Reisebriefe eines Artisten
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Reisebriefe eines Artisten

  1. 98 Seiten
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Reisebriefe eines Artisten

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Über dieses Buch

Mit dieser Gedichtsammlung begibt sich Ringelnatz auf das Feld der literarischen Reisen. Ursprünglich für die satirische Wochenzeitschrift Simplicissimus verfasst, nimmt der Lyriker seine Leser mit an die verschiedensten Orte. Beginnend in Breslau, macht er dabei unter anderem Station in Hamburg, Finnland und Berlin und rückt dabei die Perspektive des Artisten in den Vordergrund.-

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Information

Jahr
2021
ISBN
9788728015766

Jemand erzählt von Illineb

Illineb hatte auf meine lange Rede hin mir schnell und kurz geantwortet: „Sie können hier bei täglich einer Mark arbeiten, schlafen und essen.“ Alles übrige — ob ich Sachen habe? dann sollte ich sie holen — bedeutete mir ein alter mürrischer Italiener, den man Magnus nannte. Er führte mich zu dem geräumigsten der grünen Wagen, stellte mich einer schönen, bösen Dogge als „amico“ vor und zeigte mir mein Bett im Hinterraum. Für den Rest des Abends sei ich dienstfrei.
Ich ging. Und kam mit dem Segeltuchköfferchen zurück, darin all mein Besitz Platz hatte, und ich packte aus, kroch fröstelnd zwischen Strohsack und Pferdedecke.
Ich redete mir zu, nun dankbar und glücklich zu sein, weil ich nach langer Hungerzeit eine feste Anstellung gefunden hatte, noch dazu eine, die mit viel Romantik verknüpft war; während der langen Stunden, die ich wach lag, drangen Zirkusmusik, Löwengebrüll und fernes Massenhändeklatschen an mein Ohr. Aber ich fühlte mich unglücklich. Mir bangte vor dem Zusammenleben mit dem unfreundlichen Magnus und dem eisigen Illineb. Es war nicht das erstemal, dass ich eine neue Stellung und einen ganz neuen Beruf angetreten hatte. Ich erinnerte mich nun, wie mich jedesmal das Fremde an der Situation und an den Menschen zunächst traurig und einsam gestimmt hatte. Einträumend nahm ich mir noch vor, mich morgen tapfer und blind anständig meinen Pflichten zu widmen. — Einmal halb erwachend, sah ich den Italiener hereintorkeln und sich entkleiden an einem Bett, das dem meinen gegenüber stand. Und später schreckte ich einmal auf und bemerkte Illineb. Er schloss die Tür hinter sich ab, löschte die Kerzen, die Magnus hatte brennen lassen, und verschwand mit leisen aber festen Schritten im vorderen Abteil des Wagens.
In aller Frühe von einem blöde grinsenden Nachtwächter geweckt, zog ich mich eiligst an. Magnus gab mir, zunächst von seinem Lager aus, Instruktionen in brummigen, kargen Sätzen. Draussen war ein sonniger Tag.
Ich musste zwischen den Wagen und Zelten Feuer unter einem sonderbar gestalteten Kessel anlegen, musste putzen, fegen, holen und fortbringen. Dabei gab ich mir Mühe. Wenn mein Chef, der auch schon von früh an geschäftig herumlief, an mir vorbeikam, gab ich mir doppelte Mühe, denn mir lag an seiner Gunst. Es schien aber, als ignorierte er mich völlig. Allerdings richtete er auch an Magnus und an Matilden nur höchst selten kurze, notwendige Worte und dann in demselben gefühllosen Ton, mit dem er mich engagiert hatte.
Ich bekam gut und reichlich zu essen. In der Frühstückszeit sah ich mir auch die Löwen in dem Gitterwagen an — unsere Löwen. Es waren ihrer fünf, und ein sechster, sehr magerer befand sich in einem Einzelkäfig. Diesen Käfig mussten Magnus und ich im Laufe des Tages immer wieder so verrücken, dass die Sonne voll hineinschien.
Als ich in der Mittagspause mich zwischen den Buden und Karussells herumgetrieben und einen Schnaps in einem Keller getrunken hatte, wo die Schausteller und ihre Leute laut vergnügt zusammenkamen, war mir schon ziemlich freier zumut. Ich versuchte während des Nachmittagsdienstes ein Gespräch mit Magnus anzuknüpfen; er ging indessen nicht darauf ein, ausserdem war er etwas angetrunken und daraufhin noch mürrischer als zuvor. Um fünf Uhr brachte Matilde jedem von uns einen Topf voll Kaffee und ein grosses Butterbrot, „das Brett“, wie Magnus es nannte.
Als ich das, auf der Kokskiste sitzend, mit der Wonne eines pausierenden Arbeitsmannes genoss, stand Illineb gerade vor dem Einzelkäfig. Er sprach leise auf den Löwen ein. „Prinz! Armer alter Prinz!“ hörte ich ihn sagen und zu meiner Überraschung mit einer ungemein weichen, gütigen Stimme. Ich trat kauend hinzu und erfreute mich daran, wie er geschickt ein Stück Fleisch mit weissen Kapseln spickte und es dem Löwen furchtlos durch die Stäbe reichte.
Ich wollte ihm etwas Angenehmes sagen. „Ein stattlicher Bursche!“ sagte ich, den Löwen betrachtend.
Illineb drehte sich scharf um. Und versetzte mir einen Schlag. Einen Schlag mit der Faust ins Gesicht, dass ich hinfiel. Sekundenlang wusste ich nicht, was ich tun sollte.
Dann erhob ich mich, sammelte schweigend die Topfscherben auf und begab mich an meine Arbeit. In einer fahrbaren Tonne Wasser von der entlegenen Pumpe holen. Aber nun hatte ich einen tiefen, bebenden Hass gegen diesen rohen, ungebildeten Tierbändiger. Dazu schämte ich mich vor Magnus, der Zeuge gewesen war. Obwohl er es nie erwähnte.
Ich brauchte mich nicht von den anderen zurückzuziehen. Es gab dort ausserdienstlich keine Kameradschaft. Magnus besoff sich in der Freizeit mit dem Ausrufer der Zwergenschau, die Frauenzimmer, die im Küchenwagen wohnten, zankten sich weit hörbar untereinander, und für den Herrn Dompteur waren wir alle jederzeit Luft oder Maschinenteile.
Gelegentlich rief mich Matilde, die uns das Essen kochte und zutrug, in den Weiberwagen. Ich musste meine Personalien in einen polizeilichen Fragebogen eintragen. Als ich in die Rubrik „Beruf“ zögernd „Student“ schrieb, lachte Matilde plump auf, aber sie ward daraufhin vorübergehend gesprächig. Ich hatte aus der Spalte Illineb nur — und auch nur zufällig gelesen, dass er ledig sei. Matilde erzählte mir nun, dass er aus Georgina stammte. Dass sein Vater, auch ein Dompteur, an einem Löwenbiss gestorben, und dass seine Grossmutter von einem Walfisch gefressen sei. Und Prinz wäre krank. Und der Alte hinge just an diesem Vieh besonders. Und Prinz verstünde die indische Sprache. Ich glaube, ich glaubte damals Matilden alles.
Das blieb aber der einzige Fall, dass eine von den Frauen einmal mit mir plauderte. Bald ward mir das Leben dort ein graues Einerlei. Darin gab es täglich nur eine einzige interessante, allerdings höchst aufregende Viertelstunde. Um zehn Uhr abends, wenn der Deutschmeistermarsch zu uns herüberklang, wurden die Falltüren geöffnet. Zunächst trug Pinguina das Löwenbaby eigenhändig in die Manege. Es war eigentlich schon viel zu gross und zu schwer für die zierliche Person, weshalb Pinguina drinnen immer mit Heiterkeit empfangen wurde. Nun galt es, die grossen Tiere durch einen vergitterten Gang vom Wagen ins Zelt zu treiben. Im Gang stand dann mit gewichstem Schnurrbart und gewichsten Stiefeln der schlanke Illineb in einer Husarenuniform und hielt in der Linken einen eisernen Rechen und eine Nilpferdpeitsche und in der Rechten einen Revolver. So liess er seine gebändigten Tiere der Wüste passieren. Erst kamen die drei Löwinnen. Sie liefen, vom plötzlichen Licht und von der Musik verwirrt, vielleicht auch von gewohnheitsmässigen Ängsten und Ahnungen eingeschüchtert, nach kurzem Abirren schnell vorbei. Dann näherte sich King, der mächtige, bösartige Löwe. Der schlich ganz langsam — jeder Schritt gezwungen — mit gesenktem Kopf heraus. Und vor Illineb stockte er und blickte höchstes Misstrauen und brüllte drohend.
Zu dieser Szene versammelten sich jedesmal viele Leute, die den verbotenen Zutritt riskieren konnten; der Koch vom Bierzelt, die Wahrsagerin, der Luftballonmann, sämtliche Damen der Schiessbude. Sie stellten sich regelmässig ein und erwarteten den Kampf. Ich meine: sie alle — oder wir Zuschauer alle — wünschten insgeheim, dass nun etwas Entsetzliches geschehen, und gleichzeitig, dass nichts Trauriges geschehen möchte.
Illineb verlor bei dem Vorgang, der weit spannender war als die Vorstellung im Zirkus, niemals die Ruhe. Wenn King stehen blieb, rief ihm der Chef nichts zu als: „Nun?“ oder „Nun!“ Doch er konnte es in den verschiedensten Nuancen rufen, aufmunternd, streng, zornig, warnend, ganz langgedehnt —. Und wenn King plötzlich zähnefletschend und stossweise, heiser aufbrüllend seinen Kopf herumriss, dann hielt Illineb zur Abwehr den Rechen vor und schoss gleichzeitig aus dem Revolver Blitz und Knall ohne Kugel in die funkelnden Augen. Und King blinzelte nicht, aber er brüllte noch feindseliger und schlug mit seiner Prasse mächtige tückische Seitenschläge in die Luft und gegen den Rechen. Illinebs Nun schwoll wie ein Sirenenheulen an. Er schlug mit der Nilpferdpeitsche dem Tier kräftig und, wie es schien, rücksichtslos über Schnauze und Augen. Oft kämpften sie lange so. Schliesslich, wutschnaubend, wich King dann doch. Aber im Zelteingang blickte er noch einmal zurück nach seinem Meister, und sein Blick trug einen furchtbaren Hass. Wie ich ihn hatte.
Mehr oder weniger dramatisch fand dieses Duell täglich statt. Vielleicht sah es schlimmer aus, als es war. Es schien mir sogar nicht unmöglich, dass das Ganze sozusagen ein gewolltes Scheinmanöver war, um King in Aufregung zu bringen und dem Publikum eine besonders gereizte und gefährliche Bestie vorzuführen. Ich gewöhnte mich mehr und mehr an dieses Schauspiel.
Eines Abends, da ich mir gerade mit dem Feuer am Wasserkessel zu schaffen machte, liess mich das Kampfgebrüll wieder aufschauen. Und da gewahrte ich, dass King sich zum Sprung duckte, und sah, dass Illineb die Hände nach uns Zuschauenden streckte, sah, dass er weder Rechen noch Peitsche, sondern nur den Revolver bei sich hatte. Es war ein atemloser Moment. Wir schrien alle auf.
Das Folgende vollzog sich viel schneller, als es zu erzählen ist. Der Löwe sprang. Illineb schoss. Mitten im Sprunge änderte der Löwe noch mit einem Ruck seine Richtung, aber er riss den seinerseits ausweichenden Illineb doch mit zu Boden. Und aus einem Arm Illinebs war ein Fetzen Ärmel und Fleisch herausgerissen, und Blut floss. Und King bäumte sich neu und sprang mit beiden Vordertatzen wuchtig auf die Brust seines Herrn. In diesem Augenblick war sein Hinterteil ans Gitter gepresst. Da stiess ich blitzschnell die Schaufel ins Feuer und schmiss Glut und Flammen dem Löwen zwischen die Hinterbeine. Dass er mit einem Wehgeheul zur Seite sprang.
Und wieder geschah das Nächste im Nu. War Illineb emporgeschnellt, hatte Magnus ihm Rechen und Peitsche zugestossen, streckte Matilde einen Revolver durchs Gitter, der Blitz, Knall und Kugeln bereithielt. Es war nicht mehr nötig. Der Löwe war, von Schmerzen gepeinigt, ins Zelt gerast.
Der Chef wurde ins Bett getragen, die Vorstellung abgesagt, ein Arzt gerufen.
Fünf Tage lang fiel die Hauptattraktion im Zirkus aus. So lange durfte ausser Matilden niemand die Stube des Chefs betreten. Er tat mir natürlicherweise und trotz meines Hasses leid, auch konnte ich nicht umhin, seine Bravour zu bewundern. Magnus soff mehr als sonst. Doch er und die Frauen erledigten die Geschäfte gewissenhaft und wie selbstverständlich. Aber untereinander oder mit mir sprachen sie keine Silbe über das Vorgefallene. So standen sie im Banne der Verschlossenheit ihres Brotherrn.
Am sechsten Tage kam dieser wieder zum Vorschein. Ich war dabei, eine Verankerung des Zeltes anzuspannen. Da trat er, den rechten Arm in der Binde, aus dem Wagen, und — ich bemerkte es seitwärts schielend — er ging forsch, geradewegs auf mich zu. Ich fürchtete mich vor diesem längst ausgedachten Augenblick. Ich hätte meinem, wie mir’s vorkam, schon allzu hart gestraften Feinde so gern die Demütigung erspart, mir danken zu müssen.
Illineb stand vor mir, und — — er gab mir einen Schlag. Mit der linken Faust einen Schlag in die Fresse. Wie damals. Und entfernte sich.
Ich spürte keinen Schmerz vor Verblüffung und Betrübnis. Und ich nahm auch diesen Schlag schweigend hin. Aber — sonderbar: Seitdem verehrte ich Illineb, trotzdem er fortan und bis zuletzt unverändert kalt blieb und mich und uns übersah.
Ja ich fing an, ihn zu lieben. Ganz im stillen. Ich arbeitete noch eifriger als früher, aber wenn ich seine Schritte vernahm, versteckte ich mich möglichst. Und doch behielt ich ihn, wo es anging, im Auge.
Ich liebte ihn hündisch. Ich folgte ihm so weit, dass ich ihn aus der Entfernung beobachten und belauschen konnte. Wenn er die Fleischstücke spiesste und in die Käfige reichte, unter lieben Koseworten in verschiedenen, manchmal mir unbekannten Sprachen. Wenn er rührend zärtlich und lange Prinzens Nase streichelte. Ich schlich ihm sogar in der Freizeit heimlich nach, wenn er die anderen Tiere, unsere Dogge, die Pferde der Kunstreiter, den Esel des Clowns oder die Eisbären in der russischen Bude aufsuchte und zu denen, sofern er sich von Menschen unbeobachtet fühlte, genau so redete wie zu seinen Löwen.
Auch diese Löwen gewann ich lieb. Einmal stand ich eine Stunde lang allein und ergriffen vor dem kranken Prinz in der Sonne. Er trabte in dem engen Käfig die drei Schritte hin und die drei Schritte her unaufhörlich auf und ab, mit Schnauze und Fell das Gitter streifend, so dass er mehrere abgewetzte Stellen hatte. Und nie gelang es mir, seinen Blick zu fangen, ihm in die Augen zu sehen. Er blickte über mich, über alle Zuschauer — ich weiss: auch über Illineb — hinweg. Wie Illineb über uns Mitmenschen hinwegsah.
Cooper erzählt von einem gefangenen Indianer, der keine Nahrung annahm und nichts sprach, sondern nur so blickte: immer in einer bestimmten Richtung, an seinen Feinden, den Puritanern vorbei oder über sie hinweg, wie in eine nur ihm vertraute, einzige Ferne.
Als Prinz eines Morgens nicht mehr imstande war, auf seinen Füssen zu stehen, liess Illineb, ungern nachgebend, den Tierarzt holen.
Ich verfolgte von weitem die Unterhaltung und fing einige Worte des Veterinärs auf, wie „Operation“ — „Fesselung“ — „Narkotikum“. Darauf antwortete Illineb plötzlich sehr laut in einer mir und zweifellos auch dem Tierarzt unverständlichen Sprache, und er gab dem Tierarzt Geld und entliess ihn unhöflich.
In der Nacht zu diesem Tage konnte ich wieder einmal nicht einschlafen. Ich erwog einen Plan. Ich wollte Illineb meine Liebe und Verehrung gestehen. Ganz einfach und ehrlich, ohne mich meiner gebildeteren Ausdrucksweise zu schämen. Ich wollte um sein Vertrauen und um seine Freundschaft bitten.
Noch zur Dunkelheit hörte ich ihn sein Zimmer verlassen, unseren Raum durchschreiten und die Tür von aussen abschliessen. Das verwunderte mich. Er ging sonst nie nachts aus. Wollte er wohl einmal mit Kollegen oder mit Freunden zechen? — — — Ob er einen Freund hatte? — — — Ob es ein Mädchen gab, das er liebte? — — — Über solchem Nachdenken schlief ich allmählich ein.
Morgens gab es einen Krach. Es stimmte etwas nicht. Magnus musste die Wagentür gewaltsam aufbrechen. Illineb wurde tot und grässlich zerrissen und zerbissen in Prinzens Käfig aufgefunden. Ein Rasiermesser und eine Nagelschere lagen neben der Leiche. Prinz hatte eine merkwürdige rechtwinkelige Schnittwunde an der linken Hüfte.
Die Löwentruppe Illineb wurde zwei Tage später aufgelöst, und die Löwen wurden verkauft. Prinz war gesundet.

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Kolophon
  3. Dedikation
  4. Eisenach
  5. Betrachtungen in einer Bahnhofswartehalle
  6. Kassel
  7. Hanau
  8. Sonntags
  9. Eisenbahnfahrt
  10. Wilhelmshöhe
  11. Im Park
  12. Hinterm Hotel
  13. Berlin
  14. Kurz vor der Weiterreise
  15. Abschied von Renee
  16. Frankfurt am Main
  17. Eine Passagierin dritter Klasse
  18. Strassenbahn 23 und 13
  19. Darmstadt
  20. Worte in den Wind
  21. Malerin Klugschnack
  22. Leipzig
  23. Guter Rausch
  24. Dresden
  25. Menü
  26. Stettin
  27. Liebesbrief
  28. Ab Kopenhagen
  29. Über Asta Nielsen
  30. Frankfurt an der Oder
  31. Eines Negers Klage
  32. Aus Bad Tölz an den Onkel
  33. Die Strömung
  34. Aus Breslau
  35. Aneinander vorbei
  36. Kühe
  37. München—Hamburg—Altona—Amerika
  38. Weltverkehr
  39. Hamburg
  40. Mein Yes, but an Mr. X. in der Bar
  41. Amberg
  42. Berlin
  43. Kürzeste Liebe
  44. Am Kanal
  45. Der traurige Onkel
  46. Über Finnland
  47. Aufgebung
  48. Vorm Brunnen in Wimpfen
  49. Lappalien
  50. Nächtlicher Heimweg
  51. Ruf zum Sport
  52. Ein Strolch sieht spielende Kinder
  53. Der „Gezeichnete“
  54. Mannheim
  55. Frankfurt am Main, September 1923
  56. Die Litfasssäulen
  57. Berlin, Dezember 1923
  58. Stammbuchvers
  59. Wirrsal
  60. Schnee
  61. Hannover
  62. Biegemann
  63. Jemand erzählt von Illineb
  64. Frankfurt am Main, Januar 1924
  65. Aus meiner Kinderzeit
  66. Aus Amsterdam
  67. Stuttgart
  68. Wien, Februar 1924
  69. Berta und ich gehn zum Maskenball
  70. Graz
  71. Königsberg in Preussen
  72. Bremen
  73. Hong-Kong
  74. Abstecher: Reichenbach im Vogtland
  75. Überall
  76. Zürich
  77. Abschied von Paris
  78. Abschied von Pascin
  79. Chartres
  80. Frühling hinter Bad Nauheim
  81. Die Brüder
  82. Jerusalem
  83. Augsburg
  84. München
  85. München
  86. Ausflug nach Tirol
  87. Übralldass an der Elbe.
  88. Antwort an einen Kollegen
  89. Über Reisebriefe eines Artisten