Innehalten und Verweilen
eBook - ePub

Innehalten und Verweilen

Geschichten, die VerÀnderungen ermöglichen

  1. 231 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfĂŒgbar
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Innehalten und Verweilen

Geschichten, die VerÀnderungen ermöglichen

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Trance-Geschichten helfen bei den unterschiedlichsten Problemen: Sie fördern einen guten Schlaf, mindern Ängste, verbessern die Konzentration, fĂŒhren zu klarerem Denken und aktivieren verborgene Ressourcen. Die in diesem Buch versammelten Geschichten orientieren sich in ihrem Aufbau an der Hypnotherapie, wie sie von Milton H. Erickson entwickelt wurde. Sie fĂŒhren in eine tiefere Entspannung oder auch in eine Trance und folgen immer dem gleichen Aufbau: Induktion, Vertiefung, Anregungen zum besseren Umgang mit sich selbst und zum Perspektivenwechsel, teilweise posthypnotische Suggestionen und die RĂŒcknahme der Trance.Erfahrene Hypnotherapeuten können die Geschichten abwandeln und an die BedĂŒrfnisse ihrer Klienten anpassen; Neulinge können den reichen Fundus der Geschichten als Anregung nutzen; und jeder an Entspannung Interessierte kann mithilfe der bildhaften EindrĂŒcke eine Auszeit vom Alltag nehmen.Die Geschichten sind in sich abgeschlossen und sollten einzeln angewandt werden.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9783849783532

Teil 1: Einige Gedanken zum Hintergrund

FĂŒr wen ist dieses Buch gedacht?

GrundsĂ€tzlich ist dieses Buch fĂŒr jeden gedacht, der Interesse daran hat, seine eigenen Grenzen zu hinterfragen und zu erweitern. Gemeint ist nicht ein Streben nach mehr Leistung oder höheren finanziellen ErtrĂ€gen. Die Beispiele von Menschen auf der ganzen Welt, aber auch die eigenen Erfahrungen zeigen, dass LebensqualitĂ€t nicht nur vom finanziellen Status abhĂ€ngt. Sobald gewisse GrundbedĂŒrfnisse erfĂŒllt sind, wird es viel wichtiger, was der Einzelne mit sich selbst, mit seinen eigenen Möglichkeiten anfangen kann. Wenn er sich immer an den Werten anderer orientiert, wird er kaum zur Ruhe kommen. Das Erkennen und Hinterfragen der eigenen Wertvorstellungen, die Erweiterung der Wahrnehmung seiner selbst und seiner Umgebung sowie der möglichst tolerante, vielleicht sogar liebevolle Umgang mit sich und allem anderen ist erstrebenswert und findet sich in vielen Formulierungen dieser Geschichten wieder.
Alle Leser, die Erfahrung haben im Umgang mit tiefen EntspannungszustÀnden, können die hier enthaltenen Geschichten als Anleitung nutzen, ihr Erleben in der Ruhe zu vertiefen oder zu erweitern. Psychotherapeuten, insbesondere Hypnotherapeuten und Leiter von Entspannungskursen, können die Ideen in diesem Buch auch mit anderen Menschen einsetzen. Sei es zum Entspannen, zur Wahrnehmungserweiterung oder als therapeutisches Hilfsmittel. Wenn Sie allerdings keine Erfahrung im Umgang mit derartigen Geschichten haben, sollten Sie damit auch nicht bei anderen Menschen experimentieren. Sie können anderen Menschen trotz bester Absichten schaden, wenn Sie versuchen, VerÀnderungen hervorzurufen, deren QualitÀt und IntensitÀt dann vielleicht anders verlÀuft, als Sie es beabsichtigt haben.
FĂŒr sich selbst können Sie dieses Buch auch nutzen, indem Sie sich die Geschichten von jemandem vorlesen lassen. Dieser Jemand sollte eine Stimme haben, die beruhigend auf Sie wirkt. Dabei liegen Sie vielleicht auf dem RĂŒcken. Mit geschlossenen Augen werden Sie weniger von Ihrer sichtbaren Umgebung abgelenkt.
Wenn Sie die Texte selbst lesen, formulieren Sie sie nicht laut und lesen Sie möglichst langsam. Versuchen Sie die einzelnen SĂ€tze in sich einfließen und sich in Ihrem Empfinden ausbreiten zu lassen. Achten Sie eher beilĂ€ufig auf die GefĂŒhle und Gedanken, die in Ihnen ausgelöst werden. Jedes Mal, wenn eine kleine Pause von wenigen Sekunden eingelegt werden kann, ist das durch Punkte hinter den Worten angezeigt. Leere Zeilen stehen fĂŒr lĂ€ngere Pausen. Sie können die Texte fĂŒr den Eigengebrauch auch aufnehmen und sie so sprechen, dass es Ihnen ein gutes GefĂŒhl vermittelt.

Geschichten – was ist das?

ZunĂ€chst einmal können wir Spaß daran haben, an etwas WĂŒnschenswertes, Heiteres oder sonst wie Positives zu denken, ohne jeden weiteren Zweck. Dadurch lösen sich Spannungen in uns. Die Stimmung wird freudiger und friedlicher. Wir erleben die VorgĂ€nge im Körper und unsere Gedanken, GefĂŒhle und WĂŒnsche bewusster. Wir erholen uns dabei und fĂŒhlen uns hinterher frischer und aktiver.
Das ErzĂ€hlte kann Sie an die MĂ€rchen in Ihrer Kindheit erinnern: In Geborgenheit saßen Sie vielleicht zu FĂŒĂŸen Ihrer Großmutter und lauschten ihren Worten. Die ErzĂ€hlung entstand als Bilderabfolge vor Ihrem inneren Auge. Von Ihrer Umgebung nahmen Sie nur wenig wahr. Ihre Aufmerksamkeit war auf die Geschichte konzentriert. In diesen Momenten (er)lebten Sie Teile der ErzĂ€hlungen. Auch hinterher, nachdem die Großmutter geendet hatte, war nicht alles aus Ihrem Bewusstsein verschwunden. Und schon gar nicht aus dem Unterbewussten. Fallen Ihnen nicht sogar heute noch so manche ErzĂ€hlung, manches Bild oder eine mit dem ErzĂ€hlten verknĂŒpfte Lehre von damals ein?
Diese MÀrchen enthalten mehr oder weniger verborgene Botschaften, die den Umgang mit der eigenen Welt und den in ihr enthaltenen Herausforderungen und Problemen erleichtern sollen. Geschichten wurden schon immer genutzt, um Lebensweisheiten und Werte zu vermitteln. Eltern, Erzieher und Lehrer erzÀhlen ihren Kindern Vergleiche, wenn sie etwas Wichtiges erklÀren wollen. Die Kirche arbeitet mit Gleichnissen. Lebensweisheiten und Erfahrungen werden so vermittelt.
Je nach Begabung und eigenen Interessen nutzen die ErzÀhler in diesen Vergleichen bildhafte Vorstellungen. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer kann durch solche Schilderungen »gefesselt« werden. »Gebannt« hören sie zu. Dem unbeteiligten Zuschauer kann diese Wirkung schon auch unheimlich, ja beÀngstigend erscheinen.
Nicht nur Kinder sind faszinierte Zuhörer (oder Zuschauer – auch gespielte Bilder können Botschaften beinhalten, die dem Bewussten verborgen sind, das Unbewusste aber fesseln). Als Erwachsene lauschen wir den unterschiedlichsten Geschichten. Dazu zĂ€hlen auch die Nachrichten, Auslandsberichte oder sachliche Abhandlungen. Obwohl wir solchen Geschichten leicht eine Beteiligung der Fantasie absprechen möchten, sind sie nicht so beschrĂ€nkt auf die Sache, wie wir gerne glauben, noch nehmen wir sie ohne Beteiligung unserer GefĂŒhls- und Bilderwelt auf. Selbst besonders gute wissenschaftliche VortrĂ€ge sind nicht rein sachlich, sondern sprechen den Zuhörer direkt an, beteiligen ihn ĂŒber seine Erlebniswelt. Deshalb entdecken einige der »nĂŒchternen« Wissenschaftler farbige Projektionen zur UnterstĂŒtzung ihrer (angeblich) an das Bewusstsein gerichteten (scheinbar) harten Fakten. Besonders begabte ErzĂ€hler fesseln die Aufmerksamkeit allein durch ihre Worte, durch deren Inhalte und durch die Art, wie sie diese Worte sprechen, also auch ihre Sprachmelodie und vielleicht auch noch durch anderes, das sie mehr oder weniger bewusst produzieren. Was sprechen bestimmte Bildberichte in uns an, wenn sie uns »wie gebannt« auf den Bildschirm schauen lassen? Die Politik ist das Spielfeld der begabtesten unserer Mitmenschen, wenn es darum geht, mit Worten unsere Überzeugungen zu beeinflussen. Diese Worte tĂ€uschen oft Sachlichkeit vor, bekommen ihre Wirkung aber durch die GefĂŒhle, die sie in uns hervorrufen. So kommt es, dass sich der Verstand wundert, wie manche Politiker immer wieder gewĂ€hlt werden, wo doch ihre Taten ganz andere sind, als sie durch ihre Worte versprochen haben.
Was geschieht eigentlich in uns beim Lesen, Hören oder Sehen von Geschichten? Warum hören wir bestimmten Menschen besonders gerne zu, auch wenn sie nichts »Wichtiges« erzÀhlen?
Die Wirkung des ErzĂ€hlten findet in uns statt. Einige Worte können starke Reaktionen in uns hervorrufen. Jede ErzĂ€hlung fesselt umso mehr, je besser es ihr gelingt, in uns eine Beteiligung hervorzurufen. Sie wird Teil von uns, indem sie sich in unser Erleben einfĂŒgt.
Aber auch ohne weitere Einwirkung von außen produzieren wir selbst unsere eigenen Filme. Jede Nacht erleben wir RealitĂ€ten, die denen des Tages Ă€hnlich, aber auch ganz anders sein können.
Es ist wie das Überschreiten einer unsichtbaren Schwelle. Wenn Sie Ihre Augen schließen, und sich mehr und mehr auf das einlassen, das dann vor Ihren inneren Augen entsteht, können Sie eine reiche Innenwelt entdecken. Sie betreten diese andere, meist unbewusste Seite Ihres Da-Seins jede Nacht, aber auch tagsĂŒber immer mal wieder, oft ohne es bewusst zu merken und selten absichtlich. HĂ€ufig mit offenen Augen.
Die nĂ€chtlichen Wahrnehmungen unserer AusflĂŒge in uns selbst bezeichnen wir als TrĂ€ume. Meist sind sie gar nicht oder nur in Spuren am nĂ€chsten Tag in unserer bewussten Erinnerung. Sehr hĂ€ufig, sogar auch wenn wir wach sind, beeinflussen sie unsere Stimmungen und unser Wohlbefinden am nĂ€chsten Tag. Wir können uns dem Zusammenhang zwischen nĂ€chtlichen Trauminhalten und tĂ€glichem FĂŒhlen und Verhalten annĂ€hern, indem wir die bewusste Erinnerung der nĂ€chtlichen Erlebnisse trainieren. Ein Weg dorthin ist das sofortige Erinnern der TrĂ€ume nach dem Aufwachen. Noch wirksamer ist es, die Erinnerungen gleich zu notieren. Selbst deutliche TrĂ€ume sind oft schon wenige Minuten nach dem Aufwachen im Vergessen versunken, wenn sie nicht gleich bewusst festgehalten werden. Durch diesen bewussten Umgang mit den nĂ€chtlichen Erlebnissen wird ein Einfluss auf Inhalte und Verlauf von TrĂ€umen in einem gewissen Umfang möglich. Was aber noch bedeutsamer ist: Die TrĂ€ume beeinflussen uns dann nicht mehr nur unbewusst, sondern durch die Wahrnehmung der Trauminhalte und ihres Einflusses auf unser SelbstwertgefĂŒhl, auf unsere Ängste, unser Streben nach Sicherheit, unsere Vorliebe fĂŒr manche Menschen, unsere SehnsĂŒchte usw. können wir bewusst steuernd eingreifen. Zudem werden uns Erkenntnisse zugĂ€nglich, die in unserem Unbewussten gereift sind und unserem Bewusstsein durch unsere TrĂ€ume zugĂ€nglich gemacht werden. Eine Fortentwicklung der ganzen Persönlichkeit und eine reichere Wahrnehmung sind die Folge.
TagsĂŒber treten wir bei verschiedenen Gelegenheiten in eine Ă€hnliche Traumwelt ein. Sie beinhaltet vom RealitĂ€tsdenken abgehobene Fantasien, denen sehr weltfremde Elemente beigemischt sein können. Wenn Sie gerade einen Moment Zeit haben oder es Ihnen langweilig ist, dann »verschwindet« Ihr Bewusstsein oft in eine Erinnerung oder in eine (meist) schöne Vorstellung. Dabei können Sie diesen Zustand als eine parallele Wahrnehmung erleben, die deutlich getrennt von der RealitĂ€t ist, oder aber auch vollstĂ€ndig von ihr absorbiert sein. Im ersten Fall können Sie jederzeit bewusst sich mehr der einen oder der anderen Welt zuwenden. Im zweiten Fall »weckt« Ihr Nachbar Sie oder vielleicht auch das Klatschen der Zuhörer in dem Konzertsaal, in dem Sie sitzen.
Manchmal rufen wir solche AusflĂŒge hervor, indem wir uns an ein Erlebnis ganz bewusst erinnern oder indem wir etwas planen, wie beispielsweise einen Urlaub, und uns Details dieses in der Zukunft liegenden Ereignisses bildlich vorstellen.
Wenn Sie sich von der Außenwelt abwenden und in Ihrer Innenwelt leben, dann ist das eine VerĂ€nderung Ihres Bewusst-Seins. Wenn Sie ĂŒberwiegend Ihre reale, momentane Umgebung wahrnehmen, dann sind Ihnen andere Bedingungen bewusst, als wenn Sie schlafen oder wenn im wachen Zustand die Vorstellung von einer wohlriechenden, saftigen Pizza in Venedig auf dem Markusplatz das Wasser in Ihrem Mund zusammenlaufen lĂ€sst, wĂ€hrend Sie in der warmen Sonne sitzen, sich bequem zurĂŒcklehnen und sich tief hineinsinken lassen in den Stuhl, der auf warmen Pflastersteinen steht, umgeben von einer faszinierenden AtmosphĂ€re, zwischen gurrenden Tauben und freundlichen, sorglosen Menschen.

Geschichten fördern VerÀnderungen

Durch Geschichten entstehen Empfindungen. Je nachdem wie eindrucksvoll erzĂ€hlt wird, beteiligen sich ReprĂ€sentationen unserer Sinne. Wenn ein Baum beschrieben wird, sehen wir wahrscheinlich Äste, einen Stamm, vielleicht auch grĂŒne BlĂ€tter und eine Umgebung, in der der Baum stehen könnte. Vielleicht sehen wir auch, wie der Wind die Äste und BlĂ€tter bewegt. Dazu kann das GerĂ€usch kommen, das die BlĂ€tter hervorrufen, wenn sie, vom Wind bewegt, miteinander »flĂŒstern«. Die Rinde des Stammes können Sie in Ihrer HandflĂ€che spĂŒren, vielleicht auch das weiche Moos, das an einigen Stellen wĂ€chst. Dieses Moos hat einen typischen Geruch, der Ihnen ebenfalls in den Sinn kommen kann. Und schließlich kann auch Ihr Geschmack beteiligt werden, wenn es vielleicht um einen Walnussbaum geht, dessen NĂŒsse einen ganz bestimmten Geschmack auf Ihrer Zunge hervorrufen und sogar auch ein ganz typisches KaugefĂŒhl vermitteln.
Diese Empfindungen werden sehr stark von unseren bisherigen Erlebnissen gesteuert. Je nachdem, welche Erinnerungen an BĂ€ume wir in unserem GedĂ€chtnis gespeichert haben, entstehen entsprechende Fantasien. WĂŒnsche können verĂ€ndernd einwirken. Aber auch Ängste. Bei der Gestaltung der Texte wird das berĂŒcksichtigt, um beim Zuhörer ein positives GefĂŒhl hervorzurufen.
Alle Empfindungen bewirken im Körper VerĂ€nderungen. Das ist leicht nachvollziehbar, wenn Sie an entsprechende Erinnerungen denken. Erleben Sie in Ihrer Fantasie ein unangenehmes Ereignis wieder, dann reagiert Ihr Körper in abgeschwĂ€chter IntensitĂ€t so, als ob das Ereignis gerade stattfindet – mit allen dazugehörigen physiologischen VorgĂ€ngen. Der Blutdruck steigt, ebenso Atem- und Herzfrequenz. Muskeln spannen sich an. Ihre Wahrnehmung verĂ€ndert sich und damit auch Ihr Bewusstsein. Das gilt fĂŒr kurz zurĂŒckliegende Ereignisse, wie z. B. eine gefĂ€hrliche Situation im Straßenverkehr vor einer Stunde, ebenso wie fĂŒr weit zurĂŒckliegende Geschehnisse wie auch fĂŒr reine Fantasiegebilde. Oft vermischt sich die Erinnerung an das Ereignis mit der Vorstellung, was dadurch hĂ€tte passieren können. Daraus resultierend entwickeln sich dann im gĂŒnstigen Fall Vorsichtsmaßnahmen: Der Organismus lernt. Im ungĂŒnstigen Fall kann einschrĂ€nkendes Vermeidungsverhalten entstehen. In diesem Fall verschließen Sie sich gegen EinflĂŒsse, die Ă€hnliche unangenehme Reaktionen hervorrufen können. In den meisten FĂ€llen verschließen sie sich aber damit auch gegen VerĂ€nderungen, die Ihnen helfen könnten.
Bei einer angenehmen Erinnerung verlaufen die körperlichen VerĂ€nderungen weniger anspannend (Wandertour in einer schönen Landschaft in angenehmer Gesellschaft und bei schönem Wetter) oder sogar beruhigend (am Abend desselben Tages in dem Urlaubsdomizil nach einem guten Essen im Liegestuhl liegen und schöner Musik lauschen) fĂŒr die Muskulatur, den Blutdruck und die Psyche.
Nicht nur Erinnerungen rufen körperliche VerĂ€nderungen hervor. Auch Projektionen in die Zukunft haben diese Wirkung. Wohlgemerkt sind das immer angenommene Ereignisse, die noch nicht eingetreten sind und auch keineswegs so eintreten mĂŒssen, wie Sie das annehmen. Trotzdem können sie genau die gleichen physiologischen Reaktionen hervorrufen wie real abgelaufene Ereignisse, die erinnert werden.
Die körperlichen Folgen der Fantasievorstellungen können sehr groß sein. Ohne dass Sie einen Schritt getan oder eine Hand bewegt haben, kann Ihre Herzfrequenz sich steigern, als ob Sie gerade 200 Meter gerannt wĂ€ren. Allein der Gedanke, von dem Turm heruntergefallen sein zu können, auf dem Sie vor sechs Stunden bei Ihrem Ausflug in einer fremden Stadt gestanden haben, kann Atembeklemmungen hervorrufen. (Wenn Sie genau beobachten, hören Sie vielleicht sogar das Pfeifen des Windes wĂ€hrend Ihres Absturzes.)
So betrachtet, wird es leicht verstĂ€ndlich, dass Empfindungen – und sie sind immer auch Ergebnisse individuell verschiedener Interpretationen der »Wirklichkeit« – Krankheiten hervorrufen, unterstĂŒtzen oder aufrechterhalten können, mit der gleichen Macht aber auch schĂŒtzend oder heilend wirken. Hier unterstĂŒtzen die in den Geschichten enthaltenen Vorstellungen Körper und Psyche. Diese Wirkung ist nicht nur als Möglichkeit vorhanden, sie ist ein realer Einflussfaktor, der jederzeit unsere Wahrnehmung, unser Befinden und eben auch unsere Gesundheit mitbestimmt. Der Einfluss ist nicht immer gleich groß, aber immer vorhanden. Das Ausmaß der Einwirkung ist allerdings nicht messbar. Deshalb fĂ€llt es unserem Verstand leicht, einen derartigen Einfluss verbal zu minimieren oder schlichtweg abzustreiten.
Die vernĂŒnftige PrĂŒfung des Wissens, das wir ĂŒber den Zusammenhang zwischen Psyche und Körper haben, zeigt, dass jede Bewegung im einen Teil im anderen eine Schwingung hervorruft. Die individuell verschiedenen angeborenen Dispositionen sind dabei nur ein Einflussfaktor, neben den psychischen und körperlichen Belastungen, mit denen das System »Mensch« fertigwerden muss.

Gebundene Energien freisetzen

Über Geschichten gelangen wir in einen Bewusstseinszustand, in dem wir unsere eigenen Potenziale zur Gesunderhaltung oder Heilung verstĂ€rkt nutzen können. Durch die Art, wie wir mit uns umgehen, können wir unsere FĂ€higkeiten beschrĂ€nken oder fördern.
Wir kennen Tage, an denen uns nahezu alles gelingt. Und andere, da ist es genau umgekehrt. Viele Faktoren wirken zusammen, wenn wir uns fit oder unpĂ€sslich fĂŒhlen. Über Geschichten können wir lernen, die FĂ€higkeiten, die in uns liegen, zu wecken und auszuschöpfen. Dazu mĂŒssen wir zunĂ€chst einmal so sensibel fĂŒr uns werden, dass wir es fĂŒhlen, wenn wir nicht in der Lage sind, bestimmte Leistungen zu erbringen. Zu oft erwarten wir zur falschen Zeit zu viel von uns. Die resultierende EnttĂ€uschung reduziert unsere Selbstsicherheit. GrundsĂ€tzlich sollten wir davon ausgehen, dass wir mehr können, als wir gemeinhin annehmen, aber nicht unter allen UmstĂ€nden. Wir können eine Haltung entwickeln, die einer großen Selbstsicherheit entspricht: Wir gehen davon aus, dass wir fĂ€hig sind, mit jeder Schwierigkeit irgen...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Widmung
  3. Titel
  4. Impressum
  5. Inhalt
  6. EinfĂŒhrung
  7. Teil 1: Einige Gedanken zum Hintergrund
  8. Teil 2: Die Aufmerksamkeit verÀndern
  9. Teil 3: Eigene KrÀfte entdecken und entfalten
  10. Literatur
  11. Über den Autor