Das Kino bebt!
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Das Kino bebt!

Anmerkungen zu einem anachronistischen Medium

  1. 17 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Das Kino bebt!

Anmerkungen zu einem anachronistischen Medium

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Über dieses Buch

In seinen "Anmerkungen zu einem anachronistischen Medium" setzt Benjamin Moldenhauer auf die Persistenz des Kinos als eines medialen Erfahrungsraums mit ganz eigenen Logiken. Er zeigt in seinem Beitrag, wie sich auch hier Generationserfahrungen des Mediums bemächtigen, ohne das Medium selbst ganz zu verdrängen.

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Information

Verlag
Kursbuch
Jahr
2018
ISBN
9783961960613
Benjamin Moldenhauer
Das Kino bebt!
Anmerkungen zu einem anachronistischen Medium
Ästhetische Erfahrungen sind an ihre medialen Voraussetzungen gebunden. Weil das so ist, geht der Bedeutungsverlust eines bestimmten Dispositivs mit einem Erfahrungsverlust einher. Und wo eine Erfahrung nicht wiederherstellbar ist, sind die Reaktionen Melancholie und Nostalgie oder die Feier des Neuen. Wer die Entwicklung beklagen will, kann zurzeit ein ganzes Ensemble von Umschichtungen konstatieren. Umschichtungen, die das Wesentliche dessen, was man Kino nennt, tangieren. Dazu gehören die Ersetzung von Zelluloid als Speichermedium durch digitale Aufzeichnungs- und Projektionsgeräte, die Pluralisierung der Orte, an denen man Filme sehen kann (auf dem Laptop im Zug zum Beispiel, auf dem Smartphone in der Straßenbahn), optimierte heimische Rezeptionssituationen (das technisch zunehmend aufgerüstete Heimkino) und neue Distributionswege wie Streaming-Dienste, die die Videotheken in den Ruin und die Kinos in die Krise zwingen.
Wer erkennbar melancholisch oder nostalgisch erscheint, hat schlechte Karten: Wer davon erzählt, was früher alles besser war, erscheint den Jüngeren wie schon fast tot. Liegt er tatsächlich auf dem Sterbebett, verstärkt dieser Eindruck sich noch. 1993 besucht der Filmemacher, Maler und Musiker David Lynch, der gerade in Rom einen Werbespot für Barilla Pasta dreht, den Kinomenschen Federico Fellini im Krankenhaus. »Man hatte mir einen Stuhl geholt. Also setzte ich mich vor Fellinis Rollstuhl, an dem ein kleiner Tisch angebracht war, und er hielt meine Hand«, erinnert sich Lynch in seiner Autobiografie Traumwelten. »Das war das Allerschönste. Wir saßen eine halbe Stunde da und hielten uns die Hände, und er erzählte mir Geschichten über die alten Zeiten, wie sich die Dinge verändert hatten, und wie es ihn deprimierte, wie die Dinge nun waren.« 1
Fellinis Klage, zwei Tage bevor er ins Koma fällt, laut Lynch: »David, in den alten Zeiten ging ich hinunter und trank meinen Kaffee, und all die Filmstudenten kamen herbeigelaufen, und wir unterhielten uns, und sie wussten alles über Filme. Sie haben nicht ferngesehen, sie gingen ins Kino, und wir hatten diese wunderschönen Gespräche beim Kaffee. Jetzt gehe ich hinunter und es ist niemand da. Sie sehen alle fern und sprechen nicht mehr so über Filme, wie sie es früher taten.« 2
Eine Erfahrungswelt verschwindet, sie existiert nur noch als Erinnerung, aber die nächste Generation sitzt bereits im Zimmer und hält einem ihrer zentralen Akteure die Hand. Diese Staffelübergabe geht einher mit dem Verlust einer maßgebenden Position – Fellini war einer der Könige des Goldenen Zeitalters des Kinos in Italien, schreibt Lynch. Vor allem aber beklagt Fellini den Verlust einer bestimmten Weise, über die Bilder zu sprechen, die wir uns mit dem Kino von der Welt machen. Ein Modus nicht nur der ästhetischen, sondern auch der Welterfahrung verschwindet.
Die Geschichte wiederholt sich, exemplarisch an vielen signifikanten Daten der Kinogeschichte, und 1993 in Fellinis Krankenzimmer in Rom. In den meisten Fällen erfasst die Klage über den jeweiligen Niedergang etwas Reales. Im Falle von Fellini: Die Menschen sprechen 1993 anders über Filme als zum Beispiel zur Hochphase des Neorealismus.
Zuletzt war in einem Interview mit Martin Scorsese ein ähnlicher Ton zu hören: »Cinema is gone«, klagt Scorsese, um sich dann einzuschränken: »The cinema I grew up with and that I’m making, it’s gone.« 3 Auch das ist generalisierbar: Abschiedsschmerz erfasst vor allem die, deren ästhetische Erfahrungen in Kindheit und Jugend mit dieser Rezeptionspraxis eng verbunden waren.
Der Verlust von Bedeutsamkeit
Wie reagiert man auf die Marginalisierung des Kinos, das die kennen- und lieben gelernt haben, die vor sagen wir 1985 geboren sind? Die beiden kategorischen Antworten können nicht...

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  1. Benjamin Moldenhauer | Das Kino bebt! Anmerkungen zu einem anachronistischen Medium
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