Wie wäre es, gebildet zu sein?
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Wie wäre es, gebildet zu sein?

  1. 96 Seiten
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Wie wäre es, gebildet zu sein?

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"Bildung beginnt mit Neugierde. Man töte in jemandem die Neugierde ab, und man nimmt ihm die Chance, sich zu bilden. Neugierde ist der unersättliche Wunsch zu erfahren, was es in der Welt alles gibt.""Der Gebildete ist einer, der ein möglichst breites und tiefes Verständnis der vielen Möglichkeiten hat, ein menschliches Leben zu leben."

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783831269501
DIE VIELFALT DES VERSTEHENS
ÜBER DIE SPRACHE DER WISSENSCHAFT UND DIE SPRACHE DER LITERATUR
Wer wissen möchte, wie die Sprache wissenschaftlicher Forschung und die Sprache literarischer Vergegenwärtigung von Erfahrung zueinander stehen, muss sich als Erstes fragen, welche Rolle Sprache insgesamt in unserem Verhältnis zur Welt spielt. Was machen wir mit der Sprache, und was macht sie mit uns?
Sprache als Medium des Verstehens
Der Gedanke, der mich leiten wird, lautet: Die Sprache macht uns zu Wesen, die des Verstehens fähig sind. Bevor wir über Worte und Sätze verfügen, sind wir blind den kausalen Kräften der Welt ausgesetzt und werden von ihnen herumgestoßen. Mit dem Erlernen von Sprache ändert sich unsere Position der Welt gegenüber grundlegend: Weil wir auf ihre kausale Macht nun mit einem System von Symbolen reagieren können, wird sie zu einer verständlichen Welt, die wir uns gedanklich anzueignen vermögen. Das gilt für die Natur ebenso wie für die anderen Menschen, und es gilt auch für uns selbst. Ob es darum geht, ein Naturereignis zu verstehen oder die Handlung eines anderen – oder unser eigenes Erleben: Dadurch, dass wir diese Dinge zur Sprache bringen können, werden sie für uns verständlich. Die Sprache verwandelt die Welt als eine Dimension blinder kausaler Kräfte in eine Dimension verständlichen Geschehens. Wir sind von morgens bis abends damit beschäftigt zu verstehen, was um uns und in uns geschieht. Das können wir nur, weil wir sprechende Tiere sind.
Die erste Leistung, zu der uns die Sprache befähigt, ist diejenige der begrifflichen Organisation von Erfahrung. Begriffe sind Prädikate, also Wörter in Aktion. Sie helfen uns, die Gegenstände und Ereignisse, die uns begegnen, zu klassifizieren und einzelne Fälle als Beispiele für etwas Allgemeines zu verstehen. Ohne Sprache ginge das nicht: Es würde dann bei bloßen Arrangements von sinnlichen Eindrücken bleiben. Zwar käme noch sinnliche Mustererkennung dazu und ein elementares Bewusstsein von Ähnlichkeit. Aber es gäbe keine Möglichkeit, die wahrgenommenen Muster in eine kognitiv interessantere Beziehung zu setzen. Anschauung ohne Begriffe, ohne Sprache also, ist blind. Erst wenn wir ein Repertoire von Prädikaten zur Verfügung haben, können wir etwas als etwas sehen und verstehen: ein Möbelstück als Antiquität, als etwas Seltenes und Teures; ein Haus als Rathaus, einen Platz als Marktplatz; einen Blitz als elektrische Entladung; einen Mann als Bürgermeister oder korrupten Politiker; eine Ansammlung von Häusern als Stadt, mit all den Dingen, die städtisches Leben ausmachen. Durch solche Beschreibungen entfernen wir uns von den bloßen sinnlichen Konturen der Dinge und verstehen sie aus einer Perspektive heraus, die wir nur deshalb einnehmen können, weil wir uns mit dem Erlernen einer Sprache ein System von Kategorien angeeignet haben, das Licht auf die Dinge wirft.
Das konnten wir nur als Mitglieder einer Gemeinschaft. Sprachen sind Symbolsysteme, und Symbole sind, was sie sind, kraft bestimmter Regeln. Es sind nicht Regeln, die natürliche Regularitäten wie etwa die Planetenbahnen beschreiben. Es sind konventionelle Regeln, die wir nicht gefunden, sondern gesetzt haben, und sie haben den Charakter von Normen, indem sie angeben, wie ein Symbol gebraucht werden soll.
Mit solchen Regeln geht die Unterscheidung von richtigem und falschem Gebrauch einher, für die wir die anderen als Entscheidungsinstanz brauchen. Es kann aus begrifflichen Gründen keine vollständig privaten, solipsistischen Kategorien geben und also kein ganz privates, solipsistisches Verstehen der Welt. Als Wesen, die die Welt verstehen, sind wir zwangsläufig Teilnehmer an Sprachspielen, die wir zusammen mit anderen spielen.
Verstehen heißt klassifizieren können. Das bedeutet nicht einfach, sprachliche Etiketts an die Dinge zu heften. Es heißt, die verstandenen Dinge im Lichte von Konditionalen, von Wenn-dann-Beziehungen, zu sehen. Wenn etwas eine Antiquität ist, wurde es nicht gestern gemacht; wenn etwas ein Rathaus ist, ist es ein Ort, an dem politische Entscheidungen getroffen werden; wenn einer Bürgermeister ist, hat er bestimmte Befugnisse; wenn ein Kurzschluss eintritt, ist Strom im Spiel. Jede Klassifikation erlaubt Schlüsse, denn Prädikate bekommen ihre Bedeutung durch ihren Ort in einem inferentiellen Netz. Wenn wir sie lernen, lernen wir auch, was aus ihnen folgt und was sie voraussetzen. Und das heißt: Indem wir eine Sprache lernen, lernen wir auch die Idee des Begründens. Begründen heißt schließen, und richtig schließen heißt, von einem Satz so zu einem anderen überzugehen, dass Wahrheit erhalten bleibt. Durch Sprache werden wir zu Wesen, die begründen können, was sie sagen – also zu vernünftigen, denkenden Wesen.
Als denkende Wesen in diesem Sinne sind wir fähig, das, was uns begegnet, aus seinen Bedingungen heraus verständlich zu machen. Die Idee der Bedingung ist die zentrale Idee für jedes Verstehen. Wir haben etwas dann und nur dann verstanden, wenn wir die Bedingungen kennen, die erfüllt sein müssen, damit es so ist, wie es ist. Bedingungen kennen, heißt, Gesetzmäßigkeiten zu kennen, und die Idee der Gesetzmäßigkeit können wir nur haben, wenn wir über die modalen Kategorien verfügen: wenn wir wissen, was möglicherweise und was notwendigerweise der Fall ist.
Das also ist die Antwort auf die Frage, was die Sprache mit uns macht: Sie macht uns zu einer Gemeinschaft von denkenden Wesen, die ihre Erfahrung zu begrifflicher Artikulation bringen können, indem sie den logischen Raum von Klassifikation, Schließen und Begründen aufspannen, wo die sinnlichen Erfahrungen im Lichte von Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten, von Möglichkeit und Notwendigkeit betrachtet werden können. Das ist ein an Kant erinnerndes Ergebnis in nominalistischem Gewande: Sprache als die Bedingung der Möglichkeit von gedanklich transparenter Erfahrung einer verständlichen Welt.
Im Lichte dieser Antwort können wir die Ausgangsfrage nach der Beziehung zwischen wissenschaftlicher und literarischer Sprache in eine andere Frage übersetzen: Wie unterscheiden sich wissenschaftliches und literarisches Verstehen? Was sind die gedanklichen Muster, die zu dem jeweiligen Verstehen führen? Und wie unterscheiden sich die hermeneutischen Ziele?
Natur verstehen
Was wir verstehen wollen, ist oft ein Phänomen der Natur: ein Regenbogen, ein Vulkanausbruch, eine chemische Reaktion. Und dazu gehören auch Phänomene an unserem Körper: ein Ausschlag, ein epileptischer Anfall, die Wirkung eines Medikaments. Wenn wir hier fragen, warum etwas geschieht, erwarten wir die Angabe von Bedingungen im Sinne einer kausalen Geschichte, die eine detaillierte Kausalkette beschreibt; sie soll uns verständlich machen, auf welchem Wege die Ursache die Wirkung hervorbringt. In dieser Perspektive des Verstehens geht der Blick – könnte man sagen – nach innen, in das zu verstehende System hinein: Wir vergegenwärtigen uns, aus welchen Elementen es besteht, wie der Aufbau ist, welche Kräfte am Werk sind. Entscheidend ist also die Kenntnis des Materials und der Gesetze, denen es gehorcht. Zur Formulierung dieser Gesetze brauchen wir Terme, die der extensionalen Logik gehorchen und sich für eine Metrik eignen. Denn das Ideal der Genauigkeit ist das der quantitativen Genauigkeit, die es erlaubt, aus metrisch eindeutigen Anfangsbedingungen metrisch eindeutige Folgebeding...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. Wie Wäre es, Gebildet zu Sein?
  6. Die Vielfalt des Verstehens – Über die Sprache der Wissenschaft und die Sprache der Literatur
  7. Über den Autor