Die Regimentstante - Band II
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Die Regimentstante - Band II

  1. 232 Seiten
  2. German
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Die Regimentstante - Band II

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Therese von Wiedern stiftet in der Garnison Verlöbnisse und Ehen, löst mit großem Geschick Probleme ihrer Mitmenschen und lĂ€sst dabei Witz und Humor walten. Beinahe hĂ€tte auch sie einmal einen Ehemann gefunden, aber großherzig hilft sie dabei, dass der einstmals geliebte Mann mit einer anderen sein GlĂŒck findet. Sie ist und bleibt die "Unentbehrliche, Allgeliebte, Vielverehrte" der Offiziere, die sie umschwĂ€rmen – und ein Leben lang unverheiratet.-

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Information

Jahr
2017
ISBN
9788711513248

XXVI.

Rittmeister von Wieders kam vom Dienst nach Hause und war sehr schlechter Laune.
Sein Premier Howald war ihm nachgerade unausstehlich geworden.
Nicht allein, dass der Mensch sich in jedem freien Augenblick wie eine Klette an ihn hĂ€ngte und mit den gefĂŒhlvoll verrenktesten Augen alle VorzĂŒge und Anmut der kleinen Minka pries, ja, er hatte heute sogar die unerhörte Frechheit gehabt, zu sagen: „Lange halte ich die Ungewissheit nicht mehr aus, Herr Rittmeister! Ich bin ganz vernarrt in das sĂŒsse MĂ€del, und bei nĂ€chster Gelegenheit lege ich ihr Herz und Hand zu FĂŒssen! Auf Ihre gĂŒtige FĂŒrsprache darf ich doch wohl rechnen, Herr Rittmeister?!“ —
Auf seine FĂŒrsprache! — Der Mensch schien rein toll geworden!
Wenn Resi wirklich so verrĂŒckt ist und ihren Oberst heiratet, wer soll dann seinen Haushalt fĂŒhren, wenn nicht Minka?
Allerdings hatte Resi neulich erklÀrt, das ginge nicht; erstens sei Wilhelmine noch zu jung dazu, und zweitens werde sie unmöglich zeitlebens Hausdame bleiben wollen, wenn sie Frau von Howald werden könne.
Ja, das Heiraten! Weiss der Teufel, dass immer geheiratet sein muss!
Was ist in den letzten vier Wochen aus dem feuchtfröhlichen Hagestolzregiment geworden! Der Oberst hat als „böser Mann“ die Getreuen geschreckt, die Backen aufgeblasen und die gesamte Schar der Ă€lteren Junggesellen in das Ehejoch hineingepustet — eben ist auch Dorpats Verlobung mit der PrĂ€sidententochter explodiert, und Wieders allein ist als „eiserner Bestand“ an der Seite des Obersten zurĂŒckgeblieben, welcher nervöser und einsamkeitsscheuer ist, wie je zuvor!
Angenehme Aussichten fĂŒr ihn, nun allein als SĂŒndenbock und Blitzableiter fĂŒr die oberstliche Langeweile herhalten zu mĂŒssen! GrĂ€sslich!
Und dabei begegnete ihm eben eine ganze Schar neugebackener BrĂ€utigams, strahlend und ĂŒbermĂŒtig wie FĂ€hnriche, und Hunolf breitete die Arme nach ihm aus und recitierte: „Wo alles liebt, will Eberhard allein noch hassen?!“ —
Infam — ganz infam, — er hasst ja gar nicht, im Gegenteil — er .... Ja, wenn er Minka sieht, wenn sie singt, wenn sie ihn mit ihren sanften Augen so herzig anblickt ....
Der Rittmeister warf die Handschuhe auf den Tisch, fuhr mit den gespreitzten Fingern durch das Haar und trat an den Schreibtisch.
Was war das?
Da lag eine Zeitung neben der andern, und jede war an einer Stelle sehr dick und rot angestrichen! Ein Hundekopf — und daneben fett gedruckt: „CĂ€sar und Minka!“ —
Donnerwetter! Den schlechten Witz hat sich die Resi geleistet.
Er lacht vergnĂŒgt vor sich hin und starrt auf die Zeitung. „CĂ€sar und Minka“ ist zwar nur eine Hundeofferte aus Zahna, aber immerhin, es sieht ganz spasshaft aus, wie die beiden Namen so nebeneinander stehen, als gehörten sie zusammen!
CĂ€sar und Minka! — famos! Grad wie eine Verlobungsanzeige!
Hm .. so ĂŒbel nicht! — Da steht es wieder — und da wieder, — wie nett es aussieht! CĂ€sar und Minka! Wirklich, das klingt ganz wie selbstverstĂ€ndlich, dass die beiden ein Paar sind, — und der schöne Leonbergerhundekopf, welcher darĂŒber schwebt, der sieht ihn gerade so an, als wolle er sagen: „Du kannst ja auch bellen — hast du dir deine Eheliebste auch so hĂŒbsch erbellt wie ich?“ —
Eberhard lacht laut auf. Donner ja! Das hat er wirklich gethan! HĂ€tte er nicht gebellt, wĂ€re das Garderobefenster nicht aufgeblieben, hĂ€tte keine Zugluft entstehen können, und die SchlafzimmerthĂŒr wĂ€re nicht hinter dem Rittmeister zugeschnappt.
Das aber war die kleine Ursache zu der grossen Wirkung, dass die liebe, einzig vernĂŒnftige Minka ihn vor dem Tode des Erfrierens rettete und darĂŒber ihre Stellung verlor. Nun blieb sie bei ihnen und ... sie soll und muss fĂŒr immer hier bleiben, du liebe Zeit, was sollte denn aus ihm werden, wenn sie ginge!!
CĂ€sar und Minka! — Da steht’s. — Er kann sich gar nicht satt sehen daran.
Seltsam, dass ihm der Gedanke an solch eine völlige Zusammengehörigkeit nicht lĂ€ngst gekommen ist! Wo alles liebt, kann Karl allein nicht hassen! Und Resi sagt’s ja alle Tage, — er muss heiraten! —
Da ist gar kein Grund mehr, dass er sich lĂ€nger sperrt, er hat ja nun ein MĂ€dchen gefunden, die ihn zu dem Ausruf: „O du Herrlichste von allen!“ begeistert hat!
Und dann die ewige Aufregung mit Howald, — das muss ein Ende nehmen!
Er geht ja zu Grunde dabei! Kein Essen schmeckt ihm mehr, selbst Frikassee von Huhn hat er neulich abend knapp gekostet, weil ihm ĂŒber Howalds Hofmachen die Galle ins Blut trat .. das muss ja einen Menschen ruinieren, und darum.
CĂ€sar und Minka!! — Er nickt den Zeitungen beinahe zĂ€rtlich zu. „Wartet nur, es soll bald noch hĂŒbscher dastehn!“ und damit fasst er einen Riesenentschluss und schreitet nach dem Salon.
In Resis Boudoir hört er ein so sonderbares FlĂŒstern. Nanu? — Etwa der Oberst? — Alle Wetter!!
Und auf den Fussspitzen schleicht er nÀher und Àugt durch die Portiere.
Martina und Kronstadt! Arm in Arm! Herzend, kĂŒssend — wie zwei Turteltauben!!
Donner ja, das sieht doch recht appetiterregend aus! Dem Lauscher lĂ€uft das Wasser im Munde zusammen, und er konzentriert sich so eilig wie möglich rĂŒckwĂ€rts!
Wo ist Minka?!
Da klappert etwas in dem Esszimmer! Richtig, sie kniet vor dem BĂŒffet und nimmt Krystallteller heraus.
„FrĂ€ulein Minka! Pst! Kommen Sie mal schnell, aber furchtbar leise!“ — und er fasst — das junge MĂ€dchen ist so ĂŒberrascht, dass sie gar nicht darauf achtet — ihre Hand und zieht sie sehr erregt mit ungeheuer wichtigem Gesicht durch den Salon nach Resis Boudoir.
„Pst ... auf den Fussspitzen!“ haucht er, den Finger an die Lippen legend, und dann streckt er den Kopf vor, Minka muss desgleichen thun, und beide schauen auf das zĂ€rtlich kĂŒssende Brautpaar.
FrĂ€ulein von Hitzkirch schrickt höchlichst betroffen zurĂŒck und flieht, aufs Ă€usserste verlegen, ĂŒber den Teppich nach dem Esszimmer zurĂŒck, Eberhard folgt mit seligem Schmunzeln und schaut der HeisserglĂŒhenden so gut es geht in das abgewandte Gesichtchen.
„HĂŒbsch, FrĂ€ulein Minka! Nicht wahr?“ —
„Aber Herr von Wieders!“ und sie will an ihm vorĂŒber zur ThĂŒr.
Er streckt den Arm vor. „Eskadron halt! — Erst eine Frage! — FrĂ€ulein Minka — möchten Sie auch mal so als Brautpaar dasitzen?!“ —
„Aber ... aber — ich bitte, lassen Sie mich ...“
„Eskadron halt! — Noch eine Frage, denn diese erste haben Sie laut und deutlich mit ‚ja‘ beantwortet! FrĂ€ulein Minka“ — und er fasst jĂ€hlings ihre HĂ€nde, „möchten Sie lieber so mit Howald oder mit mir dasitzen?!“
„Herr von Wieders!“ Wie ein erstickter Aufschrei klang es, der Sprecher aber schlang jauchzend den Arm um sie und zog sie stĂŒrmisch an die Brust. —
„Also mit mir! — Dacht ich mir’s doch — sonst hĂ€tte ich nĂ€mlich nie so was VerfĂ€ngliches gefragt! — Also mit mir! — Gott sei Lob und Dank — nun sind wir auch verlobt, Herzensschatz!“ und der Rittmeister bewies das sofort durch einen wahren Wirbelsturm von KĂŒssen — auf Mund — Wangen — Stirn — Nacken — gleichviel, wo’s hintraf! Er war ja nun verlobt, und hatte das Recht zu kĂŒssen! —
Und Minka fand sich in das Unvermeidliche, denn sie war wirklich ein vernĂŒnftiges MĂ€dchen, und weil sie die Verlobung nicht rĂŒckgĂ€ngig machen konnte und wollte — denn sie war dem lieben, herzensguten, braven CĂ€sar vom ersten Augenblick an gar zu gut gewesen! — so kĂŒsste sie ihn wieder — und bald sass sowohl im Boudoir, wie im ersten der Salons je ein zĂ€rtliches Liebespaar, von denen man auf den ersten Blick wahrlich nicht sagen konnte, welches das glĂŒcklichere von beiden war!
Herr von Wieders trug im Hause meist Civil, und als er soeben freudestrahlend, wahrhaft verklĂ€rt, seiner Schwester Resi entgegentrat — Minka war bei ihrem Nahen entflohen — warf Resi nur einen schnellen, kurzen Blick auf den Anzug des Bruders und lĂ€chelte ganz sonderbar.
„Resi!!“
„Befehl, Herr Rittmeister!“
„Was ist geschehen, Resi? Rate mal!“
„Du hast dich verlobt!“ —
„Donnerwetter!“ Der Frager sah sehr verdutzt aus, diese prompte Bedienung hatte er nicht erwartet. „Hm — das stimmt. Aber nun rate erst mal mit wem?!“
„Mit FrĂ€ulein Minka von Hitzkirch!“
„Teufel ja ... das — das ... woher weisst du das schon?!“
„Ich sehe es!“ lachte die Regimentstante hell auf.
„Du siehst es? Wo?“ und Eberhard strich sich unwillkĂŒrlich ĂŒber den Mund.
„Nein, noch ist er nicht ‚fusselig‘ gekĂŒsst!“ scherzte sie. — „Aber da — dein frisch gewaschenes, ehedem so schneeweisses PlĂ€tthemd — das verrĂ€t alles!“ —
Betroffen starrte der Rittmeister an sich nieder, auf das weisse PlĂ€tthemd, welches ganz merkwĂŒrdige königsblaue Streifen und Flecke aufwies ....
„Potz Blitz und Knall! Minka hat abgefĂ€rbt!“ stiess er kurz hervor, und Resi schlang, laut aufjubelnd, die Arme um den glĂŒcklichen BrĂ€utigam. — „Ja, das blaue Velvetkleid muss deine Herzliebste jetzt ablegen — das kostet zu viel WĂ€sche!“ und dann kĂŒsste sie das rotleuchtende Gesicht des Bruders, und ihre Freude und ihr EntzĂŒcken ĂŒber diese Heldenthat CĂ€sars kannte keine Grenzen.
Dann eilten sie beide zu der zukĂŒnftigen Frau Rittmeister ... und ... Minka war wirklich ein vernĂŒnftiges MĂ€dchen — sie hatte das indiskrete Velvetkleid schon abgelegt und sich in ihr bestes, schönstes SonntagskostĂŒm gehĂŒllt — denn solch ein Sonntag an Freude und GlĂŒckseligkeit hatte ihr zeitlebens noch nicht gelĂ€chelt! —
Welch ein stĂŒrmischer Jubel, als am nĂ€chsten Tage das gesamte Offizierskorps mit Gattinnen und BrĂ€uten sich in dem gastlichen Hause des Rittmeisters von Wieders versammelte und zwei sehr erfreuliche Überraschungen ĂŒber sich ergehen lassen musste!
Die erste war die Verlobung des Rittmeisters mit FrĂ€ulein von Hitzkirch, welche er selber proklamierte, und wobei er bewies, dass sein vielgerĂŒhmtes, gutes Herz im Grunde ein pechrabenschwarzes war, denn dieser Blick von Triumph, Schadenfreude und Rachsucht, welcher dabei den unglĂŒcklichen Howald traf, bewies, wie reif er fĂŒr die Hölle war!
Er empfand nicht einmal Mitleid, als dem armen Premier sichtlich ganz schwach vor Kummer wurde — Resi verschwand nach kurzer Zeit mit ihm im Esszimmer, wo sie ihm sicher einen Cognac verabreichte — denn Minka war so unklug, ein entschieden teilnehmendes Gesicht zu machen, und das genĂŒgte fĂŒr die rasende Eifersucht des Neuverlobten, um den Rivalen nach wie vor tödlich zu hassen!
Der Oberst gratulierte zwar recht herzlich, aber er sah doch aus, wie einer, dem die letzte Butter vom Brot genommen wird, und diese nachdenklich trĂŒbselige Miene behielt er auch wĂ€hrend des ganzen Abends bei, kaum dass die zweite Überraschung, und das waren Resis Eröffnungen betreffs des neuen Regimentshauses, ihn momentan etwas aufheiterten.
Ein Sturm von Beifall, Dank, EntzĂŒcken und Verehrung erbrauste von allen Seiten ĂŒber die geniale Regimentstante, die einzige, unentbehrliche, welche Dinge ermöglicht, an denen jede andere Kunst scheitert, — und wĂ€hrend der mĂŒde, von den Wimpern verschleierte Blick des Herrn von Laucha immer lĂ€nger und sinnender auf ihr haftet, wie ein Mensch sorgsam und ganz genau einen Gegenstand prĂŒft und mustert, ehe er sich zum Kauf entschliesst, flammte aus Kai Lichtenbergs jungen Augen die Begeisterung desto rĂŒckhaltloser und impulsiver!
Jede geistreiche That oder Bemerkung der ehedem so bitter angefeindeten Regimentstante fand in ihm einen geradezu stĂŒrmischen Verehrer und Colporteur, und wĂ€hrend er von Haus zu Haus die Bonmots und Schlagfertigkeiten, die guten Thaten und hilfreichen Leistungen Resis trug, sah er aus, als sei Tante Resis Ruhm auch der seine, als gehe alles, was sie betraf, in erster Linie ihn, ihren glĂŒhendsten Verehrer an. Wie strahlte er voll Stolz, als er Resis neustes Bonmot erzĂ€hlte, welchem Niebeland einen so famosen Spitznamen verdankte. Man ĂŒbte zu Hunolfs Polterabend ein TheaterstĂŒck ein, welches Resi selbstredend redigierte. Niebeland, welcher von Natur etwas peinlich und umstĂ€ndlich beanlagt war, fand alles „nicht zart — nicht fein — nicht chic — nicht passend“ genug, bis der Regimentstante endlich die Geduld riss und sie ausrief: „Wissen Sie was? Wir wollen Sie umtaufen, Niebeland! Weil Sie so furchtbar penibel sind, sollen Sie kĂŒnftig Herr von ‚Penibelland‘ heissen!“ Ein famoser Witz! — Man jubelte vor Lachen und Niebeland hatte sein Fett! —
Man amĂŒsierte sich allgemein sehr ĂŒber diese unumwundene und wirklich ehrliche Begeisterung des jungen Offiziers, und FrĂ€ulein von Wieders nahm seine Huldigungen sehr wohlwollend und mit bestem Humor auf.
„Eine Regimentstante muss ihren Neffen in allen Dingen nĂŒtzlich sein!“ lachte sie — „auch als Übungsflamme! Wie soll der kleine Graf das Courmachen lernen, wenn er sich nicht auf ganz neutralem und ungefĂ€hrlichem Boden etwas einĂŒben kann? FĂŒr gewöhnlich mĂŒssen die jungen Frauen herhalten, aber das ist am fin de siĂšcle stets durch den fatalen Beigeschmack bedroht, welchen die französische Litteratur dem Hausfreund beigemischt hat; auch sind die EhemĂ€nner nicht immer einverstanden damit. — Wenn aber der jĂŒngste Leutnant einer alten Jungfer den Hof macht, so kann das höchstens einen feinen Stich ins Komische erhalten.“ —
Jedenfalls nahm Resi die Sache sehr harmlos und lustig, der Graf aber desto ernster und feierlicher auf, und der erste, sichtbare Vorteil erwuchs ihm aus seiner warmherzigen Verehrung, indem sie ihm die Sympathien der Gesellschaft, welche ihm anfÀnglich so sehr gefehlt, desto reicher eintrug.
Ein Herz, welches fĂŒr Tante Resi schlug, fand stets einen warmen Wiederhall bei Gross und Klein, denn die Regimentstante hatte es verstanden, sich die Zuneigung der ganzen Garnison zu erwerben. — —
Das neue Offizierskasino war feierlich mit allen Akten und Schenkungsurkunden dem Regiment ĂŒbergeben, und da der alte Krieselbach eine besondere „Anfeierung“ durch ein Liebesmahl — vorerst noch in der „goldenen Sonne“ — abgelehnt, und sich als einzigen Freundschaftsbeweis einen flotten, kleinen FrĂŒhjahrsalarm beim Oberst bestellt hatte, so beschloss man, der allgemeinen Erkenntlichkeit in anderer Weise Ausdruck zu geben.
Man beschloss dem generösen Stifter des neuen Regimentshauses ein StÀndchen zu bringen, an welches sich eine feierliche Ansprache des Obersten anschliessen sollte!
Da Herr Krieselbach allabendlich bei der Baronin Quintach Schach spielte, so schlug man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn man die Musik vor dem Wiedersschen Hause spielen liess, und Tante Resi fand diese Überraschung fĂŒr den alten Herrn ausgezeichnet.
Sie erinnerte jedoch an seine Schwerhörigkeit und bat, das Programm dementsprechend einzurichten, und der Kapellmeister freute sich, dass seine schönen Trompeten zur Geltung kamen und liess mit einem Potpourri aus Lohengrin beginnen.
Die Fanfaren des ersten Aktes setzten schmetternd ein — und der Oberamtmann, welcher gerade einen schwierigen Zug zu erledigen hatte, hob plötzlich auflauschend das sinnende Haupt.
„Nanu — was ist das? — Hören Sie nichts, meine GnĂ€dige — ein Signal?!“ schrie er sein GegenĂŒber an.
Frau von Quintach öffnete erschreckt den Mund — und richtig — tateratata — da schmetterte und klang es abermals.
„Himmelschockbombenelement! Alarm! Alarm bei dieser KĂ€lte!“ schrie der alte Herr und sprang so hoch empor, dass sein Stuhl hintenĂŒber schlug. „Der Oberst ist nicht recht gescheit! Im FrĂŒhjahr meinte ich!“ — Und wie ein Unsinniger stĂŒrzte er nach dem Stuhl, auf welchem sein Mantel lag. —
Er warf ihn um — er fasste die MĂŒtze — Schach und Baronin waren vergessen — der königliche Dienst ging vor — und hui — knallt die ThĂŒr hinter ihm, und der Oberamtmann stĂŒrmt wie das wilde Wetter die Hintertreppe hinab, geradeswegs in den Stall zu seinem Schimmel. —
Frau von Quintach hatte kein W...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Kolophon
  3. XV. Kapitel
  4. XVI. Kapitel
  5. XVII. Kapitel
  6. XVIII. Kapitel
  7. XIX. Kapitel
  8. XX. Kapitel
  9. XXI. Kapitel
  10. XXII. Kapitel
  11. XXIII. Kapitel
  12. XXIV. Kapitel
  13. XXV. Kapitel
  14. XXVI. Kapitel