Die totale Souveränität
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Die totale Souveränität

Künstler als Doppelagenten der Revolte

  1. 20 Seiten
  2. German
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Die totale Souveränität

Künstler als Doppelagenten der Revolte

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Jeder will die Welt verändern, aber kaum einem gelingt es. Das liegt auch daran, dass der Mensch keine Metaposition gegenüber der Gesellschaft einnehmen kann, sondern als (funktionierender) Teil in ihr agiert. Gerade im Entfunktionalisiertsein läge demnach die Kraft zur Revolte. Kunstkritiker Boris Groys macht sich in seinem Text in Kursbuch 200 auf die Suche nach dem Ort des entfunktionalisierten Souveränen – und findet es in Literatur, Musik, Kunst, kurzum im Museum.

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Information

Boris Groys
Die totale Souveränität
Künstler als Doppelagenten der Revolte
Heutzutage spricht so gut wie jeder, der im öffentlichen Raum agiert, davon, die Welt verändern zu wollen. Man hört diesen Anspruch nicht nur von Wissenschaftlern und Politikern, sondern auch von Künstlern, Schriftstellern und Philosophen. Aber wie ist eine solche Veränderung möglich? Um ein Objekt zu verändern, muss man es zunächst einmal sehen, es in seiner Gesamtheit erfassen, aber wir denken, dass wir die Welt nicht in ihrer Totalität sehen können, weil wir als Teil davon stets innerhalb von ihr sind und insofern keine ihr gegenüber äußerliche Position, keine Metaposition einnehmen können. Natürlich schließt das nicht die Möglichkeit einer Veränderung aus. Tatsächlich verändert sich die Welt ja die ganze Zeit, und wir, als Teil von ihr, verändern uns mit ihr. Wir können an diesem Veränderungsprozess auch mitwirken, indem wir das eine oder andere Detail in dieser Welt modifizieren, aber die Folgen dieser einzelnen Veränderungen für die Welt als ganze vermögen wir weder zu sehen noch vorherzusagen oder gar zu analysieren. Der ganze Veränderungsprozess erscheint uns, als fehle ihm in letzter Konsequenz das Ziel, als sei er zufällig und ineffizient. Und weil der Prozess des Wandels unablässig fortschreitet, wird jeder Akt der Veränderung durch die nächste Veränderung annulliert. So scheint es uns, als lasse sich dieser Prozess des Wandels weder kontrollieren noch steuern, ja nicht einmal genau beschreiben, weil wir seine Folgen zwar spüren, ihre Ursachen aber nicht analysieren, den Wandel als solchen nicht beobachten oder beschreiben können.
Dieser Glaube an die Unmöglichkeit einer Metaposition, an die Unmöglichkeit, die Welt in ihrer Gesamtheit zu erfassen, scheint eine logische Konsequenz der materialistischen Philosophie zu sein. Nach dem Verständnis der religiösen Tradition und der idealistischen Philosophie besaß der Mensch eine Seele oder Vernunft, die als immateriell, als rein geistig angesehen wurde. Das erlaubte es, die Welt in ihrer Gesamtheit von einem externen, geistigen Standort aus zu sehen. Doch wenn der Mensch ein materieller Gegenstand unter anderen materiellen Gegenständen ist, wird diese Metaposition anscheinend unmöglich. Wir sind ganz und gar umfangen von der gegenwärtigen Welt oder, besser gesagt, der gegenwärtigen Zivilisation. Heute spricht man oft von kulturellen Unterschieden verschiedener Art. Tatsächlich jedoch leben wir alle in der gleichen globalen Kultur, benutzen die gleichen Transport- und Kommunikationsmittel, führen die gleichen Finanztransaktionen aus, verwenden die gleiche Medizin, haben die gleiche Art der Behausung und so weiter. Es gibt Unterschiede, aber diese Unterschiede hängen von unserem Einkommen ab, nicht von unserer kulturellen Identität. Und wenn wir unsere kulturelle Identität zu formulieren suchen, dann benutzen wir die gleichen Medien und die gleichen Ausdrucksmittel wie alle anderen, die ihre kulturelle Identität zu definieren suchen. Es gibt jedoch in unserer Kultur eine Einrichtung, die nicht völlig zu unserer heutigen Welt gehört: das Museum.
Wenn ich von Museum spreche, dann spreche ich damit nicht von diesem oder jenem bestimmten Museum, sondern ganz allgemein von der Konservierung von Gegenständen aus der Vergangenheit und ihrer Präsentation innerhalb der heutigen Welt. Diese Gegenstände gehören zu unserer heutigen Welt, weil man sie hier und heute anschauen kann. Gleichzeitig aber haben sie ihren Ursprung nicht in der heutigen Welt, mehr noch, sie haben darin keinen Nutzen. Es gibt auch andere Dinge, Gebäude in der Stadt zum Beispiel, die aus der Vergangenheit stammen, aber von ihren Bewohnern genutzt werden, und diese Nutzung macht sie zu einem Teil der heutigen Welt. Hingegen werden die Gegenstände, die ins Museum kommen, für keinen praktischen Zweck genutzt: Sie werden dort aufbewahrt als Zeugen der Vergangenheit – einer Zeit also, die nicht Teil unserer Welt ist und außerhalb von ihr bleibt. Somit sind sie Metaobjekte: Sie nehmen einen Platz außerhalb unserer Welt ein, in einem Raum, den Michel Foucault als »heterotopischen Raum« definiert hat. Hier haben wir es mit Objekten zu tun, die übrig geblieben sind, nachdem die Kulturen, die sie hervorgebracht hatten, verschwunden sind. Und das ist, wenn man eine Definition von Kunst geben will, die Definition des...

Inhaltsverzeichnis

  1. Boris Groys | Die totale Souveränität. Künstler als Doppelagenten der Revolte
  2. Der Autor
  3. Impressum