Das Leben ein Skandal
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Das Leben ein Skandal

Geschichten aus meiner Zeit

  1. 272 Seiten
  2. German
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Das Leben ein Skandal

Geschichten aus meiner Zeit

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Er hat einen ganz eigenen Humorbegriff geprägt, ist im besten Sinne intellektuell und bewegt sein Millionenpublikum im Fernsehen und auf der Bühne. In diesem Buch geht es um Ottfried Fischers ungefiltertes Menschenbild, seinen liebevoll-provozierenden Blick auf die Frauen, um seine Erfolge, aber auch um seine Schwierigkeiten, in diesem Leben zu bestehen. Ottfried Fischer pur: philosophische Kleinode, minimale Komödien und nahezu unglaubliche Wahrheiten.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783784481630
Auflage
1
Thema
Art
Glanz und Glamour
Mahlzeit
Wir stehen in einer total verdreckten baustellenähnlichen Einrichtung, optisch gerade mal geeignet, um malerisch aus dem Henkelmann zu speisen. In Reihe anstehend, freut man sich tierisch auf das kalte Lamm, um gerade an diesem Tag, unter diesen Bedingungen, von der Wärme des Lammes zu schnappen, und freut sich, der Mahlzeit, die jetzt unmittelbar zu erfolgen hat, einen Hauch von Wohlgeschmack abzugewinnen, während draußen an der dichtest befahrenen Kreuzung des Ortes, beim feindlichen Ampelrot Lastwagen anfahren und bremsen und den Nichtrauchern durch die kaputten Fenster ersatzlos die Lunge voll Blei blasen. In diesem aufgelassenen Gemischtwarenladen – man macht sich keine Begriffe, wie alter Salat stinkt –, haben wir Zuflucht gefunden und nehmen im olfaktorisch beschämenden Ambiente die Mahlzeit sitzend ein, oh gute alte Biergartenbank! Draußen, an der gesprungenen Scheibe, drücken sich die Einheimischen die Nasen platt, um uns Weltwunder zu betrachten. Sie deuten mit den Fingern auf uns.
Einzelne neugierige, wildfremde Menschen trauen sich herein, beurteilen die Mahlzeit wie Gourmetkritiker und benehmen sich so, als wäre niemand da. Sie durchwandeln uns wie die Glyptothek. Manche wollen im persönlichen Gespräch wissen, wie furchtbar es sei, ständig beim Essen gestört zu werden: »Aber wir könnten doch hier ein Foto machen. Jetzt noch eins mit Ihnen und eins allein und eins zur Sicherheit!« Es dauert ewig, bis der rettende Aufnahmeleiter kommt.
Als wir einmal am Schliersee im »Ratskeller« drehten und zum Mittagessen lediglich einen Topf Pichelsteiner hingestellt bekamen, da sprach der es oft sehr trocken auf die Spitze bringende Willy Harlander während der kargen Mahlzeit die treffenden Worte: »Schlecht is ned, aber extra dafür rausfahren hätt ma auch nicht brauchen.«
So läuft es ab, in der halbstündigen Pause, in der die bankett- und galaempfangsverwöhnten Kollegen ihre ganze Edelmimenschule vergessen und das Mittagessen in sich hineinschaufeln. Das ist der Normalfall in der Branche, die wie keine zweite für Glanz und Glamour steht.
Banzai
Alfred Edel ist der Fotograf der bunten Kühe auf dem Unterschlupfbauernhof vom »Sir«, den Sie, interessierter Leser, im Folgenden bei Irgendwie und Sowieso noch kennenlernen werden, wenn er die für ihn schlechte Aura des Hofes durch beherzte Banzai-Rufe zum Besseren wenden wollte. Die bunte Gräfin übrigens war Barbara Rudnik.
Er selber, in der Frankfurter Schule Werber-Edel genannt und von Eckhard Henscheid in seinem Roman Die Vollidioten mit einem kleinen Denkmal bedacht, hat mir mal einen Katalog der Frankfurter Schule gegeben, in welchem ein großes Interview mit ihm zu lesen war. In seiner Heimat Grafenau im Hotel, in welchem ich seine Frau Dorle und ihn besuchte, hatte er ihn auf einem altarähnlichen Tischchen zwischen zwei Kerzen drapiert, und als ich ihn besuchte, überreichte er mir dieses Werk im Candlelight, nicht ohne festzustellen, dass er es mir zugeeignet habe, und zwar mit der Widmung »von deinem Vorbild Alfred Edel«.
Du kommst auch in meinem Programm Schwer ist leicht was vor, kurze Zeit später bist du plötzlich verstorben, viel zu früh, obwohl das Sterben uns eigentlich verbunden hat. An unserem ersten gemeinsamen Drehtag in Oberbayern für Irgendwie und Sowieso, der Tag, an dem wir uns kennenlernten und an dem mein Vater starb, hatte ich, als wäre es dem Anlass angemessen, eine Szene zu spielen, in der ich meinen stockbesoffenen Spielvater Karl Merkatz aus dem Wirtshaus gleichsam heimholen musste, einfühlsam hast du mich da getröstet. Alfred, alles Gute im Himmel, und halte es so, wie wir es immer gehalten haben, mach ruhig alle Engel an, aber du weißt ja, in dem Moment, in dem eine »Ja« sagt, laufen wir ganz schnell davon.
Alfred Edel war ein intelligenter Mensch, hilfsbereit, gebildet und in seiner Originalität extrem witzig, er sammelte Paperweights und Wachsstöcke. Beim Essen durfte man ihm allerdings nicht zuschauen. Das wusste er auch und zog sich gerne zum Essen zurück. Doch wenn man Alfred Edel eine halbe Stunde in ein Zimmer mit zehn Zahnärzten eingesperrt hat, dann kam er heraus und war Zahnarzt, zumindest was Wortwahl, Wortschatz, Ausdrucksweise und Identifikation anbelangt. Und sobald er auf den Militärtheoretiker Alexander Kluge traf, wurde er zum profunden Kenner des Schlieffen-Plans.
Movie-Star
Der erfolgreiche Schauspieler ist Arbeitgeber für alle Filmschaffenden. Potenzielle Garanten für die Vollbeschäftigung müssen gepflegt werden.
Aber in einer Zeit, in der die Aufnahmeleiter immer frecher, störrischer und selbstherrlicher werden und die Schauspieler, im Gedenken an eine große Vergangenheit, in der Zeit des kargen Filmemachens sich als große Stars gerieren, führt das zwangsläufig zur Kollision von Darstellung und Produktionsleitung.
Wo ist der Stuhl mit Namen? Die Notwendigkeit für namentlich beschriftete Stühle merkt der Schauspieler, wenn solche nicht vorhanden sind, denn dann muss er, statt sich um die Rolle zu kümmern, nach jeder Einstellung in jeder Drehpause jedes Mal sich eine Sitzgelegenheit suchen.
Das WoMo
Der normale Drehtag dauert 14 Stunden, ohne Überstunden und Heimfahrt. Die Welt des Drehens heißt Drehort, und wenn du ein gefragter Mime bist, der viel dreht, dann ist dein Penthouse am Drehort das WoMo – wenn es dir denn zu deiner Zufriedenheit zugestanden wird, das Wohnmobil.
Tatsache ist, es steht immer dort, wo man es in Drehpausen am schwierigsten erreicht, und wenn es näher stünde, wäre es aber trotzdem auf der anderen Seite der Bundesstraße, ohne Übergang. Es wird auch grundsätzlich nicht nachgerückt, und müsste die meiste Zeit, frei nach Otto Grünmandl, Wohnstabil heißen.
Aber selbst wenn es in der Nähe steht, ist es noch lange nicht zu betreten, weil das im WoMo transportierte Catering, die alten Wurstsemmeln vom Vormittag, Garant für den Nebenerwerb des Wohnmobilbetreibers, also des Fahrers, alle Wege ins Innere verstopfen. Und wenn du endlich das große Fressen überwunden hast, ist dein Platz umgewidmet zum Stauraum für eine gehörige Ladung Eishockeyschläger und zwei Dutzend Rennradsättel und eine gebrauchte »Villeroy und Boch«-Kloschüssel, alles in freudiger Erwartung der kollektiven Hebung des Bruttosozialprodukts in der ehemaligen DDR und zur Mehrung des persönlichen Wohlstands des WoMo-Aufnahmeleiters Achim Eschke.
Katharina ist begABT
Die bezauberndste Kollegin und Freundin war zweifelsohne Katharina Abt, noch heute liebste Erblast aus Bullen-Zeiten. Sie nutzt ihre herausragende Schauspielkunst dazu, in Bäckereien nicht erkannt zu werden. Eine Frau, die hilft, wo sie es kann, mit der man auch privat ein freundschaftliches Auskommen hat, schlichtweg eine aus dem Kollegenkreis, bei der man sich einfach freut, gemeinsame Drehtage zu haben. Manchmal meint man sogar, sie wäre perfekt, was naturgemäß nicht sein kann, und so habe ich mich lange bemüht herauszufinden, wo ihre Schwachstellen liegen. Ich betone noch mal: Ich musste mich lange bemühen, war schon fast in Verzweiflung verstrickt, weil ich befürchtete, sie hätte keine Schwachstellen.
Eines Tages fiel mir dann doch eine Facette ihres Verhaltens auf, eine sehr prägende, immerhin sosehr, dass sie alle anwesenden Filmleute irritierte, eine Facette also, die kaum auffällt, glaubt doch niemand bei dieser personifizierten Tangente des bisweilen wechselnden Idealgewichts und dieser schwierigkeitsfreien Unzickendiva, dass solches ihre Probleme überhaupt sein könnten.
Das Einzige, womit Katharina Abt ihren Mitmenschen Probleme bereitet, ist die Situation, die dem Team oder den Kollegen oder sonstigen Anwesenden die Entscheidung erschwert, wie man sich zu verhalten hat, amüsiert oder betroffen, wenn Katharina auf ihre drei Kilo zu viel zu sprechen kommt, die sie in den letzten Tagen an Körperlichkeit angeblich verloren, oder was weiß ich, gewonnen hat. Ich will wie andere auch dies meist noch nicht als endgültig akzeptieren, weil selbst, wenn ich das wollte, ich sie doch immer wieder bei ihren kleinen Fluchten zum Catering erwische.
Ich singe dann gerne das Lied: »Drei Kilo, drei Kilo, drei Kilo!« Katharina begibt sich derweilen schon mal nach oben zum Wechseln in leichtere Kleider, was im Wiegewiederholungsfall das Ergebnis der Waage nach unten regulierte.
Doch ereignete es sich zuweilen, dass du die große gemeinsame Sache der Dicken mit dem Weltgeist mich allein hast ausfechten lassen. Da ist es mir schon lieber, dass ab und zu einem Wellness-Ausrutscher meiner wohlfigürlichen +/-3-Kilo-Investigationslady der Segen der Vergänglichkeit gespendet wird, jener Vergänglichkeit, die letztlich bedeutet Freiheit von ungesunder Schlankheit und Bulimie und Fettsucht.
Bleib, Katharina, immer so, wie du bist, sei so, wie du warst.
Da niemand weiß, ob es noch gemeinsame Drehtage für uns geben mag, wäre ich doch sehr verbunden, wenn ich während deiner Anwesenheit nicht der Einzige wäre, der Probleme mit dem Übergewicht hätte in dieser zarten Form.
Wenn es dich glücklich macht, dann lass mich in aller Bescheidenheit noch eines feststellen, denn eher fließt der Rhein in Form eines Zopfmusters über die Grenze, bevor dein Literaturabend der Einzige sein dürfte, an dem der künftige Nobelpreisträger für Literatur, Benno Berghammer, noch nicht gelesen und es in die Welt hätte hinausschreien können: Abt kommt von begabt.
Katharina, du bist eine menschliche Instanz, das attestiere ich dir, berechtigt durch den Urgrund der Erfahrung eines Memoirenschreibers, die wegen ihrer Geradheit und ihrer Hilfsbereitschaft und ihrer echten Freundschaft sich das Prädikat Gute-Witze-Lieferantin und Lieblingskollegin ans Revers heften darf – was allerdings, so fair muss man sein, durchaus mehrfach vergeben werden kann.
Te...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Eins
  6. Im Teich der Erinnerung
  7. Der Vater
  8. Alles meins
  9. Klerikale Kleiderkomik
  10. In der Ornatsöd, wo nix waxt und wo nix steht
  11. Revolutionen
  12. Niedere Arbeiten
  13. Das Experiment
  14. Fürstenzeller Lehrjahre – Jahre des Herrn
  15. Zwei
  16. Alles, außer Schwabing bei Tag
  17. Schwer ist leicht was
  18. Glanz und Glamour
  19. Das Leben ein Skandal
  20. Dem Tod bei der Arbeit zuschauen
  21. Amore more ore re iunguntur amicitiae
  22. Freunde fürs Leben
  23. Nicht mein bester Freund, der Parkinson
  24. D’ Mama
  25. Meine Mutter
  26. Am Teich der Erinnerung
  27. Bildteil
  28. ANHANG