GegenStandpunkt 1-16
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GegenStandpunkt 1-16

Politische Vierteljahreszeitschrift

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  1. 116 Seiten
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"Ich sag' nur Köln"Ganz Deutschland hat sich entsetzt ĂŒber die "Silvesternacht von Köln" als Heimsuchung unserer Gemeinschaft durch eine anders- und abartige Kultur des Bösen. AuffĂ€llig ist freilich die Kluft zwischen dem Inhalt der nationalen Schreckenslyrik und ihrem Anlass: den Umtrieben eines Haufens maghrebinisch-arabischen Jungvolks an einem Ort, wo diese Figuren nicht hingehören, die ansonsten in den Problemvierteln und sonstigen BegrĂŒĂŸungszentren dieser Republik zusammengefasst und kontrolliert sind und den Gang der Dinge nicht weiter stören. So wird einmal ausnahmsweise öffentlich bemerkbar, welches lumpenproletarische Milieu offensichtlich fest zum Kapitalismus Deutschlands mit seinen dicken sozialen RĂ€ndern und seinem Pluralismus von Parallelgesellschaften gehört, die sich diese Nation im Zuge ihres imperialistischen Ausgreifens importiert. Die Sitten der Armen im kapitalistisch reichen Deutschland sind eben so hĂ€sslich wie die Armut selbst. Genommen hat die Mehrzahl der öffentlichen Kommentare das Ereignis komplett anders: als Beweis fĂŒr die Unhaltbarkeit von Merkels Linie in der FlĂŒchtlingspolitik und wie richtig sie mit ihrer Dauerhetze gegen die FlĂŒchtlingspolitik liegt: als Beweis also, dass die angestammten Bewohner dieses Landes – ob besserer BĂŒrger oder deutscher Slumbewohner – diese 'Fremden' weder ertragen können noch sich ĂŒberhaupt gefallen lassen mĂŒssen.Das Urteil ist allerdings fix und fertig, schon lĂ€ngst vor "Köln". "Köln" ist nur das Material eines Nationalismus, der auf die Übergriffe an Silvester weder gewartet hat noch sich davon abhĂ€ngig macht. Er ist jederzeit abrufbar, und anlĂ€sslich von "Köln" wird er abgerufen – von Politikern und Öffentlichkeit als unschlagbares 'Argument' im nationalen Streit ĂŒber den imperialistischen Umgang mit den auslĂ€ndischen FlĂŒchtlingen und fremdenfeindlichen InlĂ€ndern. Von Letzteren verschaffen viele von Sachsen bis NRW ohnehin vor und nach Silvester ihrem nationalistischen GemĂŒt so tatkrĂ€ftig Luft, dass sich jeder Vergleich zu "Köln" verbietet.Der Staat des Islamischen Kalifats (IS)Ein Störfall fĂŒr die imperialistische WeltordnungBei jeder Nennung des "Islamischen Staats" fĂŒgen seine Gegner hinzu, das er sich dazu nur "selbst ernannt" hat, also nicht von den Instanzen ernannt wurde, die sie allenfalls als dazu befugt anerkennen – ihre eigenen, die westlichen Staaten selbst nĂ€mlich. Der Ruf, den Religion und Staat im allgemeinen haben ist offenbar so gut, dass aufgeklĂ€rte AbendlĂ€nder dem IS auf keinen Fall zugestehen mögen, was sie fĂŒr ein moralisches GĂŒtesiegel halten: ein echter Staat zu sein oder werden zu wollen, der sich fĂŒr sein Anrecht als Macht auch auf ein religiöses Fundament beruft – so wie sie auf das 'christliche Abendland' oder als 'god's own country' als Ausweis fĂŒr ihre exklusive Stellung in der Staatenkonkurrenz.Auf einem anderen Blatt steht freilich, was die Instanzen, die den IS aus dem sittlichen Umkreis ihres Imperialismus ausgrenzen, an dem IS-Programm eines immerwĂ€hrenden und ĂŒberall stattfindenden Kampfes des islamischen Glaubens gegen den Unglauben wirklich stört. Und noch etwas anderes ist es, wie sehr der IS als praktische Störung der 'Weltordnung' von deren Vor- und nachrangigen MĂ€chten in ihre politischen Berechnungen eingeordnet und dementsprechend behandelt wird. Jedenfalls bringt auch und gerade dieser Feind die großen und kleineren imperialistischen MĂ€chte, die sich allesamt fĂŒr betroffen, also zu gewaltsamen 'Reaktionen' berechtigt erklĂ€ren, nicht dazu, ihre Konkurrenz um die machtvolle 'Gestaltung' der 'Weltpolitik' untereinander auch nur einen Moment zu beenden. Im Gegenteil.

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Information

Chronik (1)

„Historisches Agreement“ auf der Pariser Weltklimakonferenz:
Die Konkurrenz um das wachsende GeschĂ€ft mit alternativen Energiequellen muss unvermindert weitergehen –
das schuldet die Völkergemeinschaft der Rettung des Weltklimas

Der gefeierte Durchbruch beim Klimaschutz – ein schlechter Witz

Nach einem Verhandlungsmarathon, letzten Veto und einem Antrag der neuen Klimaschutzmacht Amerika, ein „shall“ im verbindlichen Teil des Vertragstextes, aus dem sich „womöglich eine völkerrechtlich bindende Verpflichtung fĂŒr CO2-Minderungen hĂ€tte ableiten lassen“, durch ein „should“ zu ersetzen, ist es auf der 21. Weltklimakonferenz soweit: „Ich schaue mich im Saal um. Ich höre keine EinwĂ€nde.“ Mit dem Schlag eines „kleinen grĂŒnen HolzhĂ€mmerchens“ besiegelt der französische Außenminister Fabius den Weltklimavertrag, das „Paris Agreement“. Dann gibt es auf der COP21, der „Conference of the Parties“ kein Halten mehr und der „historische“ Moment ist da: eine vor Freude weinende deutsche Umweltministerin, ein von den ‚standing ovations‘ fĂŒr seine diplomatischen Kunstgriffe ergriffener Verhandlungsleiter und ein amerikanischer Außenminister, der die Vertreter absaufender Inselstaaten dazu beglĂŒckwĂŒnscht, dass die von ihm angefĂŒhrte „high ambition coalition“ die Welt endlich ‚auf Klimakurs‘ gebracht hat unter dem Motto: „1.5 degree – stay alive“. Erstmalig haben sich alle 194 Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention – die Industriestaaten und wie verlangt auch die in Bezug auf ihre klimaschĂ€dlichen Emissionen noch unterentwickelten LĂ€nder – völkerrechtlich dazu bekannt, freiwillig KlimaschutzbeitrĂ€ge zu leisten, um bis zum Ende des Jahrhunderts die ErderwĂ€rmung auf deutlich unter 2 Grad zu halten, ja, ‚nach Möglichkeit‘ nicht ĂŒber 1,5 Grad steigen zu lassen. Das „Wunder von Paris“ – ein Riesentriumph und ein „großer Tag“ fĂŒr die vom Klimawandel betroffene ‚Menschheit‘!
Eines kann man den amtierenden KlimaschĂŒtzern und Energiepolitikern in Personalunion jedenfalls nicht absprechen: Sie haben ökologischen Humor. Was das Jahrhundertziel der Begrenzung der ErderwĂ€rmung durch das Klimaschutzagreement der Staaten angeht, hat man nicht lange warten mĂŒssen, um alle Dementis beisammen zu haben. Man erfĂ€hrt: Selbst wenn – nur einmal angenommen – schon heute und nicht erst in einem Jahrhundert der wunderbare Zustand der „grĂŒnen (Emissions)Null“ (Umweltministerin Hendricks) in der Energiebewirtschaftung der konkurrierenden Kapitalstandorte erreicht wĂ€re, sind die 1,5 Grad nicht mehr einzuhalten – schon allein wegen des verzögerten Treibhauseffekts durch die bis dato akkumulierten und leider doch sehr zĂ€hlebigen Emissionen. Diese Erblast verdankt sich der Tatsache, dass in diesem weltumspannenden sturzvernĂŒnftigen Wirtschaftssystem die AtmosphĂ€re als kostenlose Abgasdeponie einer fossil befeuerten Energieversorgung intensiv genutzt worden ist und immer noch wird, gemĂ€ĂŸ den beiden entscheidenden Kriterien staatlicher Energieversorgung: Im Dienste nationalen Kapitalwachstums soll der Grundstoff sicher verfĂŒgbar und kostengĂŒnstig sein. Und auch fĂŒr die Einhaltung der Zwei-Grad-Obergrenze, bis zu der die maßgeblichen Regierungen in ihrer Funktion als weit vorausschauende globale Ordnungspolitiker die Folgen des Klimawandels fĂŒr die „am meisten verletzlichen“ nationalen „Parties“ als noch „beherrschbar“ veranschlagen, mĂŒssten die globalen Emissionen schon vor Inkrafttreten des Vertrags ihren Höhepunkt lĂ€ngst ĂŒberschritten haben und danach beschleunigt auf Null abgesenkt werden. Wovon – laut der einschlĂ€gigen Expertisen der Kohlenstoffbudgetexperten des UN- und sonstiger Klimasekretariate – ehrlicherweise nicht auszugehen ist... Alles das wird öffentlich breitgetreten, ohne der hoffnungsfrohen Botschaft „Jetzt geht es endlich los!“ (Merkel) Abbruch zu tun. Wie gesagt: Den Weltklimavertrag als Klimaschutzvereinbarung ernst genommen und an den versprochenen Zielen gemessen, ist der „historische“ Durchbruch ein schlechter Witz.

Die weniger witzige wirkliche Bedeutung des viel bejubelten
„Paris Agreement“

besteht in der diplomatischen Vereinnahmung der Staatenwelt im Namen des gemeinsamen Sorgegegenstands ‚Klima‘ fĂŒr ein energiepolitisches Konkurrenzprogramm, das bis gestern unter den Mitgliedern der Klimaschutz-Völkerfamilie so gar nicht konsensfĂ€hig war wegen ihrer sehr gegensĂ€tzlichen Interessen in Fragen nationaler Energieversorgung.1) Mit der völkerrechtlichen Anerkennung einer – als „ambitioniertes“ Temperaturziel – festgelegten Obergrenze des globalen CO2-Ausstoßes und ihren Umsetzungsmechanismen markiert „Paris das Ende des Zeitalters der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Die globale Energiewende ist unumkehrbar“ (Hendricks).
Die so gerĂŒhrte, amtierende deutsche Umweltfrau buchstabiert es vorwĂ€rts und rĂŒckwĂ€rts: Klimapolitik ist nichts anderes als Energiepolitik. Klimaschonende Minderung der Kohlendioxidemissionen, das steht fĂŒr eine neue Energiebewirtschaftung, die sich nicht mehr auf brennbare BodenschĂ€tze stĂŒtzt, die irgendwo, womöglich unter auswĂ€rtigem Boden liegen, sondern auf Technologien, ĂŒber die die potenten Nationen verfĂŒgen. Das kapitalistisch Fortschrittliche an dieser Wende ist: Ihr neuer „Rohstoff“ in Gestalt von Solarzellen, WindrĂ€dern, Energieeinspartechnik usw. usf. lĂ€sst sich industriell produzieren, womit der Zugriff auf diese neuen Energiequellen nur noch eine Frage der technologischen Potenzen und der Kapital- und Kreditmacht einer fĂŒhrenden Wirtschaftsnation ist; und diese ‚Zukunftstechnologie‘ ist eine in aller Welt von anderen Staaten begehrte Ware, also ein global vermarktbarer GeschĂ€ftsartikel. Allen voran Europas Wirtschaftsvormacht Deutschland hat diese Umstellung der Energieerzeugung auf eine neue, industrielle Grundlage deshalb schon lĂ€nger im Programm und vorangetrieben; weniger um dem Klima mit CO2-Einsparung zu dienen, als um ihre – erklĂ€rtermaßen – unertrĂ€gliche fossile RohstoffabhĂ€ngigkeit zu bekĂ€mpfen und ihren Kapitalstandort mit einem zunehmend „sauberen“ Energiemix in seiner Energiebewirtschaftung konkurrenzmĂ€ĂŸig aufzurĂŒsten und zum Vorreiter im WeltgeschĂ€ft mit der einschlĂ€gigen Technologie aufzusteigen. Diese Wende in der Energieerzeugung stellt also nicht nur die Energiewirtschaft in den betreffenden LĂ€ndern auf neue Grundlagen, sondern sie ist eine internationale KonkurrenzaffĂ€re, darauf berechnet, das globale EnergiegeschĂ€ft, das vorrangig auf „der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas“ beruht, umzuwĂ€lzen.
In dieser Hinsicht stellt das „Paris Agreement“ einen Fortschritt auf der Ebene der Diplomatie dar, die diese politökonomische Konkurrenz auf dem entscheidenden Feld der Energieversorgung begleitet. Die Übereinkunft zu globalem Klimaschutz erhebt diese Energiestrategie und ihr GeschĂ€ft in den Rang eines allgemein anerkannten Anliegens und schreibt es völkerrechtlich fest – auf DrĂ€ngen und unter FĂŒhrung der ehemaligen „Blockierer“, der ‚historischen‘ und der aktuellen HauptemissionsmĂ€chte USA und China. Dass in Paris „so wenig Veto-Gegenmacht zu spĂŒren war, nicht einmal mehr von Saudi-Arabien“ (Schellnhuber, Klimaschutzberater von Papst und Bundesregierung), zeugt nicht etwa davon, dass sich zu guter Letzt auch beim hartnĂ€ckigsten „Bremser“ mit seinen bekannt „kurzfristigen Interessen“ die zukunftsweisende Einsicht in die Notwendigkeit der Energiewende durchgesetzt hat, so dass alle Staaten nach Paris mit der Umstellung auf klimaschonende Wege der Energiebeschaffung endlich so richtig loslegen können. Nein, nicht „der Vertrag von Paris Ă€ndert die Energiepolitik der Welt“ (SZ, 13.12.15); es verhĂ€lt sich genau umgekehrt. Der Konsens ist ein einziger Beleg dafĂŒr, wie weit die neue Energiestrategie aus kommerziellen GrĂŒnden lĂ€ngst aus dem Status eines bloßen vielversprechenden Zukunftsprogramms herausgewachsen und zur RealitĂ€t geworden ist, wie „unumkehrbar“ also diese Energiewende inzwischen als feste globale Konkurrenzlage etabliert ist und die einschlĂ€gigen Rechnungen der entscheidenden Staaten bestimmt. Die Konkurrenz der erklĂ€rten „Vorreiter“ und eher spĂ€t berufenen KlimaschutzmĂ€chte um TechnologiefĂŒhrerschaft, also um das GeschĂ€ft mit den Energieerzeugungsalternativen hat dazu gefĂŒhrt, dass die neuen Energiegewinnungsverfahren immer billiger werden und sich – erst recht an sonnen- und windreichen Standorten – zunehmend auch ohne staatliche Subventionierung unter Kostengesichtspunkten als konkurrenzfĂ€hige Alternativen rentieren und damit fĂŒr kapitalistische StandorthĂŒter attraktiv sind, die um Autonomie in der elementaren Versorgungsfrage ihres Wirtschaftswachstums bemĂŒht sind. Die ganze Welt hat deswegen wachsenden Bedarf nach diesen energietechnologischen Konkurrenzmitteln, was zu Lasten der ‚alten‘ Energiequellen und ihres GeschĂ€ftswachstums geht. Die alternativen Energiequellen versprechen also nicht erst fĂŒr die Zukunft boomende GeschĂ€fte, sie sind dank jeder Menge öffentlicher Anschubfinanzierung und privatem Kredit lĂ€ngst zum großen WeltmarktgeschĂ€ft avanciert, um dessen nationale Aneignung die entwickelte kapitalistische Welt mit ihren Energiekapitalen kĂ€mpft und um deren Zuspruch die kapitalistisch unterentwickelten Nationen konkurrieren, um sich zu einem Teil und damit Teilhaber dieses klimaschonenden WeltenergiegeschĂ€fts hin entwickeln zu lassen. Am Ende hat sich sogar Saudi-Arabien, der Ölstaat schlechthin, fĂŒr den diese neue Energieversorgung der Welt einen Anschlag auf seine fossile Reichtumsquelle und damit auf seinen ganzen politökonomischen Status darstellt, zu dem Standpunkt hindrĂ€ngen lassen, aus dieser globalen Energiewende fĂŒr sich das Beste zu machen. Es setzt selber auf erneuerbare Energien, um langfristig seine einseitige Rohstoffökonomie zu ‚diversifizieren‘ und kurz- und mittelfristig zumindest in seiner fossillastigen Strom- und Wassergewinnung weniger abhĂ€ngig vom kostspieligen und wachsenden Eigenverbrauch seiner fĂŒr den Export bestimmten BodenschĂ€tze zu werden, diese stattdessen fĂŒr den Export zu ‚schonen‘.
Gerade weil die beiden grĂ¶ĂŸten „KlimasĂŒnder“, nĂ€mlich die WirtschaftsmĂ€chte und Rivalen USA und China, ohne deren Beteiligung bekanntlich kein globaler Klimaschutz Sinn macht, dieses neue EnergieerzeugungsgeschĂ€ft mit seinen „zum grĂ¶ĂŸten Investitionsprogramm der Menschheitsgeschichte“ (US-Außenminister Kerry) ausgerufenen Perspektiven als nationale WachstumsrĂ€son adoptiert haben und deswegen diese neue Energiekonkurrenz vorantreiben, stand dem ‚Wunder von Paris‘ kein maßgebliches Interesse mehr entgegen. Insofern darf sich die ‚Menschheit‘ endlich berechtigte Hoffnungen auf die Bremsung des globalen CO2-Ausstoßes machen.
Ja, wenn die neuen Energiequellen Quellen von privatem und nationalökonomischem Gewinn sind, dann gibt es in diesem famosen Wirtschaftssystem „keinen Widerspruch zwischen Wachstum und dem Bewahren des Planeten“, wie der amerikanische PrĂ€sident seiner Klimaschutz-Völkergemeinschaft erklĂ€rt; dann ist schlagartig „die Sicht, wir könnten unsere Wirtschaft nicht weiterhin wachsen lassen, wenn wir gleichzeitig das Klima schĂŒtzen wollen, veraltet“ (Obama). Wenn sich so Ökologie rechnet, dann braucht der erfinderische GeschĂ€ftssinn des globalen Kapitalismus, der in Amerika laut dessen Chef sein natĂŒrliches Zuhause hat, auch keine bindenden Verpflichtungen zum Klimaschutz. Er macht sich vielmehr ganz freiwillig dazu auf, Energiequellen, die die ‚natĂŒrlichen Lebensgrundlagen‘ weniger verwĂŒsten, zu produzieren und in Betrieb zu nehmen – neben all dem anderen, Gewinn einspielenden energiewirtschaftlichen Fortschritt vom Fracking angefangen bis hin zur Atomkraftnutzung, die, weil CO2-emissionsarm, in der Klimaschutzdiplomatie als hochwertiger ökologischer Beitrag zur TemperaturabkĂŒhlung des Planeten zĂ€hlt.
Damit diese allseits zur Klimarettung in höchster Not berufenen produktiven Kapitalanleger und ihre finanzkapitalistischen Krediteure in ihrem guten Werk voranschreiten und, wie politisch verlangt, die weitere Globalisierung des energiewirtschaftlichen Fortschritts als wachsendes neues WeltenergiegeschĂ€ft wahrmachen, benötigen sie natĂŒrlich Vertrauen in die Sicherheit ihrer Investments. Schließlich ist allseits bekannt und in diesem Fall auch öffentlich durchaus gebilligt, dass sie „nicht aus VerantwortungsgefĂŒhl gegenĂŒber der Menschheit aus den fossilen Energien aussteigen, sondern weil sie keine guten Anlagen mehr sind.“ (tagesschau.de, 13.12.15) Also gilt es als Völkergemeinschaft die entsprechenden Garantien politisch zu stiften. Darin liegt – laut der „policy makers“ – die Bedeutung des „historischen Agreements“, der ganze Sinn und Zweck der globalen Klimaschutzvereinbarung: ein „klares Signal“ und „die Botschaft an die internationalen MĂ€rkte und Investoren zu senden, nun verstĂ€rkt auf erneuerbare Energien zu setzen“ (Kerry). Das sollen und können sie, weil es der globale politische Wille ist, nĂ€mlich die Übereinkunft der konkurrierenden kapitalmĂ€chtigen Staaten, dass der neuen Energieerzeugung die geschĂ€ftliche Zukunft gehört und sie sich das unter FĂŒhrung der USA als Selbstverpflichtung auf eine entsprechende nationale Energiepolitik, i.e. auf ‚ehrgeizige Klimaschutzziele‘ vertraglich versprechen.
Einzelne besorgte Stimmen gibt es allerdings noch bezĂŒglich eines zu schnellen Wachstums dieser Klimarettung. Die kommen von den HĂŒtern der finanzkapitalistischen StabilitĂ€t in diesem System, wie z.B der britischen Notenbank. Deren Chef gibt zu bedenken, die neuen „grĂŒnen“ Investoren wie die deutsche Allianz sollten es mit einer zu schnellen „Dekarbonisierung“ ihrer spekulativen Anlagen nicht ĂŒbertreiben, also bei der Umschichtung ihrer finanzkapitalistischen Engagements Umsicht walten lassen, damit nicht am Ende die Investments in die ‚Zukunftstechnologien‘ „stranden“...

Noch ein Dienst an der klimageschÀdigten Menschheit

Ach ja, in einem Vertragsteil hat „das Dokument zur Rettung der Welt“ (FAZ, 12.12.15) wirklich nichts mit diesem Jahrhundert-EnergiegeschĂ€ft, seiner völkergemeinschaftlich vereinbarten Förderung und der Konkurrenz um den nationalen Nutzen aus dieser wichtigen Abteilung Weltmarkt zu tun: Dort nĂ€mlich, wo es um die „Kompensation“ der eingetretenen „Verluste und SchĂ€den“ und die „Anpassung“ an die unvermeidlichen Folgen des Klimawandels auf Seiten der „am schlimmsten“ betroffenen ‚Menschheit‘ in Gestalt der ArmenhĂ€user des Weltmarkts geht. FĂŒr deren Betroffenheit erklĂ€ren sich die ‚reichen IndustrielĂ€nder‘ zustĂ€ndig, „die nicht nur ihre Rolle beim Entstehen des menschengemachten Klimawandels anerkennen, sondern sich ihrer Verantwortung stellen, dagegen etwas zu tun“ (Obama). Sie versprechen zu helfen – und zwar mit einem weiteren politisch gestifteten ZukunftsgeschĂ€ft anderer Art, mit „Klimarisikoversicherungen fĂŒr arme LĂ€nder“. Das versprechen die fĂŒr globale Hilfe ZustĂ€ndigen nach ersten vielversprechenden Pilotversuchen in den DĂŒrregebieten Afrikas finanziell anzuschieben und den „Ärmsten der Armen“ „die Versicherungen so zu verbilligen, dass sie erschwinglich werden“, um ihnen damit endlich Zugang zu dem bislang versperrten globalen VersicherungsgeschĂ€ft mit ihnen zu verschaffen. Da können die großen KlimaschutzmĂ€chte mit ĂŒberschaubarem finanziellem Aufwand viel Gutes bewirken, nĂ€mlich dafĂŒr sorgen, dass so um die 400 Millionen Klimawandelopfer mit Policen versorgt werden.
1) Zu den Prinzipien und Fortschritten der energiepolitischen Konkurrenz der Staaten siehe die Artikel „Was das Klima so alles von ‚uns‘ verlangt“, GegenStandpunkt 2-07 und „Weltklimagipfel ‚gescheitert‘: Der Kampf der Nationen um die globale Energiewende, ihre ErtrĂ€ge und ihre GeschĂ€ftsordnung wird grundsĂ€tzlich“, GegenStandpunkt 1-10
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© 2016 GegenStandpunkt Verlag
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Chronik (2)

Die Bundestagsdebatte zur Sterbehilfe:
Sterben erlaubt – unter Vorbehalt

Im November 2015 debattiert der Deutsche Bundestag ĂŒber eine Neufassung des Sterbehilfegesetzes, „eine der heikelsten Gewissensfragen ĂŒberhaupt, ĂŒber die Art des Sterbens, die viel ĂŒber das...

Inhaltsverzeichnis

  1. Chronik (1) „Historisches Agreement“ auf der Pariser Weltklimakonferenz: Die Konkurrenz um das wachsende GeschĂ€ft mit alternativen Energiequellen muss unvermindert weitergehen – das schuldet die Völkergemeinschaft der Rettung des Weltklimas
  2. Chronik (2) Die Bundestagsdebatte zur Sterbehilfe: Sterben erlaubt – unter Vorbehalt
  3. Chronik (3) Neues von der Anti-Terror-Front: „PrĂ€vention gegen islamistische Radikalisierung von Jugendlichen“ Wir lassen uns unsere jungen Köpfe nicht von islamistischen Halsabschneidern wegnehmen!
  4. Chronik (4) Die Parteitage von CDU und SPD: Über Wahrheit und LĂŒge, Schwindel und GlaubwĂŒrdigkeit in der Politik
  5. Chronik (5) Verdi-Streiks bei Amazon: Großer US-OnlinehĂ€ndler beutet seine Arbeiter aus – das hat Deutschland nicht bestellt!
  6. Chronik (6) Mit Facebook die Welt verbessern: Zuckerberg spendet
  7. Chronik (7) Aus der Reihe „Schönheiten unseres Wirtschaftssystems“, heute: Das billige Öl
  8. Leserbrief zu Konsum und Konsumentenmacht
  9. Leserbrief: Schaffen die Arbeiter den ganzen Reichtum?
  10. „Ich sag’ nur Köln!!“
  11. Der Staat des Islamischen Kalifats (IS)
  12. Die Niederlande und Finnland – zwei Extreme bei der Suche nach einer Antwort auf das Ende ihrer europĂ€ischen StaatsrĂ€son
  13. Die Niederlande
  14. Finnland
  15. Das Finanzkapital
  16. Der Faschismus und seine demokratische BewÀltigung