Der verstellte Blick: Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung
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Der verstellte Blick: Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung

  1. 260 Seiten
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Der verstellte Blick: Verhaltensauffälligkeiten und psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Intellektuell beeinträchtigte Kinder und Jugendliche leiden häufiger unter psychischen Erkrankungen als nicht beeinträchtigte Gleichaltrige. Dennoch sind sie psychotherapeutisch, psychiatrisch und heilpädagogisch mangelhaft versorgt. Woran liegt das? Was verstellt uns den Blick auf die auffälligen Verhaltensäußerungen, die allzu oft der geistigen Behinderung zugerechnet und nicht als Ausdruck psychischer Belastung wahrgenommen werden? Diese Fragen werden in diesem Werk praxis- und lösungsorientiert anhand zahlreicher Fallbeispiele erörtert. Hinderliche Perspektiven wie u.a. die Haltung des "overshadowing", eine unklare Entwicklungsorientierung oder unpassende Begrifflichkeiten wie "herausforderndes Verhalten" werden auf Grundlage der Entwicklungspsychopathologie, des bio-psycho-sozialen Modells der ICF und unter systemischen Gesichtspunkten kritisch diskutiert. Vor dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung möchte der Autor allen involvierten Disziplinen eine erweiterte Betrachtungsweise vorschlagen und dazu beitragen, einen angemessenen Umgang mit diesen Kindern und Jugendlichen zu finden.

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Information

1 Einleitung: Um was geht es?

1.1 »Das normale Leiden«

Die Geschichte des 15-jährigen Ralph2 unter dem Titel »Das normale Leiden« möchte ich an den Anfang dieses Buches stellen, weil sie eine vermutlich für jedermann nachvollziehbare seelische Not eines jungen Menschen erzählt. Es ist kein drastisches, spektakuläres Beispiel, aber es werden viele Aspekte angedeutet, wie in den familiären und professionellen Kontexten mit den doch ziemlich heftigen Äußerungsformen des Jungen umgegangen wird. Es zeigt auch, auf welche besondere Art und Weise Ralph seine Not zum Ausdruck bringt.

Fallbeispiel 1.1: Ralph 15 J.

Auszug aus dem Schulbericht der Förderschule für geistige Entwicklung
Ralph ist 15 Jahre alt und besucht unsere Schule seit dem 4. Schuljahr. Er hat das Down-Syndrom mit allen seinen typischen körperlichen Besonderheiten.
Ralph nimmt an allen Unterrichtsangeboten der Klasse teil, so er sich nicht verweigert. Regelmäßige Bewegungs- und Entspannungsphasen werden in den Unterrichtsablauf eingebaut Im Unterrichtsalltag benötigt er viel Zuspruch und zusätzliches Lob. Ralph ist in guten Phasen ein freundlicher und kontaktfreudiger Schüler, dann arbeitet er langsam und zum Teil ausdauernd und konzentriert. Seit dem Beginn des Schuljahres (d. h. seit ca. fünf Monaten; K. H.) erleben wir bei Ralph immer häufiger auffällige Verhaltensweisen. Er kommt müde und antriebslos in die Schule, legt sich auf den Teppich und wartet erstmal ab. Manchmal schläft er ein. Er verschließt sich und zeigt sehr häufig Verweigerungstendenzen, macht einen abwesenden und depressiven Eindruck. Auffällig sind gelegentliche »Selbstgespräche«. Wenn er nicht möchte, verweigert er die Mitarbeit im Unterricht und bei den meisten Diensten. Er beteiligt sich nicht an der Vorbereitung des Frühstücks und hat Mühe, die erste Unterrichtsphase auf dem Stuhl gemeinsam mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern zu verbringen. Mit Unterstützung eines Mitschülers ist er manchmal zur Mitarbeit bereit. Vermehrt traten im vergangenen Schuljahr ziemlich regelmäßig Wutausbrüche auf, ohne sicher erkennbare Auslöser. Diese Wutausbrüche äußerten sich durch Schreien (Brüllen), lautes Rufen (Wehklagen) und Aggression gegenüber Dingen (Tische und Stühle werden umgeworfen, Regale leergeräumt). Ralph zog sich in der vergangenen Woche auch einmal vor seinen Mitschülerinnen und Mitschülern nackt aus und spielte mit seinen Händen an Penis und After. Nur mit Hilfe der Mutter war es möglich, ihn wieder anzukleiden. Es fällt ihm nicht leicht, zu seinen Mitschülern und Lehrkräften eine altersangemessene Distanz zu halten. Oftmals sucht er in emotionalen Momenten den intensiven körperlichen Kontakt.
Unterrichtsbesuch
Ralph wird fast nur nach Aufforderung aktiv. Beim Unterrichts-Thema »Salat« muss er vom Mitschüler und von den Lehrkräften aufgefordert und angeleitet werden, die Zutaten zu »schnippeln«. Früher habe er das mit Begeisterung gemacht. Nach kurzer Zeit lehnt er sich zurück, stützt seinen Kopf in die Hände und »träumt« vor sich hin oder er wischt sich mit den Händen heftig über das ganze Gesicht, insbesondere über Nase und Mund. In der Pause wirft er sich auf den Boden und schreit.
Elterngespräch
Der Junge wohnt beim Vater nach der Trennung der Eltern bzw. dem Auszug der Mutter aus der gemeinsamen Wohnung vor ca. einem halben Jahr. Hinzu kommt, dass die ebenfalls beim Vater lebende ältere Schwester sich zum Auslandsstudium verabschiedet hat.
Ralph musste weitere belastende Ereignisse in den letzten zwölf Monaten verkraften: Den plötzlichen Weggang der (geliebten) Klassenlehrerin und den Wechsel der Einzelfallhilfe.
Die aggressiven Zustände würden auch zu Hause auftreten. Eine deswegen geplante Terminvereinbarung in einer psychiatrischen Institutsambulanz scheiterte, weil man regional nicht zuständig sei. Außerdem sollte aufgrund dieser Symptomatik erstmal ein niedergelassener Kinder- und Jugendpsychiater angefragt werden.
Die Eltern versichern, dass sie beide sehr bemüht seinen, die Folgen ihrer Trennung für die Kinder möglichst abzumildern, z. B. durch gute Absprachen und häufige Besuche mit Übernachtungen. Die Belastungen und Veränderungen von Ralph sehen beide Eltern. Sorgen machen ihnen die aggressiven Äußerungsformen des Jungen, die den Schulbesuch gefährden und das Leben zu Hause an die Grenzen bringen. Meine Einschätzung aber, dass ihr Kind in einen erheblichen depressiven Zustand geraten sei und seine Verhaltensweisen in diesem Kontext verstanden werden könnten, kommt für sie überraschend.
Das Thema dieses Buches ist der Versuch, Antworten zu finden auf die Frage, warum es uns so schwerfällt, »normales« seelisches Leiden bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. Was verstellt uns den Blick auf diese eigentlich »normale« Wirklichkeit? »Verstellen« könnte nach dem Duden bedeuten, dass wir Realitäten verdrehen, verfälschen, verschleiern, vielleicht sogar auch manipulieren und uns damit die Wahrnehmung der Wirklichkeit verbauen, versperren, zustellen; (umgangssprachlich) verrammeln.3
Der belgische Psychologe und Psychoanalytiker J. de Groef (1997, S. 18) vermutet ein »Gefühl der Unheimlichkeit (Angst und Faszination)«, wenn wir Menschen mit geistiger Behinderung begegnen. Wir suchen dringend nach Orientierung und Klarheit, was wir denken und wie wir handeln sollen, und finden nicht den »richtigen« Weg in diesem Konflikt. Der Soziologe J. M. Kastl schreibt:
»Das Anstarren anderer Menschen verletzt elementare Regeln des Verhaltens im öffentlichen Raum (Goffman 1971, S. 87). Es stellt einen Übergriff in den Intimbereich des Anderen dar. (…) Aber auch demonstratives Wegsehen ist (…) eine Normverletzung. Die ›offiziell erwünschte Reaktion‹ im öffentlichen Raum ist eine subtile ›höfliche Gleichgültigkeit‹. (…) Der Konflikt zwischen ›Anstarren-wollen‹ und ›Wegsehen-müssen‹ (führt zu) tiefgreifender Ambivalenz im Umgang mit behinderten Menschen« (Kastl 2017, S. 11).
G. Cloerkes, der wohl bekannteste deutschsprachige »Behinderten-Soziologe«, stellt fest, dass die soziale Wirklichkeit von Menschen mit Behinderungen von vornherein eine »negative soziale Reaktion« hervorruft, und dass auch der Behinderung selbst »allgemein ein entschieden negativer Wert zugeschrieben wird«. Beides sollte klar benannt werden dürfen, sonst kann dies
»(…) schnell zu Euphemismen und zu einer Unehrlichkeit führen, die Menschen mit einer Behinderung nicht verdient haben. Behinderung ist nichts Positives, auch nicht unter einem anderen Etikett. Das Menschsein von uns allen ist mit Positivem und Negativem verbunden. Beides sollte man ehrlich bezeichnen dürfen, denn jeder ist viel mehr als eines seiner Attribute.« (Cloerkes 2007, S. 9)
Ein längeres Zitat aus systemisch-familientherapeutischer Sicht mag diese Ambivalenzen und Konflikte zusammenzufassen:
»Familien, in denen es von einem Mitglied heißt, es habe eine Behinderung, zu begleiten und ihre Selbstgestaltungskräfte zu unterstützen, erfordert eine professionelle Haltung, die Autonomie anerkennt, und eine Ressourcenfindungsperspektive, die sich in der Bereitschaft äußert, Ressourcen auch unter widrigen Umständen entdecken zu wollen. Das bedeutet aber auch, das ›eigentlich Unerträgliche‹ anzuerkennen. Der Umgang damit erfordert von professionellen Helferinnen eine Haltung, Gegebenes als Ausgangspunkt zu nehmen, die Ressourcen darin zu erkennen und den Klienten die Fähigkeit zu unterstellen, zu Lösungen beizutragen. Vor allem aber fordert er die Bereitschaft, Leid und Schweres anzuerkennen. Zum Leben gehören auch die Abgründe – und zur Ressourcenorientierung der Blick in diese Abgründe« (Tsirigotis 2016, S. 392).
Ist es das »eigentlich Unerträgliche« an der geistigen Behinderung, was uns einerseits so sprachlos macht oder was uns andererseits nötigt, uferlos zu debattieren, was der »richtige Weg« in der Wahrnehmung davon betroffener Menschen ist? Wenn wir nur noch »den Behinderten« und nicht den Menschen sehen können oder wenn wir glauben, nur noch den Menschen ohne seine »sogenannte« Behinderung wahrnehmen zu dürfen?
Im naiven inklusiven Diskurs wird »Behinderung« schlichtweg als »Bereicherung« verstanden, ohne zu klären für wen eigentlich, und als Ausdruck von Vielfalt unter den Menschen, als Diversität, bagatellisiert. Die angesprochenen Konflikte werden negiert. Die Infantilität der Bilderwelt der Pädagogik4 (Kastl) suggeriert eine heile Welt des fröhlich lachenden »Behinderten« und sieht Diversität als lustiges Neben-/Miteinander.
Weit verbreitet ist die Grafik, mit der die Unterschiede zwischen Exklusion, Separation, Integration und Inklusion veranschaulicht werden sollen. Der naive Einschluss aller Menschen in eine unterschiedslose soziale Gemeinschaft kann vielleicht noch als Utopie einer sehr fernen Weltordnung gelten, mit der aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Realität der Gesellschaften hat dies nichts zu tun. Hier geschieht eine unzulässige Auflösung menschlicher Eigenschaften. Es scheint so, als ob »Behinderung« resp. deren faktische Funktionsbeeinträchtigung aus dem Blickfeld verschwinden solle. Wenn sie dann doch unvermeidbar da ist, dann soll sie als Teil der menschlichen Vielfalt keine Fürsorgeimpulse mehr auslösen.
Die Ideologie der Inklusion würde dies natürlich vehement bestreiten. Im Kern aber wird im Diskurs auf die politischen und ökonomischen Bedingungen wirklicher Inklusion weitgehend verzichtet, auch die realen Beeinträchtigungen behinderter Menschen werden kaum unverstellt beschrieben. Denn wenn man es täte, müssten die Bilder der realen Welt, der politischen, ökonomischen, finanziellen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für wirkliche Inklusion gezeichnet werden wie auch die ganz konkreten unvermeidlichen Lebensprobleme der Menschen infolge ihrer Beeinträchtigungen. Im Großen und Ganzen verbleibt derzeit Inklusion im eher technokratischen Schaffen von gemeinsamen Bedingungen (z. B. »gemeinsamer Unterricht« als Kernforderung inklusiver Beschulung), ohne deren wirkliche individuelle, soziale und politische Dynamiken zu thematisieren.

1.2 Meine Ausgangspunkte

Der Versuch, Antworten zu finden auf die Frage, was uns den Blick auf eine eigentlich normale Wirklichkeit verstellt, konzentriert sich deswegen auf die seelischen Probleme von Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung, weil sich in ihnen – nicht nur aus Sicht des Kinder- und Jugendpsychiaters5 – eine grundlegende menschliche Eigenschaft zeigt, nämlich mit sich selbst und seiner Welt in Konflikt geraten zu können und Anforderungen ausgesetzt zu sein, die ein Mensch so oder so bewältigen und an denen er auch scheitern kann. Leugnet man diese Eigenschaft, leugnet man ein Stück Menschsein.
Seelische Probleme sind ein häufiger und sehr dynamischer Teil der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung. Ich werde dies mit vielen Fallbeispielen zeigen und hoffe, dass sie vermeintliche Gewissheiten verunsichern, Kontingenzen schaffen und uns auffordern, den Blick auf diese Kinder und Jugendlichen offener und breiter zu gestalten. Meine Ausgangspunkte sind:
»Menschen mit geistiger Behinderung dürfen nicht wegen ihrer Behinderung benachteiligt werden. Die Gesellschaft muss deshalb dafür sorgen, dass junge Menschen mit geistiger Behinderung ihre Talente und Ressourcen entfalten können – und dass sie bei schulischen, sozialen oder psychischen Problemen wirksam unterstützt werden.
Entwickeln Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung psychische Störungen, haben sie Anspruch auf angemessene Behandlung, unabhängig vom Grad ihrer Behinderung. Bestehende kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungsstrukturen müssen daher grundsätzlich auch Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung offen stehen und falls nötig deren besonderen Bedürfnissen angepasst werden; das Therapiesetting muss die Besonderheiten von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung berücksichtigen. Reichen die bestehenden Angebote nicht für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung aus, müssen neue spezielle Versorgungsstrukturen geschaffen werden.« (Volksschulamt der Bildungsdirektion Kanton Zürich 2012, S. 5)
Dieses Zitat stammt aus einem Papier des Volksschulamtes der Bildungsdirektion Kanton Zürich aus dem Jahre 2012 unter dem Titel »Psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung«. So klar und selbstverständlich sind der psychiatrisch-psychotherapeutische und heilpädagogische Versorgungsanspruch von Kindern und Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung und zusätzlichen Lebensproblemen und die daraus folgenden Herausforderungen an die Gesellschaft selten formuliert worden. Gleichzeitig erschreckt, dass es heute immer noch notwendig ist, dies zu betonen. Ein halbes Jahrhundert nach der berühmten epidemiologischen Isle of Wigth-Studie (Rutter et al. 1976; 1977), in der bereits die hohe psychiatrische Morbidität intelligenzgeminderter Kinder festgestellt wurde, ist es immer noch notwendig darauf hinzuweisen, dass Kinder und Jugendliche mit intellektueller Beeinträchtigung seelische Probleme haben, die das Ausmaß einer psychiatrischen Erkrankung annehmen können, und dass das Risiko für diese Menschen weit höher ist, solche Probleme zu entwickeln als bei nicht kognitiv beeinträchtigten Kindern. Das Leiden und die konkreten Leidensformen dieser Kinder und Jugendlichen werden auch heute noch in den Praxisfeldern übersehen oder als etwas gänzlich anderes wahrgenommen. Mitarbeiter in der Behindertenhilfe und Lehrer in den Förderschulen geistige Entwicklung beklagen seit Jahren die Zunahme der Verhaltensauffälligkeiten und die Probleme, d...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Abbkürzungsverzeichnis
  6. Geleitwort
  7. 1 Einleitung: Um was geht es?
  8. 2 Stand des Wissens
  9. 3 Was verstellt den Blick?
  10. 4 Perspektiven
  11. Literatur
  12. Stichwortverzeichnis