Gegen die Krise der Zeit
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Gegen die Krise der Zeit

Konservative Denker im Portrait

  1. 280 Seiten
  2. German
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Gegen die Krise der Zeit

Konservative Denker im Portrait

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Über dieses Buch

22 konservative Vordenker des 20. Jahrhunderts werden in diesem Sammelband kundig portraitiert. Dabei geht es nicht darum, eine bloße historische Zusammenfassung ihres Gedankengebäudes zu liefern, sondern konkrete Punkte herauszuarbeiten, wo ihr Denken brennende Probleme der Gegenwart berührt und damit für unsere Zeit aktuell wird. Aus diesem Grund hat der Herausgeber auch einen weiten Konservativismus-Begriff bei der Auswahl der zu behandelnden Philosophen und Publizisten angelegt. Der Band versammelt daher so unterschiedliche Denker wie Julius Evola und Günther Rohrmoser, Ernst Jünger und Nicolas Gomez Davila oder Ortega y Gasset und Arnold Gehlen, Eric Voegelin und Carl Schmitt. Auch noch lebende Autoren wie Prof. Robert Spaemann und Günter Maschke werden behandelt.Weitere Portraits widmen sich Plinio Corrêa de Oliveira, Julius Evola, Ivan Illiev, Gerd-Klaus Kaltenbrunner, Russel Kirk, Edgar Jung, Arthur Moeller van den Bruck, Johannes Messner, Michael Oakesshott, Wilhelm Röpke, Hans Sedlmayr, Leo Strauss und Othmar Spann.Der HerausgeberDaniel Führing, geboren 1973 in Pietersburg/Südafrika, Sohn eines deutschen Vaters und einer burischen Mutter. Studium der Politikwissenschaft, Rechtswissenschaften und Theologie in Bonn, Leuven/Belgien und Rom. Privatlehrer und Dozent an diversen katholischen Hochschulen in Nord- und Südamerika

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Information

Arnold Gehlen und die Suche nach dem Kontakt mit der Wirklichkeit

VON MICHAEL WLADIKA
Arnold Gehlen (1904–1976) war Philosoph, Soziologe, Psychologe, Historiker. Er schrieb, sehr früh, ein Buch mit dem Titel Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt (1940), das ihn ganz weit bekannt machte. Es folgten, Jahre später, noch zwei weitere ganz große Bücher, Urmensch und Spätkultur. Philosophische Ergebnisse und Aussagen (1956) sowie Zeit-Bilder. Zur Soziologie und Ästhetik der modernen Malerei (1960). Dazu kommen zeit- und gesellschaftsdiagnostische Bestseller, vor allem Die Seele im technischen Zeitalter. Sozialpsychologische Probleme in der industriellen Gesellschaft (1949). Dazu kommt natürlich auch viel Streit, Polemik, „Diskussion“, im Fernsehen und anderswo.
Und dann ist da noch ein Buch, Moral und Hypermoral. Eine pluralistische Ethik (1969), eine Kritik des Liberalismus, noch einmal Nietzsche-Nachfolge, auch eine gewisse Genealogie der Moral: der Mensch als sichverkleinerndes Tier, wieder wichtig, aber schon auch Phrasendreschen und Reden enthaltend. Allein, auch da muss man aufpassen, man kann bei Gehlen leicht an den Falschen geraten.
Nur zwei Stimmen, aus sehr unterschiedlicher Richtung, vorweg:
Günter Rohrmoser: „Arnold Gehlen ist neben Martin Heidegger zweifellos der bedeutendste deutsche Philosoph seiner Epoche.“1
Herbert Schnädelbach: „So ist Arnold Gehlen einer der wenigen wirklich bedeutenden Rechts-Intellektuellen, die Deutschland in unserem Jahrhundert hervorbrachte. Er ist der Nestor des deutschen Neokonservatismus und zugleich der eigentliche Begründer der Philosophischen Anthropologie, die ebenfalls eine deutsche Spezialität ist.2 In der konservativen Publizistik gibt es kein einziges Argument, das sich nicht – wenn es nicht von Carl Schmitt stammt – bereits bei Gehlen finden ließe. … Der Aufklärer muss immer daran denken: Der Konservative könnte recht haben! Arnold Gehlen könnte recht haben!“3
So unterschiedliche Denker wie Theodor W. Adorno,4 Bruno Liebrucks5 und Hans-Georg Gadamer6 sind von Gehlen offensichtlich fasziniert, diskutieren ihn oder diskutieren mit ihm. Da ist also einiges im Spiel. Man muss einige Deutungsprobleme auflösen. Arnold Gehlen, er hat Jahrhundertbücher geschrieben, Dinge, die bleiben und die weiterhin enorm nützlich sind. Er hat große Theorien und er ist auf der Suche nach Wirklichkeit.

Die Menschen

Gehlen hat eine Theorie des Menschen, eine Philosophische Anthropologie im emphatischen Sinne. In Der Mensch wird eine komplizierte Theorie eines einheitlichen, explizit nicht-dualistisch, explizit anti-cartesianisch gefassten Lebewesens Mensch entwickelt. Ich nenne einige anthropologische Kategorien, die entdeckt werden, und bringe ein paar wichtige Zitate.
Der Mensch ist ein ganz erstaunliches Wesen. Er hat eine unbedingte Sonderstellung. Anthropologie ist keineswegs „allenfalls das letzte Kapitel einer Zoologie“7.
Es ist unsinnig zu versuchen, Menschliches aus Tierischem „mit Hilfe der grenzenlosen Bereitwilligkeit des Begriffs ‚Entwicklung‘ abzuleiten“.8 Das hat zunächst einen, wenn man so will, negativen Grund: „Der Mensch muss sein Wesen deuten.“9 Er ist ein „stellungnehmendes Wesen“,10 weil er „ein in gewisser Weise ‚unfertiges‘“11 Wesen ist. Er ist das nicht festgestellte Tier. Er ist umweltfrei. Er ist weltoffen.12 Er muss sich, weil er unfertig ist, erst zu etwas machen. Und das wiederum ist „nur angesichts eines Bildes von sich möglich“13. Das ist alles sehr erklärungsstark. Gehlen will exakt biologisch denken.14 Das heißt, wenn es um den Menschen geht, denkt er ihn „anthropo-biologisch“.15
„Worin besteht … die anthropo-biologische Fragestellung? Sie besteht allein in der Frage nach den Existenzbedingungen des Menschen.“16 Diese sind sehr riskiert. So aber muss es sein, wenn denn ein Handeln sein können soll. „Er verhält sich zu sich selbst, lebensnotwendig, wie dies kein Tier tut; er lebt nicht, … er führt sein Leben. Nicht aus Spaß, und nicht zum Luxus des Nachdenkens, sondern aus ernster Not.“17
Alles Menschliche nun ist – dies ist für die anti-dualistische Erklärung entscheidend – in den vitalen Schichten schon vorberücksichtigt. Der Mensch ist ein oder vielmehr das Mängelwesen.18 Wenn ich also oben sagte, dass er eine unbedingte Sonderstellung hat, so heißt das, dass er diese insgesamt hat, in allen seinen Schichten. Heike Delitz formuliert das schön so: „Es geht darum, dass schon unser Körper ‚untierisch‘ ist: Es gibt kein Tier in uns.“19 Diese negative Seite, die morphologisch durch Mängel bestimmte Stellung des Menschen, die fehlende instinktive Sicherheit usw., hat eine positive Seite: Diese Mängel sind ungeheuer produktiv.
Der Mensch muss aus Not heraus Stellung nehmen. Warum muss er das? Weil er nicht feststeht. Jetzt positiv formuliert: Der Mensch ist das handelnde Wesen. Das ist nach Gehlen zunächst und, was seine expliziten Aussagen angeht, auch zuletzt die Wesensaussage: „Wir werden … den Menschen als handelndes Wesen definieren.“20 Da ist eine Natur und ein Naturentwurf: „Im Menschen liegt ein ganz einmaliger, sonst nicht versuchter Gesamtentwurf der Natur vor.“21
Es ist da eine große Theorie der Selbstformung und Selbststeigerung des Menschen. Es ist nicht so, dass das Tier schon sehr viel kann und der Mensch dann noch etwas hinzu. Vielmehr ist der Mensch von Natur aus nicht natürlich, sondern handlungsartige Selbstformungsaktivität. Die Variabilität des Lebens22 drückt sich in ihm als Handlung aus. Der Kern – hier kann man durchaus von Metaphysik sprechen, wogegen Gehlen Einspruch erheben würde, denn hier ist seine Sicht und Redeweise populär23 – ist das Leben, wie es sich im Menschen aktiviert.
Man kann, man muss an Arthur Schopenhauer denken. Vor allem an Textpassagen wie diese:
„I...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Plinio Corrêa de Oliveira und die Gegenrevolution
  7. Nicolás Gómez Dávila und die ewigen Wahrheiten der Philosophie
  8. Julius Evola – Spiritualität und Politik
  9. Arnold Gehlen und die Suche nach dem Kontakt mit der Wirklichkeit
  10. Ivan A. Ilin – Vom Wesen der Rechtgläubigkeit
  11. Ernst Jünger – Mit Schwert und Feder
  12. Gerd-Klaus Kaltenbrunner – Vordenker und Weltweiser jenseits des Zeitgeistes
  13. Russell Kirk und die Begründung des amerikanischen Konservatismus
  14. Günter Maschke – Von Kuba nach Plettenberg
  15. Johannes Messner – Priestergelehrter der katholischen Soziallehre
  16. Arthur Moeller van den Bruck und Edgar Julius Jung – Vordenker des Reiches
  17. Michael Oakeshott als politischer Denker
  18. Günter Rohrmoser: Politik und Philosophie
  19. Wilhelm Röpke – Eine mahnende Stimme für das rechte Maß
  20. Carl Schmitt und José Ortega y Gasset – Wider den modernen Menschen
  21. Hans Sedlmayr: Die Kunst als Wahrheit – und wie sie verloren ging
  22. Alexander Solschenizyn: Leben und Werk. Eine Annäherung anhand fünf thematischer Bereiche
  23. Robert Spaemann und das von Natur her Rechte
  24. Othmar Spanns Vision vom „wahren Staat“
  25. Leo Strauss und Eric Voegelin – Die Rehabilitierung der Ordnung
  26. Autoren
  27. Namenregister
  28. Weitere E-Books von Ares