Wackernells Visionen
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Wackernells Visionen

Das Lebenswerk eines Südtiroler Ingenieurs

  1. 176 Seiten
  2. German
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Wackernells Visionen

Das Lebenswerk eines Südtiroler Ingenieurs

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Norbert Wackernell (1927–2020) zählte zu den bedeutendsten Ingenieuren Südtirols. Bekannt wurde er mit unkonventionellen Vorschlägen für alpine Flughäfen, kühnen Entwürfen transalpiner Autobahntrassen und zukunftsweisenden Lösungen innerstädtischer Verkehrsprobleme.Leo Hillebrand holt das Universalgenie Wackernell, der vom Frostschutz bis zum Stahlskelettbau zahlreiche Patente anmeldete, aus der Vergessenheit. Wackernells Biografie streift 75 Jahre Südtiroler Nachkriegsgeschichte und bietet einen erstmaligen Einblick in seine Pläne und Entwürfe.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9788872838266
Auflage
1
Thema
Art

Siegeszug der Frostschutzberegnung

Der Frontalangriff Nicolussis auf Wackernell mochte letztlich Konkurrenzdenken geschuldet sein, der Zeitpunkt dafür war aber nicht zufällig gewählt. Die Frostnächte von Anfang Mai 1957 zeigten grundsätzlich die Wirksamkeit der Frostberegnung. Jedoch gab es auch Misserfolge, die Wackernells Thesen zu erschüttern schienen. Nachdem im technischen Büro Meldungen über Ernteausfälle trotz Frostschutzberegnung eingegangen waren, die unter Landwirten schnell Gerüchte über die angebliche Ineffizienz der Beregnungsmethode kursieren ließen, reagierte Wackernell Ende Juli mit einem Themenschwerpunkt im Landwirt. Er stellte unter anderem klar, dass anderslautenden Gerüchten zum Trotz auf den vielen Tausend Hektar mit Beregnung lediglich auf 218 Hektar Schäden zu verzeichnen waren. Dann schlüsselte er detailliert die Ursachen für die Probleme auf. So seien Rohrbrüche und Motorschäden für einen erheblichen Teil der Ausfälle verantwortlich. Grund sei der Umstand, dass in vielen (nicht vom Hauptverband errichteten) Anlagen an falscher Stelle gespart worden sei. In der Folge formulierte Wackernell detailliert dargelegte Anleitungen und Tipps, wie in Zukunft ein reibungsloses Funktionieren der Anlagen zu gewährleisten sei.6 Solche Beiträge publizierte er auch in den Folgejahren, wobei er dem Faktor Wind besondere Bedeutung beimaß. Seit Ende der 1950er-Jahre wurden nämlich Beregnungsanlagen auch zunehmend in höheren und windexponierten Lagen errichtet. Und Windeinfluss schien die Erfolgsgeschichte der Frostschutzberegnung noch einmal infrage zu stellen. Als bekannt wurde, dass im April 1957 in manchen Zonen die Schäden in Anlagen mit Beregnung deutlich höher lagen als in trockenen, kursierte unter den Bauern schnell der Begriff „totregnen“. Mit der ihm eigenen Akribie vertiefte sich Wackernell in die Thematik und erläuterte den Lesern die Problematik des Windes und wie der Betreiber einer Frostschutzberegnung darauf zu reagieren habe.7 Im Beitrag „Aktuelle Fragen des Frostschutzes im Obstbau“8 brachte er die Dinge auf den Punkt: „Einige klare, einfache Grundsätze dürften hier richtig sein und zwar: bei Wind und trockener Luft nie einschalten! Den Wind stets mehr fürchten als den Frost – Ohne Wind lieber einmal öfter einschalten als zu wenig oft.“ Letztlich konnte den Negativschlagzeilen durch permanente Aufklärungsarbeit der Wind aus den Segeln genommen werden. Den definitiven Durchbruch brachte die Entwicklung an der Preisfront: Die wiederholten Fröste im April und Mai 1957 mit den enormen Ernteausfällen in ganz Europa bewirkten auf der anderen Seite Sensationspreise bei Äpfeln, wie es sie inflationsbereinigt im folgenden halben Jahrhundert nicht mehr geben sollte. Mit dem Ernteerlös eines einzigen Jahres bauten sich Bauern Häuser oder erweiterten ihren Grundbesitz maßgeblich. Dies bewirkte mehr als jegliche Beratung und Aufklärung, wie der Boom an Aufträgen ab 1958 deutlich zeigte. Bereits 1960 hielt Wackernell im Artikel „10 Jahre erfolgreiche Frostschutzberegnung in Südtirol“ selbstbewusst fest: „In der Zeit gesehen ist die Entwicklung der Frostberegnung vom ersten praktischen Erfolg ab außerordentlich schnell vor sich gegangen; bedeuten doch 10 Jahre kaum mehr als vier Frostperioden. Die Erfahrungen und Versuche in dieser kurzen Zeitspanne haben zu vollkommen anderen Methoden und Anschauungen geführt. Eine neue Frostschutzmethode führte aus der Hilflosigkeit zum Erfolg.“9 Zwei Jahre später war eine dermaßen große Fläche im Etschtal zwischen Naturns und Salurn mit modernen Beregnungsanlagen versehen, dass Wackernell auf ein weiteres Phänomen verwies, nämlich den gleichzeitigen Betrieb von Tausenden Beregnern in einem geschlossenen Obstbaugebiet. Dieser würde in kurzer Zeit eine derartige Kalorienmenge an Wärme freisetzen, dass der Frost keine Chance habe: „Es scheint aber bereits sehr wahrscheinlich zu sein, daß wir durch den Masseneinsatz auf dem Wege sind, den Frost für weite Gebiete total auszuschalten, nicht nur für jene, die beregnen, sondern auch für jene, die dazwischen drinnen liegen und nicht beregnen.“10 Heute, ein halbes Jahrhundert später, lässt sich sagen, dass Wackernell richtig lag. Das Frostproblem war in Südtirol zumindest dort gelöst, wo das nötige Wasser vorhanden war. Dies zog einen enormen Aufschwung des Apfelanbaus nach sich, der bis heute zu einem Standbein der Südtiroler Wirtschaft zählt.
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Umzug nach Bozen 1954: Im Vergleich zu den später bezogenen Studios nahm sich Wackernells erstes Büro neben der Wohnung in der Armando-Diaz-Straße bescheiden aus
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Die Wackernells waren über Jahrzehnte überzeugte Camper, in den 1950er-Jahren noch mit rudimentärer Ausrüstung
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Rundreise Mailand–Riviera 1955, und zwar, wie Wackernell selbst anmerkt, „alles mit der Lambretta“
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In ihrer Begeisterung sowohl für die Berge als auch das Wasser trafen sich die Neigungen der jungen Eheleute.
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Impuls für die eigene Tätigkeit: Wackernell betrachtet Le Corbusiers Unité d’Habitation in Marseille
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1958 bezog die Familie in der Kapuzinergasse die erste Eigentumswohnung inklusive Studio in einem von Wackernell geplanten Neubau
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Wackernell erklärt 1956 den Tisnern das Konzept seiner Beregnungsanlage. In den 1950er-Jahren g...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. Impressum
  5. Vorwort
  6. Einleitung
  7. Kindheit an historischer Stätte
  8. Der Ernst des Lebens
  9. Dramatische Ereignisse am Monte Pelmo
  10. Über Umwege nach Hause
  11. Aufbruch zu neuen Ufern
  12. Student in Mailand
  13. Reger Geist in fittem Körper
  14. Schwerer Start
  15. Neue Perspektiven
  16. Private Weichenstellungen
  17. Pionier der Frostschutzberegnung
  18. Die ersten Anlagen entstehen
  19. Fachliche Kontroversen
  20. Siegeszug der Frostschutzberegnung
  21. Debatte um die Brennerautobahn
  22. Projekt Meraner Trasse
  23. Kein Autobahntunnel für Bozen
  24. Statik und Kollaudierungen
  25. Patente und Urheberrechte
  26. Übermächtige Konkurrenz
  27. Schwerpunkt Betriebsgebäude
  28. Towerhouse am Bahnhof Bozen
  29. Lehrer an der Geometerschule
  30. Zwischen Beruf und Freizeit
  31. Passion Segeln
  32. Im öffentlichen Auftrag
  33. Der Flughafen auf dem Berg
  34. Kampf um die Talferbrücke
  35. Die Renovierung des Bozner Pfarrturms
  36. Landeshauptstadt im Fokus
  37. MeBo alternativ
  38. Die Passerdamm-Variante
  39. Vater der Nordwestumfahrung
  40. Die Umfahrung von Naturns-Staben
  41. Leidenschaft Geschichte
  42. Die Via Claudia Augusta
  43. Römerbrücke und Diana-Altar
  44. Vom Castrum Maiense zum Schloss Ortenstein
  45. Ein rüstiger Senior
  46. Norbert Wackernell – Eine Einschätzung von Zeitzeugen und Weggefährten
  47. Anmerkungen