Jede 3. Frau
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Jede 3. Frau

25 Frauen erzählen von ihren Schwangerschaften ohne Happy End - und wie sie danach trotzdem ihren Weg gefunden haben

  1. 304 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
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Jede 3. Frau

25 Frauen erzählen von ihren Schwangerschaften ohne Happy End - und wie sie danach trotzdem ihren Weg gefunden haben

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Über dieses Buch

Fehlgeburten? Klar, die kommen vor. Aber doch eher in den Statistiken und nicht im eigenen Leben. Das denken zumindest viele Frauen, denn Fehlgeburten, Unfruchtbarkeit und andere Schicksalsschläge rund ums Kinderkriegen sind immer noch Tabuthemen. Dabei betreffen sie jede dritte Frau. Natascha Sagorski lässt 24 Frauen und einen Mann zu Wort kommen, die keine Bilderbuchschwangerschaften hinter sich haben und dennoch nicht aufgegeben haben. Ihre Geschichten zeigen, dass der Weg zum Wunschkind nicht immer schön ist, aber dass niemand mit seinem Schicksal alleine sein muss.

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Information

Natascha, 36

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München
#Fehlgeburt
#Ausschabung
Ich weiß noch genau, wie ich an der Ampel Richtung Ludwigstraße in München stand und parallel über die Freisprechanlage mit meiner Kollegin telefonierte. Ich war auf dem Weg zum Gynäkologen für einen Kontrollultraschall und wollte danach wieder ins Büro. Die To-do-Liste war wie immer lang. In der Woche zuvor hatte ich für einen Kunden ein Event in einem großen Hotel umgesetzt, und im Rahmen der Eventplanung war einiges andere liegen geblieben, das ich nun aufarbeitete.
Ich war gerade in der zehnten Schwangerschaftswoche, glaubte zu bemerken, wie mein Bauch sich langsam ein kleines bisschen wölbte, hatte Heißhunger auf Käse, und morgens drehte sich mein Magen regelmäßig um. Alles ganz normal für eine Frühschwangerschaft.
Beim Arzt angekommen, musste ich wie immer recht lange warten, bekam Blut abgenommen, wurde gewogen, musste in den berühmten Becher pieseln, und mein Blutdruck wurde gemessen. Und dann überreichte mir die Sprechstundenhilfe endlich das lange ersehnte Dokument: den Mutterpass! Was war ich stolz, diesen endlich in den Händen zu halten.
»Du wirst wirklich eine Mama.«
Mit diesem unglaublichen, aber wunderschönen Gedanken im Kopf betrat ich das Arztzimmer. Mein Gynäkologe fragte mich erst mal Allgemeines. Ob ich eine Hebamme gefunden, mich schon bei einem Krankenhaus zur Geburt angemeldet hätte und so weiter.
»Nun haben wir die kritische Zeit ja fast schon hinter uns. Aber jetzt schauen wir erst mal drauf …«, meinte er schließlich, und ich nahm auf dem Stuhl, den sicher keine von uns liebt, Platz.
Zuerst tastete er nur.
»Schon ganz schön gewachsen die Gebärmutter …«, freute er sich, und ich begann, mich etwas zu entspannen.
Bereits beim letzten Termin hatte der Arzt mir eröffnet, dass viele Frauen in ihrer ersten Schwangerschaft das Kind in den ersten zwölf Wochen verlieren. Ich war damals etwas vor den Kopf gestoßen, da er mir diese Information in den zehn Jahren zuvor noch nie mitgeteilt hatte und ich bei meinem ersten Ultraschalltermin voller Faszination das kleine Herz hatte schlagen sehen und an Kinderzimmer, Babyschuhe und alles Mögliche gedacht hatte, aber sicher nicht an Fehlgeburten. Doch das daraufhin aufkommende mulmige Gefühl hatte sich in den letzten Wochen abgeflacht, und die Vorfreude war immer größer geworden. Umso aufgeregter war ich nun, zum zweiten Mal mein Baby zu sehen.
Der Arzt setzte den Ultraschallstab an und begann zu schallen.
Es dauerte keine zehn Sekunden, da fiel der eine Satz, der alles veränderte.
»Uh, das sieht nicht gut aus.«
Ich hielt unwillkürlich die Luft an und wartete auf ein Lächeln und eine Richtigstellung. Irgendwas in der Art. »Ach nein, entschuldigen Sie, ich habe mich vertan. Scheint natürlich alles in Ordnung zu sein.«
Aber so ein Satz kam nicht.
Stattdessen nur Stirnrunzeln und weiteres Schallen. Ich wollte es nicht, aber ich spürte die ersten Tränen in meinen Augen aufsteigen. Einerseits war dies unvorstellbar, andererseits hatte ich schon realisiert, dass keine guten Nachrichten mehr kommen würden.
»Ich kann leider keinen Herzschlag mehr finden. Und der Embryo ist viel zu klein für die zehnte Woche. Es tut mir wirklich leid.«
Ich starrte durch meinen Tränenschleier auf den schwarz-weißen Bildschirm.
»Aber das sieht doch viel größer aus als beim letzten Mal«, wisperte ich.
Leider war das, was ich da vermeintlich als mein gewachsenes Baby identifizierte, nur der Dottersack.
Alles Weitere nahm ich nur noch dumpf wahr und verfiel in meinen Organisationsmodus. Nicht umsonst arbeite ich in der PR. In Stresssituationen funktioniere ich, egal, welche Welt gerade um mich herum zusammenbricht.
Auch wenn es meine eigene ist.
Abtreibungstabletten kamen für mich nicht infrage. Einfach abwarten auch nicht. Mein Körper hatte noch nicht verstanden, dass das kleine Wesen in uns tot war und produzierte fleißig weiter Schwangerschaftshormone. Aber ich war nicht mehr schwanger, alles fühlte sich plötzlich falsch an, und ich wollte diesen Schwebezustand so schnell wie möglich beenden. Deswegen entschied ich mich für eine Ausschabung.
Am liebsten. Jetzt. Sofort.
Mein Gynäkologe hätte mich erst in der Woche darauf operieren können, und so empfahl er mir, direkt in ein nahe gelegenes Krankenhaus zu fahren.
Die standesamtliche Hochzeit meiner besten Freundin sollte drei Tage später stattfinden, und ich hatte den irrwitzigen Gedanken, dass ich bis dahin wieder fit sein müsse.
Noch im Arztzimmer schrieb ich meinem Mann eine Whatsapp. Nicht sehr sensibel, aber ich hätte es nicht ertragen, ihn anzurufen und ihn vielleicht erst noch überzeugen zu müssen, dass diese Nachricht real war. Denn wer wollte und konnte eine solche Katastrophe am Telefon realisieren, vor allem wenn er nicht, wie ich kurz zuvor, das stumme Ultraschallbild ohne blinkendes Pünktchen gesehen hatte.
Als ich ihn dann vom Auto aus anrief, war er so gefasst wie möglich und fuhr sofort vom Büro aus nach Hause, um mit mir in die Klinik zu fahren. Ich rief noch meine Kollegin an, mit der ich kurz zuvor so unbeschwert telefoniert hatte, um ihr mitzuteilen, dass ich nicht mehr ins Büro käme. Allerdings lief das nicht so gefasst ab, wie es jetzt vielleicht klingt. Vielmehr konnte sie mich vor lauter Weinen kaum verstehen. Auch an meine Chefin sendete ich noch eine Sprachnachricht, und dann versuchte ich, mich innerlich abzuschotten und für das zu wappnen, was da auf mich zukam.
Mein Mann hatte bereits meine Mutter informiert, die wir vor wenigen Wochen mit einem positiven Schwangerschaftstest in einer Geschenkschachtel überrascht hatten. Ich war meinem Mann dankbar dafür, denn ich hätte es nicht geschafft, ihr Bescheid zu geben. Wusste ich doch, dass die Nachricht meine Mutter fast so sehr zerreißen würde, wie mich selbst.
In der Klinik angekommen, blieb mir bei der Anmeldung die Stimme weg. Ich weiß noch genau, wie ich vor der Dame hinter der Glasscheibe stand und ihr mitteilen wollte, dass wir in die gynäkologische Notaufnahme müssten. Schon von Berufs wegen rede ich sehr viel und frei, auch wenn ich aufgeregt bin, weil ich vor vielen Menschen sprechen muss. Aber dieses Gefühl, den Mund aufzumachen und einfach keinen Ton herauszubekommen – das hatte ich so noch nie gespürt. Mir fehlten die Worte sogar körperlich.
Mein Mann sprang ein, und schließlich steuerten wir die Station an. Das Problem in einer solchen Situation ist, dass man in fast allen Kliniken zu einer Ausschabung auf die gleiche Station muss, auf der andere Frauen liegen, wenn sie gerade ihre Kinder bekommen haben. Wir liefen also ein Treppenhaus nach oben, begleitet von riesigen Schwarzweiß-Fotografien von Neugeborenen. Mir fällt kein anderes Wort als »Spießrutenlauf« ein.
Nach der Anmeldung warteten wir mit einer hochschwangeren Frau und ihrem Mann in einem Wartezimmer. Ich dachte immer, solche klischeeartigen Situationen findet man nur in Filmen, doch da hatte ich mich getäuscht.
Als ich schließlich drankam, begleitete ich eine junge Assistenzärztin in einen kleinen Untersuchungsraum mit gynäkologischem Stuhl. Ich nahm Platz, und sie begann zu schallen und den Herzschlag zu suchen, den sie erwartungsgemäß nicht finden konnte. Da es sich um ein Lehrkrankenhaus handelte, musste dann noch mal ein weiterer Arzt draufschauen, und ich wartete eine halbe Stunde in diesem Stuhl mit gespreizten Beinen, bis mir schließlich ein dritter Arzt an diesem Tag erklärte, dass mein Baby tatsächlich tot war.
Beide Klinikärzte versicherten mir, dass sie jeden Tag etliche Frauen mit derselben Diagnose auf Station hätten und dies nicht außergewöhnlich sei und nicht bedeuten würde, dass ich keine Kinder mehr bekommen könne. Auch wenn sie natürlich verstehen würden, dass mir das jetzt nicht helfe. Ich habe das in meinem Nebel alles nur abgenickt und mich über die Ausschabung, die sie für den nächsten Tag einschieben konnten, aufklären lassen.
Es ging darum, dass ich mich einverstanden erklärte, dass es in sehr seltenen Fällen bei sehr selten notwendigen Blutkonserven zur Ansteckung mit HIV kommen könnte oder dass in sehr seltenen Fällen beim Eingriff die Gebärmutter durchstoßen werden kann und vor der Ausschabung ein Medikament eingesetzt wird, das in sehr seltenen Fällen zu Nebenwirkungen führen kann und eigentlich für etwas komplett anderes entwickelt wurde. Ich habe keine Ahnung mehr für was. Ich weiß nur noch, dass alles angeblich »sehr selten« war, außer den Fehlgeburten selbst und wie ironisch mir das vorkam. Ich unterschrieb einfach alles, was ich sollte und wollte es nur hinter mich bringen. Inzwischen war es spätabends, und ich sollte am nächsten Morgen nüchtern um sieben Uhr wieder in der Klinik sein.
An die Nacht habe ich keine große Erinnerung. Ich weiß nur noch, dass ich mir jede Menge südfranzösische Krimis auf meinen Kindle geladen habe, um so gut wie möglich in eine andere Welt abtauchen zu können. Und das hat mich über den nächsten Tag, oder besser gesagt, über die nächsten Wochen gebracht.
Mein Mann hatte sich den Tag freigenommen und ist mit mir morgens ins Krankenhaus gefahren, zurück auf die Station mit den ganzen Babybildern an der Wand. Ich hatte in meinem tunnelartigen Zustand meine private Zusatzversicherung einfach vergessen und lag in einem Dreibettzimmer mit zwei weiteren Frauen. Beide erstaunlich gut gelaunte Brustkrebspatientinnen und sicher sehr nett. Doch ich war entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten zu keinerlei Small Talk fähig. Und als eine junge Ärztin zu einer Untersuchung an mein Bett kam und mich mit den Worten »Es tut mir sehr leid, was Ihnen passiert ist« begrüßte, war meinen Zimmergenossinnen sicher auch klar, weshalb ich so still war.
Eine der beiden Patientinnen kannte das Klinikpersonal sehr gut und wurde von den Schwestern immer wieder auf dem Laufenden gehalten, wie viele Kaiserschnitte heute im OP durchgeführt wurden und wie viele Babys im Laufe des Tages das Licht der Welt erblickten. Immer wieder hörte man auch Babygeschrei.
Ich tauchte angestrengt ganz tief ab in die Welten, die ich auf meinen Kindle geladen hatte, und versuchte, möglichst nicht aufzuhören zu lesen. Denn immer, wenn ich das kurz einmal nicht schaffte, liefen mir sofort die Tränen übers Gesicht. Gefühlt war es der wohl längste Tag meines Lebens. Es wollten einfach eine Menge Babys auf die Welt kommen an diesem Tag, und so konnte meines nicht ausgeschabt werden. So bitter das klingt, genauso fühlte es sich in diesem Moment für mich an.
Ich weiß noch, dass ich irgendwann mittags meinen Mann gebeten habe, nach Hause zu gehen. Da ich sowieso nur mit Abtauchen beschäftigt war und die ganze Situation meinen Mann genauso belastete, war es das Beste für uns beide.
Abends gegen 19 Uhr kam dann endlich eine der jungen Ärztinnen zu mir und wollte mir das besagte Medikament zur Vorbereitung auf den Eingriff verabreichen. Da ich den ganzen Tag nichts trinken durfte, freute ich mich fast schon darauf, rechnete ich doch damit, gleich einen Schluck Wasser für die Pillen zu erhalten. Nur hatte die Ärztin leider keine Pillen, sondern zwei Zäpfchen in der Hand und sah mich bzw. meine Bettdecke auffordernd an. Erst verstand ich nicht, was sie wollte. Als sie mich schließlich bat, mich auf die Seite zu legen und die Bettdecke anzuheben, war mir klar, dass das Medikament vaginal verabreicht werden sollte. Irgendwie hat mich das total geschockt, ich habe es aber einfach geschehen lassen. Nachdem sie mir recht unsanft die Zäpfchen verabreicht hatte, hieß es, dass ich in zwanzig Minuten zum OP geschoben werde, da das Medikament schnell wirkt und dass ich mich nicht wundern solle, wenn es sich in meinem Unterleib gleich heiß anfühle. Ich habe dann nur noch schnell meinem Mann eine Nachricht geschickt, dass es jetzt losgeht und meine Sachen in den Spind gesperrt. Dann wartete ich darauf, dass es auch tatsächlich losging.
Allerdings dauerte es deutlich länger als zwanzig Minuten, und so ganz ohne Ablenkung traf mich die Realität wieder mit voller Wucht. Ich wollte nicht weinen, ich wollte tapfer in den OP einfahren, aber ich konnte nichts tun, die Tränen rannen mir einfach über das Gesicht. Als ich endlich abgeholt wurde, hatte ich das Gefühl, Feuer zwischen den Beinen zu haben und wollte es wieder mal einfach nur hinter mich bringen.
Doch vor dem OP musste ich ewig warten, bevor ich dann in einen Vorbereitungsraum geschoben wurde und in einen fahrbaren gynäkologischen Stuhl umziehen musste. Dann gab es plötzlich ein riesiges bürokratisches Heckmeck, weil meine private Zusatzversicherung wohl doch in einem Computer aufgetaucht war und dadurch mehrere Unterschriften vor der Narkose von Nöten waren. Das war das Letzte, für das ich in dieser Situation und mit gespreizten feuerspeienden Beinen noch Nerven hatte.
Nach einer nicht nur gefühlt langen Zeit, etlichen Anrufen in diversen Sekretariaten einer zunehmend genervten Anästhesistin und jeder Menge stiller Tränen wurde ich dann doch endlich in den OP geschoben. Das Mitgefühl einer Schwester (»Ich weiß, das ist heute kein schöner Anlass für einen Eingriff«) ließ dann unvermittelt alle Dämme bei mir brechen. Ich blickte in ein grelles Neonlicht über mir, um mich herum lauter fremde, vermummte Menschen in OP-Kleidung und meine gespreizten Beine mittlerweile ganz entblößt auf dem Stuhl. Zudem die Gewissheit, dass diese Menschen gleich das aus mir schaben würden, was eigentlich mein Baby hätte werden sollen. Ich begann laut zu schluchzen.
Ich hasste es, meine Emotionen nicht weiter unterdrücken zu können, aber es ging nicht. Ich sehnte nur noch das friedliche Dunkel der Narkose herbei, doch meine Venen spielten nicht mit, und der Zugang war plötzlich dicht, was mich noch panischer aufschluchzen ließ. Ich weiß noch, dass mich jemand bat, mich zu beruhigen und mir eine Sauerstoffmaske ins Gesicht drückte. In dem Moment habe ich meine ganze Gedankenkraft zusammengenommen und mich auf das Deck eines Kreuzfahrtschiffs, das ich sehr gern habe, konzentriert. Habe versucht, in mir das Gefühl wachzurufen, wie es sich anfühlt, beim Auslaufen an der Reling zu stehen. Ein Glas Champagner in der Hand und auf die immer kleiner werdende Silhouette des Ufers zu blicken. Habe mir das Rauschen der Wellen vorgestellt, den blauen Dunst, welcher das Meer gegen Abend in ein ganz besonderes Licht taucht und wie dieses Schiff mich ganz weit weg von allem bringt, immer weiter aufs Meer hinaus und in die Freiheit.
Dann wurde es endlich schwarz um mich.
Ich wachte auf und hörte eine Frau neben mir rufen, dass sie nichts sehen könne. Pochende Schmerzen in meinem Unterleib erinnerten mich daran, woraus ich gerade erwacht war. Es tat wirklich höllisch weh, viel mehr, als ich mir das vorher vorgestellt hatte. Vielleicht hatte ich mir auch nichts vorgestellt und war deswegen so überrascht.
Irgendwann kam eine Frau, die die laut rufende Patientin, sie lag nach einer Augenoperation neben mir im Aufwachraum, beruhigte. Ich fragte nach Schmerzmitteln und bekam eine Ta...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Inhalt
  6. Vorwort
  7. Natascha, 36, München
  8. Cathy, 31, Landsberg am Lech
  9. Anja, 32, München
  10. Steffi, 35, München
  11. Bianca, 31, Wolfsburg
  12. Nadine, 29, Bocholt
  13. Lena, 32, Köln
  14. Sara, 39, München
  15. Uli, 66, Marl
  16. Jasmin, 32, Lahn-Dill-Kreis
  17. Maria, 36, München
  18. Tanja, 36, Karlsruhe
  19. Simone, 32, Freiburg
  20. Laura, 24, Stadthagen
  21. Ursula, 40, aus einer bayerischen Kleinstadt
  22. Ines, 50, München
  23. Eva, 42, Ebersberg
  24. Lea, 30, Lich
  25. Verena, 43, Köln
  26. Annika, 36, Oberschleißheim
  27. Cornelia, 38, Niederösterreich
  28. Marlene, 26, Kreis Göppingen
  29. Jenni, 31, Hamburg
  30. Monica, 38, Saarbrücken
  31. Kathrin, 39, München
  32. Frank, 37, Karlsruhe
  33. Ein paar Worte zum Schluss
  34. Danke …