Tischgespräche - Begegnungen mit Prominenten unserer Zeit
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Tischgespräche - Begegnungen mit Prominenten unserer Zeit

  1. 356 Seiten
  2. German
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Tischgespräche - Begegnungen mit Prominenten unserer Zeit

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Über dieses Buch

Eine gute Möglichkeit, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, sind Tischgespräche. Schon die Griechen hatten einen angenehm klingenden Namen für diese Art von Gespräch: Symposion. Auch Luther schätzte sie als höchst ergiebige Form für den Gedankenaustausch. Der Autor dieses Werkes, Thilo Koch, hat in berühmten Restaurants seit dem Jahr 1985 mit mehr als 50 prominenten Partnern solche Tischgespräche geführt. Diese beschreibt er nun auf unterhaltsame und anregende Weise.-

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Information

Jahr
2019
ISBN
9788711836163

EDZARD REUTER

MIT GLÜCK UND SYNERGIE
Auf die Minute pünktlich fährt er vor.
Nicht in einer gepanzerten dunkelblauen Limousine
560 SEL. Nicht mit Chauffeur und Bodyguards.
Nein, selbst am Steuer eines grünen 300 TE,
dem Kombi in der stattlichen Reihe der Autos mit
dem »guten Stern«.
Mit meinen VIF-Tischgesprächen ist es,
frei nach Tucholsky, »wie im Leben«,
man braucht dazu, frei nach dem Musical
»My fair Lady«,
just a little bit of luck, ein ganz klein wenig Glück.
Heute haben wir es;
ein guter Stern steht im doppelten Sinne
über dem Abend am Bodensee.
Edzard Reuter und seine Frau Helga kommen vom Segeln. Es war ein Bilderbuch-Sommertag. Ganz in der Nähe, auf der anderen Seite der kleinen Halbinsel, an deren Spitze Konstanz liegt, hat der Daimler-Chef eine Ferienwohnung, schon seit vielen Jahren. Dort liegt auch sein Segelboot, eine »Dyas«. Das Segeln hat Edzard Reuter, wie so vieles andere, in seiner Heimatstadt Berlin gelernt, auf Wannsee und Havel.
Herta und Horst Winkelmann, Eigentümer des seit Generationen hochangesehenen kleinen Romantikhotels »Seeschau« auf der fruchtbaren Bodenseehalbinsel Reichenau, empfangen das Ehepaar Reuter wie Stammgäste. Sie haben den Tisch in der Ecke für uns reserviert, »wo er schon immer gerne saß«.
Den Reuters steht die frische Bräune im Gesicht gut, sie wirken so richtig ausgelüftet und entspannt. Frau Helga steckt sich eine schwarze Zigarette an, ihr Mann frönt just diesem Laster nicht mehr. Dafür schätzt er einen guten bodenständigen Wein, ist ein Kenner von Bordeaux-Provenienzen und genießt mit bestem Appetit die Köstlichkeiten, die uns Horst Winkelmann kocht. Dies ist unter anderm ein Zander, frisch aus dem See.
Ich berichte von meiner Sorge um unseren lange vorher vereinbarten Termin, weil ich in der Morgenzeitung las, daß just heute eine entscheidende Besprechung beim Finanz- und beim Wirtschaftsminister in Bonn über den Kauf von Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) angesetzt war; der Daimler-Benz-Vorsitzende werde zugegen sein.
»Nein«, winkt er lachend ab, »das ist eine Runde ohne mich. Dies heute ist unser Abend, strikt reserviert – für Sie, aber auch für Helga.«
Ich wende mich an Frau Reuter: »Hat er sich verändert, seit er in Untertürkheim die Nummer eins ist?«
Sie wiegt das Haupt. Ich kenne sie als geradezu und frei heraus, auch ihrem Mann gegenüber. Die beiden lächeln sich vielsagend an, und dann sagt sie: »Nein, verändert hat er sich nicht, nur daß er mit noch weniger Zeit derselbe ist.«
Heute abend geht er geradezu sorglos um mit diesem kostbarsten Gut, das wir haben, mit der Zeit, wenn wir nicht mehr achtzehn sind. Er nimmt sie sich, er drängt nicht zum Aufbruch, auch als es relativ spät wird. Er fühlt sich offenbar pudelwohl in seiner Haut, der immerhin gerade 60jährigen. Das war nicht immer so.
Ich erinnere mich an Begegnungen, als er äußerst kritisch über manches in seiner Firma sprach. Zweimal war er ja schon fast Vorsitzender, aber 1980 wurde es Gerhard Prinz, 1983 Werner Breitschwerdt. Beim zweiten Male hatten sich die meisten Vertreter der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat für ihn ausgesprochen, aber der Vorschlag des Aufsichtsratsvorsitzenden für den Gegenkandidaten fand dann doch eine Mehrheit.
Wir sprechen an diesem Abend über all das nicht, berühren nur kurz die damaligen Querelen in der Chefetage des größten deutschen Unternehmens, die viele Schlagzeilen machten: »Schnee von gestern!«
Wenn Edzard Reuter abschließende Bemerkungen dieser Art macht, ist er ganz der Berliner mit dem kühlen Realismus, dem schnellen Witz, der im Schwabenländle die Leute verdutzt. Heute freilich lobt sogar »Cleverle« Späth öffentlich »die zupackende Berliner Intelligenz des Herrn Reuter«.
Mit dem mächtigsten Schwaben im neuen Daimler-Vorstand, mit Werner Niefer, verbindet Edzard Reuter eine fast kumpelhafte Männerfreundschaft. Privat duzen sie einander, mögen und ergänzen sich – »das Traumpaar an der Spitze der deutschen Industrie« (Originalton Lothar Späth).
Tatsächlich, nach allem, was man hört, herrscht im DaimlerBenz-Vorstand zur Zeit eine prästabilierte Harmonie, worunter der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz einen Wirkungszusammenhang verstand, der unweigerlich zur »besten aller möglichen Welten« führt. Reuter übertreibt also nicht, wenn er sagt: »Wir diskutieren gründlich und manchmal kontrovers, aber dann kommen wir zu einmütigen Beschlüssen, die wir auch alle gemeinsam vertreten.«
Dies erklärte er auch in einer für ihn äußerst schmeichelhaften Fernsehsendung mit dem Titel »Star unterm Stern«. Ist er tatsächlich ein Star, mein plötzlich ins vorderste Rampenlicht der bundesdeutschen Öffentlichkeit getretener Tischgesprächspartner?
Wenn man darunter Nimbus oder gar Allüren versteht, würde Reuter schlicht kommentieren: »Lassen wir mal den Klimbin beiseite.« Allerdings ist er nolens volens heute tatsächlich der Star am Firmament der deutschen Großindustrie – qua Amt, als Kapitän des dicksten Schiffes der Flotte; aber auch qua Typ, denn wo gäbe es das noch einmal in dieser Idealkombination: Managementerfahrung in zwei polar wichtigen Bereichen: Medien und Automobilindustrie; Jurist mit Staatsexamen; Unternehmerdynamik und Träger eines großen Namens. Der wichtigste Verkehrsknotenpunkt in West-Berlin heißt »Ernst-Reuter-Platz«.
Edzard Reuter gehört zu den Männern, denen ich gern ins Gesicht schaue. Der schmale Kopf wird von großen Ohren eingerahmt. Die Nase steht kräftig über einem Mund, der gern spricht und noch lieber lacht. Das tun auch die Augen, die flink und listig blicken, aber in der nächsten Sekunde nachdenklich und ruhig den Gesprächspartner prüfen. Die metallgerahmte Brille unterstreicht die intellektuelle Note, die durch die Stirn dominierend wird. Es ist eine fliehende, hohe Stirn mit vielen Falten, vor allem senkrechten. Diese Stirnfalten setzen sich fort im markantesten Feature des Gesichts, den ungewöhnlich tiefen Einkerbungen, die von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln gehen.
Johann Kaspar Lavaters Physiognomik hätte Edzard Reuters Gesicht wohl als asketisch charakterisiert. Die mittelalterlichen Holzschnitzer wie Tilman Riemenschneider schufen solche Köpfe, wenn sie Apostel und große Prediger darstellen wollten. Ich kann mir Edzard Reuter, hätte er in einer anderen Zeit gelebt, einen anderen Lebensweg gehabt, gut im schwarzen Talar mit weißem Beffchen unterm Kinn vorstellen, auf der Kanzel einer evangelischen Kirche im Lande der Friesen, ein Pastor von der kämpferischen, nonkonformistischen Art – bibelfest, praxisnah und mit gewaltiger Redelust begabt. Von ihm könnte der alte Ostfriesenspruch stammen: »Gott schuf das Meer, der Friese die Deiche.«
Edzard ist die friesische Form des Namens Eckehard, und Edzard Reuter ist stolz auf seine ostfriesischen Vorfahren.
Wie er jetzt geschickt und begehrlich sein Perlhuhn zerlegt, wie die schlanke Hand das Weinglas hält, wie er – nach zwanzigjähriger Ehe – mit seiner Frau flirtet, das alles erinnert freilich an die eher weltlich orientierten Kräfte dieser Persönlichkeit. Er kann essen, was und soviel er will, und bleibt doch stets bei weniger als 70 Klo, Körpergröße 180 cm. Er verbrennt offenbar Kalorien ebenso schnell, wie er Energien braucht und verbraucht. Seine Körpersprache ist lebhaft und vorwärtsorientiert.
Dennoch geht gleichzeitig jene Ruhe von ihm aus, die ich an seinem Vater bewundern lernte – und so wie ich, zwei Millionen andere Berliner. Ernst Reuter führte uns durch die schwersten Stunden der Stadt, die 323 Tage der Blockade, 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949. Ich war damals ein junger Rundfunkredakteur und Zeitungskritiker in Berlin, interviewte auch unseren Bürgermeister. Ich berichtete über sein Begräbnis 1953 auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof. Stets, wenn ich das Grab meiner Mutter besuche, die 1958 auf demselben schönen, kiefernüberwölbten Friedhof an der Potsdamer Chaussee ihre letzte Ruhe fand, grüße ich den großen Granitstein, der sich über Ernst Reuters Grab erhebt.
Sein einziger Sohn Edzard hatte damals, als es auf Biegen und Brechen um die Freiheit Westberlins ging, gerade sein Abitur gemacht, an der Paulsen-Schule in Steglitz; begann sein Studium, zunächst Mathematik und Physik in Berlin und Göttingen, dann später Rechtswissenschaften an der Freien Universität, erlebte also die schwierigen Anfangs- und Aufbaujahre dieser wichtigen Hochschule, die im Stadtteil Dahlem begann, als folgenreiche Alternative zur marxistisch-leninistisch kujonierten Universität Unter den Linden, an der ich noch freie Geister wie Nicolai Hartmann und Eduard Spranger gehört hatte.
Wir sind schon beim Espresso, als ich ihm dann schließlich auch die so naheliegende Frage stelle, die er schon oft beantworten mußte, ob es schwierig für ihn war, Sohn eines berühmten Vaters zu sein, früher hätte man gesagt, eines Nationalhelden.
»Überhaupt nicht«, sagt er, »ich habe meinen Vater geliebt. Es war für mich ein großes Glück, Eltern zu haben, die nicht abseits standen, sondern beide aktiv am politischen Geschehen ihrer Zeit teilnahmen. Meine Eltern lernten sich durch die Arbeit in der Redaktion des sozialdemokratischen ›Vorwärts‹ kennen. Meine Mutter, Hanna Reuter, Sie wissen es, war bis in ihr hohes Alter noch lebhaft politisch interessiert, ja aktiv.«
»Ihr Vater war als deutscher Kriegsgefangener in Rußland im Ersten Weltkrieg zu der Überzeugung gelangt, daß Frieden und soziale Gerechtigkeit nur durch eine revolutionäre Erneuerung der Gesellschaft zu erreichen wären. 1920 wurde der damals 32jährige Ernst Reuter für kurze Zeit Generalsekretär der KPD. Aber schon damals war sein Ziel ein Sozialismus mit menschlichem Antlitz, wie er nur in einer parlamentarischen Demokratie verwirklicht werden kann, die die bürgerlichen Rechte und Freiheiten garantiert. Er wurde aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen. Als Sie 1928 in Berlin geboren wurden, war Ihr Vater in Berlin Stadtrat für Verkehr, ein Sozialdemokrat vom Schlage des ersten deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert.«
»Das kann man so sagen. 1933 war mein Vater Oberbürgermeister von Magdeburg. Die Nazis setzten ihn sofort ab. 1935 emigrierte er nach zweimaligem KZ-Aufenthalt.«
»Sie waren ein Kind, als die Eltern in die Türkei gingen. Aber Sie waren 1946 bei der Heimkehr ins geteilte Berlin immerhin schon ein junger Mann. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Jahre, als die Türkei, insbesondere Ankara, Ihre zweite Heimat wurde?«
»Erinnerungen an liebenswerte, gastfreundliche und arbeitsame Menschen vor allem, dann aber auch an ein Land voller Schönheit und Kultur.«
»Bei Daimler-Benz sind heute viele Tausende Türken in Lohn und Brot. Kommen Sie mit deren Vertretern im Betriebsrat besonders gut zurecht, weil Sie ihren kulturellen und emotionalen Hintergrund persönlich kennen? Sprechen Sie etwas Türkisch?«
»Leider kann ich heute Türkisch nur noch einigermaßen verstehen. Damals habe ich es genausogut wie Deutsch gesprochen.«
»IG-Metall-Boß Steinkühler hat gesagt, ein Daimler-Chef Reuter sei für ihn nicht etwa ein bequemer Verhandlungspartner, weil er Sozialdemokrat ist. Im Gegenteil, so Steinkühler, ein Unternehmer mit Ihrem politischen Background sei für die Gewerkschaften schwieriger. Tatsächlich kann man Ihnen wohl kaum klassenbedingte Kaltschnäuzigkeit vorwerfen, wenn Sie, ähnlich wie Oskar Lafontaine, Maßhalten bei Lohn- und Freizeitforderungen empfehlen.«
»Es stellen sich immer zu rasch stereotype Schlagworte ein. Zum Beispiel: Die Bundesrepublik müsse als Industriestandort attraktiv bleiben. Aber ist das falsch? Wie wollen wir mehr Arbeitsplätze schaffen, wenn der deutsche Unternehmer zwangsläufig darüber nachdenken muß, ob er lieber im Ausland investieren und fertigen sollte, weil er dort billigere Arbeit findet, weil er mit immer höheren Löhnen und sinkenden Arbeitszeiten nicht mehr konkurrenzfähig ist auf dem Weltmarkt? Wir dürfen doch keinen Augenblick vergessen, wie exportabhängig die deutsche Wirtschaft ist.«
»Das sieht Helmut Schmidt nicht anders. Aber Hans-Jochen Vogel bringt bereits die 30-Stunden-Woche ins Gespräch. Sie haben, wenn man Sie auf Ihr Parteibuch anspricht, eine schlüssige Formel zur Hand: Es gibt keine linke oder rechte Unternehmensführung, sondern nur eine gute oder schlechte.«
»Wenn Ihnen mal etwas Besseres dazu einfällt, lassen Sie es mich wissen. Im übrigen, was heißt links? Waren Alex Möller und Karl Schiller nicht auch gute Sozialdemokraten?«
»Und Ihr Vater.«
Die Sommernacht ist prächtig heraufgezogen vor den geöffneten Fenstern. Vom Restaurantgarten am See klingt Lachen und Gläserklingen herüber.
»Sie denken heute in größeren Kategorien, Edzard«, sage ich, »europäisch, ja global.«
»Und Sie, Thilo, genießen, wie ich sehe, den Ruhestand in vollen Zügen. Nur fünf Jahre noch, und ich bin auch soweit.«
»Dann wollen wir uns hier wiedertreffen, hoffentlich bei ebenso guter Gesundheit. Aber ist das obligatorische Pensionsalter von 65 für Daimler-Benz-Vorstände denn ein völlig unüberwindliches Limit? Sogar Ihre beredte Widersacherin, die Dornier-Sprecherin Martine Dornier-Tiefenthaler, war neulich so hingerissen von Ihrem Charme, daß Sie prophezeite, es werde eine Lex Reuter geben, und Sie würden weiterregieren.«
»Also erstens, mein Lieber, regiere ich nicht, und zweitens ist Frau Dornier-Tiefenthaler zwar eine äußerst geschickte Verhandlungspartnerin – Helga«, er zwinkert mit schräggeneigtem Kopf zu seiner Frau hinüber – »Helga ist glücklicherweise nicht eifersüchtig. Im übrigen ist das zur Zeit weiß Gott kein Thema. Wer sich gerade eine solche Aufgabe aufgeladen hat, kann doch nicht im gleichen Augenblick ans Aufhören denken!«
»Ein Thema aber, oder für Sie zur Zeit sogar das Thema, ist die Entwicklung, die Erweiterung und Wandlung des Automobilherstellers Daimler-Benz zu einem Technologie-Konzern, der sich mit jedem europäischen, japanischen, auch US-amerikanischen Unternehmen messen könnte. Das bedeutet ja Einstieg nicht nur bei der »friedlichen« AEG, sondern auch Produktion von Passagier- und Kampfflugzeugen. Daimler-Benz als Waffenschmiede mit einem 40-Prozent-Anteil an der deutschen Produktion von High-Tech-Rüstungsgütern? Von der elektrischen Zahnbürste bis zum Alphajet – alles von Edzard Reuter? Hat er den weisen Grundsatz ›Schuster bleib bei deinen Leisten‹ ganz vergessen? Ist es nicht schon ein Full-time-Job, gute Autos zu produzieren oder gar die besten der Welt?«
Edzard Reuter hat diese Argumente unendlich oft gehört und immer wieder geduldig oder auch temperamentvoll beantwortet.
»Wir müssen noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Ich verstehe die Einwände gut, und die Argumente müssen natürlich gegeneinander abgewogen werden. Inhaltlich lassen Sie mich hier nur dies sagen: Wer für die NATO ist, für unsere Verteidigungsfähigkeit – und das bin ich ganz entschieden –, der muß auch für eine adäquate Verteidigungstechnik sein. Zu ihr gehört ein hohes Maß an Know-how. Dieses Technologiewissen auf höchster Ebene können nur noch große, sehr große Unternehmen entwickeln. Das aktuelle Schlüsselwort ist Synergie, ein Begriff aus der Gruppenpsychologie. Er meint im Grund das Zusammenwirken von Faktoren, von Energien, die sich gegenseitig fördern.«
»Flugzeugbau fördert Waschmaschinentechnik?«
»Ja, aber Synergie umgreift weit mehr. Raumfahrt, Aerospace befruchtet heute alles, und ohne elektronische Systeme läuft nichts mehr, schon gar kein Automobil.«
»Und diese synergetische Zukunft gehört den Giganten, den hundert Größten der Welt, die di...

Inhaltsverzeichnis

  1. decken
  2. Titel
  3. Kolophon
  4. VORWORT
  5. AUGUST EVERDING
  6. RALF DAHRENDORF
  7. GERD BACHER
  8. LOTHAR-GÜNTHER BUCHHEIM
  9. HELMUT RAASCH
  10. ELISABETH NOELLE-NEUMANN
  11. GUIDO BAUMANN
  12. GEORG STEFAN TROLLER
  13. JESCO VON PUTTKAMER
  14. KURT SONTHEIMER
  15. MARGARETE MITSCHERLICH
  16. PHILIPP VANDENBERG
  17. HERIBERT SASSE
  18. PETRUS KOOP
  19. SABINA LIETZMANN
  20. ZINO DAVIDOFF
  21. GEORGE TURNER
  22. CLAUS STAUDER
  23. ERICH VON DÄNIKEN
  24. WOLFGANG PORSCHE
  25. KLAUSJÜRGEN WUSSOW und GABY DOHM
  26. WALTER KEMPOWSKI
  27. HELENE VON DAMM-GÜRTLER
  28. FRANZ XAVER KROETZ
  29. KARL-HEINZ HATZFELD
  30. ROLF WEGELER
  31. JOCHEN HOLY
  32. ANNE-MARIE STEIGENBERGER
  33. ANNETTE VON ARETIN
  34. PETER USTINOV
  35. MAX GREGER
  36. PHILIP ROSENTHAL
  37. THEO SCHÖLLER
  38. CHARLOTTE FÜRSTIN ZU HOHENLOHE-LANGENBURG
  39. HERMANN SEGNITZ
  40. GÜNTER O. ESER
  41. JUSTUS FRANTZ
  42. RICHARD VON WEIZSÄCKER
  43. ANTON WOLFGANG GRAF VON FABER-CASTELL
  44. FRANK ELSTNER
  45. DIETER WELLERSHOFF
  46. HEINZ RUHNAU
  47. GERTRUD HÖHLER
  48. MANFRED ROMMEL
  49. EDZARD REUTER
  50. KURT WACHTVEITL
  51. RÜDIGER FREIHERR VON WECHMAR
  52. CLAUDE TAITTINGER
  53. HEINZ DÜRR
  54. MAX GRUNDIG
  55. MANFRED VON ARDENNE
  56. PAUL ALFONS FÜRST VON METTERNICH-WINNEBURG
  57. ANNA ZEGNA
  58. ROLAND DORSCHNER
  59. PAUL FLORA
  60. Über Tischgespräche - Begegnungen mit Prominenten unserer Zeit