4.Zero
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4.Zero

Die ESG-Revolution

  1. 250 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Die ESG-Revolution

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Über dieses Buch

ESG-Kriterien bestimmen das politische und wirtschaftliche Handeln. Als Industrienation und exportabhängige Volkswirtschaft will Deutschland seine starke Position auch unter neuen Bedingungen besetzen und Zukunftschancen nutzen. Dies kann nur gelingen, wenn die bisher weitgehend unabhängig voneinander betriebenen Veränderungen der Digitalen und der Nachhaltigkeitstransformation als Teil der Unternehmensstrategie integriert werden.Nachhaltigkeit muss als Priorität in Purpose und Strategie verankert werden. Die Welt der Daten und ihrer intelligenten Nutzung hilft dabei, macht Optionen, Aktionen und Wirkungen transparent. Digitalisierung ist der Revolutionskatalysator für die effiziente, klimaneutrale, sinn- und wertstiftende Wirtschaft der Zukunft.Gemeinsam mit namhaften Co-Autoren, Impulsgebern und Gesprächspartnern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zeichnen die Autoren einen ebenso strategischen wie pragmatischen, zugleich herausfordernden und optimistischen Weg zum Ziel und verknüpfen dabei verantwortungsvolle Rahmen - mit beispielhafter Umsetzung.

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CHANCEN UND RISIKEN: WIE DIE DIGITALISIERUNG ZUR NACHHALTIGKEIT BEITRÄGT
Das digitale Paradies schwebt über uns, in den Wolken. Es hält kurze Clips und lange Spielfilme bereit, die man jederzeit abspielen kann. Es gibt Auskunft über unsere Kontobewegungen, stellt automatisch Playlisten mit den besten Hits der 1970er-Jahre zusammen und erlaubt Videochats mit den Großeltern in Australien. Wer in größeren Projektteams arbeitet und darauf angewiesen ist, an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten eingreifen zu können, kann darüber Präsentationen und Tabellenkalkulationen abrufen und ablegen und muss keine Programme mehr auf den eigenen Rechner herunterladen. Sie liegen alle da oben, zur Nutzung bereit.
Cloud Computing hat die Möglichkeiten radikal erweitert und wächst deshalb beständig. In einer Untersuchung des Verbands Bitkom erklärten 82 Prozent der befragten deutschen Unternehmen, dass sie die Technologie bereits anwenden oder über den Einsatz nachdenken – es sind so viele wie noch nie.22 Mitte des Jahrzehnts werden mehr als die Hälfte aller Anwendungen aus der Cloud kommen, so die Vorhersage. Schon jetzt spricht man bei den großen Anbietern von »Hyperscalern«, weil sie Tausende Server und Speicher zusammenschalten und ihre Rechenleistung je nach Bedarf fast beliebig weit nach oben treiben können.
Das macht sich bemerkbar. Der Betreiber des Internetknotens in Frankfurt am Main, einem der größten der Welt, meldete Anfang 2022 einen neuen Rekord. War schon zu Beginn der Coronakrise zwei Jahre zuvor ein Höchstwert beim Datendurchsatz gemessen worden, stieg dieser nochmal an. 11 Terabit pro Sekunde wurden am 1. Februar gegen 20 Uhr abends in der Spitze erreicht – das entspricht der gleichzeitigen Übertragung von rund 2,42 Millionen Videos in HD-Qualität, rechnete das Unternehmen vor.23 Lange dürfte die Bestmarke nicht Bestand haben. Die Mobilfunkunternehmen sind dabei, das 5G-Netz flächendeckend auszubreiten und den Datendurchsatz um ein Vielfaches gegenüber dem heutigen Standard zu erhöhen. Das eröffnet neue Möglichkeiten, etwa fürs selbstfahrende Auto. Um sich sicher durch den komplexen Straßenverkehr zu navigieren, sind Kameras, Ortungssysteme, Abstands- und Geschwindigkeitsmesser an Bord notwendig, die laufend Daten produzieren und kommunizieren. Schätzungen zufolge könnten pro Fahrzeug und Tag 4000 Gigabyte anfallen.24 Zum Vergleich: Im Coronajahr 2020 betrug das durchschnittliche verbrauchte Datenvolumen jedes Festnetzanschlusses in Deutschland laut Bundesnetzagentur 175 Gigabyte. Pro Monat.25
Um diese Daten möglichst ruckelfrei und – wie beim Verkehr – in Echtzeit übertragen zu können, sind Rechenzentren notwendig, die im Hintergrund den Herzschlag unserer digitalen Welt organisieren. Ohne sie wäre die globale Vernetzung nicht möglich. Zugleich verdeutlichen sie, dass die Virtualisierung keineswegs eine vollständige Dematerialisierung nach sich zieht, sondern eine physische Basis hat. Die verbauten Rohstoffe, Edelmetalle und seltenen Erden für die Rechner, Server, Gebäude, Kühlungs- und Sicherungssysteme müssen gewonnen, die Energie für den Betrieb erzeugt werden – in Europa legte der Bedarf zwischen 2010 und 2020 um 55 Prozent zu.26 Und weil das mit Eingriffen in die Natur verbunden ist und Treibhausgase dabei entstehen, muss die vierte industrielle Revolution auch danach bewertet werden, ob sie nachhaltig und ESG-konform ist. Zwei bis drei Prozent der globalen Emissionen gehen nach Schätzungen bereits auf die weltweite Digitalisierung zurück.27
Andererseits gibt es auch zahlreiche digitale Anwendungen, die das 4.Zero-Potenzial haben, für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu sorgen. In Städten etwa, die sich zu »Smart Cities« wandeln: Sie rüsten Straßenlaternen und Ampeln mit Sensoren aus, die den Verkehrsfluss analysieren und Fahrern durchgeben, welche Route sie wählen sollten. Sie bauen die Telemedizin aus, sodass Erstdiagnosen und Rehamaßnahmen per Video erteilt werden können. Sie lassen Drohnen Dachrinnen abfliegen und entfernen Wasserrückstände, die Mücken mit dem Dengue-Fieber im Blut sonst als Brutstätte für ihre Vermehrung nutzen könnten. Sie erfassen ihre Straßenzüge und Gebäude per 3D-Kameras, sodass die Verwaltung leichter und zügiger über Projekte der Stadtplanung entscheiden kann.
Sicher und glaubwürdig: Die Blockchain revolutioniert Lieferketten
Bettina Uhlich, CIO von Evonik, hält eine andere Technologie für »eine Revolution«, weil sie Digitalisierung mit Nachhaltigkeit verknüpft: die Blockchain. Mit ihr ist es möglich, Produkten einen digitalen Pass auszustellen, der in Echtzeit mit ESG-Informationen angereichert wird und so ein vollständiges Bild zeichnen kann, von seinem Ursprung bis ans Ende seiner Nutzung und sogar noch darüber hinaus. Weil die Technologie zudem sicher ist, eine bislang ungekannt hohe Datenqualität ermöglicht und sich nahezu unbegrenzt skalieren lässt, ist die Blockchain für Uhlich ein Schlüssel für die Zukunft: »Sie macht nachhaltiges Wirtschaften erst glaubwürdig.« Der Vorstandsvorsitzende von SAP, Christian Klein, glaubt ebenfalls daran, dass Technologie genau dort einen Beitrag leisten kann, wo Unternehmen bislang schwer durchblicken konnten und wo eine signifikant große Menge von Treibhausgasen entstehen: in der Supply Chain. Er nennt das Beispiel eines Autos: 80 Prozent der Emissionen entstehen demnach durch die Arbeiten, die in der Lieferkette vor- und nachgelagert sind. Allerdings müsse man auch konsequent vorgehen, um nennenswerte Ergebnisse zu erzielen. »Ohne Technologie und eine durchgängige Digitalisierung werden wir keines unserer Nachhaltigkeitsziele erreichen.«
Um die Vor- und Nachteile von Technologien abzuwägen und deren Implementierung zu gestalten, wird in zahlreichen Unternehmen und über Branchen hinweg eine intensive Debatte über digitale Verantwortung geführt. Abgeleitet von dem Konzept der Corporate Social Responsibility (CSR) wird gefragt, wie technologische Fragen in das bestehende Raster der Analyse und Berichterstattung integriert werden können oder ob es einen neuen, zusätzlichen Bereich braucht, der unter dem Schlagwort »Corporate Digital Responsibility« (CDR) verankert wird. Die Themen sind vielfältig: Es geht um die faire Gestaltung von algorithmischen Systemen, die, je nach Input, zum Teil einseitige Meinungen und Wertvorstellungen der Programmierer transportieren und verstärken können; die Absicherung von persönlichen Daten vor Fremdzugriffen und Hackerattacken; Beteiligungsformate innerhalb von Unternehmen, um digitale Prozesse gemeinsam zu gestalten; die Möglichkeit, durch digitale Tools neue Wege bei der Vereinbarkeit von Privatleben und Erwerbsarbeit zu gehen; die Frage, wie sich Führung in digitalen Zeiten ändern und aussehen muss; die Rolle des Chief Digital Officers; welche Erkenntnisse eine digital analysierte Lieferkette bereithalten kann.
Der Bedarf, diese Themen anzusprechen, resultiert aus einer Notwendigkeit und aus einer Unsicherheit heraus. Weil zahlreiche Lebensbereiche und Branchen digital werden, ist es kaum noch eine Option, sich dem Wandel zu entziehen. Wer den Weg nicht mitgeht, wird von der Konkurrenz womöglich schon bald abgehängt. Andererseits: Wer weniger affin dafür ist und in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten (weitgehend) analog gearbeitet hat, steht jetzt vor völlig anderen Fragen als bisher. Vor allem, wenn es um Künstliche Intelligenz geht, eine der Technologien, die in den vergangenen Jahren Einzug in unseren Alltag gefunden haben und die sich, davon muss man ausgehen, noch viel stärker durchsetzen wird.
Die Politik ist ebenfalls aktiv geworden. Die EU hat eine Reihe von Problemen erkannt und versucht, das dynamische Feld in die richtigen Bahnen zu lenken. Die Datenschutzgrundverordnung ist ein Ausdruck der Bemühungen. Vergleicht man beide Felder – die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit – stellt man fest, dass noch eine Diskrepanz existiert: Der Schutz von Natur und Umwelt hat schon vor Jahrzehnten eingesetzt und wurde in politisches Handeln übersetzt. Ob es um Luftfilter, Mülltrennung oder Abwasserschutz geht – eine Vielzahl von Auflagen muss heute von Bürgerinnen und Unternehmern beachtet werden, und der Sinn wird nicht infrage gestellt. Auch kulturell ist das schon stärker eingedrungen. Schulen lassen sich als Umweltschulen zertifizieren und bringen Kindern und Jugendlichen bei, worauf man im Alltag zu achten hat. Von der Bewegung, die zu diesem Ergebnis geführt hat, können gemeinwohlorientierte Fürsprecher der Digitalisierung lernen. Vergleichbare Rahmensetzungen existieren in diesem Bereich noch nicht, die Zahl der zivilgesellschaftlichen Akteure, die sich für eine bessere Digitalbildung einsetzen, ist ebenfalls erst klein.
Um sich auf diesem Feld abzusichern, haben erste Dienstleister begonnen, KI-Audits anzubieten. Sie durchleuchten Firmen und analysieren, welche ethischen, juristischen und Produktrisiken sich aus der Technologie ergeben und einen Reputationsschaden verursachen könnten. Bei der Stockholmer »Ethical AI Governance Platform« Anch.AI beispielsweise findet der Erstkontakt über ein Kennenlernen anhand von zwölf Fragen statt. »Hat Ihre Organisation bereits ethische Richtlinien, Prinzipien oder einen Code of Conduct für Künstliche Intelligenz festgelegt?« – »Haben Sie ein Vorgehen definiert und etabliert, um ungewollte Vorurteile in Datensätzen aufzudecken?« – »Schulen Sie Ihre Mitarbeiter zur Verwendung von Daten und dem Einsatz von KI?« Empfohlen wird, das Sparring regelmäßig zu wiederholen und über den Fortschritt zu berichten, intern wie extern, zum Beispiel in seinem jährlichen ESG-Report.
Neue Start-ups erfassen ESG-relevante Daten digital
Noch ein Trend lässt sich ebenfalls beobachten: Unternehmen, die ihren klimatischen Fußabdruck berechnen und managen wollen, müssen ihre Daten nicht mehr manuell auf Zetteln notieren oder in Excel-Tabellen eintragen und versuchen, daraus einen Überblick zu gewinnen. Eine zunehmende Zahl von Tech-Start-ups entwickelt Programme, mit denen man einen leichteren Zugang findet. In Echtzeit, so das Versprechen, werden die relevantesten Informationen aus Scope 1–3 automatisiert in einem Dashboard aufbereitet. So lassen sich die Emissionen verschiedener Standorte, Bereiche, wie Produktion und Logistik, oder anhand der Quellen (Abfall, Elektrizität, Heizung etc.) ablesen. Handhabung und Design der Software erinnern an Smartphone-Apps. Das Kalkül: Je intuitiver und spielerischer die Bedienung ist, desto niedriger die Hürden für Firmen, ihre Emissionen in den Griff zu bekommen und zu reduzieren. Wenn nötig und gewünscht, besteht anschließend die Option, nicht reduzierte Emissionen über Kompensationsprojekte auszugleichen.
Um solche Lösungen wirksam zum Laufen zu bringen, braucht es Gründer, Entwickler und Erfinder – und Investoren. Daran scheitert es in Deutschland aber immer wieder, sagt die Finanz- und Wirtschaftsjournalistin Anja Kohl. »Je deutlicher die Kosten des Klimawandels werden, desto mehr stellen wir fest, dass wir einen völlig unterentwickelten Kapitalmarkt haben. Lösungen gibt es viele, tausende, meist junge Firmen und Start-ups, die nach Finanzierung suchen. Und es gibt Akteure, die das erkannt haben. Aber es hängt immer an den gleichen Dingen: Etwa an der Finanzierung in der Endphase, damit Firmen ihre Produkte auch tatsächlich auf den Markt bringen und ihnen nicht der Atem ausgeht, wenn sie an die Börse gehen wollen.« Künftig dürfe es n...

Inhaltsverzeichnis

  1. VORWORT
  2. 4.ZERO: WIE DEUTSCHLAND ZUM DIGITAL-NACHHALTIGEN VORREITER WIRD
  3. 01
  4. DIE 4.ZERO-TRANSFORMATION: EINE AUFGABE VON NATIONALER BEDEUTUNG
  5. 02
  6. CHANCEN UND RISIKEN: WIE DIE DIGITALISIERUNG ZUR NACHHALTIGKEIT BEITRÄGT
  7. 03
  8. IM SPANNUNGSFELD DER ZERREISSPROBEN: WIE WANDEL GELINGT
  9. 04
  10. KREISLÄUFE SCHLIESSEN: WARUM MAN DATEN UND ROHSTOFFE WIEDERVERWENDEN MUSS
  11. NACHWORT
  12. Über die Autoren
  13. Danksagung