18 Ideen, um selbst dein bester Coach zu sein!
Seit dem Jahr 2003 werden sie auf RTL gezeigt: die besten, die schrecklichsten, die lustigsten, die spektakulärsten … Menschen, Dinge oder Momente einer speziellen Kategorie. Ich spreche von Sonja Zietlows Rankingshow, die in den Anfangsjahren der Sendung jeweils über die zehn erotischsten Frauen, die zehn größten TV-Aufreger, die zehn peinlichsten Fehltritte und vieles mehr berichtete. In der Folge reichten nicht mehr zehn Beispiele für guten oder schlechten Geschmack, für die schrägsten, nervigsten oder peinlichsten Momente, sondern es wurde gesteigert! Seit dem Jahr 2009 gibt es das überaus erfolgreiche TV-Format mit jeweils 25 Beispielen menschlicher „Grenzenlosigkeit“. Unterstützung erhält Frau Zietlow dabei von prominenten Gästen, die während der kurzen Filmberichte jeweils eigene Anekdoten, Kommentare oder mehr oder weniger interessante Fakten zum Besten geben. Und so passierte es, dass ich eines Abends Ende September 2015 nach einem Seminar nach Hause kam und meine Frau gebannt auf den Fernseher starrend vorfand. Es flimmerte die besagte Show mit dem klingenden Titel „Die 25 verrücktesten Wege Träume zu erfüllen!“ über den Screen.
Und ich wusste, ich darf ebenfalls steigern! Im Finale von „Hilf mir, meinen Lebenstraum zu erfüllen“ gab ich nochmals neun zusammenfassende und zusätzliche Tipps aus dem Extremradsport. Nun kann es schon sein, dass die Grenzen der Selbstoptimierung selbst gesteckt sind. Dennoch regte mich der Spruch von Mark Twain, „als wir unser Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir die Anstrengung“, an. Ich verdopple ebenfalls, aber nicht die Anstrengung, sondern nur den Flow. Und im Flow den Output. Nun denke ich, darf ich hier der Selbstoptimierung 18 Ideen und Anregungen liefern, um selbst dein bester Coach zu sein. Tipps aus dem Extremradsport, aus dem Leben für Sport, Alltag, Familie und Beruf – als Lektion, um das Leben zu lieben, und mit der Chance: Coach dich selbst zu deinem besseren ICH!
1.) Mach deine Grenzen durchlässiger!
Grenzen können uns Halt und Sicherheit geben. Gleichzeitig können sie uns auch nicht nur wörtlich begrenzen und einschränken. Grenzen verursachen wegen unserer dadurch entstehenden mentalen Begrenzung häufig Schwierigkeiten für uns und andere. Haben wir unsere persönlichen Grenzen gezogen, so neigen wir Menschen dazu – bewusst oder unbewusst –, sie zu verteidigen. Um vielleicht eine größere, andere Welt und Wirklichkeit erleben zu können, dürfen wir anfangen, unser Denken, unsere Grenzen zu erweitern.
Ein Mensch durchbricht eine Grenze, er erweitert gedankliche Möglichkeiten und öffnet damit den Weg für andere. Auch die Schallmauer von acht Tagen galt beim Race Across America als unüberwindbar. Und diese Barriere hielt 35 Jahre lang. Am 12. Februar 2013 mailte mir Christoph nach unserer Coachingeinheit folgende Fotomontage:
Fotocollage SUB 8 Tage von Christoph Strasser Foto: www.lupispuma.com
RAAM 2009, Monument Valley bei Nacht Foto: www.lupispuma.com
Das Bild zeigt das Jahr 2011, das ganze Team, welches mit Christoph zum ersten Mal seinen Lebenstraum erfüllte. Doch diesmal leuchtet eine andere Zeit vom Monitor: 7 Tage 23 Stunden 59 Minuten. Dieses gedankliche Pflänzchen wurde von nun an gepflegt, immer wieder versorgt und im richtigen Moment begann es, Früchte zu tragen. Durch die mentale Lösung dieser Begrenztheit und der daraus folgenden auch real umgesetzten Handlungen und Verhaltensweisen sicherte sich Christoph Strasser am 19. Juni 2013 den Rekord. Als erster Mensch durchbrach er die Schallmauer von acht Tagen und gewann das Race Across America, nach 7 Tagen 22 Stunden 11 Minuten in Rekordzeit. Und einige andere werden folgen können! Vermutlich sind die Grenzen genau dort, wo unsere Vorstellung endet. So durfte bis in die 1960er-Jahre noch das folgende geflügelte Wort gelten: Da fliegen wir eher noch bis zum Mond, als dass dieses und jenes funktioniert. Die Antwort darauf gab am 21. Juli 1969 Neil Armstrong: „Das ist ein kleiner Schritt für einen Mann … ein … riesiger Sprung für die Menschheit.“ („That’s one small step for a man … one … giant leap for mankind.“) Die Apollo-11-Mission war erfolgreich und es war nicht nur der erste Schritt für fünf weitere Landungen auf dem Mond binnen der nächsten drei Jahre! Als eine mentale beziehungsweise linguistische Folge wurde das die Unmöglichkeit der Mondlandung und bis dato eher spöttisch verwendete Wort „Mondlandung“ in die Liste der 100 wichtigsten Worte des 20. Jahrhunderts aufgenommen.
Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer,
der wusste das nicht, und hat es gemacht.
(unbekannter Autor, vermutlich ein Mensch)
2.) Entdecke deine Ziele und lebe danach
Seit dem Jahr 2009 erscheint jährlich ein sportlicher Rückblick in Form eines bebilderten Hochglanzmagazins rund um die Aktivitäten von Extremsportler Christoph Strasser. Eine gute Möglichkeit für ihn innezuhalten, die Erfolge und etwaige weniger tolle Ergebnisse nochmals zu beleuchten und das Jahr Revue passieren zu lassen. In dieser externalisierten und für Otto Normalverbraucher gut lesbaren inneren Klausur von Christoph fällt mir als seinem Mentalcoach eines auf: das Wort Ziele. Das Denken in Zielen. Das Handeln auf Ziele hin. Um letztendlich selbst zum Ziel für andere zu werden:
„Mein Ziel ist es stets, den einen oder anderen dazu zu ermutigen, sich selbst auf die Reise zu seinen persönlichen Zielen zu machen! Mit selbst gesteckten, attraktiven Zielen ist jeder von uns zu unglaublichen Leistungen imstande, im Sport gleich wie im Berufs- oder Privatleben.”
(Christoph Strasser Revue, 2012, S. 3)
Wie 2011 nutzte das Team 2013 den Zetteltrick am Rad Foto: www.lupispuma.com
Beginne für dich zu entdecken, was du erleben möchtest, welche Ziele du erreichen willst. Dann kannst du vermutlich recht bald merken, wie dich dein Ziel in jeder Lebenslage begleiten darf. Möglicherweise bei allem, was du tust ein Teil davon werden kann. Möchtest du es wie Christoph Strasser machen, dann sprich deine Ziele aus und verbreitere damit die Basis der Verbindlichkeit. Infiziere quasi dein Umfeld mit deinen Zielen! Neue Medien, soziale Netzwerke sind wie geschaffen dafür!
Praxistipp
Gern kannst du eine Technik nutzen, die auch ich gerne nutze: Nimm dir einen Post-it-Block oder ein kleines Notizbuch. Darauf kannst du jeden Tag deine Ziele schreiben (also tun), dadurch sehen und lesen (hören). Also suche dir deine drei bis fünf Top-Ziele raus, bei denen du dies testen möchtest. Dann schreibe jeden Tag dieselben drei bis fünf je drei Mal auf. Mach diese Übung zumindest einmal elf Wochen lang und achte darauf, wie sich der Fokus deiner Zielorientierung ändert. Üblicherweise werden von dir nicht nur im Alltag scheinbar plötzlich überall Verbindungen zu deinen Zielen wahrgenommen, sondern verändert sich auch deine Motivation für deine Vorhaben und Ziele. Und dies, obwohl du gerade mal täglich 45 Sekunden Zeitaufwand dafür hattest! (Der Post-it-Block hat den Vorteil, dass du an diversen Stellen deiner Wohnung ohne Mehraufwand die kleinen Erinnerungszettel mit deinen Zielen aufkleben kannst und du sie dadurch ständig präsent hast.)
3.) Lasse dein Ziel lebendig werden!
Mentaltraining I
„Ich kann es mir nicht vorstellen“, höre ich öfter in meiner Coachingpraxis. Es bedeutet letztlich nichts anderes, als er oder sie hat noch keine mentale Repräsentation, keine inneren Wahrnehmungen, vielleicht Bilder, Töne, Gefühle etc. zu Thema X. Umgekehrt kann durch die situationsspezifische und verhaltensspezifische Konkretisierung einfach eine Menge an positiven Wirkungen induziert werden.
Als ich im Februar 2014 beruflich und zum Radfahren in Zadar (Kroatien) verweilte, war zur selben Zeit das russische Sotschi Austragungsort der olympischen Winterspiele. Nach einer wunderbaren Runde bei für Februar ungewohnt warmen Radfahrtemperaturen nutzte ich abends die Möglichkeit, mich körperlich auszurasten und einen Blick via TV nach Russland zu werfen. Nach dem ersten Durchgang der Slalomentscheidung Ski Alpin der Damen führte Mikaela Shiffrin überlegen. Auch als sie zum zweiten Mal aus dem Starthaus herausschwang, sah das Publikum eine sichere, technisch perfekte und letztlich bombastisch schnelle US-Amerikanerin. Die damals gerade mal 19-Jährige wirkte nicht nur nervenstark, sondern routiniert und konnte so mit zwei Sekunden Vorsprung und Bestzeit in beiden Läufen das Olympische Slalomgold für die Vereinigten Staaten mit nach Hause nehmen. Durch das Glück des Zufalls konnte ich das Interview ohne Übersetzung im englischsprachigen Eurosport miterleben. Auf die Frage des hörbar euphorischen und begeisterten Interviewers, nämlich wie sie es geschafft hatte, bei ihrem ersten Antreten bei diesem nur alle vier Jahre stattfindenden Großereignis so nervenstark und schnell gleichzeitig zu sein, gab Shiffrin frei übersetzt Folgendes zur Antwort: „Wieso zum ersten Mal? Ich bin zwar zum ersten Mal hier, ich habe den Kurs aber schon tausend Mal in meinem Kopf absolviert. Tausend Mal im Ziel vor diesem Publikum abgeschwungen und gewusst, mein Bestes gegeben zu haben.“
Zielübung
Wo wirst du sein können, wenn du dein Ziel erreicht hast? An welchem Ort? Zu welcher Zeit kann dies sein? Oder an welchem Tag? Welche Informationen kannst du sonst noch wahrnehmen? Welche Details können noch wichtig sein für dich? Also: Was wirst du möglicherweise wahrnehmen können, wenn du dein Ziel erreicht hast? Wie angenehm kann dies sein? Was kannst du vermutlich sehen? Was kannst du vielleicht hören? Was kannst du möglicherweise spüren? Und wo? Was kannst du vielleicht riechen? Was vielleicht schmecken?
4.) Nachdem du dein Ziel lebendig werden hast lassen, erlebe es jeden Tag!
Mentaltraining II
Eine der erfolgreichsten Triathletinnen, die sechsfache Hawai-Ironman-Siegerin Natascha Badmann, kennt die guten und die herausfordernden Zeiten als Sportlerin, als Mensch nur zu gut. Mit 17 bereits Mutter, war sie übergewichtig und weit weg von ihrem späteren Titel...