Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 3
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Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 3

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Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 3

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Eine Sammlung spannender, echter Kriminalfälle aus Dänemark, Schweden und Norwegen: Eine entstellte Frauenleiche in einem Kopenhagener Hotelzimmer; ein exzentrischer norwegischer Maler, der der Steuerhinterziehung angeklagt wird; zwei grausame Mädchenmorde im ländlichen Schweden; ein mysteriöser Leichenfund in einem Kopenhagener Park; ein Mini-U-Boot, das auf Leichensuche in einen norwegischen Fjord geschickt wird – diese Zusammenstellung unterschiedlicher True-Crime-Fälle kann es mit jedem Krimi aufnehmen.-

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Information

Leichensuche mit Mini-U-Boot

Toranger ist eine Ortschaft, die ganz weit draußen an der Westküste Norwegens, der Vestlandskysten, liegt, rund ein Dutzend Kilometer nördlich von Bergen. Im Januar 1986 verschwand unter mysteriösen Umständen ein älteres Ehepaar, das in der Gegend wohnte. Die Polizei fand rasch Spuren, die darauf hindeuteten, dass man vor einer schwierigen Mordaufklärung stand.
Der Fall wurde mit Hilfe eines Mini-U-Boots mit hoch entwickelter Ausrüstung aufgeklärt. Die Leichen, die auf dem Meeresboden versenkt worden waren, wurden gefunden und aus 340 Meter Tiefe an die Oberfläche gebracht. Die Operation war einzigartig und die erste dieser Art weltweit. Man hatte damit einen neuen Meilenstein in der Geschichte der Kriminaltechnik erreicht.

Spurlos verschwunden

Toranger ist eine alte und etablierte Ortschaft, deren Bewohner sich über die Jahrhunderte von Landwirtschaft und Fischerei ernährt haben. Einige gingen zur See, während andere nach Amerika emigrierten. Es gab keine größeren Umbrüche, die die Lebensweise veränderten. Es passierte, dass Leute auf dem Meer umkamen. Die Naturgewalten forderten ihre Opfer. Unglücke wurden leise auf dem Kirchhügel und im Kaufmannsladen diskutiert. So war es immer gewesen, solange sich die Leute zurückerinnern konnten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Entwicklung langsam an Fahrt auf. Das Kommunikationsnetzwerk wurde ausgebaut, und Industriegebiete schossen aus dem Boden. Etwas später begann die Öl-Ära in der Nordsee, die auch sogleich ihre Spuren in der Gegend hinterließ.
Die letzten zehn Jahre war die Ortschaft durch Fortschritt und ökonomisches Wachstum geprägt. Leute fanden Arbeit und ließen sich hier nieder. Sie bauten Häuser, kauften Autos und Freizeitboote.
Das ganze Gebiet sonnte sich in Wachstum und Wohlstand. Trotzdem hatte die Ortschaft sehr wenig mit Drogenmissbrauch und Kriminalität zu tun gehabt. Als bekannt wurde, dass das Ehepaar Ingeborg und Hilmar Landli unter mysteriösen Umständen verschwunden war, waren die Leute sehr schockiert.
Am 30. Januar 1986 um 19:00 Uhr wurde der Lensmann, früher eine Art Polizist in ländlichen Gegenden Norwegens, von Toranger von Kristine Utgård angerufen. Sie war sehr besorgt um ihre Familie, die draußen auf Hjortnes lebte.
— Es muss etwas passiert sein, sagte sie zum Lensmann. Ich habe sowohl Ingeborg als auch Hilmar lange nicht gesehen. Es ist auch kein Rauch aus ihrem Schornstein gekommen, und abends sind ihre Fenster dunkel, deshalb muss da etwas nicht stimmen.
— Vielleicht sind sie verreist, tröstete sie der Lensmann. Sie sind Rentner, also sind sie nicht an Arbeit gebunden. Soweit ich weiß, haben sie Familie in Bergen.
— Nein, sie fahren nie weg, ohne mir Bescheid zu sagen, sagte Kristine, die sich nicht trösten ließ. Sie verreisen normalerweise auch nicht zu dieser Jahreszeit.
— Ja, ja, sagte der Lensmann. Wir sollten wohl morgen früh hinaus nach Hjortnes fahren, um herauszufinden, wo sie hin sind.

Blutspur im Schnee

Am nächsten Morgen fuhr der Lensmann Inge Borg – in Norwegen ist Inge ein Männername – hinaus nach Hjortnes. Er kontaktierte Arne Eik, der der Nachbar des Ehepaars Landli war. Auch er hatte das Ehepaar in letzter Zeit nicht gesehen.
Wenn Leute weit voneinander entfernt leben, haben sie in der Regel ein Auge aufeinander. In jedem Haus gibt es Ferngläser, und sie werden fleißig benutzt. Die Leute hier sind besonders an der Schifffahrt auf dem Fjord und an kleinen Booten interessiert, die draußen sind zum Fischen. Es geht nicht nur um Neugier, sondern auch um eine Form von Sicherheit, falls es zu einem Unglück kommen sollte.
Es hatte mehrere Tage geschneit, sodass die Erde mit 30 bis 40 Zentimeter Schnee bedeckt war. Der Wind hatte dafür gesorgt, dass alle Unebenheiten im Boden ausgewischt waren. Der Weg, der zu Landlis Haus führte, war komplett verschwunden, sodass es sicher einige Zeit her war, dass er benutzt worden war.
Die zwei Männer stapften durch den Schnee zur Tür. Sie klingelten, aber niemand öffnete. Sie gingen deshalb ins Haus hinein, worauf die Landlis jedoch auch nicht reagierten. Die Männer riefen, um auf ihr Erscheinen aufmerksam zu machen, aber es kam keine Antwort.
Sie gingen von Zimmer zu Zimmer, während sie leise miteinander sprachen. Es war eine gewisse unheimliche Stimmung. Jedes Mal, wenn sie eine Tür öffneten und ihnen die kalte, muffige Luft entgegenschlug, erwarteten sie, etwas Unheimliches zu finden. Sie durchsuchten das Haus vom Keller bis zum Dachboden, ohne etwas zu finden, das verraten könnte, wo das Ehepaar geblieben war.
Hier und da war es etwas unordentlich, aber das Haus erweckte nicht den Anschein, als ob es in Panik verlassen worden wäre. Es wirkte auch nicht so, als ob dort ungebetene Gäste gewesen wären. Das wurde auch dadurch untermauert, dass die Tür vom Geldschrank der Eheleute nur angelehnt war.
Im Schrank lag ein ziemlich großer Geldbetrag in bar, einige Bankbücher und Schmuck. Nichts deutete darauf hin, dass etwas fehlte.
Als sie mit ihren Untersuchungen im Haus fertig waren, gingen sie hinaus auf den Hof. Der Lensmann hatte seinen Hund mit dabei, der treu im Eingang gelegen hatte, während sie das Haus untersuchten. Als sie hinauskamen, wurde er losgelassen.
Mit schnellen Bewegungen und der Schnauze im Schnee begann dieser nun zu stöbern. Es vergingen nur ein paar Minuten, bis er im Schnee an der südöstlichen Ecke des Hauses zu graben anfing. Das ging so schnell, dass der Schnee ihm um die Pfoten flog.
Borg stand die ganze Zeit daneben und hatte ein Auge auf den Hund. Plötzlich sah er, dass ein Teil des Schnees, den der Hund ausgrub, rot war. Er rief den Hund zu sich und ging hin, um zu kontrollieren, was der Hund ausgegraben hatte. Es ähnelte einer Blutspur, aber ganz sicher konnte er sich nicht sein, bis der Schnee nicht im Labor untersucht worden war.
Der Lensmann Inge Borg war ein guter Polizist, deshalb machte er keinen Fehler. Ihm war sofort klar, dass das der Schlüssel zu einer Erklärung für das mysteriöse Verschwinden des Ehepaars sein konnte. Er sah sich nachdenklich um. Der Schnee lag wie ein dicker Teppich über der Erde. Das Meer wirkte dunkel gegen die weißen Landspitzen. Er konnte das Rauschen der Dünung hören, die gegen den Strand schlug. Es klang wie gleichmäßiges, konstantes Stöhnen. Der Wind peitschte mit einer neuen Ladung Schnee vom Meer herein. Er kam auf das Land zu wie eine richtige Wand. Kam der Wind, um die Spuren zu verwischen, die man gefunden hatte?

Alarm

Blut im Schnee draußen vor dem leeren, gespenstischen Haus, Essensreste in der Küche sowie die Tatsache, dass das Ehepaar nie zuvor verreist war, ohne Bescheid zu sagen, waren wichtige Anzeichen, die den Lensmann in Toranger veranlassten, Alarm zu schlagen. Das Polizeiamt bewertete die Angelegenheit als so schwerwiegend, dass sie die Kriminalpolizeizentrale in Oslo (Kripos) um Unterstützung bat, die zunächst eine Gruppe von vier Männern unter Leitung des Ersten Polizeibeamten Osen entsandte.
Diese Gruppe kann kurzfristig ausrücken und dem Polizeiamt in schwierigen Fällen Beistand leisten. Es dauerte auch nicht lange, bis sie im Flugzeug auf dem Weg nach Bergen saßen. Danach ging es weiter mit einem lokalen Flugzeug nach Florø und dann mit dem Boot nach Toranger, wo sie ihr Hauptquartier im Büro des Lensmanns aufschlugen.
Die Analyse des Gerichtsmedizinischen Instituts ergab, dass es menschliches Blut war, das im Schnee vor dem Haus der Eheleute gefunden worden war. Dies bekräftigte den Verdacht, dass das Ehepaar als Folge einer strafbaren Handlung verschwunden war. Eine unheimliche und rätselhafte Stimmung legte sich über die Ortschaft.
Auf der Post und im Kaufmannsladen tuschelte man leise miteinander. Theorien wurden aufgestellt und Gerüchte verbreitet. Ja, sogar mutmaßliche Täter wurden benannt. Die Bevölkerung befand sich plötzlich in einer Welt, die sie seit dem Krieg nicht mehr erlebt hatte.
Die Leute des Lensmanns errichteten Absperrungen in einiger Entfernung zu dem leeren Haus auf Kyraneset. Es wurde auch Tag und Nacht ein polizeilicher Wachdienst aufgestellt, was auch dazu beitrug, dass die einheimische Bevölkerung die unheimliche Stimmung wahrnahm. Die Neugierigsten fuhren sogar hinaus zum Haus, aber niemand kam näher heran als bis an die Absperrungen. Hier wurden sie höflich von der Wachmannschaft angehalten.

Größerer Personaleinsatz

Am Samstagabend, den 1. Februar, saß Lensmann Harald Andersen zu Hause in Fana in seinem Sessel und machte es sich mit seiner Familie gemütlich. Er ahnte nichts von der Anspannung, die in der friedlichen Ortschaft 60 Seemeilen nördlich von Bergen immer größer wurde.
Er hatte an dem Wochenende frei. Es galt für ihn jedoch das Gleiche wie für die meisten anderen Lensmänner. Sie mussten bereit sein auszurücken, wenn ihre diensthabenden Kollegen Hilfe benötigten. An diesem Abend war es die Kripos, die von Toranger aus anrief. Sie brauchte Hilfe bei den Ermittlungen und der Suche nach dem verschwundenen Ehepaar. Vieles deutete darauf hin, dass das Paar getötet und die Leichen im Fjord versenkt worden waren.
Man hatte die Marine um Hilfe gebeten, die mit der Sarpen erscheinen wollte, einem Schiff, das die Minensuchboote für ihre Arbeit verwendeten. Andersen hatte jahrelange Erfahrung als Froschmann. Er hatte etliche Jahre nach verschwundenen Personen im Meer gesucht und in dieser Zeit circa 50 ertrunkene Personen gefunden. Er war bei der Küstenwache und verfügte über ein 37 Fuß langes Fahrzeug, das speziell zur Rettung auf dem Meer ausgerüstet war. Nun rief die Kripos an und fragte, ob er die Leitung der Ermittlungen auf See übernehmen könne.
Montagmorgen steuerten zwei Schiffe mit voller Geschwindigkeit nach Norden. An Bord der Sarpen, das das größere der beiden Schiffe war, trafen die Minensuchboote ihre letzten Vorbereitungen, bevor sie begannen, den innersten Teil des Fjords bei Toranger zu durchsuchen. Der Kapitän, Leutnant Grimmer, hatte die Mannschaft unterrichtet, bevor sie Håkonsvern verließen, aber bis auf weiteres hatten sie sehr wenige Informationen über die Arbeit, die sie ausführen sollten.
Das andere Schiff, Andersens Nemo, mit einer Länge von 37 Fuß, fuhr schneller. Es wurde von einem sehr erfahrenen pensionierten Kapitän von Der Bergischen Dampfschiffgesellschaft (Det Bergenske Dampskibsselskab) geführt. Kapitän Sverre Sevartsen war Skipper auf der Nemo, als es als Passagierschiff genutzt worden war. Es konnten 20 Passagiere an Bord sein, und es hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Knoten.
Draußen auf dem offenen Meer lag der Nebel unheilverkündend und schwer, und im Landesinneren lag der Schnee bis zum Ufer. Bei der Ankunft in Toranger unterstellte sich die Nemo der Sarpen. Grimmer und Andersen waren alte Bekannte. Sie beratschlagten und entschieden, dass die Minensuchboote die Umgebung außerhalb von Kyraneset absuchen sollten. Sie hatten viel Erfahrung, und nur wenige Taucher können eine so gründliche Suche wie diese durchführen.
Die Suche begann mit Schlauchbooten mit der Sarpen als Einsatzbasis-Schiff. Als diese Arbeit begonnen hatte, fuhr Andersen mit der Nemo direkt nach Toranger, um das Hauptquartier zu besuchen. Hier wurde er über den Sachverhalt informiert. Man diskutierte die weiteren Arbeiten an Land und auf dem Wasser. Die Suche deutete in eine bestimmte Richtung und auf eine bestimmte Person hin, nämlich den nächsten Nachbarn des Ehepaars.

Angespannte Beziehung

Ingeborg Landli hatte die ganze Zeit ihren 31 Jahre alten Nachbarn beobachtet. Sie waren wie Hund und Katze. Hilmar Landli war ruhiger und besonnener. Er war ein pensionierter Seemann, der in Übersee gefahren war. Die letzten paar Jahre, bevor er pensioniert wurde, fuhr er die Fähre zwischen Hjortnes und Toranger. Auch er war nicht gerade der beste Freund des 31-jährigen Einzelgängers.
Ingeborg Landli hatte das Büro des Lensmanns mit einer Reihe Anzeigen gegen ihren Nachbarn auf Trab gehalten. Bei einer der letzten Anzeigen ging es darum, dass er versucht habe, sie mit seinem Auto zu überfahren. Ihr Verhältnis war sicher nicht das, was man mit einer guten Nachbarschaft verbindet, sondern eher das Gegenteil.
Nach dem Treffen fuhr Andersen zurück zur Sarpen. Sechs Minensuchboote waren in vollem Gange damit, die ersten Gebiete zu untersuchen. Grimmer und Andersen setzten nun ihre Arbeit fort, die neu zu untersuchenden Gebiete abzugrenzen. In dieser Jahreszeit sind die Tage kurz. Die Abenddämmerung setzt früh am Nachmittag ein. Der Nebel und die Kälte, die sich über den Fjord legten, trugen das Ihrige dazu bei, dass die Tage kürzer wurden. Das Tauchen musste den Lichtverhältnissen angepasst werden, um es so effektiv wie möglich zu gestalten.
Jeden Tag, nachdem das Tauchen abgeschlossen war, wurde eine Informationssitzung im Büro des Lensmanns abgehalten. Seine Frau sorgte für Kaffee und frischgebackene Waffeln oder Kuchen, was dazu beitrug, eine gemütliche Atmosphäre bei der ansonsten mühsamen Arbeit zu schaffen.
Der Beginn eines großen Falls ist immer schwierig. Das Büro des Lensmanns zeigte, dass sie die Fähigkeit und den Willen hatten, zu improvisieren. Sie setzten Prioritäten und schafften es, die unzähligen Aufgaben auszuführen, die die Mitarbeiter eines Lensmanns auch noch zu bewältigen haben. Die tägliche Arbeit konnte nicht einfach gestoppt werden, weil man einen großen und ernsten Mordfall untersuchte.
Die Arbeitsbelastung für die Angestellten im Büro des Lensmanns in Toranger sowie in den Nachbarbezirken war enorm in der Zeit, in der die Ermittlungen durchgeführt wurden.
Es wimmelte nur so von Journalisten, Fotografen und Fernsehleuten. Alle wollten die neuesten Neuigkeiten mitbekommen, und alle sollten ihre Exklusivgeschichte in dieser kleinen Stadt haben.
Die Ortschaft brodelte und kochte vor Gerüchten und Vermutungen. Im Laufe der Zeit stieg die Spannung, und Toranger wurde bald zum Mittelpunkt aller Nachrichten. Es war eine Geduldsprobe sowohl für die Journalisten als auch für die Polizisten, aber es handelte sich hierbei ja um zwei Berufsgruppen, die es aufgrund ihrer Erfahrung gelernt haben, geduldig zu sein.

Harte Arbeit

Die Minentaucher arbeiteten unverdrossen weiter an ihrer Suche im eiskalten, aber klaren Wasser. Die Tage vergingen, ohne dass sie etwas fanden, das in Verbindung mit den beiden Vermissten gebracht werden konnte.
Die Untersuchungen an Land machten größere Fortschritte. Rund um das Haus des Ehepaares hatte die Polizei den Schnee mit einer Getreidetrocknungsmaschine weggeschmolzen. Hier hatten sie einige Dinge gefunden, die das Paar verloren hatte – eine kaputte Brille, abgerissene Knöpfe und ein Gebiss.
Das Netz zog sich immer fester um den unmittelbaren Nachbarn der Eheleute zu. Er ließ es mit stoischer Ruhe über sich ergehen. Er spielte auf seiner Geige und bestritt jegliches Wissen um das Verschwinden seiner Nachbarn.
An einem Tag hatte der Verdächtigte geäußert, dass die Polizei niemals das Paar finden werde. Sie suchten in zu flachem Wasser. Diese Äußerung kam Andersen zu Ohren und gab ihm einen kleinen Hinweis darauf, dass sie auf der richtigen Spur waren. Er war ein erfahrener Polizist und war alle Berichte und Verhöre in dem Fall durchgegangen. Es war total ausgeschlossen, dass der Mörder die Leichen woanders als im Meer versteckt haben konnte. Der Boden war tief gefroren, und außerdem war der Schnee einen halben Meter tief. Da der Verdächtige sich so selbstsicher darüber geäußert hatte, dass die Leichen nicht gefunden werden würden, mussten sie im tieferen Wasser versenkt worden sein.
Diese Theorie wurde auch mit dem leitenden Polizeibeamten Osen diskutiert, der darüber nachgrübelte, was man tun sollte. Die Marinetaucher konnten 30 bis 40 Meter tief hinuntertauchen. Wenn man tiefer arbeiten sollte, blieb nicht viel Zeit für die eigentliche Suche. Ein Großteil des Tages würde damit verbracht werden, die Taucher beim Auftauchen zu dekomprimieren. Sollte man sich zur Suche in tieferes Wasser begeben, war noch mehr Aufwand bei der Ausrüstung notwendig.

Höherer Aufwand bei der Ausrüstung

Als Andersen von der Leitung der Ermittlungen grünes Licht bekam, noch höheren Aufwand bei der Ausrüstung aufzubringen, kontaktierte er die Firma Rovers A/S in Kristiansund. Ein paar Tage danach kamen sie mit einer sogenannten „Meereule“. Das ist ein unbemanntes U-Boot, das in bis zu 200 Metern Tiefe verwendet werden kann. Zusammen mit anderer Ausrüstung wurde die „Eule“ an Bord der Nemo geholt, und die Suche begann außerhalb des Gebiets, das die Taucher abgesucht hatten.
„Die Eule“ bewegte sich graziös durchs Wasser. Sie wurde durch ein Kabel gesteuert, das mit dem Heck der Nemo verbunden war. Sie wurde von Motoren angetrieben, die das Schiff sowohl horizontal als auch vertikal bewegten, je nach Wunsch des Schiffsführers.
Die Suche wurde auch nach Einbruch der Dunkelheit weitergeführt. „Die Eule“ hatte starke Lichter, die den Grund beleuchteten. Die Arbeit wu...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Kolophon
  3. Ein brutaler Mord an einer norwegischen Stewardess
  4. Der norwegische Maler Odd Nerdrum: Nationalheld oder Betrüger?
  5. Die Morde an Pernilla und Engla
  6. Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut
  7. Ein Mord im Ørstedspark
  8. Leichensuche mit Mini-U-Boot
  9. Über Die größten Kriminalfälle Skandinaviens - Teil 3