Walden oder vom Leben in den Wäldern
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Walden oder vom Leben in den Wäldern

  1. 416 Seiten
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Walden oder vom Leben in den Wäldern

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

1845 zimmerte sich Henry David Thoreau, Sohn eines Bleistiftfabrikanten, eine einfache Hütte am Waldensee, nah seinem Heimatstädtchen Concord in Massachusetts, um sich für zwei Jahre dorthin zurückzuziehen. »Ich ging in die Wälder, weil ich mit Überlegung leben wollte, mich dem eigentlichen, wirklichen Leben nähern wollte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müssste, dass ich nicht gelebt hatte. Intensiv leben wollte ich, das Mark des Lebens in mich aufsaugen.« Walden ist das Protokoll dieses Experiments eines der ersten modernen Aussteiger und zugleich eine der eigentümlichsten und schönsten Handreichungen zum Glück.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9783311702535

Sparsamkeit

Als ich die folgenden Seiten oder vielmehr den größ- ten Teil davon schrieb, lebte ich allein im Wald, eine Meile von meinem nächsten Nachbarn entfernt in einer Hütte am Ufer des Walden Pond in Concord, Massachusetts, die ich selbst gebaut hatte, und verdiente meinen Lebensunterhalt nur durch meiner Hände Arbeit. Ich lebte dort zwei Jahre und zwei Monate. Jetzt nehme ich wieder am zivilisierten Leben teil.
Ich würde meine Angelegenheiten nicht so sehr der Kenntnis meiner Leser aufdrängen, wenn sich nicht meine Mitbürger so genau über meine Lebensweise erkundigt hätten, dass manche sie wohl als unverschämt bezeichnen würden. Ich selbst empfand es überhaupt nicht als unverschämt, sondern in Anbetracht der Umstände als sehr natürlich und angemessen. Die einen fragten, was ich gegessen, ob ich mich einsam gefühlt oder ob ich Angst gehabt hätte. Andere wollten wissen, welchen Teil meines Einkommens ich für wohltätige Zwecke verwendete, und wieder andere, die große Familien hatten, waren neugierig, wie viele arme Kinder ich unterstützte. Ich bitte deshalb diejenigen meiner Leser, die kein besonderes Interesse für mich fühlen, um Verzeihung, wenn ich versuche, einige dieser Fragen in diesem Buch zu beantworten. In den meisten Büchern wird das »Ich«, die erste Person, ausgelassen. Hier will ich sie beibehalten. Was den Egoismus betrifft, ist das der einzige Unterschied. Wir vergessen meist, dass es letzten Ende immer die erste Person ist, die redet. Ich würde nicht so viel über mich selbst sprechen, wenn es irgendeinen anderen Menschen gäbe, den ich ebenso gut kennen würde. Leider bin ich durch die Begrenztheit meiner Erfahrungen auf dieses Thema beschränkt. Außerdem verlange ich für meinen Teil von jedem Schriftsteller, dass er früher oder später einfach und ehrlich von seinem eigenen Leben berichtet, und nicht bloß von dem, was er über das Leben anderer gehört hat. Etwa so, wie er seinen Verwandten aus einem fernen Land berichten würde. Denn wenn er wirklich gelebt hat, so muss das in einem weit entfernten Land gewesen sein. Vielleicht sind diese Zeilen hauptsächlich an arme Studenten gerichtet. Meine übrigen Leser müssen sich die Stellen zusammensuchen, die zu ihnen passen. Ich hoffe, dass bei der Anprobe des Rocks niemand die Nähte ausdehnt, denn wem er passt, kann der Rock vielleicht gute Dienste leisten.
Ich möchte gern etwas sagen, was nicht so sehr für die Chinesen oder Sandwich-Insulaner gilt als für euch Neuengländer, die ihr diese Zeilen lest; etwas über eure Lage, hauptsächlich über eure äußeren Umstände oder Verhältnisse in dieser Welt, in dieser Stadt: welcher Art sie sind, ob sie notwendigerweise so schlecht sein müssen, wie sie sind, ob sie verbessert werden könnten oder auch nicht. Ich bin in Concord viel herumgekommen, und überall in den Läden, in den Büros und auf den Feldern machten die Bewohner auf mich den Eindruck, als ob sie auf tausend merkwürdige Weisen für ihre Sünden büßten. Ich habe gehört, dass Brahmanen sich zwischen vier Feuer setzen und in die Sonne starren oder sich kopfüber über Flammen hängen, dass sie »über ihre Schulter zum Himmel blicken, bis es ihnen unmöglich wird, ihre natürliche Stellung wieder einzunehmen, während durch die Verdrehung des Halses nur Flüssigkeiten in den Magen gelangen können«, dass sie ihr ganzes Leben an eine Baumwurzel gekettet verbringen, wie Raupen kriechend ungeheure Reiche ausmessen oder mit einem Bein auf einer Säule stehen. Aber selbst diese Äußerungen bewusster Reue sind kaum unglaublicher oder verblüffender als die Szenen, deren Zeuge ich täglich bin. Die zwölf Aufgaben des Herkules waren belanglos im Vergleich zu denen, die meine Nachbarn unternommen haben, denn er hatte nur zwölf davon, und dann war er fertig. Ich konnte dagegen niemals beobachten, dass diese Menschen ein Ungeheuer erschlugen oder einfingen, oder dass sie irgendeine Arbeit beendeten. Ihnen fehlte der Freund Iolaos, der mit glühendem Eisen den Hals der Hydra versengte. Darum wuchsen, sobald ein Kopf zerschmettert war, zwei neue nach.
Ich sehe junge Leute, meine Mitbürger, deren Unglück es ist, dass sie Farmen, Häuser, Scheunen, Vieh und Ackergerät geerbt haben. Denn solche Dinge sind leichter erworben, als an den Mann gebracht. Es stünde besser um sie, wären sie auf offener Weide geboren und von einer Wölfin gesäugt, denn dann würden sie klarer erkennen, wo das wahre Feld ihrer Tätigkeit liegt. Wer hat sie zu Sklaven des Bodens gemacht? Warum sollten sie sich von ihren sechzig Morgen Land ernähren, wenn ein Mensch doch nur dazu verdammt ist, sein Häufchen Staub zu essen? Warum sollten sie gleich nach der Geburt damit beginnen, ihr Grab zu schaufeln? Sie müssen ein Menschenleben führen, sich dabei mit all diesen Dingen abplagen und so gut vorwärtskommen wie möglich. Wie manche arme unsterbliche Seele kreuzte meinen Weg, fast erdrückt und erstickt unter ihrer Last, die Straße des Lebens entlangkriechend, sich mit Ställen abrackernd, die fünfundsiebzig mal vierzig Fuß groß waren – mit Augiasställen, die niemals sauber gemacht wurden, mit hundert Morgen Land, Äckern, Wiesen, Weiden und Waldparzellen! Die Unbegüterten, die sich nicht mit solchen unnötigen, ererbten Fronen herumplagen, haben genug zu tun, ein paar Kubikfuß Fleisch zu beherrschen und zu kultivieren.
Doch die Menschheit krankt an einem Irrtum. Ihr besserer Teil ist bald als Dünger unter den Erdboden gepflügt. Ein scheinbares Verhängnis – gewöhnlich Schicksal genannt – zwingt sie, wie es in einem alten Buch geschrieben steht, Schätze zu sammeln, die von Motten und Rost zerfressen und von Dieben gejagt und gestohlen werden. Es ist ein Narrenleben, wie sie herausfinden, wenn sie am Ende angelangt sind, vielleicht auch schon früher. Es heißt, dass Deukalion und Pyrrha Menschen schufen, indem sie Steine über ihre Köpfe hinweg hinter sich warfen:
Inde genus durum sumus, experiensque laborum
Et documenta damus qua simus origine nati.
Oder, wie Sir Walter Raleigh klangvoll reimte:
»From thence our kind hard-hearted is, enduring pain and care,
Approving that our bodies of a stony nature are.«
»Seither ertragen wir Schmerz und Pein, sind unsere Herzen hart,
für unsere steinerne Abkunft liefern wir selbst den Beweis.«
So kann es gehen, wenn man einem faselnden Orakel blind gehorcht, Steine über seinen Kopf wirft und nicht schaut, wohin sie fallen.
Die meisten Menschen sind, selbst in diesem verhältnismäßig freien Land, aus purer Unwissenheit und Verblendung so sehr von eingebildeten Sorgen und den überflüssigen, groben Arbeiten des Lebens in Anspruch genommen, dass sie gar nicht dazu kommen, seine edleren Früchte zu pflücken. Ihre Finger sind durch übermäßige Arbeit zu ungeschickt und zittrig geworden. Tatsächlich hat der arbeitende Mensch heute nicht mehr die Muße, sich innerlich zu läutern. Es ist ihm nicht möglich, wahrhaft menschliche Beziehungen zu den Menschen zu pflegen; seine Arbeit würde an Marktwert verlieren. Er hat nur Zeit, eine Maschine zu sein. Wie kann er sich seiner Unwissenheit bewusst werden, wie es für seine geistige Weiterentwicklung erforderlich ist, wenn er seine Kenntnisse so oft gebrauchen muss? Wir sollten ihn ab und zu ohne Gegenleistung ernähren und kleiden und gut zu ihm sein, bevor wir ein Urteil über ihn fällen. Die kostbarsten Eigenschaften unseres Wesens können, wie die Blüten der Früchte, nur durch die behutsamste Behandlung erhalten werden. Doch so zartfühlend behandeln wir weder uns selbst noch die anderen.
Einige von euch, das wissen wir alle, sind arm, haben schwer mit dem Leben zu kämpfen, ringen sozusagen von Zeit zu Zeit nach Luft. Ich bezweifle nicht, dass einige Leser dieses Buchs nicht imstande sind, all die Mittagessen zu bezahlen, die sie in Wirklichkeit verzehrt haben, oder die Kleider und Schuhe, die sich so schnell abnutzen oder schon abgetragen sind; sie konnten vielleicht nur deshalb bis hierhin lesen, weil sie geliehene oder gestohlene Zeit dazu verwendet und so ihre Gläubiger um eine Stunde betrogen haben. Es ist eine nackte Tatsache, dass manche von euch elende und niedrige Leben führen; mein Blick dafür ist durch Erfahrung geschärft. All eure Bemühungen drehen sich darum, ins Geschäft hinein- oder aus den Schulden herauszukommen, aus jenem uralten Morast, den die Römer aes alienum nannten, »eines anderen Kupfer«, denn einige ihrer Münzen waren aus Kupfer. Ihr lebt, ihr sterbt, ihr werdet begraben durch das Kupfer eines anderen. Immer versprecht ihr zu bezahlen, morgen zu bezahlen, und dabei sterbt ihr heute – bankrott. Auf alle Arten versucht ihr, um Gunst und Kundschaft zu werben – nur vor Gesetzesübertretungen und Gefängnis hütet ihr euch. Ihr lügt, schmeichelt, versprecht, verkriecht euch mit eurer Höflichkeit in ein Schneckenhaus oder löst euch in eine Wolke seichter und dunstiger Großmut auf, um euren Nachbarn dazu zu bewegen, seine Schuhe oder seinen Hut, seinen Anzug oder seinen Wagen bei euch machen oder seine Gewürze von euch liefern zu lassen. Ihr macht euch krank, damit ihr etwas für eure kranken Tage zusammenspart, etwas, was man in einer alten Truhe oder in einem Strumpf hinter dem Wandbewurf versteckt, oder, um noch sicherer zu gehen, in einer Bank – egal wo, egal wie viel oder wie wenig.
Ich wundere mich manchmal darüber, dass wir so, ich möchte fast sagen, frivol sein können, uns um die schmutzige, aber etwas ferner liegende Form der Knechtschaft, die sogenannte »Negerversklavung«, zu kümmern, gibt es doch im Norden ebenso viele schlaue und findige Sklavenhalter wie im Süden. Es ist hart, einem südlichen, härter, einem nördlichen Sklavenaufseher zu unterstehen, am schlimmsten aber ist es, sein eigener Sklaventreiber zu sein. Redet mir bloß vom Göttlichen im Menschen! Schaut euch doch den Fuhrmann auf der Landstraße an, der sich bei Tag und bei Nacht zum Markt aufmacht. Offenbart sich irgendetwas Göttliches in ihm? Seine höchste Pflicht ist es, seine Pferde zu füttern und zu tränken. Was bedeutet ihm mehr – sein Schicksal oder der Frachtverkehr? Fährt er nicht für Herrn »Nimmerrast«? Was ist göttlich, was unsterblich an ihm? Wie er sich bückt und kriecht, wie er sich den lieben langen Tag unbestimmt fürchtet; er, der weder unsterblich noch göttlich ist, sondern nur der Gefangene und Sklave der Meinung, die er über sich selbst hat und die auf seinen eigenen Taten beruht. Die öffentliche Meinung ist ein schwacher Tyrann im Vergleich zu unserer eigenen. Was ein Mensch von sich selbst denkt, ist die Bestimmung oder Vorsehung seines Schicksals. Wo ist der Wilberforce, der selbst in den westindischen Gebieten einer launenhaften Phantasie die Selbstbefreiung durchsetzt? Denken wir auch an die Damen des Landes, die bis zum jüngsten Tag Toilettenkissen sticken, um nur ja kein allzu lebhaftes Interesse an ihrem Schicksal zu verraten! Als könnte man die Zeit totschlagen, ohne die Ewigkeit zu verletzen.
Die Mehrzahl der Menschen verbringt ihr Leben in stiller Verzweiflung. Was wir Resignation nennen, ist absolute Verzweiflung. Aus der hoffnungslosen Stadt zieht man aufs hoffnungslose Land und tröstet sich mit der Tapferkeit von Nerz und Bisamratte. Eine stereotype, wenn auch unbewusste Verzweiflung ist selbst hinter den sogenannten Vergnügungen und Unterhaltungen der Menschheit verborgen. Von Vergnügen kann da aber keine Rede sein, denn das kommt nach der Arbeit. Für den Weisen aber ist es charakteristisch, nichts aus Verzweiflung zu tun.
Wenn wir uns überlegen, was nach den Worten des Katechismus das höchste Ziel des Menschen ist und worin die notwendigen Lebensbedürfnisse wirklich bestehen, so scheint es, als ob die Menschen absichtlich die gewöhnliche Art zu leben gewählt hätten, weil sie ihr vor jeder anderen den Vorzug geben. Und doch glauben sie allen Ernstes, keine Wahl mehr zu haben. Wache und gesunde Geister dagegen erinnern sich, dass die Sonne einmal ungetrübt aufgegangen ist. Es ist nie zu spät, unsere Vorurteile abzulegen. Auf keine Denk- oder Handlungsweise, sei sie auch noch so alt, kann man sich ohne vorherige Prüfung verlassen. Was heute alle Welt nachbetet oder stillschweigend als wahr gelten lässt, kann sich morgen als falsch erweisen – als Schall und Rauch, den manche für eine Wolke hielten, die düngenden Regen auf ihre Felder bringt. Was frühere Menschen für unmöglich hielten, haben wir ausprobiert, und wir stellen fest, dass es möglich ist. Alte Taten für frühere Menschen, neue Taten für die neuen. Unsere Ahnen wussten nicht, wie sie sich Brennmaterial verschaffen konnten, um ihre Feuer zu unterhalten; heute legt man ein wenig trockenes Reisig unter einen Kessel und saust um den Erdball, so schnell wie ein Vogel. Das Alter ist kein so guter, nein ein schlechterer Lehrmeister als die Jugend, denn es hat nicht so viel gewonnen, wie es verlor. Man kann mit Recht bezweifeln, ob der weiseste Mensch nur durch das Leben irgendetwas von absolutem Wert gelernt hat. In Wirklichkeit haben die Alten der Jugend keinen wertvollen Rat zu geben. Ihre Erfahrungen sind zu unvollständig, und ihr Leben war – aus persönlichen Gründen, wie sie natürlich glauben – ein kläglicher Misserfolg. Und doch haben sie möglicherweise noch etwas Selbstvertrauen übrig, das über diese Erfahrung hinwegtäuscht; dabei sind sie ja nur weniger jung, als sie gewesen sind. Ich habe etwas über dreißig Jahre auf diesem Planeten zugebracht, und doch habe ich bislang noch nicht eine Silbe eines wertvollen oder selbst ernsthaften Ratschlags von meinen älteren Mitmenschen gehört. Sie haben mir nichts geraten, und sie sind dazu wahrscheinlich auch nicht imstande. Hier ist das Leben – ein größtenteils von mir noch nicht versuchtes Experiment. Dass sie es versuchten, nützt mir nichts. Zu keiner Erfahrung, die ich für wertvoll halte, hatten meine Ratgeber irgendetwas zu sagen.
Ein Farmer erklärte mir: »Sie können nicht allein von Pflanzenkost leben, denn sie trägt nichts zur Knochenbildung bei.« Darum widmet er gutgläubig den halben Tag der Versorgung seines Körpers mit dem Rohmaterial für Knochen. Und während er spricht, läuft er die ganze Zeit hinter seinen Ochsen her, die ihn und seinen schwankenden Pflug mit ihren durch Pflanzen genährten Knochen über alle Hindernisse hinwegzerren. Manche Dinge sind für gewisse Kreise wirkliche Notwendigkeiten, und zwar für die Hilflosen und Kranken, während sie anderen bloß als Luxus erscheinen und wieder anderen völlig unbekannt sind.
Es gibt Leute, die meinen, der ganze Bereich des menschlichen Lebens sei von ihren Vorfahren bereits in allen Höhen und Tiefen durchforscht, alle Dinge seien bereits besorgt. Laut Evelyn »hat der weise Salomo sogar für die Entfernung zwischen den Bäumen Vorschriften getroffen. Die römischen Prätoren bestimmten, wie oft man den Boden seines Nachbarn betreten dürfe, um die abgefallenen Eicheln aufzulesen, und wie viel davon dem Nachbarn zustehe.« Hippokrates hat uns sogar Anweisungen hinterlassen, wie wir unsere Nägel schneiden sollen, nämlich ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Sparsamkeit
  4. Wo ich lebte und wofür
  5. Lesen
  6. Klänge
  7. Einsamkeit
  8. Besucher
  9. Das Bohnenfeld
  10. Das Dorf
  11. Die Seen
  12. Baker-Farm
  13. Höhere Gesetze
  14. Tiernachbarn
  15. Heizung
  16. Vorgänger und Winterbesuch
  17. Wintertiere
  18. Der See im Winter
  19. Frühling
  20. Schluss
  21. Über Henry Thoreau
  22. Impressum