Teil 1
Vorwort
Hallo, mein Name ist Lisa und ich freue mich, dass du dich für dieses Buch entschieden hast. Du lernst hier einige Wege, um deine soziale Phobie zu besiegen. Mir ist es ein persönliches Anliegen, mein Wissen über soziale Phobie und Panikattacken weiterzugeben und dadurch Menschen zu erreichen und zu helfen. Wir alle haben irgendwann in unserem Leben mal Angst, denn Angst dient in erster Linie als unser Schutzschild kann aber eben auch krank machen. Allein in Deutschland leben über 10 Millionen Menschen mit einer psychischen Angststörung.
Was als Volkskrankheit deklariert und paradoxerweise dennoch oft verschweigen wird, tritt also bei 7-12 von 100 Menschen mindestens einmal im Leben auf. Leider ist es immer noch so, dass viele Menschen kein Verständnis für Erkrankungen oder Veränderungen der Seele haben. Nehmen wir an, jemand hat etwas Banales wie eine Erkältung oder aber eine schlimmere Krankheit wie Krebs, wohin führt dann der erste Weg? – Richtig, zu einem Arzt. Und was passiert dort? Es wird eine Untersuchung gemacht, eine Diagnose gestellt und im Anschluss ein Behandlungsplan ausgearbeitet. Hat aber jemand eine psychische Erkrankung wie zum Beispiel eine Angststörung, wird das häufig nicht ernst genommen.
Ich selbst musste auch gegen viele Gegenstimmen kämpfen. Man sagte zu mir: „Stell dich doch nicht so an!“, oder „Übertreibst du nicht ein bisschen?“ Das Problem ist: Angst ist nicht greifbar, denn sie existiert nur in unseren Köpfen und ist so schwer zu erfassen und noch schwerer zu diagnostizieren. Nur die Betroffenen selbst können die Stärke der Angst selbst einschätzen. Doch gerade die Patienten, die Hilfe bräuchten, trauen sich oft nicht darüber zu sprechen.
Als Eine eben dieser Betroffenen weiß ich also, wie verloren und einsam man sich auf der Suche nach Antworten fühlen kann. Der Trend heute geht hin zu schnellen Therapien und kurzzeitiger Medikamentengabe. Ich persönlich halte davon nicht viel, denn Tabletten haben jede Menge Nebenwirkungen und lieblose Kurzzeit-Therapien bringen niemanden weiter.
Ich hoffe, dass ich dir in diesem Buch zu neuen Denkweisen verhelfen kann und der passende Anreiz oder Anstoß zu eigenem Handeln dabei ist, um die Angststörung letztlich für immer zu besiegen.
Nun viel Freude beim Lesen des Buches und Testen der Übungen!
Deine Lisa
Einleitung
„Erst der Mut zu sich selbst, wird den Menschen seine Angst überwinden lassen.“
Viktor Frankl -
Fühlst du dich unbehaglich, wenn du in der Öffentlichkeit stehen musst? Versuchst du ständig Veranstaltungen und Verabredungen abzusagen oder Meetings hinauszuzögern? Neigst du dazu, Gesprächen grundsätzlich aus dem Weg zu gehen, in sozialen Situationen Alkohol zu konsumieren oder dich mental zu distanzieren? Bist du zwar körperlich anwesend, träumst dich aber lieber in deine eigene Welt?
Falls du eine oder mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, leidest du womöglich an einer Sozialphobie. Bei der sozialen Phobie handelt es sich um eine psychische Störung, bei der ein intensives Angstgefühl entsteht – besonders wenn du Situationen ausgesetzt bist, die dir nicht bekannt sind oder bei denen du das Gefühl hast, beobachtet und bewertet zu werden.
Während andere Menschen gelegentlich nervös werden, ist das Gefühl von Erregbarkeit und Angst bei dir allgegenwärtig und bestimmt deinen Alltag maßgeblich. Aber keine Sorge: Es handelt sich um einen reversiblen Zustand. Wenn du denkst, dass du die einzige Person auf der Welt bist, die mit solchen Defiziten zu kämpfen hat, ist das unbegründet. Die soziale Angst ist die dritthäufigste psychische Störung weltweit und durchaus behandelbar. Wenn du also einer dieser Menschen bist, der sich schnellstmöglich ein normales Leben zurückwünscht, dann bist du hier genau richtig. Dieser Ratgeber möchte dir dabei helfen, deinen enormen Leidensdruck zu verringern und fünf Wege offenbaren, wie du das aus eigener Kraft schaffen kannst.
Zunächst einmal ist es wichtig herauszufinden, ob du wirklich an einer sozialen Phobie leidest oder einfach nur extrem schüchtern bist. Der erste Schritt ist also die Selbstreflexion. Du kannst nicht lösungsorientiert handeln, wenn du die Störung oder Phobie nicht als solche anerkennst. Ich kann aus eigener Erfahrung nachfühlen, dass es schwierig sein kann, sich Probleme einzugestehen. Doch Selbstreflexion ist in dem Fall ein riesiger Schritt in die richtige Richtung! Bereits nach dem ersten Kapitel kannst du entweder deine Zweifel aus dem Weg räumen oder das Problem erkennen und anschließend handeln.
Begleite mich auf der Reise, Ängsten den Kampf anzusagen und verlorene Lebensqualität zurückzuerobern!
Teil 2
Was ist Angst überhaupt?
„Angst ‚verleiht Flügel’ und aktiviert Kraftreserven, selbst wenn der Körper müde und angeschlagen ist.“
Gustave Flaubert -
Fakt ist: Alle Menschen haben irgendwann in ihrem Leben Angst – auch Erwachsene. Tatsächlich ist Angst eine völlig normale Reaktion auf stressige, gefährliche oder ungewohnte Situationen oder Lebensereignisse (z.B. Umzug, finanzielle Sorgen, Wechsel des Jobs). In erster Linie dient sie dazu, uns zu beschützen. Es handelt sich dabei um ein Gefühl von Unbehagen, Bedrängnis oder aber Angst vor einem bestimmten (bedeutenden) Ereignis.
Wenn zum Beispiel ein wildes Tier direkt auf dich zu gerannt kommt, wird dein Körper sofort Adrenalin ausschütten und dein Herz anfangen, wie verrückt zu schlagen. Du bist dazu in der Lage, in weniger als einer Sekunde zu entscheiden, ob du stehen bleibst und kämpfst oder ob du wegläufst. Für die meisten Menschen gehen diese Angstgefühle genauso schnell, wie sie gekommen sind.
Ein gewisses Maß an Angst hilft uns also, wachsam und bewusst zu bleiben. Wenn die Angstsymptome jedoch anfangen, dein Leben zu beeinträchtigen, können sie Anzeichen einer Angststörung sein. Wenn also kein wildes Tier in sichtbarer Nähe ist und dein Herz dennoch auf Hochtouren läuft oder andere körperliche und psychische Symptome, wie Taubheit, Schwindel, Übelkeit, Kontrollverlust oder Atemnot, urplötzlich auftreten, dann handelt es sich wahrscheinlich um eine Angststörung oder Phobie.
Doch wann ist Angst normal und wann macht sie dich wortwörtlich krank?
Wenn du dich vor Spinnen oder anderen Krabbeltieren fürchtest oder bei Höhe ein Kribbeln verspürst, bedeutet das nicht gleich, dass du an einer Angststörung leidest. Es gibt aber einige Warnzeichen, die dich stutzig machen sollten:
- du denkst über die Hälfte (70-80 %) des Tages an deine Ängste
- du bekämpfst Angst mit Pillen, Alkohol oder härteren Drogen
- du fühlst dich selbst in deiner Lebensqualität beeinträchtigt
- deine Bewegungsfreiheit verringert sich
- einige private oder geschäftliche Beziehungen leiden unter deiner Angst / sind in Gefahr zu zerrütten (drohende Arbeitslosigkeit, Beziehungsaus)
- du wirst zunehmend depressiv oder hast das Gefühl, nicht mehr Leben zu wollen
Leide ich an einer sozialen Phobie?
„Sobald ihr handeln wollt, müsst ihr die Tür zum Zweifel verschließen“
Friedrich Nietzsche -
Viele Menschen verwechseln eine Sozialphobie mit Schüchternheit. Wo würdest du dich selbst einordnen? Hast du bloß normale Sorgen vor sozialen Interaktionen? Oder ist deine Angst anhaltend und schwerwiegend?
Schüchternheit ist keine seltene Charaktereigenschaft. Wir alle kennen das Gefühl von Unbehagen in manchen sozialen Situationen. Erinnere dich an dein erstes Date oder an eine große Präsentation zu Schulzeiten: Nervosität und verschwitzte Hände waren meistens enge Begleiter. Das Sprechen in der Öffentlichkeit oder mit Fremden am Telefon kann dabei genauso für Aufregung sorgen wie das Betreten eines Raumes voller unbekannter Gesichter. Derartige Erregungszustände sind bis zu einem gewissen Grad auch durchaus normale Reaktionen auf neue Situationen.
Aber eben nur bis zu einem gewissen Grad: Wenn du an einer sozialen Angststörung leidest, wirst du mit solchen Umständen nicht mehr fertig. Du kannst die Angst nicht besiegen und dich derartigen Herausforderungen des Lebens nicht mehr stellen. Allein der Gedanke an Blickkontakt oder bloßem Smalltalk, sind für dich unerträglich. Die soziale Phobie ist laut Definition eine langfristige und überwältigende Angst vor sozialen Situationen und tritt oftmals schon im Teenageralter auf.
Eine Sozialphobie wird auch als krankhafte Schüchternheit betitelt, deswegen kann die Abgrenzung manchmal nicht ganz leicht sein. Während eine normale Schüchternheit aber spätestens nach wiederkehrendem Kontakt mit den Personen von allein verschwindet, handelt es sich bei sozialer Angst um einen dauerhaften Zustand. Schüchterne Menschen brauchen einfach etwas länger, um mit Gruppen oder Einzelpersonen warm zu werden, doch bei der sozialen Phobie bringt selbst Regelmäßigkeit keinerlei Besserung - die Furcht bleibt schlimm bzw. unüberwindbar.
Jeder Mensch mit einer sozialen Phobie kann diese auf verschiedene Weise erleben. Es gibt aber einige Konstellationen, mit denen Menschen, die an dieser Angststörung leiden, vermehrt Probleme haben. Dazu zählt unter anderem in der Öffentlichkeit oder mit Fremden zu sprechen. Doch auch Beziehungen aufzubauen oder lediglich jemandem in die Augen zu sehen, öffentliche Toiletten oder Räumlichkeiten zu nutzen, sowie vor anderen Menschen essen zu können, solche Situationen darstellen. Gleichermaßen kann Auto fahren, zur Schule gehen oder zu arbeiten zu einer großen Belastung werden. Wenn diese und andere alltägliche Dinge, wie Geld abheben oder einkaufen gehen dich versteinern lassen, solltest du dir bewusst sein, dass es sich nicht um normale Sorgen handelt, sondern um schwerwiegendere Ängste.
Es ist auch gut möglich, dass du nicht mit allen Gegebenheiten Schwierigkeiten hast. Du kannst zum Beispiel Blickkontakt aufbauen, aber auf eine Party zu gehen ist dein größter Albtraum. Oder du kannst mit einem Einzelnen reden, aber vor Massen wärst du am liebsten unsichtbar. Auch die Gründe, warum du Angst hast, können vielfältig sein. Im Allgemeinen ist es aber eine überwältigende Furcht vor der Demütigung oder Beurteilung durch andere Personen. Deine eigene Verlegenheit durch Erröten, Stottern oder Schwitzen zu offenbaren ist dir genauso peinlich wie im Mittelpunkt zu stehen.
Neben der inneren Unruhe und der Angst plagen dich auch eine Reihe körperlicher Symptome. Dazu zählen ein schneller Herzschlag, Schwindel und Benommenheit, Magenbeschwerden oder Durchfall, sowie Muskelspannungen und Atemprobleme – im schlimmsten Fall bis hin zu einer Panikattacke.
Im Gegensatz zu bloßer Schüchternheit, welche mitunter wieder verschwindet, hat die Sozialphobie weitreichendere Konsequenzen. Die Folge ist oftmals Isolation, also die Vermeidung jeglicher sozialer Kontakte.
Die physische und psychische Reaktion unseres Körpers
„Es gibt nichts, was den Körper mehr ausmergelt als die Sorge.“
Mahatma Gandhi -
Bei Mens...