Der Sieg des Abendlandes. Christentum und kapitalistische Freiheit
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Der Sieg des Abendlandes. Christentum und kapitalistische Freiheit

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Der Sieg des Abendlandes. Christentum und kapitalistische Freiheit

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Das Mittelalter, die menschheitsgeschichtlich gigantische Epoche zwischen dem 6. und dem 15. Jahrhundert, soll also "finster" und "dumpf" gewesen sein? Eine Karenzzeit der geistigen, kulturellen und lebenspraktischen Stagnation, die erst durch Reformation und Aufklärung beendet werden konnte? Alles Unfug! Das abwertende Mittelalter-Klischee, das wir alle seit Schultagen mehr oder weniger verinnerlicht haben, ist für den "Gegenaufklärer" Rodney Stark eine bloße Auswirkung anti-katholischer Propaganda des 18. Jahrhunderts und geht vollkommen fehl. Das europäische Mittelalter, weist Stark mit vitaler Entschiedenheit nach, war vielmehr eine Epoche größter erfinderischer und wirtschaftlicher Blüte. Und das aus einem Grund: weil es das Christentum gab, dessen Theologie sich (etwa bei der Bibelauslegung) als ausgesprochen anpassungsfähig an stets sich verändernde Lebensumstände erwiesen hat. Diese der zukunftsorientierte Theologie brachte ein Element immanenter Vernunft und Logik in die mittelalterliche Welt, was konsequent das rationale Wirtschaften und den kapitalistischen Fortschritt nach sich zog. Auf diese Weise, so Stark, konnte das Abendland in puncto ökonomischer Freiheit und Wohlstandsgewinnung alle anderen Zivilisationen auf die Plätze verweisen – mit Recht, auch wenn das heutige Europa, moralische Selbstzersetzung betreibend, das nicht wahrhaben will.

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TEIL II:
ERFÜLLUNG

KAPITEL 4:
DIE PERFEKTIONIERUNG DES ITALIENISCHEN KAPITALISMUS

Das Vertrauen in die Vernunft ist der wichtigste Aspekt der westlichen Zivilisation. In dieser schlichten Aussage liegt der Schlüssel, um die Evolution der mittelalterlichen Geschäftspraktiken zu verstehen, die man später Kapitalismus nennen sollte.
Es begann alles damit, dass die Mönche in den großen Klöstern ihre frühere Subsistenzwirtschaft aufgaben und zu leistungsstarken Aktivposten in den rasch sich entwickelnden Handelsnetzwerken wurden. Dabei beruhte die Frühform des klösterlichen Kapitalismus zunächst nur auf der Agrarwirtschaft und dem gelegentlichen Verleihen von Geld; die Mönche gründeten nicht gleich Handels-, Finanz- oder auch nur Produktionsunternehmen. Jedoch schufen sie ein Geschäftsmodell, das in der Folge zum Aufstieg privater kapitalistischer Unternehmer führte, die diese naheliegenden nächsten Schritte schließlich selbst gehen sollten. Diese Entwicklung vollzog sich in den relativ freien und gutgelegenen Städten Norditaliens. Bald schon besaßen italienische Unternehmen ein westeuropäisches Monopol auf den Handel, auf Banken und in geringerem Umfang auch auf die Produktion von Gütern. Auf ihrem Höhepunkt im späten 13. wie im 14. Jahrhundert erstreckte sich die italienische Handelsmacht »bis nach England, den Süden Russlands, in die Oasen der Sahara-Wüste, nach Indien und China. Sie war das größte Wirtschaftsreich, das die Welt je gekannt hatte«.1 Aus diesem Grund untersucht dieses Kapitel, wie die Italiener den Kapitalismus perfektionierten und gleichzeitig dieses riesige Wirtschafts- und Finanz-Imperium aufbauten.
Obwohl der Kapitalismus schon in Kapitel 2 definiert wurde, muss allerdings noch die Frage geklärt werden, warum es ihm möglich war, den Reichtum der Nationen derart stark zu transformieren. Natürlich wird es einer Gesellschaft immer besser gehen, wenn ihre Mitglieder produktiv sind, schon weil jeder Reichtum zunächst einmal erwirtschaftet werden muss. Eine kapitalistische Wirtschaft maximiert ihre Produktivität auf mehreren Wegen. Seitdem das Privateigentum geschützt ist und Arbeit nicht mehr erzwungen wird, profitieren die Menschen ganz direkt von ihren produktiven Leistungen, was sie wiederum dazu anspornt, noch mehr zu produzieren. Da Besitzer (oder Investoren) ihrerseits von Produktionssteigerungen profitieren, werden sie ihren Verbrauch klugerweise zügeln, um den erzielten Profit erneut in die Produktion einzuspeisen, in größere Leistungsfähigkeit, verbesserte Technologien oder besser qualifizierte Arbeitskräfte. Der Wettbewerb zwischen den Arbeitgebern wiederum wird Löhne und Vergünstigungen anheben, was die Arbeiter dazu bewegen wird, ihren Konsum zu steigern. Im Umkehrschluss wird dadurch wiederum der Markt erweitert, da all jene, die, sagen wir, Autos oder Fernsehapparate herstellen, die gleichen ja auch kaufen. Das »Wunder« des Kapitalismus liegt ganz einfach darin: Mit zunehmender Zeit wird jeder mehr haben.
Die unmittelbare Ursache für die Entstehung des italienischen Kapitalismus war die Befreiung von habgierigen Herrschern, die wie fast überall auf der Welt auch in Europa den wirtschaftlichen Fortschritt unterdrückt und zerstört hatten. Obwohl sie politisch oft ein turbulentes Leben führten, waren diese Stadtstaaten doch echte Republiken und vermochten die Freiheit, die der Kapitalismus benötigt, zu gewährleisten. Ferner hatten Jahrhunderte des langsamen technologischen Fortschritts die notwendigen Bedingungen für den Aufstieg des Kapitalismus geschaffen, hauptsächlich in Form von Agrarüberschüssen, die für das Wohlergehen ganzer Städte nötig waren. Zudem ermutigte die christliche Theologie extrem optimistische Zukunftsaussichten, die langfristige Investitionsstrategien umso mehr rechtfertigten. Mit der Zeit stellte die Theologie überdies moralische Legitimationen für verschiedenste Geschäftspraktiken zur Verfügung, die für den Kapitalismus wichtig waren. Um die große »kaufmännische Revolution des Mittelalters«2 aber tatsächlich zustande zu bringen, war es unerlässlich, eine neue Art Unternehmen zu perfektionieren und überhaupt neue Wege zu beschreiten, wie Geschäfte zu tätigen sind.

Rationale Unternehmen

Der Handel wurde nicht im Mittelalter erfunden – es hatte ihn schon in der Steinzeit gegeben, wenn nicht noch früher. Was die Europäer jedoch erfanden, war ein neuer Ansatz, bei dem der Handel »nicht länger ein Abenteuer darstellte«,3 sondern zur Routine wurde, so repetitiv und risikofrei wie möglich. Erreicht wurde das durch eine besondere Form der Organisation – das rationale Unternehmen –, die auf der Grundlage verlässlicher Regeln administriert wird.4 Die Anwendung solcher Regeln wird dadurch möglich, dass ein Unternehmen sich auf gleichmäßige, kontinuierliche und genau definierte Aktivitäten beschränkt, welche ständig beobachtet werden, wodurch wiederum Rückschlüsse auf zukünftige Aktivitäten gezogen werden können. Das erfordert jedoch, dass alle Aktionen schriftlich dokumentiert werden und eine lückenlose Buchführung stattfindet. Die Berechnung der Ergebnisse und die Supervision wie die Koordinierung der Aktivitäten erfordern genau definierte Befugnisse und Hierarchien.5 Wer einen höheren Posten bekleidet, muss ein entsprechend umfängliches Training auf seinem Gebiet erfahren haben, etwa in der Buchhaltung; auch wird seine Arbeit regelmäßig evaluiert. Aus diesem Grund werden Manager vor allem auf der Basis ihrer Leistungen angestellt oder befördert, und nicht etwa als Teilzeitkräfte. Es wird von ihnen erwartet, dass sie sich ihren Aufgaben so vollständig widmen, dass sie selbst noch in ihrem Privatleben zur Rechenschaft gezogen werden können. Die Perfektionierung des Kapitalismus bedurfte im Kontext des rationalen Unternehmens daher eines »objektiven« Ansatzes, sowohl was das Personal, das Management wie auch die Finanzpraktiken anging.

Das Personal

Will man die Wahrheit über den Aufstieg des privaten Kapitalismus erfahren, fängt man am besten bei den Menschen an. Wie haben die italienischen Unternehmen Norditaliens ihr Personal trainiert, ausgewählt, befördert und kontrolliert? Vielleicht lässt es sich schon an einer einzigen Statistik ablesen: im Florenz des Jahres 1338 besuchte ungefähr die Hälfte aller Kinder im entsprechenden Alter die Schule,6 obwohl es zu dieser Zeit im Großteil Europas noch gar keine Schulen gab und selbst viele Könige Analphabeten waren. Ein ähnliches Schulniveau gab es in Venedig, Genua, Mailand und anderen norditalienischen Handelsstädten. Damit wird deutlich, dass nicht nur »all die Geschäftsleute … lese- und schreibkundig waren«, sondern gleichfalls die meisten Handwerker.7 Auch wird der Schulerfolg dadurch eindrucksvoll belegt, dass die vielen Handelsbücher, Briefe, Tagebücher und andere Dokumente dieser Zeit eine große Ähnlichkeit der Handschriften aufweisen – das Ergebnis eines vereinheitlichten Unterrichts.
Doch genügte das den rationalen Unternehmen noch nicht. Im Allgemeinen stellten sie Heranwachsende ein, die ihre Schulbildung an sogenannten »Abakus-Schulen« weiterführten, wo sie mit Hilfe von Rechenschiebern ihr kalkulatorisches Können verfeinerten und überhaupt mit mathematischen Grundsätzen vertraut gemacht wurden. Es wird angenommen, dass diese Schulen im 13. Jahrhundert entstanden, nachdem Leonardo Fibonacci ein Rechenbuch veröffentlicht hatte, das sich weit verbreiten sollte. Fibonacci, auch als Leonardo von Pisa bekannt, war einer der größten Zahlentheoretiker in der Geschichte der Mathematik und hatte einen enormen Einfluss auf den Frühkapitalismus. Sein Liber Abaci erschien 1202 und machte die hindu-arabischen Ziffern sowie das Konzept der Null zum ersten Mal außerhalb der Zirkel professioneller Mathematiker bekannt. Es wurde in ganz Norditalien begierig aufgegriffen, da es neue und effiziente Methoden für die Multiplikation und Division aufzeigte, beides Disziplinen, die äußerst schwierig zu handhaben sind, sofern man die römischen Zahlen benutzt – selbst Addition und Subtraktion waren schwierige Operationen für die Römer. Es mag seinem Genie entsprochen haben, dass Fibonacci die Arithmetik nicht bloß in abstrakter Form darstellte, sondern sie anhand von Beispielen aus der Geschäftswelt erklärte, etwa wenn es galt, Handelsspannen und Zinssätze zu ermitteln, Gewichte und Maße umzurechnen oder Gewinne und Verluste anteilig unter Geschäftspartnern zu verteilen.8 Um zu verdeutlichen, wie wirksam die damaligen Schulinstruktionen waren, machte sich der große Wirtschaftswissenschaftler Armando Sapori die Mühe und prüfte alle Berechnungen der heute noch erhaltenen damaligen Wirtschaftsbücher nach und fand in ihnen keinen einzigen Fehler. Auch vermieden es die Buchhalter des Mittelalters, anders als ihre modernen Kollegen, Summen aufzurunden, und das selbst nicht bei Transaktionen im Einhunderttausender-Bereich.9 So wies der Kontostand des Bankhauses Bardi in Florenz einmal die riesige Summe von genau 1 266 755 Pfund und 11 Schilling auf.10
Abakus-Schulen breiteten sich schnell in ganz Norditalien aus und schon bald besuchte sie jeder zweite Junge nach Abschluss seiner Grundschulzeit. 1340 gab es allein in Florenz mindestens sechs Abakus-Schulen und in anderen großen Kapitalzentren Italiens war es kaum anders. Doch man beachte, dass diese Schulen nicht bloß Büroangestellte und Buchhalter ausbildeten.11 Viele Absolventen dominierten schon bald die Führungsetagen in Unternehmen, etwa als leitende Angestellte, und selbst noch wenn sie weniger Erfolg hatten, bezogen sie doch hohe Gehälter – die Hälfte derer, die 1335 bei der Handelsgesellschaft Peruzzi in Florenz angestellt waren, verdienten jährlich mindestens 70 Florentiner bzw. Goldgulden, was ein sehr stattliches Einkommen war.12 Schon um 1400 verdienten Büroangestellte der Medici-Bank üblicherweise 100 Florentiner, was ausreichte, um in einem feinen Haus zu leben und Diener zu beschäftigen.13 Unternehmen hielten so große Stücke auf die Abakus-Schulen, dass sie sich nicht bloß um deren Absolventen bemühten, sondern auch andere ihrer Angestellten auf die Schulen schickten. Die Unterlagen zweier Schulen in Pisa und Florenz dokumentieren, dass ihre Studenten Jungen im Alter von 11 bis 14 waren und den Unterricht an sechs Tagen in der Woche sowohl morgens wie abends besuchten.14 Ein Text, den ein trauernder Geschäftsmann im Andenken an seinen mit 22 Jahren verstorbenen Sohn schrieb, bietet Einblick in die damalige Ausbildung eines Kaufmanns:
Da er einen guten Geist und bemerkenswerten Einfallsreichtum besaß, lernte er sehr zügig Lesen und Schreiben und beeindruckte uns alle damit. Seine Fortschritte waren so rasch, dass er die Sprachlehre bald abgeschlossen hatte. Ich nahm ihn dann [mit 14] aus der Schule und schickte ihn in ein Woll-Unternehmen … Als er zum Buchhalter befördert wurde, führte er das Wirtschaftsbuch so genau, als hätte er es schon vierzig Jahre lang getan … Es wäre aus ihm sicher einer der erfolgreichsten und maßgeblichsten Kaufmänner der Stadt geworden.15
Als im 15. Jahrhundert ein deutscher Kaufmann einem angesehenen Mathematik-Professor die Frage stellte, wo er seinen Sohn am besten ausbilden lassen solle, bekam er zur Antwort, dass für das Addieren und Subtrahieren Deutschland zwar ausreichend sei, man für das Dividieren und Multiplizieren jedoch besser nach Italien gehe. Wenig später entstanden Abakus-Schulen auch in den kapitalistischen Zentren der Niederlande und in Süddeutschland, wo sie »italienische Schulen« genannt wurden – allein in Nürnberg gab es bald schon achtundvierzig.16
Die vielen Chancen, die den Abakus-Absolventen geboten wurden, deuten eindeutig darauf hin, dass diese Unternehmen groß waren und vornehmlich Angestellte beschäftigten, weniger Familienangehörige der Besitzer. Die Belegschaft »setzte sich aus den Besten und Klügsten zusammen … und überraschend wenige kamen aus den Familien der Besitzer und Anteilseigner«. Von den 133 Kommissionären (Angestellte, die in einer Zweigniederlassung beschäftigt waren) der Peruzzi-Gesellschaft Mitte des 14. Jahrhunderts »waren nur dreiundzwanzig … mit den Besitzern der Gesellschaft verwandt … Die wenigen Sprösslinge des Familienunternehmens lassen erkennen, dass es erfrischend wenig Vetternwirtschaft gegeben haben muss; das Geschäft war viel zu wichtig, um es den Inkompetenten zu überlassen, egal, wie lieb und teuer sie einem waren.«17 Darüber hinaus waren diese frühen rationalen Unternehmen in sehr weitem Umkreis verstreute Firmen mit vielen Niederlassungen. Bereits im Jahr 1250 besaß die Bank Riccardi in Luca elf Filialen, eine gar im weit entfernten Dublin. Fünfzig Jahre später hatte die Peruzzi-Gesellschaft in Florenz fünfzehn Filialen, einschließlich einer in London und einer in Tunis.
Man bedenke aber auch, dass »Banken« in jenen Tagen nicht bloße Finanzinstitute waren; sie hatten ebenso viel mit dem Handel und der Herstellung von Gütern zu tun wie mit dem Geldwesen. Wenn heute etwa die Bank of America mit General Motors fusionieren würde, wäre das Ergebnis, was Funktionen und Einfluss betrifft, vergleichbar mit der Riccardi-Gesellschaft.
Viele der Bankfilialen entstanden in Reaktion auf die berühmten Messen, die seinerzeit jährlich in der Region der Champagne veranstaltet wurden (sie dauerten je sechs Wochen). An Stätten wie diesen trafen sich europäische und besonders italienische Händler, um verschiedenste Waren, vor allem aber Wolle, zu kaufen und zu verkaufen. Die Champagne-Messen dominierten den nordeuropäischen Händel für den Gutteil des 13. Jahrhunderts und verebbten erst, als der Handel so umfänglich geworden war, dass die italienischen Händler entschieden, ihre Repräsentanten nicht länger aus der Ferne anreisen zu lassen, sondern vielmehr ständige Filialen in der eigenen Region zu errichten und regelmäßig direkt von den nördlichen Herstellern zu kaufen.18 Der Erfolg der Zweigstellen in Flandern wie in Rom, wo man sich vor allem um Kirchengeschäfte kümmerte, führte bald zu einem regelrechten Wildwuchs von Filialen großer Unternehmen.
Obwohl man viele dieser Unternehmen als Personengesellschaften bezeichnen könnte, greift dieser moderne Begriff doch zu kurz, da sie in Wahrheit eher Aktiengesellschaften glichen. Das typische mittelalterliche Handelsunternehmen war nur insofern ei...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. INHALT
  4. EINFÜHRUNG: VERNUNFT UND FORTSCHRITT
  5. TEIL I: FUNDAMENTE
  6. TEIL II: ERFÜLLUNG
  7. FAZIT: GLOBALISIERUNG UND MODERNE
  8. Danksagungen
  9. Anmerkungen
  10. Verwendete Literatur