David Copperfield
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David Copperfield

  1. 1,091 Seiten
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David Copperfield

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Über dieses Buch

Der bedeutendste Bildungsroman der englischen Literatur: Die Erzählung begleitet David Copperfield beim Erwachsenwerden von seiner Kindheit bis zum mittleren Lebensalter. Neben dem Protagonisten sind es auch viele andere Figuren – Freunde wie Feinde – die seinen Lebensweg streifen, begleiten oder beeinflussen. -

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Information

Jahr
2020
ISBN
9788726482393

Dreiundzwanzigstes Kapitel.

Ich wohne einer Explosion bei.
Als die Zeit, die Mr. Micawber so geheimnisvoll angegeben hatte, bis auf vierundzwanzig Stunden herangekommen war, berieth ich mit meiner Tante, wie wir es machen sollten; denn meine Tante mochte Dora sehr ungern verlassen. Ach! wie leicht trug ich nun Dora die Treppen hinauf und hinunter!
Wir waren, trotzdem dass sich Mr. Micawber das Beisein meiner Tante ausgemacht hatte, geneigt, es so einzurichten, dass sie zu Hause bleiben und durch Mr. Dick und mich repräsentirt werden sollte. Kurz, wir hatten beschlossen, es so zu machen, als Dora unseren Plan wieder umstiess, indem sie erklärte, dass sie es sich niemals vergeben würde und es ihrem schlechten Jungen niemals vergeben würde, wenn meine Tante unter irgend einem Vorwande zurückbliebe.
„Ich werde nicht mit dir sprechen,“ sagte Dora, ihre Locken gegen meine Tante schüttelnd. „Ich werde unangenehm sein! Ich werde Jip dich den ganzen Tag anbellen lassen. Ich werde sicher sein, dass du wirklich ein wunderliches altes Ding bist, wenn du nicht gehst!“
,,Still, Blüte!“ lachte meine Tante. „Du weisst, du kannst nicht ohne mich auskommen!“
„Ja, ich kann,“ sagte Dora. „Du bist mir gar nicht von Nutzen. Du läufst niemals den ganzen Tag für mich die Treppen hinauf und hinunter. Du sitzest nie bei mir und erzählst mir Geschichten von Doady, wie seine Schuhe zerrissen waren und er ganz mit Staub bedeckt war — o, was für ein armes Würmchen von einem Jungen! Du thust niemals irgend etwas mir zu Gefallen, nicht wahr, du Liebe?“ Dora beeilte sich, meine Tante zu küssen und zu sagen: „Ja, du thust es! Ich scherze nur!“ — dass meine Tante nicht denken sollte, sie meinte es wirklich.
„Aber, Tante,“ sagte Dora schmeichelnd, „nun höre. Du musst gehen. Ich werde sich quälen, bis du mir darin meinen Willen lässt. Ich werde meinem unartigen Jungen ein solches Leben bereiten, wenn er dich nicht zum Gehen bewegt. Ich werde mich so unangenehm machen — und Jip auch! Wenn du nicht gehst, wirst du lange, lange wünschen, du wärest gegangen. Beiläufig,“ sagte Dora, ihr Haar zurückstreichend und meine Tante und mich verwundert ansehend, „warum solltet ihr nicht beide gehen? Ich bin doch nicht wirklich sehr krank. Bin ich’s denn?“
„Nein, was für eine Frage!“ rief meine Tante.
„Was für eine Einbildung!“ sagte ich.
„Ja! Ich weiss, ich bin ein albernes kleines Ding!“ sagte Dora, langsam von einem zum anderen blickend und dann ihre holden Lippen spitzend, um uns auf ihrem Lager zu küssen. „Dann müsst ihr also beide gehen, oder ich werde euch nicht glauben; und dann werde ich weinen!“
Ich sah am Gesichte meiner Tante, dass sie nun anfing nachzugeben, und Dora erheiterte sich wieder, als sie es auch sah.
,,Du wirst wiederkommen und mir so viel zu erzählen haben, dass ich wenigstens eine Woche brauchen werde, um es zu begreifen!“ sagte Dora. „Weil ich weiss, ich werde es lange, lange nicht begreifen, wenn etwas Geschäftliches dabei ist. Und es wird gewiss Geschäftliches dabei sein! Wenn etwas zusammen zu rechnen ist, weiss ich nicht, wenn ich es herausbekommen werde; und mein schlechter Junge wird die ganze Zeit so jämmerlich aussehen. Da1 Nun werdet ihr gehen, nicht wahr? Ihr werdet nur eine Nacht fort sein, und Jip wird mich währenddem beschützen. Doady wird mich die Treppe hinauftragen, ehe ihr weggeht, und ich werde nicht wieder herunterkommen, bis ihr zurückkommt; und ihr werdet Agnes einen schrecklich scheltenden Brief von mir mitnehmen, weil sie uns niemals besucht hat!“
Wir kamen ohne, fernere Berathung dahin überein, dass wir beide gehen wollten, und dass Dora eine kleine Betrügerin wäre, die vorgäbe unwohl zu sein, weil sie sich so gern verhätscheln liesse. Sie freute sich sehr und war sehr lustig; und wir Vier, dass heisst meine Tante, Mr. Dick, Traddles und ich fuhren diesen Abend mit der Post nach Canterbury.
In dem Gasthof, wo Mr. Micawber uns zu warten ersucht hatte, und in welchen wir unter einigen Schwierigkeiten mitten in der Nacht gelangten, fand ich einen Brief mit der Nachricht, dass er pünktlich früh um halb Zehnt erscheinen würde. Hierauf begaben wir uns fröstelnd zu so ungewöhnlicher Stunde zu unseren respectiven Betten durch verschiedene Gänge, die rochen, als wären sie seit vielen Jahrhunderten in eine Auflösung von Fleischbrühe und Ställen getaucht.
Des Morgens früh schlenderte ich durch die lieben altert ruhigen Strassen und trat wieder in die Schatten der alten Thorwege und Kirchen. Die Krähen schwebten über den Thürmen der Kathedrale, und die Thürme selbst, die so manche lange, unveränderte Meile des reichen Landes mit seinen lieblichen Flüssen überschauen, ragten in die leuchtende Morgenluft, als ob es gar keinen Wechsel auf Erden gäbe. Doch als die Glocken erklangen, erzählten sie mir sorgenvoll von Wechsel in allem, erzählten mir von ihrem eigenen Alter und meiner holden Dora Jugend und von den vielen Nimmeralten, die gelebt und geliebt hatten und gestorben waren, während der Widerhall der Glocken durch die rostige Rüstung des schwarzen Prinzen gesummt hatte, die drinnen hing, und, Stäubchen auf dem Abgrund der Zeit, sich in Luft verloren hatten wie Kreise im Wasser.
Ich sah nach dem alten Hause von der Strassenecke aus, ging aber nicht näher hin, damit ich nicht etwa beobachtet würde und unwissentlich dem Plane schadete, den zu unterstützen ich gekommen war. Die Morgensonne schien von der Seite an seine Giebel und Gitterfenster, sie mit Gold überziehend; und einige Strahlen seines alten Friedens schienen in mein Herz zu ziehen.
Ich ging noch etwa eine Stunde über Land und kehrte dann auf der Hauptstrasse zurück, die in der Zwischenzeit ihren letzten Nachtschlaf abgeschüttelt hatte. Unter denen, die sich in den Läden rührten, sah ich meinen alten Feind, den Schlächter, der es nun zu hohen Stiefeln, einem kleinen Kinde und einem eigenen Geschäft gebracht hatte. Er wartete das Kind und schien ein wohlwollendes Glied der Gesellschaft zu sein.
Wir alle wurden sehr ängstlich und ungeduldig, als wir uns zum Frühstück niedersetzten. Wie es immer näher an halb zehn Uhr kam, wuchs unsere ruhelose Erwartung Mr. Micawbers. Endlich gaben wir uns nicht mehr den Anschein, der Mahlzeit zuzusprechen, die, ausser für Mr.Dick, von Anfang an eine blosse Formalität gewesen war; sondern meine Tante ging im Zimmer auf und ab, Traddles sass auf dem Sopha und that, als läse er die Zeitung, während seine Augen nach der Decke gerichtet waren, und ich sah aus dem Fenster, um Mr. Micawbers Kommen sogleich anzumelden. Ich hatte auch nicht lange zu warten, denn mit dem ersten Schlage der halben Stunde erschien er auf der Strasse.
„Hier ist er,“ sagte ich, „und nicht in seinem juristischen Anzug!“
Meine Tante band ihre Hutbänder (sie war im Hut zum Frühstück gekommen) und nahm ihr Tuch um, als wäre sie bereit für alles, was entschlossen und unnachgiebig wäre. Traddles knöpfte mit entschiedener Miene seinen Rock zu. Mr. Dick, der durch diese entsetzlichen Vorbereitungen beunruhigt wurde, aber es für nöthig hielt, sie nachzuahmen, zog seinen Hut mit beiden Händen so fest über seine Ohren, wie er nur irgend konnte, und nahm ihn augenblicklich wieder ab, um Mr. Micawber zu begrüssen.
„Meine Herren und Madame,“ sagte Mr. Micawber, „guten Morgen! Mein lieber Herr.“ zu Mr. Dick, der ihm heftig die Hand schüttelte, „Sie sind ausserordentlich gütig.“
„Haben Sie gefrühstückt?“ sagte Mr. Dick. „Nehmen Sie ein Röstrippchen!“
„Nicht um alles in der Welt, mein guter Herr!“ rief Mr. Micawber, ihn auf dem Wege zur Klingel aufhaltend; „Appetit und ich, Mr. Dixon, sind einander längst fremd geworden.“
Mr. Dixon freute sich so über seinen neuen Namen, und schien es so höflich von Mr. Micawber zu finden, dass er ihn ihm beigelegt, dass er ihm wieder die Hand schüttelte und recht kindisch lachte.
„Dick,“ sagte meine Tante, „Achtung!“
Mr. Dick nahm sich erröthend zusammen.
„Nun, Herr,“ sagte meine Tante zu Mr. Micawber, indem sie ihre Handschuhe anzog, „wir sind bereit für den Vesuv oder irgend etwas anderes“, sobald es Ihnen gefällig ist.“
„Madame,“ erwiderte Mr. Micawber, „ich hoffe zuversichtlich, dass Sie bald einer Eruption beiwohnen werden. Mr. Traddles, ich habe, glaube ich, Ihre Erlaubnis, hier zu erwähnen, dass wir in Verbindung gestanden haben?“
„Es ist unzweifelhafte Thatsache, Copperfield,“ sagte Traddles, den ich erstaunt ansah. „Mr. Micawber hat mich um Rath gefragt hinsichtlich dessen, das er beabsichtigt; und ich habe ihm nach bestem Wissen gerathen.“
„Wenn ich mich nicht täusche, Mr. Traddles,“ fuhr Mr. Micamber fort, „ist, was ich beabsichtige, eine Enthüllung wichtiger Art.“
,,Hochwichtig,“ sagte Traddles.
„Vielleicht werden Sie, Madame und meine Herren,“ sagte Mr. Micawber, „unter solchen Umständen mir die Gunst erweisen, sich für den Augenblick der Leitung Eines zu unterwerfen, der, als wie unwürdig er auch betrachtet werden mag in jedem anderen Lichte als dem eines verirrten und verwirrten Geschöpfes am Strande menschlicher Natur, doch noch Ihr Mitmensch ist, wenn er auch durch seine persönlichen Irrungen und die hinzutretende Gewalt einer Combination von Umständen aus seiner ursprünglichen Form gepresst ist?“
,,Wir setzen vollständiges Vertrauen in Sie, Mr. Micawber,“ sagte ich, „und werden thun, was Ihnen beliebt.“
„Mr. Copperfield,“ erwiderte Mr. Micawber, „Ihr Vertrauen ist bei der gegenwärtigen Conjunctur nicht übel angebracht. Ich möchte um die Erlaubnis bitten einen Vorsprung von fünf Minuten nach der Uhr zu nehmen und dann die gegenwärtige Gesellschaft zu empfangen, die nach Miss Wickfield fragen möge in dem Büreau von Wickfield und Heep, wo ich als Angestellter fungire.“
Meine Tante und ich sahen Traddles an, der billigend nickte.
,,Ich habe,“ bemerkte Mr. Micawber, „gegenwärtig nichts weiter zu sagen.“
Dabei machte er zu meinem unendlichen Erstaunen uns allen eine gemeinsame Verbeugung und verschwand. Sein Venehmen war sehr zurückhaltend und sein Gesicht ausserordentlich, blass.
Traddles lächelte nur und schüttelte den Kopf (wobei seine Haare auf dem Wirbel aufrecht standen), als ich ihn, Erklärung suchend, ansah. So zog ich denn meine Uhr heraus und zählte, als letzte Zuflucht, die fünf Minuten ab. Meine Tante that dasselbe, ihre eigene Uhr in der Hand haltend. Als die Zeit um war, bot ihr Traddles den Arm, und wir gingen alle zusammen nach dem alten Hause, ohne unterwegs ein Wort zu sprechen.
Wir fanden Mr. Micawber an seinem Pult in dem Thurmstübchen zu ebener Erde, eifrig schreibend oder sich so stellend. Das grosse Lineal steckte in seiner Weste, war aber nicht so gut verborgen, dass nicht ein Fuss lang oder mehr von diesem Instrument wie eine neue Art Jabot aus seinem Busen hervorgeragt hätte.
Da mir schien, als würde es von mir erwartet, dass ich spräche, sagte ich laut:
„Wie geht es Ihnen, Mr. Micamber?“
„Mr. Copperfield,“ sagte Mr. Micawber ernst, „ich hoffe, Sie befinden sich wohl?“
„Ist Miss Wickfield zu Hause?“ fragte ich.
„Mr. Wickfield liegt krank zu Bett, Herr, an einem rheumatischen Fieber,“ erwiderte er; „aber ich zweifle nicht, dass Miss Wickfield glücklich sein wird, Ihre alten Freunde zu sehen. Wollen Sie eintreten, Herr?“
Er ging uns voran in das Speisezimmer — das erste Zimmer, das ich ist diesem Hause betreten — und die Thür zu Mr. Wickfields früherem Büreau aufreissend, sagte er mit helltönender Stimme:
„Miss Trotwood, Mr. David Copperfield, Mr. Thomas Traddles und Mr. Dixon!“
Ich hatte Uria Heep seit der Ohrfeige nicht wieder gesehen. Unser Besuch setzte ihn augenscheinlich in Erstaunen, und ich kann wohl sagen, nicht minder deshalb, weil er uns selbst in Erstaunen setzte. Er zog die Augenbrauen nicht zusammen, denn er hatte keine, die des Erwähnens werth waren; aber er runzelte die Stirn dermassen, dass er fast die kleinen Augen schloss, während das eilige Erheben seiner scheusslichen Hand an sein Kinn Bangen oder Ueberraschung bewies. Das geschah in dem Augenblick, wo wir in das Zimmer traten und wo ich über die Schulter meiner Tante weg einen Blick auf ihn warf. Einen Augenblick später war er wieder so kriechend und demüthig wie immer.
„Wahrhaftig,“ sagte er, „das ist in der That ein unerwartetes Vergnügen! Alle Freunde auf einmal, wie ich wohl sagen kann, um Sanct Paul herum zu haben, ist ein unvorhergesehener Genuss! Mr. Copperfield, ich hoffe, Sie befinden sich wohl und — wenn ich mich bescheiden so ausdrücken darf — sind freundschaftlich gesinnt gegen den, der immer Ihr Freund ist, Sie mögen wollen oder nicht. Ich hoffe, Herr, Mrs. Copperfields Befinden wird immer besser. Wir waren in letzter Zeit ganz unruhig, das versichere ich Ihnen, über die traurigen Nachrichten, die wir in letzter Zeit über sie erhielten.“
Ich schämte mich, meine Hand von ihm ergreifen zu lassen, aber ich wusste noch nicht, was ich anderes zu thun hätte.
„Die Dinge haben sich in diesem Büreau verändert, Miss Trotwood, seit der Zeit, wo ich ein bescheidener Schreiber war und Ihren Pony hielt, nicht wahr?“ sagte Uria mit seinem falschesten Lächeln. „Aber ich bin nicht verändert, Miss Trotwood.“
„Wohl, Herr,“ erwiderte meine Tante, „Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich denke, Sie bleiben dem Versprechen Ihrer Jugend hübsch getreu, wenn Ihnen das Befriedigung gewährt.“
„Ich danke Ihnen, Miss Trotwood,“ sagte Uria sich in seiner widerwärtigen Weise windend, „für Ihre gute Meinung! Micawber, sagen Sie, dass man es Miss Agnes wissen lasse — und der Mutter. Mutter wird sich ordentlich etwas zu Gute thun, wenn sie die gegenwärtige Gesellschaft sieht!“ sagte Uria, Stühle setzend.
,,Sie sind nicht beschäftigt, Mr. Heep?“ sagte Traddles, dessen Auge dem listigen rothen Auge zufällig begegnete, wie es uns zugleich musterte und vermied.
„Nein, Mr. Traddles,“ entgegnete Uria, seinen Platz wieder einnehmend und seine knochigen Hände mit den Flächen gegen einander gelegt zwischen einen knochigen Knieen drückend. „Nicht ganz so viel, wie ich wünschen könnte. Aber Juristen, Haifische und Blutegel sind nicht leicht zu befriedigen, wissen Sie! Nicht mehr, als dass ich selbst und Micamber im allgemeinen die Hände hübsch voll zu thun haben, da Mr. Wickfield kaum für eine Beschäftigung geeignet ist, Herr. Aber es ist sicher eben so sehr Vergnügen wie Pflicht, für ihn zu arbeiten. Sie sind, denke ich, nicht näher bekannt gewesen mit Mr. Wickfield, Mr. Traddles? Ich glaube, ich selbst hatte nur einmal die Ehre Sie zu sehen?“
„Nein, ich bin mit Mr. Wickfield nicht näher bekannt gewesen,“ erwiderte Traddles; „sonst möchte ich Ihnen vielleicht schon vor langer Zeit meine Aufwartung gemacht haben, Mr. Heep.“
Es lag etwas im Tone dieser Entgegnung, das Uria veranlasste wieder auf den Sprechenden zu blicken, und das mit einem sehr finsteren und argwöhnischen Ausdruck. Aber da er nur Traddles sah mit seinem gutmüthigen Gesicht, seinem einfachen Benehmen und seinem zu Berge stehenden Haar, gab er es wieder auf, als er mit einem Ruck seines ganzen Körpers, besonders aber seines Halfes, entgegnete:
„Das thut mir leid, Mr. Traddles. Sie würden ihn eben so sehr bewundert haben, wie wir alle es thun. Seine kleinen Schwächen würden ihn Ihnen um so theurer gemacht haben. Aber wenn Sie ein beredtes Lob meines Compagnons hören wollten, müsste ich Sie an Copperfield weisen. Die Familie ist sein Lieblingsthema, wenn Sie ihn noch nicht darüber sprechen hörten.“
Ich wurde verhindert, das Compliment abzulehnen (wenn ich es überhaupt hätte thun mögen) durch Agnesens Eintritt, die nur durch Mr. Micawber eingeführt wurde. Sie zeigte, wie mir dünkte, nicht ganz die gewöhnliche Selbstbeherrschung und hatte augenscheinlich viel Angst und Sorgen durchgemacht. Aber ihre ernste Herzlichkeit und ihre stille Schönheit leuchteten dadurch nur in so sanfterem Glanze.
Ich sah, wie Uria sie bewachte, indem sie uns begrüsste, und er erinnerte mich an einen hässlichen aufrührerischen Geist, der einen guten Geist bewachte. Unterdessen wechselten Mr. Micawber und Traddles ein kleines Zeichen, und Traddles ging hinaus, was niemand ausser mir bemerkte.
„Warten Sie nicht, Micawber,“ sagte Uria.
Mr. Micawber stand, die Hand auf das Lineal an seiner Brust gelegt, aufrecht an der Thür, höchst unzweideutig einen seiner Mitmenschen betrachtend, und dieser Mitmensch war sein Prinzipal.
„Worauf warten Sie?“ sagte Uria. „Micawber! Hörten Sie mich sagen, dass Sie nicht warten sollten?“
„Ja!“ entgegnete der unbewegliche Mr. Micawber.
„Warum warten Sie dann?“ sagte Uria.
,,Weil ich — kurz, es will,“ entgegnete Mr. Micawber.
Uria’s Wangen verfärbten sich, und eine unnatürliche Blässe, noch von seinen durchdringenden Roth schwach gefärbt, überzog sie. Er blickte Mr. Micawber aufmerksam an, wobei sein ganzes Gesi...

Inhaltsverzeichnis

  1. decken
  2. David Copperfield
  3. Titel
  4. Kolophon
  5. Erstes Kapitel.
  6. Bweites Kapitel.
  7. Drittes Kapitel.
  8. Viertes Kapitel.
  9. Fünftes Kapitel.
  10. Sechstes Kapitel.
  11. Siebentes Kapitel.
  12. Achtes Kapitel.
  13. Neuntes Kapitel.
  14. Zehntes Kapitel.
  15. Elftes Kapitel.
  16. Zwölftes Kapitel.
  17. Dreizehntes Kapitel.
  18. Vierzehntes Kapitel.
  19. Fünfzehntes Kapitel.
  20. Sechzehntes Kapitel.
  21. Siebzehntes Kapitel.
  22. Achtzehntes Kapitel.
  23. Neunzehntes Kapitel.
  24. Zwanzigstes Kapitel.
  25. Einundzwanzigstes Kapitel.
  26. Zweiundzwanzigstes Kapitel.
  27. Dreiundzwanzigstes Kapitel.
  28. Vierundzwanzigstes Kapitel.
  29. Fünfundzwanzigstes Kapitel.
  30. Sechsundzwanzigstes Kapitel.
  31. Siebenundzwanzigstes Kapitel.
  32. Achtundzwanzigstes Kapitel.
  33. Heunundzwanzigstes Kapitel.
  34. Erstes Kapitel.
  35. Zweites Kapitel.
  36. Drittes kapitel.
  37. Biertes Kapitel.
  38. Fünftes Kapitel.
  39. Sechstes Kapitel.
  40. Siebentes Kapitel.
  41. Achtes Kapital.
  42. Neuntes Kapitel.
  43. Zehntes Kapitel.
  44. Elftes Kapitel.
  45. Zwölftes Kapitel.
  46. Dreizehntes Kapitel.
  47. Vierzehntes Kapitel.
  48. Fünfzehntes Kapitel.
  49. Sechzehntes Kapitel.
  50. Siebzehntes Kapitel.
  51. Achtzehntes Kapitel.
  52. Neunzehntes Kapitel.
  53. Zwanzigstes Kapitel.
  54. Einundzwanzigstes Kapitel.
  55. Zweiundzwanzigstes Kapitel.
  56. Dreiundzwanzigstes Kapitel.
  57. Vierundzwanzigstes Kapitel.
  58. Fünfundzwanzigstes Kapitel.
  59. Sechsundzwanzigstes Kapitel.
  60. Siebenundzwanzigstes Kapitel.
  61. Achtundzwanzigstes Kapitel.
  62. Neunundzwanzigstes Kapitel.
  63. Dreissigstes Kapitel.
  64. Einunddreissigstes Kapitel.
  65. Zweiunddreissigstes Kapitel.
  66. Dreiunddreissigstes Kapitel.
  67. Vierunddreissigstes Kapitel.
  68. Füufunddreissigstes Kapitel.
  69. Über David Copperfield
  70. Anmerkungen