WINTER
Dezember
Die ersten starken Fröste haben das Erdreich gefrieren lassen. Über Nacht bilden sich Eisblumen an den Fenstern und der kalte Wind treibt Schneewolken von den Bergen her. Die Tage werden immer kürzer, die Natur hat sich zur Ruhe begeben, und während alles unter dichtem Weiß begraben liegt, gewinnt die Dunkelheit die Oberhand. Manchmal färbt sich die Schneedecke im Licht eines Winternachmittags zart rosa, an anderen Tagen schimmert der Wald in leisem Gold. Abends sieht man hie und da Kerzen in den Fenstern und die Sehnsucht nach dem Licht wird spürbar.
Die Vorweihnachtszeit war stets die Phase der Ruhe, der Erholung und der Einkehr. Zu Beginn der Innenschau stand der Rückblick über das abgelaufene Jahr und die Bereinigung all dessen, was man nicht als Übertrag ins neue Jahr mitnehmen wollte. Oft wurde diese Bereinigung durch Fasten unterstützt, um alten Verhaltensweisen die Nahrung zu entziehen. Zugleich war dies aber auch die Zeit des Geschichtenerzählens und Musizierens, der Vorfreude und der Verheißung. Die Dunkelheit ließ die Sehnsucht nach dem Licht wachsen, und so galt es, das eigene „innere Licht“, das sich aus der Stille nährt, zu stärken.
Adventkranz
Der Adventkranz, ursprünglich ein großer, schlichter Kranz aus Tannenreisig, mit vier Kerzen versehen, wurde im 19. Jahrhundert von einem evangelischen Theologen in Norddeutschland eingeführt, der damit für seine Kinder die Wartezeit auf Weihnachten verkürzen wollte. Rund hundert Jahre später wurde der Adventkranz auch von den Katholiken verwendet und war bald sehr beliebt. Die vier Kerzen symbolisieren die vier Sonntage vor Weihnachten.
Die Wochen vor Weihnachten eignen sich besonders gut zum Geschichtenerzählen oder Vorlesen. Im Buchhandel sind zahlreiche Sammlungen mit Weihnachtsgeschichten für alle Altersstufen erhältlich. So könnte man sich jeweils an einem Adventsonntag am Nachmittag bei einer anderen Familie treffen. Es gibt Tee oder heiße Schokolade, die ersten Kekse können verkostet werden, und dabei liest jeder, der Lust hat, eine Geschichte vor. In meinem Bekanntenkreis ist im Lauf der Zeit eine Sammlung von Lieblingsgeschichten entstanden, die alljährlich wieder vorgetragen werden.
Eine andere Variante, die vor allem Kinder begeistert: Man besorgt ein Buch mit einer längeren Weihnachtsgeschichte und liest jeden Abend bis Weihnachten ein kleines Stück daraus vor.
Adventkranz
Das Adventkranzbinden ist ein schöner Brauch, den man im Freundes- oder Familienkreis aufleben lassen kann. Fichten- und Tannenreisig ist in Gärtnereien und Blumenhandlungen erhältlich. Oder man unternimmt einen Ausflug aufs Land, denn Ende November, bevor der erste Schnee kommt, wird von den meisten Bauern Holz geschlägert. Das grüne Geäst der Nadelbäume bleibt dann übrig und wird oft am Wegrand aufgehäuft. Wenn man beim Bauern anfragt, kann man kostenlos genügend Material für einen Adventkranz mitnehmen. Manche Bauern sind auch gerne bereit, extra dafür frisch geschnittene Äste abzugeben.
Material
Strohkranz: In Baumärkten und Bastelgeschäften erhältlich, kann aber auch selbst hergestellt werden: dicken Draht oder Weidenruten zu einem Kranz formen. Oder: beliebigen Ring (z. B. ein Spannreifen zum Verschließen von Farbkübeln) mit Zeitungspapier gleichmäßig umwickeln und mit Klebeband/Tixo festkleben, sodass ein Ring in der Stärke des Strohkranzes entsteht.
Bindematerial: Feiner Blumendraht oder dünne, reißfeste Paketschnur.
Tannenreisig: Es gibt verschiedene Arten von Tannen, die sich im Aussehen und im Duft unterscheiden. Reisig bekommt man, wie schon erwähnt, bei Waldbesitzern, Christbaumverkäufern, Forstverwaltungen und natürlich in Gärtnereien. Die benötigte Menge richtet sich nach der Größe des Kranzes und ob er liegend oder hängend verwendet wird.
Kerzenhalter für die Adventkranzkerzen:
Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen für dickere und dünnere Kerzen. Dickere Kerzen kann man auch direkt auf dem Kranz befestigen, indem man dicke Drahtstücke über einer Flamme erhitzt und in die Basis der Kerze steckt.
Kerzen: Vier Kerzen in beliebiger Stärke bzw. Länge (in liturgischem Sinn drei violette und für den 3. Adventsonntag eine rosa Kerze, die für die Freude über die bevorstehende Geburt Christi stehen soll).
Anleitung
Reisig in ca. 10 cm lange Stücke schneiden. 2–4 Zweige bündeln, um den Kranz legen und mit Draht oder Schnur 2–3-mal fest umwickeln. Wird der Kranz liegend verwendet, so bleibt die Unterseite frei von Reisig, möchte man ihn aufhängen, bindet man die Zweige immer büschelweise rundum. Die nächste Reihe versetzt um den Kranz legen, sodass die neuen Zweige die Wickelstelle der vorigen Reihe überdecken, wieder 2–3-mal fest umwickeln. Auf diese Weise eine Zweigreihe nach der anderen um den Kranz wickeln und dabei auf eine gleichmäßige Dichte achten. Für die letzte Reihe eher kurze Zweige verwenden, die Anfangszweige etwas zurückklappen, damit man die letzte Reihe fest anbinden kann, zum Schluss die Schnur oder den Draht verknoten und die Bindestelle mit den zurückgeklappten Zweigen der ersten Reihe gut verdecken.
Vor dem Dekorieren den Kranz auflegen und (falls nötig) mit der Gartenschere vorsichtig in eine gleichmäßig runde Form bringen. Wenn manche Stellen zu wenig dicht erscheinen, vorsichtig einzelne Zweige unter die Schnur hineinstecken. Nun kann man die Kerzenhalter auf dem Kranz befestigen und die Kerzen darauf anbringen.
Barbara – 4. Dezember
Sie ist die Schutzherrin der Bergleute, Geologen und Mineure. In diversen Bergbaugebieten erweist man ihr durch Barbarafeiern die Ehre, und wenn ein Tunnel fertiggestellt ist, wird oft eine Nische mit einer Figur der heiligen Barbara geschmückt. Früher legten die Knappen an ihrem Tag auch kleine Gaben für die „Bergmandln“ in den Schächten aus. Barbara hat also mit der Erde und allem „Unterirdischen“ zu tun. Weiters rief man sie auch um eine gute Sterbestunde an, was ebenfalls an die „Unterwelt“ gemahnt. In ihrer Gestalt ist immer noch die frühere Borbeth erkennbar.
Ein beliebtes Orakel stellten die „Barbarazweige“ dar. Die Legende erzählt, ein Kirschzweig habe sich im Kleid der Märtyrerin verfangen, als man sie in den Kerker führte. Sie wässerte den Zweig und an ihrem Todestag sei er dann erblüht. Also schnitt und schneidet man am Barbaratag frische Kirschzweige und stellt sie ins Wasser. Für ein Mädchen diente dies vor allem als Heiratsorakel. Blühten die Zweige bis Weihnachten auf, würde es im kommenden Jahr heiraten. Auch für die Erfüllung eines Wunsches oder als Hinweis auf eine reiche Ernte deutete man das Aufblühen als gutes Zeichen. Damit gehört dieser Tag zu den Lostagen der Vorweihnachtszeit.
Gemäß Überlieferung sollte man die Barbarazweige vor Sonnenaufgang schneiden, was meist Frauensache war, also ein schöner Brauch, den Freundinnen gemeinsam aufleben lassen können. Man steht zum Beispiel noch im Dunklen auf, schneidet die Zweige und erlebt dann im Freien unter dem Kirschbaum einen winterlichen Sonnenaufgang. Danach kann man ein gemeinsames Frühstück g...