Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens
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Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens

Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können

  1. 544 Seiten
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Kunst des Lebens, Kunst des Sterbens

Wie wir den Traum von Ich und Welt mit Achtsamkeit, Mitempfinden und offenem Gewahrsein meistern und befreiende Luzidität erlangen können

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Der erste Teil von "Kunst des Lebens – Kunst des Sterbens" verdeutlicht, Kulturen und Religionen übergreifend, die allen Weisheitslehren gemeinsamen Grundlagen eines von Empathie getragenen heilsamen, ethischen und nachhaltigen Verhaltens und zeigt überzeugend die guten Gründe auf, warum wir auf das Gesetz der Resonanz und in die todlose Natur unseres Geistes vertrauen können.Der zweite Teil, »Leben und Sterben im Licht des erleuchteten Geistes von Weisheit und Mitgefühl«, führt in die transformativen Methoden der tibetisch-buddhistischen Geistesschulung ein. Durch die bewusste Ausrichtung des Geistes auf heilsame Inhalte und die Übung von nicht-konzeptueller Achtsamkeit und Kontemplation werden sich die Ursachen des Leidens – dualistisches Denken sowie Anhaftung und Aversion – von selbst befreien. Haben wir gelernt, frei von allen Konzepten in leerem und klarem Gewahrsein zu ruhen, so können wir noch in diesem Leben zum befreienden Erwachen der Buddhas kommen.Der dritte Teil ist ein Manual für die Kunst des guten Sterbens. Die stringent und klar dargestellten Übungen und Anweisungen zur Vorbereitung auf das Sterben und für die Begleitung im Sterbeprozess und im Postmortem basieren auf dem Erfahrungswissen und den altbewährten Instruktionen der tibetischen Thanatologie. Wer sie erinnert oder an sie erinnert wird, kann im Tod Luzidität, Erlösung und Erleuchtung erlangen.Ein vom Autor erstelltes Glossar von grundlegenden Begriffen der buddhistischen Lehre ist dem Band ergänzend beigegeben.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9783867813464

Erster Teil

Signet

Kunst des Lebens –
Kunst des Sterbens

1

Ars longa, vita brevis:
Eine Einleitung in die Thematik des Buches

Wer ein gutes Leben führt, der stirbt auch gut.
Motto der Ars Moriendi
Leeres Gewahrsein hat keinen Anfang und kein Ende. Weil es nicht geboren wurde, stirbt es nicht.
Longchen Rabjam Gyalpo
Schlechtes wird von der Seele nie als solches gewählt, sondern als vermeintlich Gutes.
Proklos
Wie du selbst nicht behandelt werden willst, so behandle auch die anderen nicht.
Konfuzius
Die Freiheiten eines menschlichen Lebens gefunden zu haben und zu versäumen, mich im Heilsamen zu üben – könnte es eine größere Dummheit geben als diese?
Shantideva
Die Weisen haben ihre Handlungen, ihre Worte und ihre Gedanken gemeistert. In der Tat – sie sind vollkommene Meister ihrer selbst geworden.
Dhammapada
Es ist mir eine große Freude, nun diese Sammlung von Texten in Buchform vorlegen zu können, in denen Betrachtungen, Lehren und Methoden zur Kunst eines gelassenen und achtsamen Lebens und deren Fortsetzung im Sterben und über den Tod des Körpers hinaus in eine neue, wenn möglich erleuchtete und leidensfreie Form des Daseins und Erlebens im Zentrum stehen.
Die Kunst des Lebens und die Kunst des Sterbens sind, was den Okzident betrifft, von Platon zu Plotin, Cicero und Seneca und den christlichen Autoren von Gregor dem Großen bis hin zu Seuse, Anselm von Canterbury, Thomas von Kempen und Erasmus von Rotterdam noch ganz selbstverständlich nicht voneinander zu trennen. Der nach authentischer Weisheitserkenntnis strebende Mensch widmet sich der Philosophie, indem er sich täglich im Sterben, in der Loslösung von allem Unwesentlichen übt. Seneca sagte: »Leben muss man ein ganzes Leben lang lernen und … während des ganzen Lebens muss man sterben lernen.« Was die Meister des Orients betrifft, so ist ihnen seit frühester Zeit der Tod die Richtschnur zur klaren Unterscheidung des Wesentlichen vom Unwesentlichen, vom wandellosen Wesen des Geistes und seinen wandelbaren, vergänglichen Erfahrungen. Nur was bleibt, ist wirklich, und alles andere ist unwirklich. Das Bleibende im Wandel, die ewig gültigen Wahrheiten und Gesetze des Lebens zu erkennen und aufzuzeigen ist von jeher die Aufgabe und das Ziel der »ewigen Philosophie« im Osten und im Westen.
Der Glaube an ein Fortleben des Geistes nach dem Verfall und Tod des physischen Körpers war dem Menschen schon seit frühesten Zeiten zu eigen, wie wir aus vielen archäologischen Funden schließen können, und wird – wie wir sehen werden, mit gutem Grund – trotz des diskreditierenden Einflusses neuzeitlicher, reduktionistisch-materialistischer Anschauungen auch heute noch von der Mehrheit der Menschen geteilt.
Dieser Glaube oder diese Überzeugung beruht auf in Wahrheit recht allgemein menschlichen Erfahrungen, die in Todesnähe, am Sterbebett und in der Zeit nach dem Exitus auftreten, die wir in späteren Kapiteln genauer betrachten werden. Er entspricht einem inneren, intuitiven Wissen des Menschen um seine wahre, unzerstörbare Natur als geistiges Wesen, das seinem Wesen nach unabhängig vom Körper ist. Dieses tiefe Wissen lebt fort, auch wenn zurzeit oberbewusst erdachte, gesellschaftlich vorgegebene Paradigmen dem scheinbar widersprechen.
Dieses geistige Wesen, das jetzt in einem menschlichen Körper lebt, will voll und ganz erkannt werden. Es sucht die Natur seiner Erfahrungen zu verstehen und fragt ganz natürlich nach der Sinnhaftigkeit, nach dem Woher und Wohin seines Daseins. Es kann, über seine Wahrnehmungen reflektierend, den Zusammenhang von Ursache und Wirkung in der Natur und in seinem eigenen Handeln und Erleben erkennen.
Ein klares Erkennen, welche Handlungen für uns und unsere Umgebung zu glücklichen, heilsamen Erfahrungen führen und welche zu unheilsamen, leidvollen, wird »Lebensweisheit« genannt – insofern diese die Frucht der Erfahrung vieler Leben und vieler Generationen ist. Ethisches Verhalten ist intelligentes, vernünftiges und weises Verhalten. So könnten wir, in Abwandlung eines Worts von F. Schleiermacher sagen: Ethik ist die Wissenschaft eines vernünftigen und auf die Dauer heilsamen Handelns.
Die Frage, was eigentlich ein gutes, ein glückliches und sinnerfülltes Leben ist, steht damit am Anfang aller Philosophie, welche diesen Namen verdient, und sie steht bewusst oder noch unbewusst auch am Anfang der persönlichen Suche jedes Einzelnen nach Glück und Selbstverwirklichung.
Was die möglichen Antworten auf diese grundlegende Frage betrifft, so besteht seit Langem ein gesellschaftstragender, ein mitmenschlich-­empathischer Konsens – eine große, Kulturen und Religionen übergreifende Übereinstimmung der Herzen in Bezug auf das, was wahre »Menschlichkeit«, was korrektes Verhalten und was ein gelungenes und erfülltes Leben bedeutet, ein intuitives Gefühl für das Richtige, welches das Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft leitet und inspiriert. Dieses wirkt, zu unserem Glück, trotz vieler Widerstände, intellektueller Zweifel und zunehmender Orientierungslosigkeit bis heute weiter, und wir zehren davon.
Die Menschheit zehrt noch von den vor der heute global verbreiteten materialistischen »Wissenschaftsgläubigkeit« ihre Gesellschaften dominierenden Maximen der Weltreligionen, die, einfach zusammengefasst, übereinstimmend lehren: Wer ein gutes, also ein tugendhaftes Leben gemäß den Empfehlungen göttlicher Weisheit, geoffenbart in den heiligen Schriften der jeweiligen Tradition, führt und auf die heilsame Qualität seines Denkens und seiner Handlungen achtet, der wird die Prüfungen des Lebens in dieser Welt gut bestehen, an Weisheit und Verdiensten wachsen und folglich mit ruhiger Seele sterben. Wenn er sich vorab von der Anhaftung an irdische Dinge befreit hat, kann er mit freudiger Erwartung seiner Erlösung entgegensehen. In der geistigen Welt oder in seiner nächsten Existenz wird er die Früchte seiner achtsamen altruistischen und heilsamen Handlungen ernten, denn ein jeder erntet ganz natürlich das, was er einmal selbst gesät hat.
Die Überwindung des kleinen Selbst, Freiheit vom Ich und vom Körper und von ihren Leiden, welche erlangt wird durch die Zähmung des eigenen ungeordneten Denkens, Wünschens, Sprechens und Handelns und ein Tätigsein, welches der Gemeinschaft dient, waren lange und unbestritten das Ideal einer gelungenen Individuation in West und Ost, vorgestellt in der Gestalt der großen, verwirklichten Meister wie Jesus und Buddha und der großen Heiligen der verschiedenen Religionen, an deren Vorbild man sich selbst zu messen hatte und deren gelassene Haltung, Selbstlosigkeit, Geduld im Leiden, Gewaltlosigkeit und einfühlsam-verstehendes, liebevolles Tun und Lassen als beispielhaft für das eigene Leben und Sterben gelten konnten.
Wer sich darin übt, sich zu lassen, immer da, wo er an sich und an bestimmten Erfahrungen und Umständen festhält, der wird, trotz aller Schwierigkeiten und Leiden, ein entspanntes, sinnvolles und glückliches Leben haben. Wenn wir lernen, mit klar erkennender Achtsamkeit im Augenblick zu leben, erwerben wir damit die Fähigkeit im eigenen Geist, unheilsame und heilsame Impulse zu unterscheiden, wenn sie erscheinen, und wir entdecken unsere prinzipielle Freiheit, diesen zu folgen oder nicht. Daraus erwächst eine gleichmütige und gelassene Haltung, die an nichts festhält und deshalb frei von einschränkenden Konzepten über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bleibt. Wenn wir unsere Fähigkeit zu Mitempfinden, Mitfreude und Wohlwollen kultivieren, weiten und entspannen sich unser Herz und Geist, und wir können die eingebildete Enge, Angst und Isolation unseres kleinen Ichs vergessen und transzendieren.

Die Basis kontemplativer Geistesschulung

Die Einübung einer gleichmütigen Achtsamkeit oder wachen Präsenz und Nüchternheit ist das Grundelement oder die Basis aller Systeme kontemplativer Geistesschulung. Sie ist unerlässlich, um Fehler im System zu erkennen, um unseren Geist von allem zwanghaften, dualistischen Denken und von den entsprechenden Störgefühlen zu reinigen, welche beide die Folge von Nichtgewahrsein und die Hauptursachen für Unzufriedenheit und alle anderen leidvollen Erfahrungen sind. Befreit von den zwei Schleiern, dem des konzeptuellen Denkens und dem der instinktiven Emotionalität, die beide Leiden schaffen, werden wir schließlich das höchste Glück vollkommener Erleuchtung erlangen. Das ist der Weg, der in unserem Geist angelegt ist – der Weg zurück zum bleibenden, unverlierbaren Glück, unserem ursprünglich erleuchteten Zustand, aus dem nichtluziden, selbstverblendeten ­Erfahren unseres Geistes im Prozess gedanklicher Zerstreuung und Projektion wieder zurück zum luziden Zustand der Einheit und des völligen Friedens mit uns selbst.
Sicher war es zu allen Zeiten auch möglich, einfach nur dahinzuleben. Aber das können auch die Tiere, und sie können es auf den ersten Blick hin besser als wir. Jede Katze, und das überall auf der Welt, versteht es erst einmal besser als wir, entspannt und aufmerksam im Augenblick zu leben – ohne eine Vorstellung von Vergangenheit und Zukunft.
Aber zum Menschsein gehört ein Streben nach Erkenntnis von Sinn und Zusammenhang, und so ist es erst einmal »Manas« oder die Fähigkeit unseres »Denkbewusstseins«, die uns als »Manusha« (in Sanskrit), das heißt als »Mensch«, von den Tieren unterscheidet. Und diese Fähigkeit, die es uns ermöglicht, zu unterscheiden, zu vergleichen und uns zu erinnern, lässt uns auch vieles kompliziert erscheinen, was eigentlich sehr einfach ist.
Die unterscheidende Intelligenz des Menschen ist noch weit entfernt von der wahren Vernunft des göttlichen »Nous« (griechisch nous [Geist]), aber sie ist die Grundvoraussetzung für eine mögliche Zusammenschau aller Handlungen und Erlebnisse und für ein Begreifen ihres Zusammenhangs von Ursache und Wirkung.
Gleichzeitig ist diese Fähigkeit Ursache des menschlichen Leidens an sich selbst und durch sich selbst. Im Gegensatz zu den Tieren sind unsere Leiden überwiegend selbst erdacht; und solange sein Denken nicht von Weisheit und Liebe gelenkt ist, erzeugt und erfindet der »Homo sapiens«, oder wohl besser »Homo Faber«, vielerlei Leiden für sich selbst und für seine Mitmenschen und Mitgeschöpfe.
Die menschliche Geschichte gibt beredtes Zeugnis für seine kurzsichtige Genialität und sein am Ende immer auch ihm selbst schadendes Handeln.
Da menschliches Bewusstsein autoreflexiv und von Erinnerung gestützt ist, können wir den Zusammenhang zwischen unserem Denken, Sprechen und Handeln und seinen Wirkungen auf uns selbst und auf unsere Umgebung und Umwelt verstehen. Aber in unserer Brust wirken sowohl die Kräfte, die uns zu höherem Erkennen inspirieren wollen, wie auch die herabziehenden Kräfte eines Lieber-nicht-wissen-Wollens und einer Bequemlichkeit, die es vorzieht, alles als zufällig und zusammenhanglos zu sehen. Und so wollen wir uns oft in einer Pseudoannahme des Status quo, in einer Annehmlichkeit und in einer Pseudospontaneität, die den instinktiven Impulsen einer von den Toxinen des Geistes inspirierten Dynamik folgt, einer wirklichen Selbsterkenntnis gar nicht öffnen.
Wenn wir es aber verstehen, diese Fähigkeit des Erkennens von Zusammenhängen weiterzuentwickeln, so können wir zu einem wirklich umfassenden Verständnis des Lebens, können zu Lebensweisheit und damit zu einem vernünftigen und heilsamen Gebrauch all unserer Kräfte und Begabungen kommen. So ist es also für eine vernünftige Gestaltung unseres Lebens und unserer Lebensführung von entscheidender Bedeutung, zu einer Klarheit darüber zu kommen, welche Werte für uns wichtig sind und wie wir leben wollen, ja, was ein glückliches, ein in jeder Hin...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Erster Teil
  3. Zweiter Teil
  4. Dritter Teil
  5. Die Widmung
  6. Literatur
  7. Glossar
  8. Abbildungsverzeichnis
  9. Über den Autor