leuten, die mich sicherlich ermorden würden, wüssten sie, dass ich hier gewesen bin, um Sie von Dingen, die ich ihnen abgehorcht habe, in Kenntniss zu setzen. Ist Ihnen ein Mensch Namens Monks bekannt?“
Rosa verneinte.
„Er kennt Sie,“ fuhr das Mädchen fort, „und wusste, dass Sie hier wohnten, denn nur dadurch, dass er es einem Anderen sagte, ward es mir möglich, Sie aufzufinden.“
„Ich habe den Namen niemals nennen hören,“ sagte Rosa.
„Nun, so führt er unter uns einen andern, was ich wol schon früher vermuthet. Vor einiger Zeit, und bald nachdem Oliver in der Nacht des beabsichtigten Raubes in Ihr Haus gehoben wurde, behorchte ich diesen Menschen, auf welchen ich Verdacht geworfen, als er mit Fagin eine Unterredung hatte. Ich erfuhr bei der Gelegenheit, dass Monks — der Mann, nach welchem ich Sie vorhin fragte —“
„Wohl, ich verstehe schon,“ sagte Rosa.
„Dass Monks den Knaben an eben dem Tage, als wir ihn verloren, mit zwei von unsern Knaben zufällig erblickt, und sogleich in ihm das Kind erkannt hatte, welchem er auflauerte, wiewol ich mir nicht erklären konnte, weshalb. Er wurde mit Fagin darüber einig, dass der Jude, falls Oliver wieder zurückgebracht würde, eine gewisse Summer und noch mehr erhalten solle, wenn er einen Dieb aus ihm machte, was Monks zu irgend einem Zwecke wünschte.“
„Zu welchem Zwecke?“ fragte Rosa.
„Als ich horchte, um es zu erlauschen, erblickte er meinen Schatten an der Wand,“ fuhr das Mädchen fort, „und es gibt ausser mir nicht sehr viele Menschen, die, um der Entdeckung zu entgehen, zeitig genug sich aus dem Hause gefunden hätten. Mir gelang es indess, und ich sah ihn erst am gestrigen Abende wieder.“
„Und was trug sich da zu?“
„Ich will es Ihnen sagen, Lady. Er kam gestern wieder zu Fagin. Sie gingen wieder die Treppe hinauf; ich versteckte mich und hüllte mich so ein, dass mich mein Schatten nicht verrathen konnte, und horchte abermals an der Thür. Die ersten Worte, die ich Monks sagen hörte, waren diese: So liegen denn die einzigen Beweise, Dass der Oliver der Knabe ist, auf dem Grunde des Stromes, und die alte Hexe, die sie von seiner Mutter erhielt, verfault in ihrem Sarge.‘ Sie lachten, und sprachen von der glücklichen Ausführung des Streichs; und Monks, der noch weiter von dem Knaben sprach und sehr ingrimmig wurde, sagte: obwol er des jungen Teufels Geld jetzt sicher genug hätte, so würde er es doch lieber auf andere Art gehabt haben; denn welch’ eine Luft es sein würde, das prahlerische Testament des Vaters dadurch über den Haufen zu werfen, dass man den Knaben durch alle Gefängnisse der Hauptstadt hetzte, und ihn dann wegen eines todeswürdigen Verbrechens vor Gericht zöge, was Fagin leicht würde veranstalten können, nachdem er ihn obenein mit grossem Vortheile benutzt haben würde.“
,,Was ist dies Alles?“ rief Rosa entsetzt aus.
„Die Wahrheit, Lady, obwol es von meinen Lippen kommt,“ versetzte das Mädchen. Dann sagte er, unter Berwünschungen, die für mein Ohr gewöhnlich genug sind, den Ihrigen aber fremd und schauerlich sein müssten, er würde es thun, wenn er seinen Hass ohne Gefahr für seinen eigenen Hals dadurch befriedigen könnte, dass er dem Knabe...

Inhaltsverzeichnis

  1. decken
  2. Titel
  3. Kolophon
  4. Erstes Kapitel.
  5. Zweites Kapitel.
  6. Drittes Kapitel.
  7. Viertes Kapitel.
  8. Fünftes Kapitel.
  9. Sechstes Kapitel.
  10. Siebentes Kapitel.
  11. Achtes Kapitel.
  12. Neuntes Kapitel.
  13. Zehntes Kapitel.
  14. Elftes Kapitel.
  15. Zwölftes Kapitel.
  16. Dreizehntes Kapitel.
  17. Vierzehntes Kapitel.
  18. Fünfzehntes Kapitel.
  19. Sechzehntes Kapitel.
  20. Siebenzehntes Kapitel.
  21. Achtzehntes Kapitel.
  22. Neunzehntes Kapitel.
  23. Zwanzigstes Kapitel.
  24. Einundzwanzigstes Kapitel.
  25. Zweiundzwanzigstes Kapitel.
  26. Dreiundzwanzigstes Kapitel.
  27. Vierundzwanzigstes Kapitel.
  28. Fünfundzwanzigstes Kapitel.
  29. Sechsundzwanzigstes Kapitel.
  30. Siebenundzwanzigstes Kapitel.
  31. Achtundzwanzigstes Kapitel.
  32. Neunundzwanzigstes Kapitel.
  33. Dreissigstes Kapitel.
  34. Einunddreissigstes Kapitel.
  35. Zweiunddreissigstes Kapitel.
  36. Dreinnddreissigstes Kapitel.
  37. Vieranddreissigstes Kapitel.
  38. Fünfunddreissigstes Kapitel.
  39. Sechsunddreissigstes Kapitel.
  40. Siebenunddreissigstes Kapitel.
  41. Achtunddreissigstes Kapitel.
  42. Neununddreissigstes Kapitel.
  43. Vierzigstes Kapitel.
  44. Einundvierzigstes Kapitel.
  45. Zweiundvierzigstes Kapitel.
  46. Dreiundvierzigstes Kapitel.
  47. Vierundvierzigstes Kapitel.
  48. Fünfundvierzigstes Kapitel.
  49. Sechsundvierzigstes Kapitel.
  50. Siebenundvierzigstes Kapitel.
  51. Achtundvierzigstes Kapitel.
  52. Neunundvierzigstes Kapitel.
  53. Funfzigstes Kapitel.
  54. Über Oliver Twist
  55. Anmerkungen