Verbalradikalismus
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Verbalradikalismus

Kritische Geistesgeschichte eines soziopolitisch-sprachphilosophischen Phänomens

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Verbalradikalismus

Kritische Geistesgeschichte eines soziopolitisch-sprachphilosophischen Phänomens

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Über dieses Buch

Der Weg von der Sprachgewalt zur Gewalt durch Sprache beginnt in den frühesten Texten des Alten Testaments. Er führt über die griechische Rhetorik nach Rom, wo die antike Sprachlenkung ihre größte Wirkung entfaltet. Die Sprache einst verfolgter Christen wird zur Sprache der christlichen Sieger während der Kreuzzüge. Nachdem die Französische Revolution dem Wort zur Freiheit verhilft, markiert das 20. Jahrhundert den negativen Höhepunkt von Verbalradikalismus und Hassrede, mit Entgleisungen totalitärer Sprachpraxis und demagogischer Beherrschung der Massen. Doch auch in der Gegenwart bleibt verbalradikale Sprache weltweit eine unheilvolle Begleiterin politischer Macht.

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Information

ENDNOTEN

Einleitung

1 Der in der vorliegenden Studie verwendete Terminus Verbalradikalismus leitet sich als zusammengesetztes Nomen zwar im grammatisch-morphologischen Kontext von den Radikalen des Verbums ab, wird jedoch nachfolgend als ein die Qualität des textuellen Ausdrucks beschreibendes Nomen verwendet. Der Begriff Verbalradikalismus hält im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allmählich Einzug in den politischen Diskurs. Zur Zeit des Fin de Siècle und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstehen in mehreren europäischen Staaten aus antirestaurativen, radikaldemokratischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts radikaldemokratische Parteien, wie z. B. die radikalliberale Schweizer Parti radical-démocratique (gegr. 1894) oder die linksbürgerliche französische Parti républicain, radical et radical-socialiste (gegr. 1901). Mit zunehmender Bekanntheit radikaldemokratischer Parteien und den aus diesen hervorgehenden Politikern und Staatsmännern gehen allmählich auch Inhalte von Parteiprogrammen radikaler Parteien in den Wortschatz der politischen Lingua franca der Zwischenkriegszeit ein. Im Sog dieser Entwicklung festigt sich die Bezeichnung Verbalradikalismus zunehmend im realpolitischen Vokabular, doch die geistige Herkunft des Verbalradikalen hat – unter anderen Namen und unter anderen Auspizien – zahlreiche, Jahrtausende zurückreichende geistesgeschichtliche Wurzeln.
2 vgl. Arendt, H.: „Wahrheit und Lüge in der Politik“

Erstes Kapitel Zur Metaphorik der Vernichtungsweihe: das Buch Deuteronomium

1 AT: 2. Mose 7, 19
2 Lohfink, N.: „Krieg und Staat im alten Israel“, S. 2; Lohfink weist auf ein wichtiges übersetzungskritisches Thema hin, die zahlreichen graduellen Unterschiede und Abstufungen der Gewalt von Gegnerschaft über Handgemenge und Streit, Gefecht und Kampf bis hin zu Krieg betreffend.
3 Dtn. (Deuteronomium) 17, 18: „Und es soll geschehen, wenn er auf dem Thron seines Königreiches sitzt, dann soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch schreiben, aus dem Buch, das den Priestern, den Leviten, vorliegt.“ Die Übertragung des hebräischen Grundtextes von
[mishneh ha-torah] in den Titel der Septuaginta als
ist nicht im Sinne eines zweiten, weiteren Gesetzes, sondern als Abschrift einer vorliegenden Urschrift zu verstehen. Anm.: Sämtliche der nachfolgend verwendeten Übersetzungen der Bücher des „Ersten Bundes“ – AT ist im Übertragungssinne von
bzw. testamentum gefaßt – insbesondere jene des Pentateuch und darin des Deuteronomiums, halten sich an die Elberfelder-Übersetzung in der revidierten Fassung von 2009. Griechische Textstellen sind der Septuaginta und fallweise dem Codex Sinaiticus entnommen, lateinische Zitate entstammen im kanonischen Sinne der Vulgata.
4 Braulik, G.: „Die Abfolge der Gesetze in Deuteronomium 1226 und der Dekalog“, in Lohfink, N. (Hrsg.): „Das Deuteronomium. Entstehung, Gestalt und Botschaft“, S. 252
5 Einer der Vorläufertexte für das Deuteronomium und die in der vorliegenden Studie diskutierte Vernichtungsweihe stellt Ex. 22, 19 dar: „Wer den Göttern opfert, außer dem Herrn allein, soll mit dem Bann belegt werden“; vgl. Stern, P. D.: „The Biblical Herem: A Window on Israel’s Religious Experience“, S. 104. Abgesehen von einigen quantitativen und mehreren semantischen Unterschieden der Versionen des Dekalogs im Exodus und im Deuteronomium stellt die Begründung für die Heiligung des Sabbat die am deutlichsten hervorstechende Differenz dar. Wird sie in Ex. 20, 11 noch mit der Ruhe nach dem sechsten Tage der Erschaffung der Welt begründet, wird die Heiligung des Sabbats in Dtn. 5, 15 bereits mit dem Aufrechterhalten der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten kontextualisiert.
6 Vgl. Dtn. 1, 1: Das „…
[eleh ha’devarim …] steht als bezeichnendes „haec sunt verba …“ am Beginn des Deuteronomiums sowie an zahlreichen weitere Stellen des „devarim“; vgl. u. a.: Ex. 20, 1 und Dtn. 5, 22
7 Otto, R.: „Das Heilige: Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen“, S. 13
8 Zusammendenken und In-eins-Setzen ist der Terminologie Martin Heideggers entlehnt. Eine detaillierte Ausarbeitung und Nebeneinanderstellung von deuteronomischen und deuteronomistischen bzw. exilisch-deuteronomistischen Passagen soll im vorliegenden Text nicht vorgenommen werden, da für das Ziel dieser Untersuchung eine gesamthafte Lektüre des Pentateuch und darin des Deuteronomiums im Blick auf die Ansätze verbalradikaler Sprache maßgeblich ist.
9 vgl. Weber, M.: „Das antike Judentum“, in ders.: „Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie“, Bd. III, S. 27 ff
10 Hobbs, T. R.: „A Time for War. A Study of Warfare in the Old Testament”, S. 184
11
[cheraem] ist jener hebräische Begriff, der ein Äquivalent für das Vernichten, Töten bzw. Auslöschen bezeichnet, die Übertragung der Septuaginta und deren deutsche Übersetzung liefern dazu den heterogeneren Begriff des Bannens.
12 Rowlett, L. L.: „Joshua and the Rhetoric of Violence“, S. 61; vgl. Braulik, G.: „Studien zum Deuteronomium und seiner Nachgeschichte“, S. 116 ff. Zur Rhetorik im Alten Testament vgl. auch Kennedy, G. A.: „Classical Rhetoric and Its Christian and Secular Tradition From Ancient to Modern Times“, S. 137 ff.
13 Seit dem Exegeten des 12. Jahrhunderts, Abraham Ibn Esra, und insbes. seit der Reformation wird, aufgrund der zahlreichen Wiederholungen mit ihren stilistischen und inhaltlichen Modifikationen, die Diskussion über die möglichen Autoren der verschiedenen Teile bzw. Schichten des Pentateuch intensiv geführt.
14 Lohfink, N.: „Studien zum Deuteronomium und zur deuteronomistischen Literatur“, Bd. III, S. 219
15 Braulik, G.: „Studien zum Deuteronomium und seiner Nachgeschichte“, S. 14. Braulik parallelisiert die Kernstücke des Deuteronomiums mit dem formalen Aufbau eines hethitischen Vasallenvertrages. Dieser beinhaltet Präambel, historischen Prolog, Grundsatzerklärung, Einzelbestimmungen, eine Liste göttlicher Vertragszeugen, Segen und Fluch; vgl. auch Lenchak, T. A.: „‘Choose Life!’ A Rhetorical-Critical Investigation of Deuteronomy 28,69–30,20”, S. 21 ff.
16 vgl. Dtn. 6, 4–9
17 vgl. Ex. 24
18 vgl. Lind, M. C.: „Yahweh is a Warrior. The Theology of Warfare in Ancient Israel“, S. 147
19 In Gen. 48, 15 findet sich bereits die bekannte Metapher, welche Gott führende und beschützende Aspekte des Hirten attestiert; „Deus qui pascit me“ in der Übertragung der Vulgata bezeichnet als Aktivum, als Tätigkeit des Hirten.
20 Dtn. 7, 6–8: „Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt, daß du ihm zum Volk seines Eigentums wirst aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind. Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der Herr sich euch zugeneigt und euch erwählt – ihr seid ja das geringste unter allen Völkern –, sondern wegen der Liebe des Herrn zu euch, und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen, hat der Herr euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Sklavenhaus, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.
21 Dtn. 1, 20–25; vgl. Braulik, G.: „Die Mittel deuteronomischer Rhetorik“, S. 92 ff.
22 Dtn. 2, 24: „Macht euch auf, brecht auf und zieht über den Fluß Arnon! Siehe, ich habe den Amoriter Sihon, den König von Heschbon, und sein Land in deine Hand gegeben. Fang an, nimm es in Besitz und laß dich in einen Krieg mit ihm ein!
23 Dtn. 2, 34
24 Anm.:
[cheraem] ist jener hebräische Begriff, der ein Äquivalent für Vernichten, Töten bzw. Auslöschen bezeichnet; die Übertragung der Septuaginta resultiert schließlich im heterogenen deutschen Begriff des Bannens, dessen Bedeutungsraum von der konkreten Tat zur Möglichkeit dieser Tat herabgestuft ist. Vgl. auch Grimm, J. u. W.: „Deutsches Wörterbuch“, Bd. I, Sp. 1114: „… bann ist dem geistlichen oder weltlich...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Über den Autor
  3. Titel
  4. Widmung
  5. Impressum
  6. Inhaltsverzeichnis
  7. Einleitung
  8. Erstes Kapitel Zur Metaphorik der Vernichtungsweihe: das Buch Deuteronomium
  9. Zweites Kapitel Imperien der Worte: Athen und Rom
  10. Drittes Kapitel Die Kreuzzüge: von der Sprache der Verfolgten zur Sprache der Sieger
  11. Viertes Kapitel Sprache der Freiheit: die Französische Revolution
  12. Fünftes Kapitel Vom Wort zur Tat: 1927 – als die Republik brannte
  13. Sechstes Kapitel Die Sprachkatastrophe des Nationalsozialismus und ihre Folgen
  14. Literaturverzeichnis
  15. Personenindex
  16. Endnoten
  17. Bereits bei K&N erschienen