Das Spiel mit der Identität
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Das Spiel mit der Identität

Biografiearbeit am Beispiel faszinierender Persönlichkeiten

  1. 160 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Das Spiel mit der Identität

Biografiearbeit am Beispiel faszinierender Persönlichkeiten

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Über dieses Buch

Im Laufe eines Tages spielen wir viele verschiedene Rollen: harter Geschäftsmann, taffe Karrierefrau, liebender Vater. Das Spiel mit der Identität gehört zum Alltagsrepertoire. Doch wie viel davon sind wir wirklich selbst? Wo fängt die Rolle an, wo hört sie auf? Biografiearbeit kann helfen, zu unserem "wahren Ich" vorzudringen. Das Buch vereint deshalb die unterschiedlichsten Lebensläufe faszinierender Persönlichkeiten auf der Suche nach ihrem wahren Selbst. Ihnen allen gemeinsam ist das bewusste und unbewusste Spiel mit der eigenen Identität. Anhand ihrer Biografien wird die Sicht auf die eigene biografische Landkarte deutlicher.

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Biografiearbeit lebt vom Erzählen und Zuhören
Begegnung auf Augenhöhe
Die vielen Geschichten haben uns gezeigt, dass jeder Mensch eine individuelle und einzigartige Prägungsgeschichte mitbringt, die sich nicht duplizieren oder auf andere übertragen lässt. Um jemanden besser zu verstehen, sollte man – wenigstens ansatzweise – ihre oder seine Lebensgeschichte kennen. Damit das gelingt, muss man in ein oft langes Gespräch eintauchen, das über steile Gedankenberge und ausgetrocknete Täler, über wortkarge Steppen und tränenreiche Ozeane führt. Als Begleiterin oder Begleiter wird man zum Ankerplatz, zum rettenden Hafen in einer aufgewühlten Brandung Tausender Bilder, Gerüche und Ereignisse, die sich in einem Moment des Erinnerns aus der Vergangenheit bemerkbar machen und ans Tageslicht drängen. Die Biografiearbeit stellt dazu einen methodischen Rahmen zur Verfügung und hilft, die Aussagen besser einzuordnen und jene allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten herauszufiltern, die auch andere Menschen betreffen. Manchmal macht dieses biografische Fragen und Schreiben auf sehr berührende Weise deutlich, dass jedes Leben und jedes Schicksal einen Wert hat und einen ganz besonderen Menschen mit einer einzigartigen Geschichte im Hintergrund in den Mittelpunkt stellt. Ihre/seine Erfahrungen, Erlebnisse und seien sie auch noch so klein und unbedeutend, ebenso wie Urteile und Bilanzen, Gefühle und Gedanken, werden aus dem Grund des Vergessens hervorgeholt. Schon lange kommt biografischen Gesprächen in der Therapie, aber auch in der Begleitung kranker oder alter Menschen eine große Bedeutung zu. Solche Begegnungen auf Augenhöhe stärken das Selbstbewusstsein, heben das Selbstwertgefühl und fördern die persönliche Entfaltung. Biografiearbeit führt dann zu einem besseren Verständnis über Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften, sie nutzt aber auch der Selbsterkenntnis und dem Selbstverständnis.
Ein Blick auf das eigene Leben
Es ist sinnvoll, hin und wieder einen Blick auf das eigene Leben zu werfen. Dazu gibt es eine ebenso alte wie gute Methode, die allerdings ein wenig Zeit in Anspruch nimmt: Mit einem Maßband, Papier, einem Kuvert und Schreibwerkzeug ausgerüstet, ziehen Sie sich in eine ruhige Ecke zum Nachdenken zurück. Männer knicken das Maßband bei 79 Zentimetern, Frauen bei 84 Zentimetern ab. Das ist die momentane durchschnittliche Lebenserwartung, die von Jahr zu Jahr eine Steigerung erfährt. Je nachdem, wie alt Sie sind, markieren Sie die Jahreszahl mit einem Strich oder halten die Zahl am Maßband mit der linken Hand fest. Dann schauen Sie auf die Ihnen noch verbleibende Lebenszeit. Bei jüngeren Menschen wird sie lang, bei älteren hingegen erschreckend kurz sein. Mit dem Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lassen Sie sich diese Fragen durch den Kopf gehen und beantworten sie am besten schriftlich in Form eines Briefes an sich selbst:
  • Wie war mein bisheriges Leben?
  • Was habe ich gut gemacht?
  • Wie viele Verluste sind noch nicht aufgearbeitet?
  • Wer hat mich geliebt?
  • Wer hat mich verletzt?
  • Wer hat mich verlassen?
  • Wo stehe ich heute?
  • Welche positiven Aspekte kann ich meinem gegenwärtigen Leben abgewinnen?
  • Wie beurteile ich meine derzeitige Arbeitssituation?
  • Wie sieht mein familiäres Umfeld aus?
  • Was läuft gut?
  • Wo gibt es »Sand im Getriebe«?
  • Kann ich auf ein soziales Netz zurückgreifen?
  • Wer sind die Menschen, die mir in einer Krise Halt geben?
  • Spüre ich den Wunsch nach Veränderung? Wenn Ja, wie sollte diese aussehen?
  • Wie gestalte ich die mir noch verbleibende Lebenszeit?
  • Was möchte ich unbedingt noch erledigen?
  • Was erleben?
  • Wie stelle ich mir meinen Lebensabend vor?
Die beschriebenen Briefbögen stecken Sie in ein Kuvert, kleben es zu und adressieren es mit Ihrem Namen. Legen Sie diesen Brief in eine Schublade oder an einen Ort, wo Sie ihn wiederfinden, aber nicht jeden Tag sehen. Zu einem selbstgewählten Anlass (Ihrem nächsten Geburtstag, zu Neujahr oder an einem bestimmten Jahrestag) holen Sie den Brief hervor und lesen, was Sie damals geschrieben haben.
Ein geliehenes Leben
Wie würde es sich anfühlen, wenn man ein bislang fremdes, anderes Leben für eine bestimmte Zeit wie einen Mantel überstreifen könnte, um es später wieder abzulegen und zurückzukehren in das eigene Dasein? Ausgangspunkt für diese Überlegungen ist ein kurzer Text aus einem Buch, das mir zufällig in einer Buchhandlung in die Hand fiel und der mich intensiv beschäftigte und nicht mehr losgelassen hat. Hier geht es um viel mehr, als darum, nur einen anderen Namen anzunehmen oder in eine andere Rolle zu schlüpfen. Es stellt sich für mich die Frage, ob man eine Zeit lang oder vielleicht auch für immer ein neues Leben für sich entdecken und auch leben kann – nicht nur im Traum:
So träume ich gerade: »Gut, öffne die Truhe«, sagte der dicke Zollbeamte in einem ernsten Tonfall.
»Alte Erinnerungen, mehr nicht«, sprach der Nomade wie ein Krug, der zu Bruch geht, »eine dehydrierte Wasseruhr, ein Ring aus Talmigold, Ohrringe mit Hautstücken einer Frau, Halsketten aus geflochtenen Spiegeln … und das.«
»Und was ist das?«, der Zollbeamte zog die Augenbrauen hoch.
»Meine Seele«, wisperte der alte Druide.
»Meine Güte! Du hast sie ja wohl nicht mehr alle! Dein Geist passt in dieses Kristallkistchen?«
»Meine Seele ist weiß wie meine langen Haare, runzelig und faltbar wie die Haut meines Gesichts. Eigentlich bewohnt sie diesen hohlen Diamanten«, antwortete der müde Reisende niedergeschlagen.
»Gut, dein Körper und der Rest der Truhe dürfen passieren, aber ich verbiete den Seelenschmuggel!«, gleichgültig leerte der Zollbeamte den Inhalt des kleinen, gläsernen Kistchens zurück in den Fluss des Lebens.
Der Greis schritt keuchend durch die Pforten der Ewigkeit. 7
Dieser seltsame Text wirft mehr Fragen auf, als er Antworten gibt. Wie in einem Traum, der Bilder in uns aufsteigen lässt, die wiederum viele Interpretationsmöglichkeiten zulassen.
Was hat es mit den alten Erinnerungen auf sich? Wie schön, dass sie sich symbolisch in einer Truhe befinden. Doch es sind keine Erlebnisspuren, die in die Vergangenheit führen und sich in Bildern, Gerüchen oder Gefühlen ausdrücken, sondern konkrete Gegenstände, wie die dehydrierte Wasseruhr, jenes alte Gerät zur Zeitmessung, das über Jahrtausende von vielen Kulturen eingesetzt wurde. Dabei strömt Wasser von einem Behälter in einen anderen und so konnte man die Zeit ablesen. In diesem Fall war die Wasseruhr allerdings zur Gänze ausgetrocknet. Der Ring aus Talmigold ist nicht echt, denn Talmi bedeutet im übertragenen Sinne etwas Unechtes und daher wird Modeschmuck heute so bezeichnet. Dieser Ring hatte vielleicht eine große ideelle Bedeutung für den alten Nomaden, der an einer anderen Stelle als Druide und dann als müder Reisender beschrieben wird. An den Ohrringen haften noch die Hautfetzen einer Frau – wurden sie ihr gewaltsam herausgerissen oder wurde sie gar getötet oder erinnert die Haut daran, dass dieser Schmuck einst einem sehr lebendigen Menschen mit einer Geschichte und einem Schicksal gehört hat? Welche Symbolik steckt wohl hinter den Halsketten aus geflochtenen Spiegeln? Handelt es sich dabei um die Scherben eines Lebens wie bei Gustav Troger? Was spiegeln sie wider, was erzählen sie von der Vergangenheit, welche Melodie bringen sie zum Klingen?
Die Seele und damit alle Gefühle und Emotionen, ein ganzes gelebtes Leben mit all den Höhen und Tiefen haben bei Félix Francisco Casanova in einem kleinen Kristallkistchen Platz und später werden sie noch minimalistischer in einem hohlen Diamanten aufgehoben! Eine wunderbare Metapher und ein schönes Bild. Dabei drängen sich weitere neue Fragen auf: Welche Strahlkraft geht von Geist und Seele aus und welche Klammer hält sie zusammen? Und was bleibt von uns übrig, wenn wir einmal sterben? Welche Spuren hinterlassen wir im Leben und wie schnell sind wir vergessen? Wird man sich an uns erinnern als jene, die wir wirklich waren oder werden Geschichten, Mythen und Legenden gebildet, wenn wir einmal nicht mehr da sind?
Was mich jedoch am meisten beschäftigt: Was geschieht mit all den Erinnerungen und den Geheimnissen einer jeden Seele, wenn der vermeintliche Zollbeamte diese zurück in den Fluss des Lebens leert? Können andere davon zehren? Lässt sich das gelebte Leben eines Menschen mit all den Höhen und Tiefen, den bewegenden und einschneidenden Ereignissen auf jemand anderen übertragen?
Der Autor des Textes kann nicht mehr nach seinen Intentionen befragt werden. Félix Franciso Casanova starb mit knapp 20 Jahren unter ungeklärten Umständen bei einem Gasaustritt. Das Manuskript für das Buch, aus dem der Text stammt, hat er mit 19 Jahren verfasst. Sein Lebenslauf fällt daher kurz aus: 1956 in Santa Cruz de la Palma geborgen, 1976 in Santa Cruz de la Tener...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. Lebensgeschichten, voller Überraschungen
  6. Husarenstreiche, mit erfundenen, Identitäten
  7. Der Makel, eine Frau, zu sein
  8. Das Alter Ego der Superstars
  9. Wenn die Rollen »Frau« oder »Mann« nicht stimmen
  10. Tausendsassa und Auflagenmillionäre
  11. Auf Spurensuche im künstlerischen Milieu
  12. Identitätsschwindel und die dunkle Seite der Macht
  13. Das unfreiwillige andere Leben der Besatzungskinder
  14. Die Magie der Maske
  15. Wer ist wer auf der Bühne?
  16. Gustav Toger: Tauer ist mehr als nur eine Farbe des Lebens
  17. Bografiearbeit lebi vom Erzählen und Zuhören
  18. Ein herzliches Dankeschön
  19. Film- & Literaturnachweis
  20. Bildnachweis