Großherzogliches Schloss
973 wird erstmals eine Burganlage erwähnt. Nachdem die deutschen Eroberer unter Herzog Heinrich dem Löwen 1160 Niklot getötet und das Land östlich der Elbe erobert hatten, errichteten sie die von Niklot abgebrannte Burg erneut als Sitz eines Statthalters. Nahezu 200 Jahre residierten hier die Grafen von Schwerin. Im Jahre 1359 kaufte Herzog Albrecht II. von Mecklenburg den Grafensitz und verlagerte die Residenz von der Mikelenburg bei Wismar (Dorf Mecklenburg) auf die Schweriner Burginsel.
Zur Zeit des Regierungsantritts Johann Albrechts I. im Jahre 1547 war bereits die gesamte Schlossinsel bebaut. Es existierten u. a. Zeughaus, Zwinger, Back- und Brauhaus, Sommerhaus, die fürstliche Wohnung und an der Südwestseite eine Kapelle und ein Haus für die Chorschüler. Im 16. Jahrhundert begann Herzog Johann Albrecht I., die aus verschiedenen mittelalterlichen Gebäuden bestehende Burg in ein repräsentatives Schloss zu verwandeln. Zu seiner Vermählung mit Anna Sophie von Preußen im Jahre 1555 ließ er das Zeughaus, das Mitte des 16. Jahrhunderts von Valentin von Lira errichtete Bischofshaus und das Lange Haus neu herrichten. Die Fassade erhielt horizontal verlaufende Terrakottafriese. Diese Reliefziegel kamen aus der Lübecker Ziegelbrennerei des Statius von Düren.
1554 begann man mit Neubauten, es entstand das Haus über der Schlossküche. 1560 war die Grundsteinlegung für eine evangelische Schlosskirche. In dieser Zeit wurden auch die Bastionen im Nordwesten, Südosten und Südwesten angelegt, die bis heute erhalten sind.
Nach dem Tod von Herzog Johann Albrecht I. beauftragte Herzog Adolf Friedrich I. den Baumeister Gehrt Evert Piloot, ein neues Schloss zu errichten. Von 1616 bis 1619 entwarf Piloot ein von der niederländischen Renaissance beeinflusstes Schloss mit Arkaden, Galerien, Türmen, Zwerchhäusern, Volutengiebeln und reich dekorierten Schornsteinköpfen. Nach seinen Plänen ließ der Herzog von 1635 bis 1643 die Fassaden des Hauses über der Schlossküche und über der Schlosskirche im Stil der niederländischen Renaissance herrichten sowie beide Häuser aufstocken.
Im 18. Jahrhundert entstand vor der Westseite des Kapellenflügels ein Fachwerkbau für die Gemäldesammlung. Auf der nordöstlichen Bastion wurde der Teepavillon gebaut, für die Freitreppe schuf der Bildhauer Christoph Lücke im Jahre 1742 vier Putten.
In der Zeit von 1756 bis 1837 residierte der Hof in Ludwigslust. Als er 1837 zurück nach Schwerin kam, befand sich das Schlossgebäude in einem desolaten Zustand.
Großherzog Friedrich Franz II. beauftragte Georg Adolph Demmler mit der Erstellung von Bauplänen, die eingereichten zwei Varianten lehnte der Großherzog ab. Er ließ Gottfried Semper 1843 einen Entwurf einreichen, der zwar dem Hof gefiel, aber nicht ausgeführt wurde. Nun schickte Friedrich Franz II. Hofbaurat Demmler und Baukonstrukteur Willebrand zu einer Studienreise nach Frankreich. Das Schloss Chambord im Tal der Loire diente als Vorbild für Demmlers dritten Entwurf, mit dessen Ausführung 1845 begonnen wurde. Die Seeseite mit dem Langen Haus und der Schlosskirche blieb im Wesentlichen erhalten. Abgerissen wurden der Zwinger, das Zeughaus (Wallenstein genannt), das zwischen 1520 und 1525 erbaute Haus mit der Schlossuhr, das Brau- und Backhaus, das Haus über der Schlossküche, die Gemäldegalerie und alle Nebengebäude. Ein Teil des Schweriner Sees wurde aufgeschüttet und für den Burggarten verwendet.
1845 zog Friedrich Franz II. wegen der umfangreichen Bau- und Abrissarbeiten in das Neustädtische Palais.
Neben der Schlossbaustelle ließ der Verein zur Förderung des Baus eines Domturmes in einem extra errichteten Gebäude gegen Bezahlung das Modell des neuen Schlosses besichtigen.
Am 27. August 1847 wurde das Richtfest für den Hauptturm mit Kanonenschüssen, Musik und einem Festmahl für ca. 650 Personen gefeiert. Ausgewählte Gesellen, Tagelöhner, Handlanger und sonstigen Arbeiter erhielten ein Geschenk oder ein Trinkgeld.
Nach Demmlers Entlassung im Jahre 1851 vollendete Friedrich August Stüler den Schlossbau. Während Demmler sich eng an das Vorbild des französischen Schlosses Chambord angelehnt hatte, brachte Stüler, wo es der Baufortschritt zuließ, eigene Elemente ein, wie an der Eingangsfront, den Türmen, den Giebelbekrönungen und in den Dachzonen. Fast die gesamte Innengestaltung geht auf Stüler zurück. Seit 150 Jahren streiten Wissenschaftler, ob die Mischung aus Demmlers und Stülers Baustil für das Schloss zum Vorteil war. Es gibt jetzt immer mehr Meinungen, dass gerade diese Komposition von zwei verschiedenen Stilrichtungen den besonderen Reiz ausmacht.
Die technische Ausstattung des Gebäudes befand sich auch auf hohem Niveau. Das Schloss verfügte über Gasbeleuchtung, Warmluftheizung, Spültoiletten und Personenaufzug. Später kamen Telefone und elektrisches Licht dazu.
In der Zeit vom 1. bis zum 28. April 1857 durfte das Schloss gegen Bezahlung besichtigt werden, obwohl der Innenausbau noch nicht abgeschlossen war.
Am 26. Mai 1857, dem Geburtstag der Großherzogin Auguste, wurde das neue Schloss mit 101 Böllerschüssen, Glockengeläut und einem prächtigen Festumzug feierlich eingeweiht. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen nahm mit seiner Gemahlin ebenfalls an den Feierlichkeiten teil. Um 14.30 Uhr fand im Schloss die Gratulationscour statt mit anschließendem Diner für 470 Personen. 126 speisten an der Großherzoglichen Tafel im Goldenen Saal, 80 im Thronsaal, 104 in der Ahnengalerie, 40 im Billardzimmer und die Übrigen im Waffensaal. Für die Galerien der Säle konnten Eintrittskarten erworben werden, so dass die Schweriner aus dem Adel und dem Bürgertum, die es sich leisten konnten, als Zuschauer an dem Festmahl teilnehmen konnten
Der Großherzog begnadigte mehrere Militärstrafhäftlinge und u. a. die im Rostocker Hochverratsprozess verurteilten Professoren Türk und Julius Wiggers.
Am nächsten Tag fand am Vormittag im Haselholz eine große Militärparade statt. Die Division stand mit dem Rücken zum Faulen See in Linie angetreten. 20 Minuten dauerte die Kutschfahrt des Großherzogs entlang der Linie seiner Division. Am Abend wurde die Oper "Johann Albrecht" von Friedrich von Flotow welturaufgeführt.
Die von dem Medailleur Wilk gefertigte Schlossmedaille in Gold erhielten Stüler und Demmler. In Silber wurde sie an Willebrand, an die Maler Fischer, Gillmeister, Jentzen, Lenthe, Schloepke und andere überreicht. In Bronze verteilte sie der Großherzog an einige Poliere, Tischlermeister und den Berliner Redakteur Dr. Eggers, der die Inschriften an dem Mittelteil des Schlosses verfasst hatte.
Bereits 1908 war eine öffentliche Besichtigung des Schlosses in Abstimmung mit dem Hofmarschallamt teilweise möglich. Nach der Novemberrevolution wurde das Schloss 1919 Staatseigentum. Das Inventar blieb Eigentum des Großherzogs und wurde dem Staat unter der Bedingung überlassen, dass die Räume des Schlosses als Museum genutzt werden. Von 1921 bis 1943 /1944 existierte das Schlossmuseum mit 61 zur Besichtigung freigegebenen Räumen. Ab 1941 nutzte man Teile des Schlosses als Kindergarten, ab 1943 als Lazarett, 1945 bis 1947 als Sitz der sowjetischen Militäradministration, danach für Ämter der Landesregierung.
Von 1949 bis 1952 tagte der Landtag von Mecklenburg im Schloss, vorher befand sich der Tagungsraum in der Kammerbühne des Theaters. Für den Landtag waren insgesamt 156 Räume vorgesehen, und zwar der nach dem Brand nur notdürftig wiederhergestellte Burgseeflügel, einige Räume im stadtseitigen Eingang und im Burggartenflügel sowie die Rohbauten in dem ebenfalls durch Brand zerstörten Schlossgartenflügel. Der Plenarsaal mit einer Empore und den Wappenreliefs bedeutender Städte entstand im Burgseeflügel. Nach der Auflösung des Landtages 1952 übernahm die Pädagogische Schule zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen diese Räume, stellte aber den Plenarsaal dem Bezirkstag Schwerin, der Schweriner Stadtverordnetenversammlung und dem Rat der Stadt Schwerin für Tagungen und Veranstaltungen zur Verfügung. Die Schule und das Internat nutzten das Schloss bis 1981.
Seit 1974 gibt es wieder ein Schlossmuseum, und es wurden schrittweise die entsprechenden Räume restauriert. Von 1962 bis 1993 befand sich das Museum für Ur- und Frühgeschichte im Burgseeflügel, von 1961 bis 1994 beherbergte die Orangerie das Polytechnische Museum. 1979 wurden das Schloss und der Burggarten in die Zentrale Denkmalliste der DDR eingetragen.
Seit 1990 hat der Landtag Mecklenburg-Vorpommern seinen Sitz im Schloss.
Das Schloss verfügt über rund 635 Räume auf 23.000 Quadratmetern Fläche. Die Restaurierung der Innenräu...