Praxisbuch buddhistische Psychotherapie
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Praxisbuch buddhistische Psychotherapie

Konkrete Behandlungsmethoden und Anleitung zur Selbsthilfe

  1. 584 Seiten
  2. German
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Praxisbuch buddhistische Psychotherapie

Konkrete Behandlungsmethoden und Anleitung zur Selbsthilfe

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Dr. Matthias Ennenbach gibt vielfältige und sehr konkrete Erfahrungen wider, die er in langen Jahren der buddhistischen Psychotherapie-Praxis gesammelt hat. Anschaulich und gut nachvollziehbar wird aufgezeigt, wie Menschen ihre schmerzlichen Probleme mithilfe der Buddhistischen Psychotherapie überwinden konnten.Dazu gehören konkrete Behandlungsmethoden für Ängste, Reizbarkeit, Depressionen, Trauer, Burnout, Süchte, Schmerzen, Schlafstörungen, psychosomatische Beschwerden, Essstörungen, spirituelle Krisen, Persönlichkeitsstörungen, Partnerschafts­probleme, Co-Abhängigkeiten, Mobbing, Traumatisierungen, Isolation, Arbeitslosigkeit, Verlust und Tod und vieles mehr.Dieses Buch bietet erstmals die Möglichkeit, den therapeutischen Prozess innerhalb der Buddhistischen Psychotherapie Schritt für Schritt nachzuvollziehen und als Anleitung zur Selbsthilfe und zur professionellen Begleitung und Behandlung Hilfe­suchender einzusetzen.

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Information

Verlag
Windpferd
Jahr
2020
ISBN
9783864101687

Teil II

Die Behandlungsmethoden der BPT bei inneren unheilsamen Zuständen

Wenn du es schwer haben willst, dann versuche die Welt zu ändern. Wenn du es leichter haben willst, dann versuche dich selbst zu ändern.
– BUDDHISTISCHE WEISHEIT
Der Geist ist die Quelle aller Erfahrung. Indem wir die Ausrichtung des Geistes ändern, können wir die Qualität all dessen, was wir erfahren und wahrnehmen, ändern.
– YONGEY MINGYUR RINPOCHE
In Teil II lernen wir die konkreten Maßnahmen kennen, die wir zur Abhilfe bei unseren inneren unheilsamen Zuständen einsetzen können. Mit inneren unheilsamen Zuständen sind unsere schmerzlichen emotionalen Reaktionen und unsere Geisteseintrübungen gemeint. Unsere Ängste, unsere Trauer und Wut führen zu einer noch stärkeren Eintrübung unseres Geistes, der schon durch unsere alltäglichen „Selbstvergiftungen“ für uns kaum mehr wahrnehmbar ist. Leider werden diese Vergiftungen durch ihre Normalität und aufgrund unseres hohen Konsums gar nicht mehr als Problem von uns wahrgenommen. Wenn wir wirklich einen geklärten und ruhigen Geist kultivieren wollen, dann müssen wir uns fragen, wie unser Konsumverhalten aussieht. In welcher Dosierung und Häufigkeit nutzen wir, um nur einige Beispiele zu nennen, Alkohol, Drogen, Nikotin, Fernsehen, Essen, Süßigkeiten, Sex, Shopping, Arbeit oder Sport? Buddhisten fragen nicht so sehr danach, ob Shopping gut oder böse ist oder Fernsehen sinnvoll oder sinnlos, sondern sie fragen sich, was der jeweilige Konsum mit unserem Geist anstellt. Betäubt, irritiert, benebelt oder verwirrt unser Verhalten unseren Geist, oder trägt es dazu bei, den Geist zu beruhigen und damit zu klären?
Ohne Geistesschulung leben wir die meiste Zeit des Tages über sehr unbewusst und funktionieren dann gewissermaßen auf Autopilot, unserer inneren automatischen Steuerungsanlage: Morgens schalten wir in den Morgen-Autopilot ein, den Frühstücks-Autopilot, dann den Autofahr-Autopilot, den Arbeits-Autopilot und so weiter. Dann ist ganz plötzlich und unversehens der Tag schon vorüber und wir wundern uns, dass es bereits dunkel wird oder das Wochenende so schnell vorüber war, das Jahr nur so vorbeifliegt.
Wenn wir dann Ärger, Trauer oder Angst erfahren, verstärkt sich dieses problematische Muster des Autopiloten weiter. Leiden führt uns noch tiefer in unsere unbewussten Muster und Programme hinein. Diesen Vorgang müssen wir sehr achtsam ergründen: Leiden verstärkt unsere Unbewusstheit. Und Unbewusstheit ist eine starke Quelle für weiteres Leiden. So erzeugt Leiden wiederum Leiden und erhält sich auf diese Weise selbst am Leben. Ein Teufelskreislauf, in dem sich viele von uns oft wiederfinden oder bereits schon gefangen fühlen.
Häufig meinen wir, dass Konflikte durch äußerliche Ursachen entstehen, wie zum Beispiel Mobbing, Stress, Zeitdruck, Beziehungsprobleme, Provokationen, Unfälle und vieles mehr. Schließlich sehen so auch unsere frühen Leidenserfahrungen aus. Wir hauen uns mit dem kleinen Kinder-Hammer versehentlich auf den Daumen und erfahren dann reaktiv durch den Hammer Schmerzen. „Blöder Hammer“ sagen die Kinder dann. Nach diesem kindlichen Schema verfahren wir leider ebenfalls, wenn wir uns zum Beispiel über jemanden ärgern und dann denken oder auch laut herausposaunen: „Blöder Idiot“ oder „blöder Chef“, „blöder Typ“ oder „blöde Frau“.
Je größer das Leiden, desto ausgeprägter ist der Rückfall, die Regression in unsere kindlichen Muster. Neben den eher amüsanten kindlichen Anteilen in uns, die uns in bestimmten Situationen helfen, uns etwas spielerischer zu verhalten und unbeschwerter zu agieren, führen ebendiese kindlichen Anteile auch dazu, dass wir in schwierigeren Situationen keinen Zugang zu unseren erwachseneren Anteilen finden. Diese erwachseneren Anteile, zu denen beispielsweise eine adäquate Fähigkeit zur Selbstkritik gehört oder auch die Fähigkeit, sich zu beherrschen, würden uns vielleicht zeigen, dass nicht immer nur äußere Umstände für unser Verhalten und Empfinden verantwortlich sind.
Bei genauerer Betrachtung erkennen wir natürlich, dass Menschen in ähnlichen Situationen oft recht unterschiedlich reagieren. Demnach sind sicherlich auch eine Reihe innerer Faktoren am Werk, wenn wir auf unsere Umwelt reagieren. In Krisen leiden wohl alle Menschen, doch werden einige eher ärgerlich, während andere eher traurig oder ängstlich reagieren. Natürlich ist auch das jeweilige Ausmaß der emotionalen Reaktionen bei verschiedenen Menschen ebenso unterschiedlich wie bei ein und demselben Menschen zu verschiedenen Zeiten.
Wie wirken unser Geist, unser Verstand, unsere Gefühle und Emotionen eigentlich zusammen? Wenn wir heilsamen Einfluss darauf nehmen wollen, dann benötigen wir natürlich auch eine Vorstellung davon, wie diese Abläufe in uns überhaupt gesteuert werden. Dafür benötigen wir eine Geistesschulung, wie sie uns die buddhistische Lehre anbietet.
Da Buddhisten uns als ganze Menschen mit Geist, Herz, Körper sehen und natürlich auch als Mitmenschen in einem untrennbaren biopsycho-sozialen Gefüge, verstehen sie ein solches Geistestraining als eine umfassende Schulung. Dementsprechend werden wir hier die Trennung zwischen inneren und äußeren Zuständen lediglich als eine Hilfskonstruktion betrachten, so als würden wir uns erst einmal die linke Bildhälfte und dann die rechte Bildhälfte eines Gemäldes anschauen oder erst die linke und dann die rechte Gehirnhälfte scannen. Dies geschieht immer in dem Gewahrsein, dass wir hier stets Einheiten betrachten, wie in diesem Falle die inneren und die äußeren menschlichen Belange.

Kapitel 5

Die unbenannte Krankheit

Wir ergründen den Unterschied zwischen unserem Verstand und unserem Geist
Diese Kapitelüberschrift wirkt wahrscheinlich etwas mysteriös. Was könnte wohl mit der unbenannten Krankheit gemeint sein?
In den folgenden Kapiteln werden wir Probleme thematisieren, die uns zumindest vom Begriff her recht geläufig sind, wie zum Beispiel Ängste, Schmerzen oder Depressionen. Diese sind zwar sehr weit verbreitet, dennoch leiden wir nicht alle in gleichem Maße daran. Einige von uns neigen vielleicht eher zur Depression, andere eher zu Ängsten oder zu gereizten und wütenden Reaktionen. Die unbenannte Krankheit betrifft dagegen wahrscheinlich ohne Ausnahme uns alle. Gemeint ist hier unser von uns selbst nicht mehr zu kontrollierender Verstand: die Krankheit, nicht mit dem Denken aufhören zu können.
Gerhard ist 52 Jahre alt. Als er in die Therapie kommt, klagt er hauptsächlich über Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenprobleme und häufige Empfindungen von Trauer. Besonders kräftezehrend seien die schlaflosen Nächte, in denen er sich so viele Gedanken darüber mache, wie er selbst seine missliche Situation verbessern könne. Gerhard schildert recht selbstkritisch, dass er bei diesen Überlegungen entweder über die Vergangenheit nachdenke, um hier mögliche Ursachen zu finden, oder sich eine Zukunft ausmale, in der er mit seinen Problemen besser zurechtkomme. Als Hauptursachen für seine Probleme macht Gerhard sowohl seine beruflichen Stressoren als auch partnerschaftliche Konflikte verantwortlich und schildert ein komplexes Szenario seiner beruflichen und privaten Verbindungen. Zwar ahnt Gerhard schon, dass auch er selbst dafür mitverantwortlich ist, doch ist es ihm bislang noch nicht möglich gewesen, in diesem komplizierten Gefüge einen Ansatzpunkt zu finden, wo er beginnen könnte. So wirkt er in der Anfangszeit noch recht angespannt und bedrückt.
Es wäre schön, wenn wir unseren Verstand funktional einsetzen könnten. Er kann tatsächlich eine große Hilfe sein, doch damit gibt sich unser Verstand schon lange nicht mehr zufrieden. Er mag sich nicht abstellen lassen. So wie unser Herz unermüdlich schlägt, so produziert unser Verstand unermüdlich Gedanken.
Leider sind nur die wenigsten davon tatsächlich nutzbar. Die meiste Zeit über laufen Wiederholungsschleifen. Wenn die Neigung dazu sich verstärkt, dann erleben wir dies als etwas, das wir zum Beispiel Grübelei oder Grübelzwänge nennen können. Doch die unbenannte Krankheit geht weit über dieses Phänomen des Grübelns hinaus.
Das Grübeln erzeugt relativ schnell einen unangenehmen Spannungszustand in uns, den wir durchaus wahrnehmen, auch wenn wir ihm oftmals hilflos ausgeliefert zu sein scheinen.
Die unbenannte Krankheit ist aber etwas, das wir während jeder Minute des Tages unbewusst mit uns selbst anstellen, auch wenn wir noch gar keine Grübelei bei uns bemerken. Zum Beispiel gehen wir durch den Park und hören im Kopf eine Melodie, vielleicht aus der Werbung. Unser Verstand liebt die Unterhaltung und hasst die Stille. Dann sehen wir einen Menschen und unser Verstand liefert sofort Kommentare, wir nehmen das Wetter wahr und unser Verstand liefert sofort Kommentare, wir nehmen vielleicht Bäume wahr und unser Verstand liefert sofort Kommentare, dann erreichen wir die Straße, sehen unser Ziel und unser Verstand liefert sofort Kommentare. Wir orientieren uns nach der Zeit und unser Verstand liefert sofort Kommentare, wir denken daran, was noch zu tun ist, und unser Verstand liefert sofort Kommentare. So geht das tagtäglich, jede Minute. Der Wahnsinn ist uns so vertraut, dass wir ihn schon gar nicht mehr hinterfragen.
Doch damit nicht genug: Es entstehen leider viele Momente, in denen wir dieses unangenehme Phänomen noch zusätzlich verstärken. Genau dies hat Buddha beschrieben, als er sagte, dass es immer zwei Probleme gebe. Er formulierte es so, dass wir stets zwei Pfeile abschießen: Zuerst trifft uns ein Pfeil und wir nehmen ein schmerzhaftes Ereignis wahr. Ein Problem entsteht. Dieser Vorgang ist unumgänglich. Wir werden im Leben immer wieder in die Schusslinie geraten; manchmal haben wir fast den Eindruck, als gingen ganze Pfeilhagel auf uns nieder. Anstatt uns jedoch auf einen adäquaten Selbstschutz oder auf Lösungsmöglichkeiten zu konzentrieren, schießen wir auch noch selbst einen zweiten Pfeil auf uns ab. Wir beginnen zu hadern, uns zu sorgen, zu zweifeln, uns in Selbstmitleid oder in Selbstanklagen und negativen Gedanken zu verstricken. So verstärken wir die unbenannte Krankheit auch noch zusätzlich. Aus diesem Prozess können sich dann weitere Beschwerden entwickeln, wie zum Beispiel Ängste, Depressionen, Schmerzsyndrome oder Wutattacken.
Generell verstärkt das Leiden unsere Unbewusstheit erheblich. Dieser Vorgang fördert...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung & Einstimmung
  6. Teil I · Das Setting: Form und Inhalt der BPT
  7. Teil II · Die Behandlungsmethoden der BPT bei inneren unheilsamen Zuständen
  8. Teil III · Die Behandlungsmethoden der BPT bei äußeren unheilsamen Zuständen
  9. Teil IV · Zusammenfügen und Intersein
  10. Anhang